Archiv des Autors: Poesie

Über Poesie

Weltreisender nach zwei Berufsleben (DDR + BRD)

Die CDU und Steuerungerechtigkeit

Die Regierungen Kohl, Schröder, Merkel haben seit 1998 den Spitzensteuersatz kräftig gesenkt, die Unternehmenssteuern reduziert und die Abgeltungssteuer eingeführt. Davon haben vor allem die Besserverdiener profitiert. Zugleich wurden die indirekten Steuern wie die Mehrwertsteuer und die Energiesteuern einschließlich EEG-Umlage erhöht. Dadurch wurden vor allem Haushalte mit geringen und mittleren Einkommen proportional stärker belastet. Wie die Grafik vom DIW (s. oben) zeigt, zahlen Geringverdiener fast nur indirekte Steuern, weil sie wenig Einkommen haben. Sie wurden auch nicht entlastet durch die Senkung des Eingangssteuersatzes. Sie, wie auch die Mittelschicht, haben auch nichts davon, wenn der Spitzensteuersatz erhöht (verschoben) wird, wie es alle im Bundestag vertretenen Parteien fordern.
In der Grafik erscheinen die Sozialbeiträge wie der „Wal in der Badewanne“. Superreiche erscheinen in der Grafik gar nicht, da sie zumeist Unternehmens- und Kapitaleinkünfte haben, auf die keine progressive Einkommensteuer anfällt. Wenn sie ihre Millioneneinkommen im Unternehmen lassen oder in andere Unternehmen investieren, zahlen sie noch nicht einmal Abgeltungssteuer. Dann werden nur die niedrigeren Unternehmenssteuern fällig. Da sie sich auch teure Steuerberater leisten können, zahlen sie höchstens 20 oder 25 % Steuern auf ihre dreistelligen Millioneneinkünfte. Wenn selbst der Milliardär Warren Buffet meint, dass er weniger Steuern zahlt als seine Sekretärin, dann ist die Welt weit entfernt von Steuergerechtigkeit. Diesen Buffet-Effekt haben wir auch in Deutschland meint der Steuerexperte Dr. Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin im nd.
An diese Politik wollen CDU und FDP festhalten und vor allem die Mittelschicht steuerlich entlasten. Um die Mittelschicht zu entlasten, müsste der Grundfreibetrag erhöht und die Eingangsteuersätze gesenkt werden. Das kostet aber Steuerausfälle von mindestens 30 Milliarden Euro im Jahr, die man nur vermeiden kann, wenn man Top-Verdiener höher besteuert. Allein durch die Erhöhung des Spitzensteuersatzes können Steuerausfälle aber nicht kompensiert werden. Daher ist das Steuerkonzept der Union eine Mogelpackung.
Linkspartei, SPD und Grüne wollen dagegen Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen entlasten und Spitzenverdiener stärker zur Kasse bitten. Die Linke will darüber hinaus für hohe Vermögen (über einer Million) wieder eine Vermögensteuer einführen und die Erbschaftsteuer erhöhen. Die Abgeltungssteuer will die Linke abschaffen und stattdessen Kapitalerträge progressiv besteuern.
Hierzu eine kleine Geschichte am Rande. Ein thüringischer Politiker hat sich für höhere Staatsabgaben beim Kauf von Grundstücken ausgesprochen. Er ist zwar der kommunalpolitische Sprecher der Fraktion die LINKE im Thüringer Landtag, sprach in diesem Fall aber nur in seinem Namen. Inhaltlich geht es ihm um Steuergerechtigkeit. Der Kauf von Grundstücken sollte genauso besteuert werden, wie z.B. der Kauf von Autos. Nur 6,5 % Grunderwerbsteuer auf den Kauf von Grundstücken, wie in Thüringen, stelle eine Steuervergünstigung dar. Ungerecht sei auch, dass der Häuslebauer, der dazu nur ein Grundstück kauft, weniger Grunderwerbssteuer zahlt, als der, der sich ein Haus mit Grundstück kauft. Sinnvoller sei es, bei Grundstückskäufen gar keine Grunderwerbssteuer, dafür aber 19 % Umsatzsteuer zu erheben.
Mal abgesehen davon, dass es nur eine private Meinung ist, die nicht unbedingt mit dem linken Steuerkonzept übereinstimmt, war die Reaktion in den sozialen Netzwerken (wie Twitter) bezeichnend. In einer Schlammschlacht bedienten sich besonders CDU-Anhänger solcher demagogischen Argumente, wie :„LINKE geben gerne das Geld anderer Leute aus“, oder „die LINKE ist eine Partei der Steuererhöher“. Die CDU nimmt per-se für sich in Anspruch die bessere Partei in Wirtschafts- und Steuerfragen zu sein. Das ist wohl eher ein Treppenwitz und entspricht nicht im Geringsten den Tatsachen. Die CDU steht vor allem dafür, dass über Steuern von unten nach oben umverteilt wird. Sie ist es, die sich das Geld vor allem von den unteren Einkommensschichten holt, um die Reichen steuerlich zu schonen.

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Umgangsrecht und Doppelresidenz

Die Teilung der Betreuung gemeinsamer Kinder getrennt lebender Eltern zu gleichen Teilen fordern Initiativen von Scheidungsvätern schon seit langem. Scheidungsväter der letzten Generation, die heutigen Opas, bekamen weder das Sorgerecht noch das Recht auf den Umgang mit ihren Kindern, wenn es die Mutter nicht wollte. Nach wie vor leben Scheidungskinder überwiegend bei der Mutter. Die Väter hatten lediglich die Pflicht zur Zahlung des Unterhaltes, aber nicht das Recht auf Umgang. Das soll sich ändern. Die „Paritätische Doppelresidenz“ als Regelfall heißt, Scheidungskinder leben im Wechsel bei Mama und Papa. Die Zeiten des alternativlosen „Ganz oder gar nicht“, das Männer zu puren Zahlvätern degradierte, gehen offenbar zu Ende. Väter sollen im Idealfall die Hälfte der Betreuungsaufgaben übernehmen, dafür entfällt der Kindesunterhalt. Immer mehr Studien und Befragungen bestätigen die Wünsche von Trennungsvätern. Zahlen des Allensbach-Institutes zeigen, dass 51 % die Doppelresidenz befürworten. Doch nur 15 % der getrennten Paare praktizieren tatsächlich die halbe-halbe-Lösung. Die große Mehrheit der Väter hat inzwischen zwar das gemeinsame Sorgerecht. Trotzdem sehen sie ihr Kind meist nur an jedem zweiten Wochenende, im Urlaub oder mal zwischendurch. Die dabei entstehenden Kosten werden bisher weder im Steuer- noch im Unterhaltsrecht berücksichtigt. Auch wenn ein geschiedener Mann zum Beispiel die ganzen Sommerferien mit seinem Sohn auf Reisen ist, bleibt es der Willkür seiner Ex-Partnerin überlassen, ob sie sich an den entstehenden Zusatzausgaben beteiligt. Die paritätische Doppelresidenz hat dann Nachteile, wenn Scheidungskinder nur ungern ständig zwischen zwei Wohnungen wechseln wollen. Vor allem, wenn diese räumlich weit auseinander liegen. Hinzu kommt, dass es sich Einkommensschwache Eltern schlicht nicht leisten können, die komplette familiäre Infrastruktur doppelt vorzuhalten. Sollten Scheidungsväter mehr Rechte bekommen, kann man davon ausgehen, dass sich auch das leidige Thema der Unterhaltszahlung entschärft.
Das Thema Doppelresidenz wird äußerst kontrovers diskutiert und steht im geschlechter- und familienpolitischen Minenfeld. Trotzdem hat die neue Familienministerin die paritätische Doppelresidenz auf die politische Tagesordnung gesetzt. Sie kann sich dabei auf eine Resolution im Europarat von 2015 und auf ein Grundsatzurteil des Bundesgerichtshofes (BGH) stützen. Dieser hat im Februar 2017 klargestellt, dass das Wechselmodell schon jetzt „im Sinne des Kindeswohls“ angeordnet werden kann. Vor der Bundestagswahl zeigt sich die SPD entschlossen, die BGH-Entscheidung in Gesetzesform zu gießen. Die LINKE spricht von einer „guten Variante“, die aber voraussetzt, dass die Eltern weiterhin miteinander kommunizieren. D.h., die Kindesmutter kann sich auch nach der neuen Gesetzesform in ihrem Sinne willkürlich über das Kindeswohl hinwegsetzen. Oder wie der Bauer sagen würde: Kräht der Hahn auf dem Mist, bleibt alles wie es ist.

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Trump und der Weltfrieden

Bricht jetzt der Weltfrieden aus? Donald Trump ist eine politische und ästhetische Katastrophe. Als Präsident des mächtigsten Staates der Welt unwürdig und peinlich, so der Anschein. Es gäbe viele Gründe ihn des Amtes zu entheben. Aber ausgerechnet über Russland soll er stolpern!? Die versuchte Annäherung der USA mit Russland ist das mit Abstand Beste, was er bisher in Angriff genommen hat. Die Motive Donald Trumps mögen zwar rein wirtschaftlicher Natur sein, befreit von Ideologie, aber jeder vernunftbegabte Mensch würde das begrüßen. Die alte Elite und das Establishment der USA will mit aller Macht verhindern, dass sich das Verhältnis zu Russland normalisiert. Offensichtlich brauchen sie einen Feind, zu dem Russland mindestens seit 1917 zählt. Nach dem 2. Weltkrieg dienten u.a. der Marshall- Plan dazu, Westeuropa wirtschaftlich eng an die USA zu binden und traditionelle innereuropäische West-Ost-Beziehungen zu blockieren. Sämtliche NATO-Mitglieder beteiligten sich am Wirtschaftskrieg gegen den kommunistischen Osten. Auch nach 1990 blieb der oberste Feind der Kommunismus. Damit hat Russland zwar nichts mehr am Hut, aber es ist aus der Sicht des Westens das Reich des Bösen, aus dem das Gespenst kam, das um die Welt ging. Und nach dem heutigen Politikverständnis braucht jede Macht einen Feind. Die Hysterie in den USA um den „Geheimnisverrat“ baut dabei auf substanzlose Fake-News zu den „russischen Hacks“ auf. Seit McCarthy wurde in den USA niemand mehr in dieser Form allein wegen Kontakt »zum Russen« verfolgt und abgeurteilt. Das zeigt auch die politische Verfasstheit der USA und die eigentlichen Machtverhältnisse. Wegen der durchschaubaren und die Intelligenz beleidigenden Russland-Kampagne treten zahlreiche Vergehen Trumps (wie Finanz- und Pressederegulierungen usw.) in den Hintergrund. Wenn es um ihre nationale Sicherheit geht, verletzt die USA alle Gesetze. Oder schlimmer noch, es werden gar keine erlassen, die Folter, weltweite Überwachung usw. verhindern, oder Whistleblower schützen könnten. Und Das alles im Namen der Terrorbekämpfung, die nur neuen Hass säht? Eine Gewaltspirale ohne Ende! Im Namen ihrer nationalen Sicherheit schasst die USA auch schon mal ihren Präsidenten. Die schlechte Wahlverliererin Hillary Clinton schiebt ihre eigene Niederlage dem Kreml in die Schuhe und geht gegen den Präsidenten in Washington vor. Anlässlich des 100. Geburtstages JFK drängt sich eine Frage auf: Wenn Amerikas heimliche Regierung auf John und Robert Kennedys Friedens- „Ansteckung“ mit deren Ermordung reagierte, wie steht sie auf Dauer zu einem Präsidenten, dessen Umgang mit den Geheimdiensten schon vor Amtsantritt gestört war und der mit seinem Verhalten täglich Belastungen für Ruf und Macht der USA bei ihren Verbündeten riskiert? Übrigens war es eine CIA-Anweisung, die den neutralen Ausdruck Verschwörungstheorie zu einem Begriff der psychologischen Kriegsführung machte. In einer entsprechenden Dienstanweisung verfügte die CIA: Kennedy ist von Oswald getötet worden. Wer anderes behauptet, ist Verschwörungstheoretiker. Punkt. Nach der versuchten Annäherung mit Russland bricht nun womöglich auch noch Frieden in Syrien und in der Ukraine aus. Soll die vom „Friedens-Nobelpreisträger“ Obama anhaltende Verschärfung des Weltfriedens zunichtegemacht werden? Das geht nach den alten Eliten gar nicht. Was werden sie dagegen tun? Ein Amtsenthebungsverfahren dauert womöglich bis zur nächsten Wahl. Oder werden sie sich eines Oswald bedienen?

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Ausbau eines Campingfahrzeugs

Der Alte (Toyota Hiace, selbst ausgebauter Kastenwagen) hat seine Schuldigkeit getan. Immerhin hat er eine Asienrundtour, eine Tour rund um Afrika, sowie 3 Touren durch Europa ohne nennenswerte Probleme durchgestanden. Es ist zwar kein Geländewagen mit Vierradantrieb und kein Wohnwagen. Aber das Fahrzeug schafft auch eine Weltreise, wenn man nicht den Ehrgeiz hat, auch durch Wüsten- oder Sumpfgebiete zu fahren. Was mich an Toyota überzeugt hat, war seine Zuverlässigkeit. In jeder größeren Stadt ist auch eine Toyota-Werkstatt zu finden. Liegen geblieben bin ich nur wegen nicht verschuldetem Unfall, Schlamm und schlechtem Diesel in Afrika. Verschleißteile wie Reifen nicht mitgezählt. Es gibt zwar eine Menge Alternativen an Kastenwagen, aber da ich nur gute Erfahrungen gesammelt habe, soll es wieder ein Toyota sein. Ein Wohnmobil scheidet aus mehreren Gründen aus. Erstens brauche ich keine Küche, keine Toilette und keine Wasser- oder Wärmeversorgung im Fahrzeug. Diesen Komfort bezahlt man mit wesentlich weniger Geländegängigkeit, mehr Kraftstoff, weniger Geschwindigkeit und vor allem Wendigkeit. Eine Tour wie z.B. rund um Afrika ist schlicht unmöglich mit einem Wohnmobil. Der Preis beträgt gegenüber einem selbst ausgebauten Kastenwagen gut das Fünffache. Außerdem besteht in Europa ein gut ausgebautes Netz an Stellplätzen, welche ausreichend Sanitäreinrichtungen und auch Küchen bieten. Lediglich eine eigene Stromversorgung abseits einer Steckdose halte ich für notwendig. Zumindest sollte ein Campingfahrzeug eine ausreichend große Liegefläche zum schlafen bieten. Unter dieser Liegefläche kann ausreichend Stauraum für Gepäck geschaffen werden.
Der Nachfolgetyp des Toyota- Hiace ist der -Proace. Ein Diesel fährt gut 300.000 km, also etwa 7 Weltumrundungen. Deshalb kann es eine Gebrauchter sein, dafür aber öfter. Ein Gebrauchter kostet je nachdem etwa ein Drittel des Listen- oder Neupreises. Die äußeren Abmessungen für den L2H2 (langer Radstand, hohes Dach) betragen 5.143 x 1.895, sowie 2.295 mm für das hohe Dach. Die Ladefläche bietet Platz für 2 Liegeflächen (2 x 1,80 x 0,90 m) und zusätzlich 2 im Stauraum integrierte Sitzplätze mit Schreibtisch.
Der Camper passt in einen normalen Schiffscontainer, was z.B. bei einer Verschiffung nach Amerika keine unwesentliche Rolle spielt.

Selbst ausgebauter Camper

Energieversorgung (Strom)
Die schönsten Plätze der Erde haben keine Steckdose. In Europa bieten die Stellplätze i.d.R. Stromanschluss. Außerhalb Europas ist das die Ausnahme. Die pauschale Zusatzgebühr für Strom ist berechnet für Wohnwagen mit TV, Küche, Licht, Kühlschrank usw. Um Land und Leute kennenzulernen, habe ich bisher kein Fernseher im Auto vermisst. Um mal ein warmes Essen zuzubereiten begnüge ich mich mit einem Gaskartuschen-Kocher und mit einer Kühlbox.
Reisemobile sollten über getrennte Batteriesysteme verfügen: Die Starterbatterie (12V, z.B. 72Ah), die von der Lichtmaschine nachgeladen wird, sowie eine zyklenfeste Bordbatterie für  sonstige Abnehmer. Für die Starterbatterie wäre eine zyklische Belastung durch sonstige Verbraucher Gift. Die Aufladung der Bordbatterie wäre über die Lichtmaschine und einen zwischengeschalteten Lade-Booster möglich, aber nur während der Fahrt. Versagt die Starter- Batterie kann die Bord-Batterie zugeschaltet werden. Die Bordbatterie kann optimal über ein Solarmodul aufgeladen werden (Insellösung). Um die Batterie vor Über- oder Unterspannung zu schützen, wird zwischen Solarmodul und Bordbatterie ein Laderegler zwischengeschaltet, der auf unterschiedliche Batterietypen einzustellen sein sollte. An den Laderegler kann ein Wechselrichter (Inverter) angeschlossen werden, der eine Steckdose für 220 V bietet. Die eingeschränkte Leistung der Solarmodule, z.B. bei Verschattung, kann durch die Wahl von Black-, CIS- oder Power-line erhöht werden.
Die Leistung zwischen Solarmodul und Bordbatterie sollte ausgewogen sein.  Ich entscheide mich für eine  Bordbatterie mit 50 Ah mit wartungsfreier AGM-Technologie, die fast 14 kg wiegt. Ist diese zu klein, kann bei Bedarf überschüssiger Strom vom Solarmodul nicht mehr genutzt werden (wie bei einem überlaufenden Wasserfass). Um die Bordbatterie ausreichend nachzuladen, entscheide ich mich für ein Solarmodul mit 80 Watt (WP), welches etwa 20 Ah leistet. Mein größter Stromabnehmer ist eine 12V/220V-Kühlbox : 38W/12V= 3,17A x 6 Std. =  22,2 Ah. D.h. an Tagen ohne Sonne schaltet der Regler nach 6 Std. ab, weil die Batterie zu schwach ist. Mein Laptop verbraucht etwa 13W/12Vx2h= 2,2Ah bei angenommen 2 Std. täglich. Entsprechend den vorhandenen Gerätesteckern benötige ich eine 12V-Dose (Zigarettenanzünder), sowie zwei 6V-Dose für Leuchten. Der 120W-Inverter (Umwandler) mit 12V-Stecker bietet eine 220V-Steckdose, sowie eine 5V-USB-Dose. Ein Laptop mit einem 220V Ladegerät bräuchte ein 12V Adapter um Strom zu sparen, denn der Umweg über einen Inverter kostet Strom. Kaum ein Solar-Laderegler bietet alle Steckdosen. Die meisten Solar-Regler haben lediglich eine Kabelklemme für alle Verbraucher, woran der Laie meist scheitert. Um sonstige Kleingeräte wie Telefon oder Fotoapparat nachzuladen fällt deren Verbrauch nicht weiter ins Gewicht, zumal wenn nicht alle Kleingeräte gleichzeitig angeschlossen werden.
Ein auf dem Dach montiertes Solarmodul bringt weitere 7 cm an Höhe, die durch flache Module reduziert werden kann. Aufgeschraubte Module haben eine geringe Halterung am dünnen Autoblech. Direkt aufgeklebte Standardmodule werden unzureichend gekühlt, und können nicht so ohne weiteres wieder entfernt werden. Alternativ können UV-beständige Halte- bzw. Eck-Profile aus ABS-Kunststoff aufs Dach geklebt werden, an die der Alu-Rahmen des Solarmoduls geschraubt wird. Die Eckprofile überbrücken nicht das gekrümmte Profildach. Höhenunterschiede können mit Montagekleber ausgeglichen werden (max. 9 mm Klebeschicht z.B. aus Sikaflex 252). Reicht das nicht, können die Montageecken entsprechend angeglichen werden (z.B. abschrägen mit der Eisensäge bei ständiger Wasserkühlung). Statt einer kritischen Dachdurchführung nutze ich für die Solarkabel die Öffnungen der Kabeldurchführung an der Hecktür.

Beim Kauf des Gebrauchten zu berücksichtigen :
Überführung, Händlergewährleistung, Gebrauchtwagengarantie
Ich muss weit reisen, um den passenden Kastenwagen zu finden und diesen nach Kauf zu überführen. Lt. Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 07.07.2016 müssen die von Verbrauchern zu tragenden Kosten der Überführung in der Werbeanzeige eines Gewerbetreibenden für ein Kfz im Kaufpreis enthalten sein. Sonst verschafft er sich Vorteile gegenüber seinen Konkurrenten.
Händler haben bei älteren Gebrauchtwagen für eine gesetzliche, einjährige Gewährleistung zu stehen.  Ausnahme: Er weist nach, dass er ein einwandfreies Auto übergeben hat. Ab dem siebten Monat muss der Käufer dem Händler nachweisen, dass das Fahrzeug bereits beim Kauf (versteckte) Mängel hatte. Viele Händler verkaufen Gebrauchte mit Gebrauchtwagengarantie. Sie gilt parallel zur Händlergewährleistung. Bei einem Schaden muss der Käufer prüfen, ob er unter die Gewährleistung fällt. Fällt er unter die Gebrauchtwagengarantie, muss sich der Käufer an den Materialkosten, gestaffelt nach Kilometerleistung, beteiligen.

 KfZ-Steuer und Versicherung
Diese Kosten können verringert werden, wenn man den Kastenwagen (Lkw) zum Camper ausbaut und diesen dann auch als Wohnwagen ummeldet. Die Kfz-Steuer für Wohnmobile errechnet sich aus dem Schadstoffgehalt und dem Gesamtgewicht und ist gegenüber einem Lkw meist niedriger. Für Wohnmobile haben KfZ-Versicherer günstigere Schadenfreiheitsrabattstufen, weil sie davon ausgehen, dass ein Wohnmobil seltener im Straßenverkehr fährt als ein Pkw oder Lkw, und dadurch weniger Schäden verursacht. Außerhalb des Bereiches der grünen Karte ist der Camper extra zu versichern.
Zuständig für die Zulassung als Wohnmobil ist der TÜV. Dadurch ändert sich die Fahrzeugart, und die vorherige Betriebserlaubnis. Einfach eine Matratze und auf die Ladefläche zu legen und einen Campingkocher hinzustellen, akzeptiert der Gesetzgeber nicht für die Anmeldung als Wohnmobil. Ein Fahrzeug ist laut StVZO erst dann ein Wohnmobil, wenn es als Unterkunft geeignet ist. Der Gesetzgeber verlangt in der Rahmenrichtlinie 2007/46/EG eine Mindestausstattung: Eine Sitzgelegenheit mit Tisch, Schlafplätze, wobei auch Sitzgelegenheiten, die zu Schlafplätzen umgebaut werden können, anerkannt werden, sowie einen Schrank oder einen anderen Stauraum. Der Tisch darf leicht demontierbar sein. Spüle, Gaskocher und Abwasserführung sind zulassungsrechtlich nicht gefordert. Allerdings muss die Einrichtung fest eingebaut sein und alle Sitzplätze, die während der Fahrt genutzt werden, müssen den Vorschriften der StVZO genügen. Danach prüft das Finanzamt das Fahrzeug: Wenn die Bodenfläche des Wohnteils den überwiegenden Teil der Nutzfläche abdeckt und der Kocher fest eingebaut ist, wird das fahrbare Heim als Wohnmobil besteuert.

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Reise Europa-Ost

RouteEuroOstGefahrene Route vom 20.6. bis 27.8.2017 über Polen, Kaliningrad (RUS), Litauen, Lettland, Russland, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark: 7.740 km in 67 Tagen und 47 Etappen.
Die Route berührt nur EU-Staaten im Schengener Raum, außer Russland, in dem ein Visum erforderlich ist. Eine andere Währung als € gibt es in Polen, Russland, Schweden, Norwegen und Dänemark. Das nervt, wie das Visum.
Alle Staaten sind in der Nato, außer Russland. Mit der bereits gefahrenen Route „Rund um die Ostsee“ kreuzt sich diese Route nur in Litauen, in Vaasa (Finnland) und Trondheim (Norwegen) .
Es ist das 4. Jahr nach der Asien- und Afrika-Reise mit „nur“ einer weiteren Europatour. Damit war ich in den letzten 8 Jahren etwa 3 Jahre unterwegs. Der 3. Teil der Weltreise: 1 Jahr durch Süd- und Nord-Amerika, steht noch aus. Je länger ich damit warte, um so unwahrscheinlicher wird es diese noch zu realisieren.
Unterwegs bin ich immer noch mit dem als Camper selbst ausgebauten Toyota. Jetzt aber nicht mehr im alten Mr. „Hiace“, sondern der neue Typ heißt jetzt „Proace“, der Nachfolger aus der Toyota-Serie. Den Camper-Ausbau habe ich im Blog näher beschrieben (s. „In eigener Sache“). Das Fahrrad, das ich nur für kurze Ausflüge und für Fahrten in größere Städte nutze, hängt wieder hinten an der Kupplung.

In Polen halte ich mich, wie auch in Litauen und Lettland, nicht lange auf. Das Wetter kühlt ab und wird launisch. Ich fahre in die Sonne, die Wolken trotten hinter mir her. Nördlich von Chojnice finde ich an einem See ein Campingplatz am Hotel für mich allein.
 

Nahe Sztutowo, westlich von Danzig, gehe ich in der Ostsee baden und beobachte, wie schon am See in Chojnice, die Sonne beim Untergang.
 

In Elblag gibt es nahe der City einen netten Campingplatz, der relativ dicht mit Wohnwagen besetzt ist. Ich finde eine Werkstatt, die mir am Fahrrad einen neuen Mantel montiert, um in das nahe Zentrum zu fahren.

Nach meinem Erkenntnisstand ist die Einreise nach Russland über Weißrussland nicht erlaubt, weil dort die Grenze nicht kontrolliert wird. Nicht kontrolliert würde illegal eingereist heißen. Also wenn schon ein Visum für Russland, dann eins mit doppelter Einreise. So verlasse ich den Schengener Raum und fahre durch Kaliningrad, eine nach dem 2. Weltkrieg entstandene russische Enklave zwischen Polen und Litauen. Der Grenzübergang ist relativ entspannt. Gerade noch so viel Zeit, um mich mit einem jungen Radfahrer aus Deutsch zu unterhalten, der in Frankreich gestartet ist und auch nach Moskau und Sankt Petersburg will, mit dem Fahrrad. Da wird es leider schwierig sich wie meist ein zweites Mal zu sehen, obwohl er auch auf der Straße fahren muss, denn in Russland gibt es so gut wie keine Fahrradwege. Durch Deutschland zu fahren war für ihn eher langweilig (im Westen nichts Neues?) und er ist gespannt auf Osteuropa. In Russland ist es (noch) nicht üblich mit dem Wohnwagen zu reisen, deshalb gibt es auch so gut wie keine Campingplätze. Dass man nicht mehr in der Eurozone ist, merkt man auch sonst sofort: Ein anderes Preisniveau (umgerechnet in Rubel), keine aus dem Westen importierten Supermärkte, mit wenigen Ausnahmen wie Mac Donald z.B. Das Straßennetz ist gut ausgebaut, außer in Kaliningrad selbst. Ohne Navi wegen der vielen Baustellen unmöglich zu finden, erreiche ich den über Basecamp gefundenen Campingplatz am östlichen Stadtrand am Hotel Baltic (N54° 42.473′ E20° 36.942′), mit Blick auf einen kleinen See. Vorher ist es mir noch gelungen den zweiten Navi mit einer nicht Garmin konformen Software und mit einer Russlandkarte zu bestücken. Nach einem Missverständnis musste ich feststellen, dass der im Auto integrierte Navi keine Russlandkarte beinhaltet.


Da nur eine Autobahn ohne Fahrradspur in die nahe City führt, fahre ich vom Hotel Baltic mit dem Bus und nehme das Fahrrad mit.

Im Bernsteinmuseum wimmelt es nur so von Bernstein. Ganze Schiffe werden daraus geschnitzt. In der Nähe wird er im Tagebau tonnenweise abgebaut. Etwa 80% der Weltvorräte lagern hier auf der Halbinsel. Viel geredet wird vom Bernsteinzimmer, das noch immer verschollen ist. Mit Kaliningrad hat es nur so viel zu tun, dass es hier am Ende des 2. Weltkrieges von den Nazis im vom Krieg zerstörten Schloss ausgestellt wurde, wo das bis heute noch nicht fertiggestellte sowjetische Haus steht. Im dem von ihnen angefangenen Krieg handelten die Faschisten nach dem Motto: Geschenkt ist geschenkt (vom Fürsten an den Zaren), wiederholen ist gestohlen. Eine Kopie des kompletten Bernsteinzimmers steht heute wieder in Sankt Petersburg. In Deutschland gefundene Teile des Originals wurden an Russland zurückgegeben.

Sonntags wird, wie in Russland üblich, an den schönsten Plätzen geheiratet, wie hier am Dom. Auch die Matrosen sind hier ausgelassen und feiern abends mit ihren Familien im Hotel Baltic.

Auch in Kaliningrad bauten sich die Hohenzollern ihr Schloss. Im Krieg wurde es beschädigt und später gesprengt. Ende der 60er Jahre entstand an diesem Ort ein 21-stöckiges Hochaus, das berühmte Haus der Sowjets. Es galt als Ikone des Brutalismus, der sich weltweit ab den 50er Jahren verbreitete und architektonisch für Sichtbeton, klare Form und soziale Funktion steht. Das Vorurteil gegen die brutalistische Moderne speist sich sicher aus biederer Bürgerlichkeit, die lieber mittelalterliche Innenstädte, Kirchen und Schlösser rekonstruiert. Das Haus der Sowjets konnte während der gesellschaftlichen Transformation bis 1991 nicht fertiggestellt werden, und wurde so zum Symbol des Stillstands der späten Sowjetunion. Später wurde es mehrfach privatisiert und verkauft und verfiel weiter.
Inzwischen ein trauriger Anblick, steht es kurz vor dem Abriss. Noch ist unbekannt, was dort entstehen soll: Ein Shoppingcenter? Das wiederaufgebaute Schloss?
Auf dem Rückweg kurbelt mir die Pedale vom Fahrrad ab, das schon in die Jahre gekommen ist, aber für diesen Zweck noch gut genug ist. Zum Glück besteht die Möglichkeit mit dem Bus zurückfahren. Die Preise für die Öffentlichen sind auch noch aus sowjetischen Zeiten, also spottbillig. Nicht so wie im Auto-Deutschland, wo es mit dem Auto etwa so teuer wie mit den Öffentlichen ist. Da haben die Grünen noch nichts erreicht, wenn sie es denn wollten.
Richtung Norden fahre ich über die Kurische Nehrung, eine sehr schmale und über hundert Kilometer lange Halbinsel zwischen Kaliningrad und Klaipeda, welche jetzt unter dem Schutz des UNESCO-Weltnaturerbes steht. Einfach in der Natur mit dem Auto stehen geht gar nicht im Schutzgebiet. In einem Ferienobjekt lässt mich der Security durch und für ein paar Rubel direkt am Haff stehen.

Ganze Völkerwanderungen wollen z.B. den tanzenden Wald sehen. Alle stolpern über Holzstege mit Geländer, die den Wald vor ihnen schützen sollen.

Auf der Fahrt zur Grenze öffnet sich mal der Panoramablick auf das Haff, mal auf die stürmische Ostsee.

Unterbrochen wird das schmale Land nur durch die Grenze zwischen Russland und Litauen. Wieder sind es nur sehr wenige Fahrzeuge, die die Seite wechseln. Früher eine Grenze zwischen in einer Union verbundenen Bruderstaaten und nun zwischen sich feindlich gegenüberstehenden Ländern. Den Baltischen Staaten wurde der EU-Beitritt aus geostrategischen Gründen hinterhergeschmissen, den Russen würde er verwehrt werden. Die Ukrainer dagegen wollen in die EU, man lässt sie aber noch lange darauf warten. Entscheidend für den Westen ist erst mal nur, dass ihre Nato-Panzer bis kurz vor Wolgograd (ehemals Stalingrad) vorrücken, und sie derweil von der russischen Gefahr schwadronieren können.
Entsprechend verläuft die Grenzkontrolle: Die Russen machen Dienst nach Vorschrift besonders gründlich, im Schengener Raum werden EU-Bürger durchgewinkt. Dafür kostet der nochmalige Eintritt in das Naturschutzgebiet in Litauen gegenüber der in Russland das zig-fache. Die Natur berührt das nicht. Fuchs und Hase sagen sich hier nicht nur gute Nacht und werden geschützt, sondern wechseln auch ungehindert die Grenze.

Gleich hinter der Grenze mache ich in Litauen (Lithuania, LTU) Halt in Neringa. Ein netter kleiner Urlaubsort auf westlichem Niveau. Hier hat schon Thomas Mann sein Domizil aufgeschlagen. Der Campingplatz liegt im Kiefernwald nahe einer über 50 m hohen wandernden Sanddüne. Er ist nicht so überlaufen und fischgrätenartig angeordnet, wie sonst meist in Westeuropa. Hier bleibe ich ein paar Tage länger und würde auch immer wieder herkommen, in der Vorsaison. Ab Berlin bin ich der Sonne vorweggefahren und es wurde unangenehm kühl. Jetzt hat mich das Hochdruckgebiet mit seiner Wärme eingeholt und ich kann im kalten Wasser baden an dem herrlichen Ostseestrand, der auch nicht so überbelegt ist.

Auf dem Campingplatz stehen auch viele Westdeutsche mit ihren Wohnwagen. Für die ist hier das Ende ihrer Welt, auf der russischen Seite habe ich keinen gesehen. In das Reich des Bösen und zu Putin wollen sie nicht (lt. Stammtischgespräch am Biertisch). Im Jargon der Bildzeitung erwartet sie dort doch nur grauer, verrotteter Beton und Plattenbauten, igitt. Was zum Teil stimmt, aber eben wie meist in den Mainstream-Medien, nur die halbe Wahrheit ist. Ostdeutsche leiden weniger unter Russophobie, haben weniger Berührungsängste und machen sich ihr eigenes Bild von Land und Leuten.
Laut Rassenideologie der Faschisten waren Russen genauso wie Juden deklassierte Menschen und wurden entsprechend unmenschlich behandelt. Heute wird Russland mit Embargo belegt. Das hat beides miteinander nichts zu tun? Man kann zwar die Wut auf Muslime und Flüchtlinge zumindest in der Intensität nicht vergleichen mit dem Antisemitismus zur Zeit des Faschismus. Aber wieviel von diesem Rassenhass steckt noch heute in den Köpfen nicht nur der sog. Rechtsextremen im vereinigten Deutschland? Rechtspopulisten lenken die Verbitterung von Deklassierten auf Sündenböcke. Die Verbitterung der Verlierer kann aber auch zur Stärkung sozialstaatlicher Ideen führen, wie die Erfolge von Corbyn, Labour-Chef in England, oder von Sanders, Sozialist in den USA, zeigen, die von der marktreligiösen Vernebelung ablenken. Das starke Anwachsen der Deklassierten ist das Ergebnis von 30 Jahren neoliberaler Politik. Insofern hat auch die EU den Nationalismus gefördert, wenn auch ungewollt. Die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik und die Politik gegenüber Russland tun ihr Übriges. Sicher kommt noch einiges hinzu, wie das Verharren im Muster des Antikommunismus und des Kalten Krieges. Dass sich Moskau im Gebietspoker aller Seiten die Krim gesichert hat, ist die offizielle Begründung der Politik des Westens gegenüber Russland. Russland hatte zwar in Abstimmung mit den Krimrussen gehandelt, aber völkerrechtswidrig. Dass sich gerade der Westen darüber echauffiert ist angesichts seiner vielen Kriege (Afghanistan, Irak, Libyen usw.) jedoch nicht gerechtfertigt. In den USA wird täglich, noch stärker als in Deutschland, die antirussische Propaganda aufgefrischt. Kritik an der irrationalen Hass-Kampagne gegen Russland macht sich z.B. laut in einem 4-teiligen Film von Oliver Stone „The Putin Interviews“.

Nach einem letzten Strandbesuch auf er Kurischen Nehrung geht es mit der kostenlosen Fähre nach Klaipeda. Zwecks Ausbau der Handelsbeziehungen wurde vor der Implosion der sozialistischen Staaten eine Fährverbindung zwischen Saßnitz/Rügen und Klaipeda ausgebaut. Mit der Wende wurden diese Wirtschaftsbeziehungen fast völlig gekappt. Auch die Fährverbindung wurde 2013 stillgelegt, und fährt jetzt wohl ab Kiel.
Nördlich von Vilnius finde ich in Sudeikiu einen kleinen Campingplatz. Erst stehe ich allein, später landet dort noch ein fast 50-jährigen Fahrradfahrer aus Italien, bevor abends noch ein sehr finsteres Gewitter aufzieht. Der Radler hat beneidenswert gute Laune, trotz des sehr regnerischen Wetters.

Die Landschaft, die der mecklenburgischen Seenplatte sehr ähnelt, lädt eigentlich für einen längeren Aufenthalt ein. Schon seit Polen sieht man in jedem Dorf ein Storchennest.

Durch Lettland fahre ich nur durch. Ab hier beginnen längere Strecken, wie auch in Russland, die gerade ausgebaut werden. Hinter der Grenze nach Russland suche einen schon vorher ausgewählten Campingplatz. Das Problem: in Russland gibt es kaum Campingplätze. Und die vorher runtergeladene OSM- Russland-Karte für Basecamp ist unpräzise. Als Camping ausgewiesene Wegepunkte (Koordinaten) gibt es z.T. gar nicht. Erst spät finde ich daher ein Hotel an einem See, welches mir eine Bleibe im Auto auf dem Parkplatz mit toller Aussicht bietet. Auch ein Zimmer wäre preiswert gewesen, aber im Camper schlafe ich am besten.
Das Hotel bietet mir ein leeres Zimmer zum Duschen, wofür ich für einen kleinen Aufschlag zahle. Der Stellplatz kostet mich pro Nacht 100 Rubel (1 €=68 Rubel).
Wie schon in Afrika beobachte ich einen hohen Anteil an Dienstleistungskräften (Hotel, Küche, Bewachung usw.). Auch in Russland sichert es vielen ein Einkommen. Diesen Luxus kann und will sich Deutschland nicht leisten. Denn es ist Exportweltmeister (neben China) und lebt so auf Pump, bzw.  schmarotzt an der Wirtschaft der Staaten, die weniger Waren aus Deutschland einführen, als sie exportieren. Und Weltmeister ist Deutschland nur, weil es entsprechende Waren anbietet und deren Kosten reduziert. Insbesondere durch Verbilligung der Arbeitskraft, auf Teufel komm raus: Sinkende Lohnquote, Arbeitslosigkeit, Hartz 4, Erhöhung der relativen Armut usw.. Um die Euro-Zone zu einer Exportmaschine umzubauen, schließt die Währungsunion rund um die Welt im Eiltempo neue Freihandelsabkommen ab. Nicht nur Trump ist egoistisch, sondern vor allem die G20-Staaten sichern ihre Interessen, zuerst „natürlich“ jeder seine. Natürlich ist es nicht, sondern kapitalistisch. Da ist Russland nicht ausgenommen, nur eben anders.

Auch in Rzhev, eine Stadt an der Wolga, finde ich nicht den angeblichen Campingplatz. Dafür ein Platz mit Geschichte, der noch an Lenin und an den 2.Weltkrig erinnert. D.h. die Russen haben kein Problem mit ihrer Geschichte. Anders als in Ostdeutschland, wo allles, was mit der jüngeren Geschichte zu tun hat, durch die Bundesrepublik getilgt wird, soweit es nicht an finstere Seiten erinnert.
  Schon in der Nacht hat es nur geregnet. Größere, modernere Raststätten bieten für LKW-Fernfahrer Parkplätze mit Dusche und WC. Im Regen war ich froh, kurz vor Wolokolamsk überhaupt einen Stellplatz gefunden zu haben.  Moskau empfängt mich mit Starkregen. In Moskau gibt es einen Campingplatz. Den finde ich wegen der ungenauen Koordinaten aber auch nur im Schlepptau eines Russen mit niederländischer Autonummer, der mal in Deutschland gearbeitet hat, und mir freundlicherweise den Weg zeigt. Er ist ohne Familie wieder nach Moskau zurückgekehrt, weil nach Deutschland zu viele Ausländer gekommen sind, meint er. Hier betreibt er jetzt ein Campingwagen-Geschäft, kann aber in meinen Camper kein Fenster einbauen, weil er die auch erst in Deutschland bestellen müsste. Auf dem Campingplatz stehen einige Touristen, wie auch ein Radfahrer, der noch bis Irkutzk fahren will. Hut ab bei diesem Wetter. Ich hole mir ein 3-Tages-Ticket für alle Öffentlichen für 300 Rubel, also etwa 1,50 € pro Tag, inclusive Fahrrad. Dann noch eine Prepaid-Karte fürs Internet. Aber wegen meiner und der Unwissenheit der Dienstleister, sowie der Verständigungsschwierigkeiten kaufe ich eine Karte ohne Thethering, das Surfen im Internet über einen USB-Stick mit SIM-Karte ermöglichen soll. Den hier extra zu kaufen ist mir zu teuer, da einer zu hause liegt. Also bin ich weiter, wie immer, auf WIFI angewiesen.

Der Rote Platz ist ein Schmuckkästchen. Das Kaufhaus GUM grenzt daran an mit seinen bunten Blumenbeeten und Springbrunnen. Habe selten so ein tolles Center gesehen.

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Die nahe Christ-Erlöser-Kathedrale (ein orthodoxer Sakralbau) ist weiträumig abgesperrt. Sie ist weltweit die höchste orthodoxe Kirche.  Aus besonderem Anlass (irgendwelche besonders heiligen Gebeine können z.Z. angebetet werden) haben wohl nur Orthodoxe Zutritt. Diese kommen von überall her, und  stehen formiert und diszipliniert kilometerlang an, wie diese hier an der Moskwa, die nicht etwa auf den Dampfer warten. Warum mich der Einlass nur nach Gesichtskontrolle nicht durchgelassen hat, bleibt mir schleierhaft. Oder war es der Ausgang wo ich rein wollte? Na ja, nix versteeen.

 

Moskau hat in den vergangenen sieben Jahren einen rasanten Strukturwandel erlebt, der noch nicht abgeschlossen ist. Wie in allen westlichen Metropolen besteht die Gefahr, dass Geringverdiener in Außenbezirke verdrängt werden. Im Rahmen einer groß angelegten Sanierung will die Stadt über 50 Milliaden Euro ausgeben. Bei der „Renowazija“ sollen alte Wohnungen, die in den 50er Jahren zur Linderung der Wohnungsnot nach dem Krieg vielerorts in der Sowjetunion errichtet wurden (meist vierstöckige Häuser, sog. Chruschtschowkas) abgerissen werden. In diesem Zusammenhang sollen 1,6 Millionen der 11-Millionen-Einwohner-Metropole umgesiedelt werden. Gegen den Abriss ihrer Plattenbauwohnungen regt sich massenhafter Widerstand bei den Bewohnern, die Angst davor haben, in unaktraktive Wohngebiete ziehen zu müssen. Die Mehrheit ist für den Abriss, will aber Auskunft über die konkreten Bedingungen der Umsiedlung. Dabei gibt es ein 1991 noch vom damaligen Obersten Sowjet beschlossenes Gesetz zu berücksichtigen, wonach die meisten Bewohner der Chruschtschowkas, die in einer Wohnung gemeldet waren, sich gegen eine geringe Gebühr als Eigentümer registrieren lassen konnten. Ein Trostpflaster für das ehemalige Volk, welches zusehen musste, wie Zehntausende von sowjetischen Staatsbetrieben oft mit kriminellen Methoden an die neuen Eigner (an „Rote Direktoren“, an Komsomolsekretäre wie Choderkowski und an die „Neuen Russen“) überschrieben wurden. Die Wohnungseigentümer haben gegenüber Mietern natürlich heute die besseren Rechte und können Genossenschaften gründen und die Modernisierung des Hauses, in dem es seit Jahrzehnten keine Grundsanierung gegeben hat, selbst in die Hand nehmen. Allerdings bekommen sie von den Katasterämtern noch nicht ihre Grundstücksgrenzen benannt. Die Aufteilung der Grundstücke war zu sowjetischen Zeiten nicht erforderlich und wurde offensichtlich noch nicht nachgeholt. Rein rechtlich sind  Wohnungseigentümer auch Eigentümer des Grundstükes. Das hat die Stadtverwaltung bei ihrem Umsiedlungsprogramm wahrscheinlich nicht berücksichtigt.
Da tun sich Parralelen auf: Wohnungen in Plattenbauten wurden in der DDR zu Wendezeiten nicht wie in Moskau an Eigentümer übertragen. Die gingen an städtische Wohnungsbaugesellschaften und wurden z.T. nach Modernisierung zu hohen Preisen verkauft. Die noch DDR-Regierung hat es denen, die ihre Wohnhäuser auf Pachtgrundstücken gebaut haben, kurz vor der Abgabe ihrer Regierungsgeschäfte ermöglicht, die dazu gehörenden Grundstücke zu DDR-Preisen zu kaufen. Die z.B., die ihre „Datschen“ auf „volkseigenen“ Pachtland errichtet haben, „durften“ weit nach der Wende das mitunter zwischenzeitlich zu Bauland umgewidmete (aufgewertete) Grundstück zu BRD-Preisen von der Treuhand kaufen. D.h. die meisten Ostdeutschen gingen leer aus und mussten zusehen, wie das sog. „Volkseigentum“ an die Treuhand überging. Ach ja, da gab es ja noch das Begrüßungsgeld von 100 DM.

Die Innenstadt ist ein einziger Bauplatz, die Straßen hoffnungslos verstopft. Mit dem Fahrrad bin ich den innersten Ring abgefahren und musste teppauf, treppab durch Fußgängertunnel laufen, um dem Verkehr auszuweichen. Zu Fuß sind es Kilometer, bis man die Straßenseite wechseln kann. Wegen der Baustellen und der fehlenden Fahrradspuren muss ich zwischen die Füßgänger. Das Geschäft auf der anderen Straßenseite kann man kaum erkennen. Zu Stalins Zeiten wurde weiträumiger, monumentaler gebaut, als zu Zeiten des Zahren. Als Fahradfahrer, die es kaum gibt, ist man ein Fremdkörper, auf den Straßen und in der Metro. In die Stadt hinein konnte ich die Metro auch mit dem Fahrrad nutzen. Nach Feierabend strömten die Massen in die Außenstädte und ich hatte keinen Zugang mehr mit dem Fahrrad. Also besser zu Fuß, wer kann.

Hinter Moskau lege ich auf halber Streke noch einen Halt ein, auf einem 100 Rubel-Parkplatz mit Anschluss an ein Restaurant.

Kurz vor Sankt Petersburg sehe ich einen Unfall (Tanklaster mit abgeschnittener Fahrerkabine). Wenig Unfälle für die Fahrweise von Einigen, die ihr und das Leben Anderer riskieren, nur wegen ein paar Meter Vorsprung. Es gibt genug davon unter den Gewinnern (große, schwarze Karossen) und unter den Verlierern (alte, verrostete Ladas) der russischen Variante einer gesellschaftlichen Neuordnung, das zwischen Arm und Reich geteilt ist. Rasen ist hier noch ein Kavaliersdelikt, und noch nicht wie neuerdings in Deutschland und richtigerweise eine Straftat.

Sankt Petersburg (die Partnerstadt Hamburgs, das Venedig des Nordens, das Fenster Russlands zum Westen Europas) erobere ich mit dem Fahrrad, was Dank des relativ milden Straßenverkehrs und der nahen Lage des Camps möglich ist. Man sieht mehr Fahrräder als in Moskau. Die Stadt, in der Wasserflächen und Stadtarchitektur verschmelzen und in der auf morastigem Boden viel Historie glänzt. Unter Europas Metropolen ist dies mit 300 Jahren (2003) die Jüngste. Die Stadtstruktur wurde seit dem 17. Jahrhundert kaum verändert. Das unterscheidet das von Peter des Großen gegründeten Sankt Petersburg von der durch Stalins Gigantismus geprägten Hauptstadt Moskau, in die die russische Regierung 1914 zog. Nach der Oktoberrevolution wurde Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt. Nach dem Tod Lenins hieß sie Leningrad und bekam nach dem Ende der Sowjetunion wieder ihren alten Namen. Gemäß Dekret des Zaren sollte in Sankt Petersburg jeder Neubau unter der Firsthöhe des Winterpalastes bleiben. Daran hielt sich auch die Sowjetunion und so wurde die klassizistische Stadtkontur in rötlichem Granit erhalten.

So wie im Warschauer Pakt nicht an die Hungerjahre im Bürgerkrieg (Weiße gegen Rote Armee) nach der Okoberrevolution, sowie an die GPU-, KGB- und Gulag-Schrecken und Stalin-Terror erinnert wurde, so erinnert heute im hundertsten Jahr wenig an die Oktoberrevolution, die das 20. Jahrhundert prägte. Erinnert wird jedoch an die etwa eine Million zivilen Opfer, sowie an die sowjetischen Soldaten, die in der Zeit der faschistischen Belagerung fielen oder verhungerten. Auf vielen Denkmählern für die Gefallenen im 2. Weltkrieg (russisch: Große Vaterländische Krieg) liegen frische Blumen. Leningrad erlebte während der Belagerung eine unermesslich, grauenvolle Hungerkatastrophe, die in der Weltgeschichte ihresgleichen sucht. Nach dem Durchbruch der Blockade erlebte die Stadt eine zweite Auferstehung. Mit der Marktwirtschaft kamen dann die Ganoven (Mafia, Olligarchen) und mit ihnen die Korruption, Gawalt, Reichtum und Armut. Wie im Westen, mit dem Unterschied, dass es dort kaum noch schlammige Wege und Straßen gibt, oder vergraute Betonblocks, oder Bretterbuden auf dem Markt, oder alte Matruschkas, die ihr bisschen Obst auf Holzkisten, oder auf Zeitungen anbieten (müssen). Diese Bild wird die Marktwirtschaft schneller beseitigen und ist im Touristen-Zentrum auch nicht mehr zu sehen.
Der Blindschuss vom Panzerkreuzer Aurora auf das Winterpalais des Zaren war das verabredete Zeichen für den Beginn der Oktoberrevolution 1917. Heute ist das Schiff ein Museum und schießt weder auf Samsung, noch verhindert es, dass Tauben auffliegen. Und Lenin weist nicht mehr den Weg, wurde aber auch nicht abgerissen.

Bis heute wird Lenin in Russland verehrt, Er schrieb Geschichte, schuf eine neue Form von Staat, die später in fast der halben Welt übernommen wurde. Allerdings soll er einem Posten im Mausoleum anvertraut haben: „Ich muss zurück in die Schweiz. Wir müssen noch einmal ganz von vorne anfangen“.
Gleich hinter der Moschee steht die Villa, in der Lenin ein Büro hatte. Heute ist sie ein Museum der politischen Geschichte Russlands, in der die sowjetische Geschichte umgeschrieben (angepasst) wurde.

Strand vor der Peter Paul- Festung, aus der das Wahrzeichen des schlanken Turms der Kathedrale herausragt, sowie die mit Schiffsschnäbeln geschmückten, ehemaligen Leuchttürme an der Newa.

Zu den ersten Sehenswürdigkeiten zählen das Winterpalais und die in kaisergelb ins Licht gestellte Eremitage, die als Museum zu den größten Kunstsammlungen der Welt zählt. Von innen habe ich es schon vor etwa 10 Jahren gesehen.

Der Schlossplatz mit Alexander-Säule und einer alten Matruschka, die wohl fotgrafiert werden wollte.

Straßenmusikszene rund um die Christi-Auferstehungskirche „Auf dem Blute“, die dort errichtet wurde, wo einer der ermordeten Zaren und sein Attentäter verblutete.

SAM_3634Edelkarosse „Wolga“ aus sowjetischen Zeiten und entspannter Tag im Park, endlich wieder in der Sonne. Und Weltstadt-Rhythmus am Newski-Prospekt.

Feinkosttempel im Jugendstildesign, Kaufhauspassage, Wandelgang am Großen Kaufhof.

Die St.-Isaak-Kathedrale, eine der größten Kuppelkirchen der Welt mit ihren riesigen Säulen.

Eine fotogene Schönheit in rot vor der Kathedrale der Mutter-gottes von Kasan und ein Geländerdetail an einer der vielen Brüken.

Und immer wieder die Newa: Am oberen Fluss, am Stadtzentrum und an der Mündung in die Ostsee, bzw. Finnischen Meerbusen, wo ein Wolkenkratzer entsteht.

Zuletzt noch ein Besuch im botanischen Garten, dann geht es weiter nach Finnland.

Durch Finnland fahre ich im Prinzip nur durch und halte nur in Lappeenranta, Jyväskylä und Vaasa. Am 24. Juni, der längste Tag des Jahres mit der kürzesten Nacht, muss man auf den Sonnenuntergang hier im Norden besonders lange warten. Auch jetzt noch und weit vor dem Nordkap.

Alte Autos verrosten nicht, sondern werden ausgestellt. Hier eine Sammlung auf einem kleinen Campingplatz.

In Vaasa nehme ich die Fähre nach Umea und setze nach Schweden über. Die Fähre fährt einmal pro Tag und ist so voll, wie ich es bisher nur von Sudan nach Saudi-Arabien erlebt habe.



Nach der letzten Zoom-Aufnahme fährt der Fotoapparat nicht wieder zurück. Den hatte ich schon aus dem gleichen Anlass in Jordanien gekauft. Reparatur nicht möglich.

In Finnland erhält übrigens das Thema Grundeinkommen neue Dynamik. In diesem Jahr erprobt die Regierung ein Grundeinkommen in einem Modellversuch mit 2000 Arbeitslosen. Auch die gerade gebildete Jamaika-Koalition in Schleswig- Holstein will ein Grundeinkommen prüfen. Dort geht es aber noch um wesentliche inhaltliche Definitionen, wie „bedingungsloses Grundeinkommen“ (Grüne) oder „liberales Bürgergeld“ (Lohnsubvention für Geringverdiener, keine Einkommenssicherung für Arbeitslose, FDP). Selbst im Silicon Valley wird das Grundeinkommen von Leuten wie Zuckerberg und Musk diskutiert. Aus linker Sicht würde ein Grundeinkommen die Stigmatisierung von Sozialleistungsbeziehern beenden, andererseits kapitalistische Besitzverhältnisse nur verfestigen. Letzteres erklärt, warum neuerdings selbst Konzernchefs die Idee fördern. Forscher erwarten, dass infolge der Digitalisierung bis 2025 rund 1,5 Millionen Jobs allein in Deutschland frei werden. Wenn vielleicht auch etwa so viele durch Digitalisierung geschaffen werden, so sind doch harte soziale Brüche vorprogrammiert. Das Grundeinkommen wird somit praktisch unausweichlich. Wenn nicht, dann liegt es  nicht am Geld, denn Deutschland ist vor allem ein reiches Land, in dem der Reichtum nur ungleich verteilt ist. Ein Feldversuch in Namibia (s. auch in diesem Blog: Afrikareise) musste genau aus diesen Kostengründen vorzeitig abgebrochen werden, obwohl er positive Wirkungen vermeldete. Grundeinkommen sollte nicht ausgerechnet in einem Land eingeführt werden, dass noch nicht über die wirtschaftlichen Voraussetzungen verfügt, um es zu finanzieren.

Schweden
Das Leben in Schweden, wie überhaupt in den skandinavischen Ländern, gilt als sehr lebenswert und ist daher ein beliebtes Auswanderungsland, mit einer leistungsstarken Sozialversicherung. Es hat weltweit das 8-höchste Einkommen pro Kopf, entsprechend hoch liegen jedoch auch die Lebenshaltungskosten. Das Land hat eine faszinierende, oft unberührte Natur. Frische Luft, unzählige Gewässer, viel Platz, auf den Campingplätzen kein fischgrätenartiges Gedränge, wie z.B. an der Adria, keine Staus und keine Hektik.
Da ich mir einen neuen Fotoapparat aus Berlin einfliegen lassen muss, ab hier nur noch ein paar Bilder aus dem stehenden Auto von den schönen Aussichten auf den Campingplätzen. In den kleinen, eher langweiligen Städten im Norden Skandinaviens gibt es auch nicht viele Sehenswürdigkeiten. Ein Halt lege ich ein in Umea, Örnsköldsvik, Hamösand, Stöde (ein kleiner Ort hinter Sundsvall mit überraschend gutem WiFi), sowie Östersund und Järpen, ein Camp am Wasserfall Ristafalled, kurz vor der Norwegischen Grenze. Alles Campingplätze am Wasser und mit Natur pur. Jeden Abend ein anderes Bild als Fernsehersatz. Am Wasserfall nur ein rauschendes, einschläferndes Bild.



Norwegen
Die Lebenshaltungskosten liegen in Norwegen im europäischen Vergleich an der Spitze, mit fast 60% über dem Durchschnitt, noch über der Schweiz. Finnland und Schweden liegen dagegen mit etwa 25% fast noch im moderaten Bereich, obwohl aus deutscher Sicht immer noch um ein Viertel teurer.

Am 22. Juli dieses Jahres erinnerten Gedenkveranstaltungen an den schlimmsten Terror im Lande seit der NS-Besatzungszeit. Vor 6 Jahren ermordete der Rechtsradikale Anders Breivik 69 Menschen, die meisten davon Jugendliche, beim Sommercamp der sozialdemokratischen Nachwuchsorganisation auf der Insel Utoya, nordwestlich vor Oslo. Kurz zuvor hatte er mit einer Bombe im Osloer Regierungsviertel acht Menschen getötet. Sein Motiv: Die Arbeiterpartei für ihre Bereitschaft zu bestrafen, Menschen aus muslimischen Ländern aufzunehmen. Es gibt zwei Fraktionen von Überlebenden: Die, die mit der Politik völlig brachen und sich wegen Angstzuständen nicht aus ihren Wohnungen trauen, und andere, die sich noch mehr politisch engagieren und z.B. für einen Parlamentssitz kandidieren. Während sich Breivik über seine vermeintlich unmenschliche Isolationshaft beschwert, wird in der konservativen Regierung noch über das Denkmal „Wunde der Erinnerung“ gestritten. Wen wundert es: Die bürgerliche Regierung koaliert mit der rechtsnationalistischen „Fortschritts“-Partei, in der Breivik Mitglied war.

Mich begeistert Norwegen mehr wegen seiner faszinierenden Natur. Davon gibt es hier im Überfluss. Campingplätze an den schönsten Plätzen finden sich mehr als genug, und diese sind auch nicht überbelegt.
Ich übernachte im Storsand Camp kurz vor Trondheim. Die Stadt besichtige ich per Fahrrad. Weiter geht es in kurzen Etappen über Store, Dombas, Lom, und Skjolden.
Unterwegs ist wenig Verkehr. Es regnet viel, ab und zu scheint auch mal die Sonne. Es ist meist kalt und in 1.400 m Höhe liegt Schnee und es wird es richtig kalt.

 

Lom und Skjolden verbindet die Landschaftsroute Sognefjellet, eine der faszinierendsten Passstraßen (Passhöhe 1.434 NN) Nordeuropas. In Skjolden endet (d.h. für mich beginnt) auch der Sognefjord (UNESCO Weltnaturerbe), mit 204 km Norwegens längster und spektakulärster Fjord. An den bis 1.700 m hohen Berghängen sind unzählige Wasserfälle zu beobachten, die sich in türkisfarbenen Wasser spiegeln, das aus bläulichen Gletschern gespeist wird.

 

 

Von Sognedal geht es erst mit der Fähre über den Fjord und anschließend durch den mit 45 km längsten Tunnel der Welt direkt nach Aurland. Vom Camp schlängeln sich die Serpentinen durch 6 Nadelkurven 650 m hoch zum Stegastein. Wenn die Regenwolken nicht gerade alles vernebeln, kann man von einer Plattform eine traumhafte Aussicht über den Fjord genießen.

  


Bergen

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Steindals-Fossen

Inselspringen Kvandal – Utne

Hardangerfjord

Wasserfall (Fossen)

Hardangerfjord

Inselspringen Jondal – Torvikbygd

Hardangerfjorden

Fusa Camp

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Camp Lote

Von Bergen geht es am Steindalsfossen (Wasserfall) vorbei um den Hardangersfjorden über Haugesund in Richtung Stavanger. Wie beim Inselspringen sind dabei 4 Fährüberfahrten erforderlich:  Kvandal – Utne, Jondal – Torvikbygd, Venjaneset – Hatvik, Halhjem – Sandvikvak und Arsvägen – Mortavika.  Die Route haben wir gewählt, weil ich eine Fährkarte einer Fährgesellschaft von einem Paar erstanden hatte, die auf dem Camp in Sankt Petersburg standen. Sie waren auf dem Rückweg aus Norwegen froh, dass sie den „Rest“ los waren, wir waren froh nur die Hälfte des Fährpreises zahlen zu müssen. Um den Preikestolen zu sehen, nutzen wir noch 2 mal die Fähre: Stavanger – Tau und Oanes  – Lauvvik.
Der Preikstolen ist in der Fjordregion Ryflike die berühmteste Sehenswürdigkeit, vielleicht sogar ganz Norwegens: Ein Fels, der wie eine Kanzel 600 m über den hellgrün schimmernden Lysefjord ragt. Hochmotiviert erklimmen wir den 4 km langen, steilen und felsigen Aufstieg mit einem Höhenunterschied von 350 m, der nicht nur für uns eine kleine Herausforderung darstellt. Gut dass wir uns schon früh um 6 auf dem Weg machen, auf dem uns schon die Ersten auf ihrem Rückweg entgegen kommen, die noch Fotos von unberührter Natur machen konnten. Aber auf unserem Rückweg kommen uns die massen an Langschläfer entgegen. Da war es aus mit der unberührten Natur. Der für Westeuropa typische  Massentourismus setzte auf dem Camp schon am Vorabend ein, so dass man Angst haben musste, nicht wieder raus zu kommen aus dem Getümmel. Trotzdem, der Blick über den Fford bleibt ein unvergessliches Erlebnis.

Auf dem Rückweg lässt es das Wetter noch einmal zu, ins kalte Wasser der Nordsee zu springen. In Richtung Dänemark nutzen wir die Fähre Langesund – Hirtshals. Zur Diskusion stand auch der Landweg über  Schweden, um dort die kleine Fähre ab Helsingborg zu nehmen. Die Variante mit der Fähre ab Kristiansand wäre die Teuerste gewesen.

Dänemark

In Hirtshals sind einige der 7500 Bunker am Atlantikwall in Dänemark zu besichtigen, die die faschistische Wehrmacht während der Besatzung im 2.Weltkrieg ab 1942 baute. Im doppelten Sinne umsonst, denn erst bezahlten die Faschisten die Rechnungen mit Scheinen, die die dänische Nationalbank drucken musste und dann landeten die Alliierten am 6.6.44 in der Normandie. Gemessen an den Kosten (umgerechnet 12 Grosse-Belt-Brücken), stellen die Bunkeranlagen das grösste Bauwerk Dänemarks dar.
Nahe des Leuchtturmes, der 1863 errichtet wurde, steht ein Riesenschirmling, den ich besser allein zum Abendbrot verspeise. Bei Hanstholm erheben sich die in der letzten Eiszeit geformten Sandberge Bulbjerg und Hanklit über dem Skagerrak- und Limfjord-Strand. Auf der Halbinsel bei Ringkobing kann man den Strand vom Campingwagen aus genießen (baden, Kaffee kochen usw.). Je näher man nach Deutschland kommt, z.B. auf der Insel Romo, setzt dann auf den Campingplätzen leider wieder der Massentourismus ein.

Der Text wird ggf. ständig aktualisiert.

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Zynische Beileidskultur

Terror soll Angst und Schrecken verbreiten und fordert immer wieder beklagenswerte Opfer von Gewalt. Die Opfer von sinnloser, terroristischer Gewalt verdienen unseren Respekt und unser Beileid. Bliebe unsere Solidarität aus, hätten Terroristen ihr Ziel erreicht, die Bevölkerung einzuschüchtern oder eine Regierung zu nötigen. Nach den Anschlägen am 11. September 2001 hat die USA dem Terror den Krieg erklärt, in dem wir uns immer noch befinden. Die Spirale der Gewalt durch Terror und Krieg scheint kein Ende zu nehmen. Terror richtet sich vor allem gegen die Industrieländer und macht auch vor Europa kein Halt. Wenn jedoch wie in diesen Tagen politische Unterschiede gemacht werden bei der Trauer um terroristische Opfer, ist das mehr als beschämend. Es ist zynisch, wenn russische Opfer in Petersburg nicht genauso beklagt werden, wie deutsche oder französische. Die Tränen um Opfer in Paris oder Berlin verkommen so zu Krokodilstränen.
In Syrien herrscht seit 2011 ein schrecklich verheerender Krieg mit unzähligen zivilen Opfern. Auch hier gibt es einen direkten Zusammenhang mit den Anschlägen am 11. September 2001. Es ist schon lange kein syrischer Bürgerkrieg mehr, sondern ein Stellvertreterkrieg, der auf dem Rücken der Bevölkerung ausgetragen, und auch vom Westen befeuert wird. Terroristen heizen diesen Krieg erbarmungslos an, um ihren Islamistischen Staat zu errichten. Russland hat erst spät eingegriffen, um den IS militärisch zu bekämpfen, auf Bitten der syrischen Regierung. Beim Kampf der Koalition Syrien/Russland gegen den IS um Aleppo war in der Mainstreampresse kein Wort davon zu lesen, dass die syrische Opposition, genauso wie der IS, die Zivilbevölkerung als Schutzschild missbraucht. Es ging nur gegen den „Diktator Assad“ und gegen Russland, wenn zivile Opfer zu beklagen waren. Beim Kampf der Koalition Irak/USA um Mossul ist die Kriegspropaganda genau umgekehrt ausgerichtet (s. auch Video von Todenhöfer „Stoppt die Befreiungskriege im mittleren Osten“). Und auch um Mossul wieder zynische Beileidskultur. Die Presse, die das so verbreitet, nenne ich Lügenpresse. Schlimm nur, dass dieses Wort in Deutschland von den falschen, rechten Leuten in Pegida und AfD, für ihre konservative Propaganda missbraucht wird.

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Alte Schachtel und Extremsportler um die Welt

Wen interessiert es, wenn eine „alte Schachtel in einem alten Auto« um die Welt fährt“, fragte sich Heidi Hetzer selbstironisch und lächelte Hudo an, der streng nach Benzin roch. Sehr viele, wenn es nach den Klicks auf ihrem Blog geht. Hudo ist übrigens ein Oldtimer mit Holzspeichen-Felgen und Trockenkupplung mit unsynchronisiertem Drei-Gang-Getriebe, sowie 17 Liter auf 100 Kilometer. Mit ihm ist sie ab 6/2014 in 30 Monaten um die Welt gefahren! Unglaublich aber wahr. Als ich die Geschichten um ihren Beifahrer hörte, den sie nur kurz nach dem Start verschlissen hatte, dachte ich noch, dass sie es mit ihren Ansprüchen nicht schafft. Aber sie feiert ihren 80 Geburtstag nach 84.000 km wieder wohlbehalten zu Hause. Hut ab. Für mich Ansporn, meine Weltreise auch mit 70 und nach geglückter Herzoperation doch noch zu vollenden. Heidi war langjährige Berliner Autohändlerin mit Promistatus und gelernte Automechanikerin dazu. Deshalb musste und konnte ihr Gefährt ein Oldtimer sein, wie in einem alten Hollywood-Film. Wenn sie meint, sie sei bescheidener, ruhiger und nachdenklicher geworden, und dass man wenig braucht (für so eine Reise?), kann ich das nachvollziehen. Auch sie war von Clärenore Stinnes (1901-1990) beeindruckt, die 1927 zwei Jahre mit einem Oldtimer, der noch kein Oldtimer war, die Welt umrundete. Mit ihrem Ruhestand und nach dem Verkauf ihrer Firma hatte Heidi mit ihren Kindern geklärt, dass sie ihr „Erbe einfach verballere“. Die Kinder hatten dafür offensichtlich Verständnis, denn die Familie war auf ihrer Reise das Allerwichtigste. Der Sinn der Weltreise ist ihr etwas vernebelt, und manchmal hätte sie sich einfach jemanden gewünscht, mit dem sie die schönen Momente teilen kann. Wenn mich mal jemand fragt, was der höhere Sinn so einer Weltreise sei, dem sage ich, dass er auch darin besteht, den höheren Sinn mal für eine kurze Zeit zu vergessen und ihm dabei ein Stück näher zu kommen.

Eine Weltreise kann auch als Therapie dienen, um aus einer Depression oder einer schwierigen Lebenssituation herauszukommen. So ging es Robby Clemens, der ab April 2017 vom Nordpol zum Südpol laufen will. 1986 machte er sich nach der Wende als Gas-Wasser- Installateur selbstständig. Das Geschäft lief gut. Er hatte mehr als 100 Mitarbeiter und volle Auftragsbücher. Dann kam die Wende und mit ihr der Baulöwe Schneider. Dessen Pleite zog auch Robby mit seinen Betrieb mit in den Abgrund. Er verlor viel Geld, auch das seiner Eltern, die mit ihrem gesamten Vermögen für ihn gebürgt hatten. Damit konnte er nicht leben, und begann zu trinken und zu rauchen und fühlte sich als körperliches und geistiges Wrack. Sein Arzt meinte, eine sofortige Entziehungskur sei seine einzige Überlebenschance. Der Erfolg einer Entziehungskur erschien ihm zu vage, stattdessen kaufte er sich Laufschuhe und rannte einfach los. So wie Forrest Gump, der konnte auch nie erklären, warum er unentwegt rennt. Er hatte einfach Spaß daran. Nach 2 Jahren lief Robby Marathon. Er lief immer weiter, um seine Grenzen auch als Extremsportler auszuloten, nach dem Spruch: „Trenne dich nie von deinen Illusionen oder Träumen. Denn wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben“. 2007 lief er ein Jahr lang fast 14.000 Kilometer durch 27 Länder auf vier Kontinenten und schrieb viel später ein Buch darüber: „Ich lauf dann mal los, zu Fuß um die Welt“. Doch statt glücklich und zufrieden zu sein, fiel er danach in ein tiefes Loch. Nach einem Jahr Laufen voller interessanter Begegnungen hatte er das Ankommen nicht verkraftet und verfiel in Depressionen. Auch das kann ich sehr gut nachvollziehen. Seine Familie und Psychologen rieten ihm, sich ein neues Ziel zu setzen. Toll, wenn Familien das auch mittragen, denn 2 Jahre Trennung ist nicht unbedingt familienfreundlich. Er jedenfalls fühlt sich wieder fit für neue Herausforderungen: Zu Fuß vom Nord- zum Südpol. Vielleicht kreuzen sich ja unsere Wege in Amerika? Wir hätten uns Einiges zu erzählen.

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Politischer Reiseblog

Politische Reiseberichte
Auch der indische Schriftsteller Pankaj Mishra verbindet in seinem Buch „Begegnungen mit China und seinen Nachbarn“ Reiseberichte mit politischer Analyse. Viele Asiaten kennen die Klassiker westlicher Literatur, Musik und Film. Andersherum kann man dies nicht behaupten, meint er. Nichts provinzialisiert und beschränkt den menschlichen Geist mehr als Macht. Wer z.B. aus ökonomischer Macht Überlegenheit über andere Völker ableitet, unternimmt kaum Anstrengungen, geografisch entlegene Gesellschaften und Kulturen zu verstehen. Die Massenmedien beschreiben z.B. Asien vor allem aus der Sicht wirtschaftlicher Chancen und Entwicklungen. Sie sehen die Länder als ökonomische Absatzmärkte. Politische, historische und kulturelle Hintergründe werden vielfach ausgeblendet. Daher bleiben viele Menschen im Westen nicht selten in ihren national-rassistischen und religiösen Vorurteilen verhaftet. Die Begriffe West und Ost beschreiben ideologische Gegensätze aus dem Kalten Krieg. Die Werte, die die Welt nach wie vor regieren, sind zuallererst kapitalistische Werte. Durch Enthüllungen über zerstörerische Kriegsführung, Folter und illegale Abhörmethoden haben die Werte westlicher Demokratien erheblich an Glaubwürdigkeit verloren. Wer eigene Probleme hat, sollte sich zuerst um diese kümmern, bevor er andere auf Missstände, wie z.B. Menschenrechts- oder Völkerrechts-Verletzungen, hinweist.

Afrika
ab 6/2012
Die nach der „Wende“ gewonnene Reise- und Meinungsfreiheit nutze ich um meinen Horizont zu erweitern. Die Hoffnung jedoch, dass sich der Ruf „Wir sind das Volk“ durchsetzt und dass das „deutsche Volke in freier Entscheidung eine Verfassung“ beschließt, und dass nach dem Ende des Kalten Krieges eine Weltordnung entsteht, in der die Stärke des Rechts das Recht des Stärkeren ablöst, hat sich nicht erfüllt. Die Welt verändert sich ständig und im Moment sehr schnell. Die bestehenden Verhältnisse werden im Mainstream (Fernsehen, Zeitung Radio usw.) alternativlos dargestellt, sind es aber nicht und geben viel Raum zur Interpretation. Je mehr der Mainstream der herrschenden Eliten von meinen Erfahrungen und Erkenntnisstand abweicht, desto mehr verarbeite ich in diesem Blog politische Informationen, die meiner Weltanschauung entsprechen. Die empirisch gesammelten Daten und Informationen versuche ich gegenüber zu stellen. Insbesondere wenn offensichtlich ist, dass politische Ereignisse im Mainstream mit zweierlei Maß wiedergegeben werden.
Ein weltoffener Mensch ist neugierig auf andere Länder und Kulturen und bereit, von diesen zu lernen. Globalisierung läuft dem Zuwider, weil sie an die Stelle der Vielfalt der Kulturen einen für alle verbindlichen globalen Trend setzt.
„Die gefährlichste Weltanschauung ist die derjenigen, die die Welt nicht angeschaut haben.“ Alexander von Humboldt

Seine Weltsicht Zwischen Asien- und Afrika-Reise
Auch zwischen den Reisen (s. Blog https://asien.blogger.de/ und https://afrikatrip.wordpress.com/) werde ich unter dem Thema: „Seine Weltsicht“ meine persönliche Meinung zur aktuellen Weltpolitik festhalten. Es ist auch eine Sicht auf das Land in dem wir leben. Mitteilenswert halte ich Vorgänge, die von den herrschenden Medien unterbelichtet werden. Ich versuche mich nicht dem herrschenden Zeitgeist anzupassen, der wider besseres Wissen historische Ereignisse ausblendet, der die Wahrheit eigenen Interessen opfert und der mit zweierlei Maß misst.

Asien bis 4/2012
Unter dem Motto wider der Voreingenommenheit (und davon gibt es ja viele, nicht nur in Deutschland) werde ich während der Asienreise und auch danach meine persönlichen Einsichten festhalten, die sich nicht um Parteinahme drücken. Viel Unbewusstes muss erst wieder ins Bewusstsein gehoben, weiße Landkarten von mir erst beschrieben werden. So entsteht auch eine politische Reiseroute, entlang der Länder, die wir besuchen, aber auch eine Sicht von außen auf das Land in dem wir leben.

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Trump gegen die herrschende US-Elite?

In den letzten Wochen musste zuerst der  Nationale Sicherheitsberater und dann der US-Justizminister zurücktreten. Jeweils nachdem die US-Geheimdienste ihre Erkenntnisse zu den Russland-Kontakten der wichtigen Tramp-Vertrauten veröffentlichten. In den USA ist „Kommunikation mit den Russen“ im Wahlkampf gesetzwidrig. Die alten Eliten in den USA haben offensichtlich Interesse daran, den kalten Krieg wieder anzuheizen, weil Russland angeblich eine Gefahr darstellt. Im kalten Krieg wurde die Angst vor dem Kommunismus und der Sowjetunion geschürt. In dieser Tradition verhaftet, lebt der Westen weiter in ideologischen Schranken. Auch viele deutsche Medien haben in den letzten Jahren und in einer befremdlich breiten Übereinkunft ein grotesk verzerrtes Russlandbild installiert. Sie haben dadurch die Position des Beobachters verlassen und sich gemeinsam mit Politikern in den Schützengraben eines von der NATO vom Zaun gebrochenen neuen Kalten Kriegs begeben. D.h. sie sind befangen. Russland hat vielleicht gravierende innenpolitische Defizite, ist aber keine Diktatur. Und die allseits grell an die Wand gemalte militärische Gefahr geht wohl eher nicht von Russland aus. Berücksichtigt man z.B. die Militärausgaben und den Aktionismus der Nato an den Grenzen Russlands und in der ganzen Welt, stellt sich das ganz anders dar.
Trump hat zur Konfrontation gegen Russland aus der der Sicht eines Nationalisten und Milliardärs, der seinen Reichtum in der Wirtschaft erzielt hat, eine andere Meinung, als die, die wir bisher kennen. Offensichtlich ist er an einer Normalisierung der Beziehungen zu Russland interessiert und stößt damit an die Grenzen, die die alte Elite und das bisherige Establishment mitträgt. Nach der US-Wahl ist ein Machtkampf nicht nur um die Frage der Konfrontation mit Russland entbrannt. Dabei agiert Trump gegen die alte Elite, gegen das alte Establishment in den USA. Er ist zwar Präsident, aber im Moment stellt sich die Frage, wer eigentlich die Macht hat. Die US-Geheimdienste stehen hinter der alten Elite, das alte Establishment kämpft weiter gegen das neue, und umgekehrt. Ein unberechenbarer Präsident in einer unberechenbaren USA, die meint ihre Atombomben seien in ihrer Demokratie besser aufgehoben als die in Nordkorea!?
In diesem Zusammenhang sind die Hintergründe zu den geschassten Trump-Vertrauten interessant.
Zuerst musste Michael T. Flynn als Nationaler Sicherheitsberater der USA wegen seiner Russland Kontakte gehen. Im Februar 2017 ist der Dreisterne-General und Ex-Geheimdienstchef nach nur 24 Tagen im Amt zurückgetreten (worden). Der Vorwurf: Flynn hatte noch vor Amtsantritt telefonisch seine Kontakt mit dem russischen Botschafter aufgenommen und dann öffentlich über den Gesprächsinhalt gelogen. Bewiesen werden konnte ihm das, weil ihn ein US-Geheimdienst abgehört hatte. Wenn eigene Spione die eigenen Politiker abhören und dieses Material dann auch noch an befreundete Zeitungen liefern, ist das kein Whistleblowing. Mit unlauteren Motiven werden so missliebige Politiker aus dem Amt geschasst. In den USA reichen Kontakte zu Russland um geschasst zu werden, wie in Deutschland Kontakte zur „Stasi“. Flynn war Kommandeur mehrerer zentraler Armee-Einheiten und Direktor der Defense Intelligence Agency (DIA), dem Geheimdienst der US-Armee, den er von 2012 bis zu seinem Rausschmiss 2014 leitete. Der US-Militarist galt seit 2014 als der meist respektierte militärische Geheimdienst- Offizier seiner Generation, aber auch als Pazifist. Als Insider war er einer der ersten schwer angreifbaren Stimmen, die die westliche Deutung des islamistischen Söldner- oder Stellvertreter-Krieges gegen Syrien massiv erschütterten. Laut Flynn war diese Kritik auch der Grund für sein Ende bei der DIA. 2015 hatte er die Veröffentlichung eines Dokuments aus dem Geheimdienst DIA erstritten, in dem schon 2012 die Entstehung des IS-Kalifats prophezeit wurde. Das Dokument stellt bereits zu Beginn des Syrien-Kriegs klar, dass „die Salafisten, die Muslimbruderschaft und Al Qaida die dominierenden Kräfte des syrischen Aufstands“ sind. Zu einer Zeit als im westlichen Medienstream noch zelebriert wurde, dass „Assad auf seine Leute schießt“. Was einerseits stimmt, aber die eigentlichen Verhältnisse verschleiert. In dem Dokument wurde weiter festgestellt, dass „der Westen, die Golfstaaten und die Türkei die syrische Opposition“ unterstützen. Flynn warnte vor der Entstehung eines salafistischen Herrschaftsgebietes in Ost-Syrien, die das Ziel hat, „das syrische Regime zu isolieren“. Ungeachtet dessen hat die Obama- Administration aus politischen Gründen jedoch nicht die Lieferungen von Waffen und Kämpfern an Al Qaida gestoppt. Nach dem Motto: zuerst muss Assad ausgeschaltet werden. Flynn meint, „die Geschichte wird hart mit jenen ins Gericht gehen, die 2003 die Entscheidung trafen, in Irak einzumarschieren.“ Einerseits positioniert er sich gegen den Iran, verteidigt Folter und bezeichnet den Islam als „politische Ideologie“, andererseits lehnt er öffentlich den Krieg mit Drohnen ab. Folgerichtig engagierte er sich im Wahlkampf offen für Donald Trump und war wohl einer der rationaleren Charaktere im Trump-Kabinett. Sein Absturz ist demnach ein Sieg für die hinter dem Geheimdienst stehende Machtgruppe. Es ist ein Sieg gegen Trump, gegen eine Entspannung mit Russland und gegen die politische Moral.
Dann wurden schwere Vorwürfe gegen den US-Justizminister Sessions erhoben: Russland-Kontakte und unter Eid gelogen. In der Affäre um ihre Russland-Beziehungen steht die Regierung von US-Präsident Donald Trump erneut unter massivem Druck. Sessions hatte im Vorjahr als Senator und Trumps außenpolitischer Berater im Wahlkampf, zweimal Kontakt mit Russlands Botschafter Sergej Kisljak. In Personalunion ist der Justizminister zugleich eine Art Generalbundesanwalt, und kann als solcher wegen Befangenheit nicht gegen sich selbst ermitteln. Laut Erkenntnissen der US-Geheimdienste sei Moskau dafür verantwortlich, dass mitten im Wahlkampf Computer der Demokratischen Partei gehackt wurden, was Trump Munition gegen Clinton geliefert haben soll. Daraus wurde der Vorwurf abgeleitet, Russland hätte sich in den amerikanischen Wahlkampf eigemischt, was Moskau entschieden zurückweist. Noch auf Betreiben Obamas hat das FBI Ermittlungen zur mutmaßlichen russischen Einmischung eingeleitet. Beweise liegen bis heute nicht vor. Offensichtlich gab es noch weitere Treffen zwischen Trump-Vertrauten und Moskaus Botschafter. Da man einem Botschafter diplomatische Gespräche, mit dem Ziel Spannungen abzubauen, nicht verbieten kann, wurde Russland ein Hackerangriff offensichtlich untergeschoben.

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Kundschafter des Friedens

Die Komödie „Kundschafter des Friedens“ ist dieser Tage im Kino erschienen. Ein „sehenswertes Leuchtfeuer“ (so Christian Baron im ND) im ansonsten ziemlich tristen Filmkomödien-Deutschland, mit der Schauspieler- Starriege Hübchen, Gwisdek, Glatzeder und Thieme als abgehalfterte Ex-DDR-Auslandsgeheimdienstler. Diese sollen im Auftrag des BND und unter Aufsicht einer BND-Agentin die Kastanien aus dem Feuer holen. Einige BND-Praktiken hatte das MfS schon viel früher drauf. Zwar nur analog, aber wirksam. Außerdem kennen sich die Kundschafter in der ehemaligen Sowjetrepublik „Katschekistan“ viel besser aus, als die Agenten. Na ja, eben Film mit Gags aus bekannten Ganovenfilmen, aber gut gemacht. Dürfen wir darüber lachen? Erst werden Berufsopportunisten wie Angela Merkel und Joachim Gauck einheitstrunken zu Symbolen einer Ost-West-Versöhnung hochgespielt. Und jetzt auch noch ein Leinwandstück als ideologische Lockerungsübung, in der die Stasi mit positiven DDR-Typen auf gleicher Augenhöhe mit dem BND gezeichnet wird? „Offenbar scheint mittlerweile genug Zeit ins Land gezogen zu sein, um sich dem Stasi-Thema von der humoristischen Seite zu nähern“, meinte eine Berliner Mainstream- Zeitung.
Als der Film in die Kinos kam, lief zufällig die Kampagne gegen Holm. Die zeigt, dass dieses Land noch lange nicht so weit ist, um dieses Thema von ideologiefreien Historikern aufarbeiten zu lassen. Stattdessen versorgen Antikommunisten vom alten Schlage, die sich Historiker nennen dürfen, die Maintrampresse widerrechtlich mit Informationen aus der Stasi-Unterlagen-Behörde, um einen linken Wissenschaftler wie Holm auszuschalten. Holm wurde von der Linken in die Berliner Regierung als Staatssekretär berufen, um dort linke Wohnungspolitik zu machen. Angeblich weil er das falsche Kreuz im Fragebogen gemacht hatte, wurde er ausgeschaltet. Von der Regierung und seinem Arbeitgeber geschasst. Dafür reichte nur das Wort Stasi, um findige Moralisten die Macht zu geben, daraus ein Vergehen zu konstruieren. Es wird Zeit diese angestaubte Logik zu durchbrechen.

 

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