Europa

Ausbau eines Campingfahrzeugs

Der Alte (Toyota Hiace, selbst ausgebauter Kastenwagen) hat seine Schuldigkeit getan. Immerhin hat er eine Asienrundtour, eine Tour rund um Afrika, sowie 3 Touren durch Europa ohne nennenswerte Probleme durchgestanden. Es ist zwar kein Geländewagen mit Vierradantrieb und kein Wohnwagen. Aber das Fahrzeug schafft auch eine Weltreise, wenn man nicht den Ehrgeiz hat, auch durch Wüsten- oder Sumpfgebiete zu fahren. Was mich an Toyota überzeugt hat, war seine Zuverlässigkeit. In jeder größeren Stadt ist auch eine Toyota-Werkstatt zu finden. Liegen geblieben bin ich nur wegen nicht verschuldetem Unfall, Schlamm und schlechtem Diesel in Afrika. Verschleißteile wie Reifen nicht mitgezählt. Es gibt zwar eine Menge Alternativen an Kastenwagen, aber da ich nur gute Erfahrungen gesammelt habe, soll es wieder ein Toyota sein. Ein Wohnmobil scheidet aus mehreren Gründen aus. Erstens brauche ich keine Küche, keine Toilette und keine Wasser- oder Wärmeversorgung im Fahrzeug. Diesen Komfort bezahlt man mit wesentlich weniger Geländegängigkeit, mehr Kraftstoff, weniger Geschwindigkeit und vor allem Wendigkeit. Eine Tour wie z.B. rund um Afrika ist schlicht unmöglich mit einem Wohnmobil. Der Preis beträgt gegenüber einem selbst ausgebauten Kastenwagen gut das Fünffache. Außerdem besteht in Europa ein gut ausgebautes Netz an Stellplätzen, welche ausreichend Sanitäreinrichtungen und auch Küchen bieten. Lediglich eine eigene Stromversorgung abseits einer Steckdose halte ich für notwendig. Zumindest sollte ein Campingfahrzeug eine ausreichend große Liegefläche zum schlafen bieten. Unter dieser Liegefläche kann ausreichend Stauraum für Gepäck geschaffen werden.
Der Nachfolgetyp des Toyota- Hiace ist der -Proace. Ein Diesel fährt gut 300.000 km, also etwa 7 Weltumrundungen. Deshalb kann es eine Gebrauchter sein, dafür aber öfter. Ein Gebrauchter kostet je nachdem etwa ein Drittel des Listen- oder Neupreises. Die äußeren Abmessungen für den L2H2 (langer Radstand, hohes Dach) betragen 5.143 x 1.895, sowie 2.295 mm für das hohe Dach. Die Ladefläche bietet Platz für 2 Liegeflächen (2 x 1,80 x 0,90 m) und zusätzlich 2 im Stauraum integrierte Sitzplätze mit Schreibtisch.
Der Camper passt in einen normalen Schiffscontainer, was z.B. bei einer Verschiffung nach Amerika keine unwesentliche Rolle spielt.

Selbst ausgebauter Camper

Energieversorgung (Strom)
Die schönsten Plätze der Erde haben keine Steckdose. In Europa bieten die Stellplätze i.d.R. Stromanschluss. Außerhalb Europas ist das die Ausnahme. Die pauschale Zusatzgebühr für Strom ist berechnet für Wohnwagen mit TV, Küche, Licht, Kühlschrank usw. Um Land und Leute kennenzulernen, habe ich bisher kein Fernseher im Auto vermisst. Um mal ein warmes Essen zuzubereiten begnüge ich mich mit einem Gaskartuschen-Kocher und mit einer Kühlbox.
Reisemobile sollten über getrennte Batteriesysteme verfügen: Die Starterbatterie (12V, z.B. 72Ah), die von der Lichtmaschine nachgeladen wird, sowie eine zyklenfeste Bordbatterie für  sonstige Abnehmer. Für die Starterbatterie wäre eine zyklische Belastung durch sonstige Verbraucher Gift. Die Aufladung der Bordbatterie wäre über die Lichtmaschine und einen zwischengeschalteten Lade-Booster möglich, aber nur während der Fahrt. Versagt die Starter- Batterie kann die Bord-Batterie zugeschaltet werden. Die Bordbatterie kann optimal über ein Solarmodul aufgeladen werden (Insellösung). Um die Batterie vor Über- oder Unterspannung zu schützen, wird zwischen Solarmodul und Bordbatterie ein Laderegler zwischengeschaltet, der auf unterschiedliche Batterietypen einzustellen sein sollte. An den Laderegler kann ein Wechselrichter (Inverter) angeschlossen werden, der eine Steckdose für 220 V bietet. Die eingeschränkte Leistung der Solarmodule, z.B. bei Verschattung, kann durch die Wahl von Black-, CIS- oder Power-line erhöht werden.
Die Leistung zwischen Solarmodul und Bordbatterie sollte ausgewogen sein.  Ich entscheide mich für eine  Bordbatterie mit 50 Ah mit wartungsfreier AGM-Technologie, die fast 14 kg wiegt. Ist diese zu klein, kann bei Bedarf überschüssiger Strom vom Solarmodul nicht mehr genutzt werden (wie bei einem überlaufenden Wasserfass). Um die Bordbatterie ausreichend nachzuladen, entscheide ich mich für ein Solarmodul mit 80 Watt (WP), welches etwa 20 Ah leistet. Mein größter Stromabnehmer ist eine 12V/220V-Kühlbox : 38W/12V= 3,17A x 6 Std. =  22,2 Ah. D.h. an Tagen ohne Sonne schaltet der Regler nach 6 Std. ab, weil die Batterie zu schwach ist. Mein Laptop verbraucht etwa 13W/12Vx2h= 2,2Ah bei angenommen 2 Std. täglich. Entsprechend den vorhandenen Gerätesteckern benötige ich eine 12V-Dose (Zigarettenanzünder), sowie zwei 6V-Dose für Leuchten. Der 120W-Inverter (Umwandler) mit 12V-Stecker bietet eine 220V-Steckdose, sowie eine 5V-USB-Dose. Ein Laptop mit einem 220V Ladegerät bräuchte ein 12V Adapter um Strom zu sparen, denn der Umweg über einen Inverter kostet Strom. Kaum ein Solar-Laderegler bietet alle Steckdosen. Die meisten Solar-Regler haben lediglich eine Kabelklemme für alle Verbraucher, woran der Laie meist scheitert. Um sonstige Kleingeräte wie Telefon oder Fotoapparat nachzuladen fällt deren Verbrauch nicht weiter ins Gewicht, zumal wenn nicht alle Kleingeräte gleichzeitig angeschlossen werden.
Ein auf dem Dach montiertes Solarmodul bringt weitere 7 cm an Höhe, die durch flache Module reduziert werden kann. Aufgeschraubte Module haben eine geringe Halterung am dünnen Autoblech. Direkt aufgeklebte Standardmodule werden unzureichend gekühlt, und können nicht so ohne weiteres wieder entfernt werden. Alternativ können UV-beständige Halte- bzw. Eck-Profile aus ABS-Kunststoff aufs Dach geklebt werden, an die der Alu-Rahmen des Solarmoduls geschraubt wird. Die Eckprofile überbrücken nicht das gekrümmte Profildach. Höhenunterschiede können mit Montagekleber ausgeglichen werden (max. 9 mm Klebeschicht z.B. aus Sikaflex 252). Reicht das nicht, können die Montageecken entsprechend angeglichen werden (z.B. abschrägen mit der Eisensäge bei ständiger Wasserkühlung). Statt einer kritischen Dachdurchführung nutze ich für die Solarkabel die Öffnungen der Kabeldurchführung an der Hecktür.

Beim Kauf des Gebrauchten zu berücksichtigen :
Überführung, Händlergewährleistung, Gebrauchtwagengarantie
Ich muss weit reisen, um den passenden Kastenwagen zu finden und diesen nach Kauf zu überführen. Lt. Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom 07.07.2016 müssen die von Verbrauchern zu tragenden Kosten der Überführung in der Werbeanzeige eines Gewerbetreibenden für ein Kfz im Kaufpreis enthalten sein. Sonst verschafft er sich Vorteile gegenüber seinen Konkurrenten.
Händler haben bei älteren Gebrauchtwagen für eine gesetzliche, einjährige Gewährleistung zu stehen.  Ausnahme: Er weist nach, dass er ein einwandfreies Auto übergeben hat. Ab dem siebten Monat muss der Käufer dem Händler nachweisen, dass das Fahrzeug bereits beim Kauf (versteckte) Mängel hatte. Viele Händler verkaufen Gebrauchte mit Gebrauchtwagengarantie. Sie gilt parallel zur Händlergewährleistung. Bei einem Schaden muss der Käufer prüfen, ob er unter die Gewährleistung fällt. Fällt er unter die Gebrauchtwagengarantie, muss sich der Käufer an den Materialkosten, gestaffelt nach Kilometerleistung, beteiligen.

 KfZ-Steuer und Versicherung
Diese Kosten können verringert werden, wenn man den Kastenwagen (Lkw) zum Camper ausbaut und diesen dann auch als Wohnwagen ummeldet. Die Kfz-Steuer für Wohnmobile errechnet sich aus dem Schadstoffgehalt und dem Gesamtgewicht und ist gegenüber einem Lkw meist niedriger. Für Wohnmobile haben KfZ-Versicherer günstigere Schadenfreiheitsrabattstufen, weil sie davon ausgehen, dass ein Wohnmobil seltener im Straßenverkehr fährt als ein Pkw oder Lkw, und dadurch weniger Schäden verursacht. Außerhalb des Bereiches der grünen Karte ist der Camper extra zu versichern.
Zuständig für die Zulassung als Wohnmobil ist der TÜV. Dadurch ändert sich die Fahrzeugart, und die vorherige Betriebserlaubnis. Einfach eine Matratze und auf die Ladefläche zu legen und einen Campingkocher hinzustellen, akzeptiert der Gesetzgeber nicht für die Anmeldung als Wohnmobil. Ein Fahrzeug ist laut StVZO erst dann ein Wohnmobil, wenn es als Unterkunft geeignet ist. Der Gesetzgeber verlangt in der Rahmenrichtlinie 2007/46/EG eine Mindestausstattung: Eine Sitzgelegenheit mit Tisch, Schlafplätze, wobei auch Sitzgelegenheiten, die zu Schlafplätzen umgebaut werden können, anerkannt werden, sowie einen Schrank oder einen anderen Stauraum. Der Tisch darf leicht demontierbar sein. Spüle, Gaskocher und Abwasserführung sind zulassungsrechtlich nicht gefordert. Allerdings muss die Einrichtung fest eingebaut sein und alle Sitzplätze, die während der Fahrt genutzt werden, müssen den Vorschriften der StVZO genügen. Danach prüft das Finanzamt das Fahrzeug: Wenn die Bodenfläche des Wohnteils den überwiegenden Teil der Nutzfläche abdeckt und der Kocher fest eingebaut ist, wird das fahrbare Heim als Wohnmobil besteuert.

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Reise Europa-Ost

RouteEuroOstGefahrene Route vom 20.6. bis 27.8.2017 über Polen, Kaliningrad (RUS), Litauen, Lettland, Russland, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark: 7.740 km in 67 Tagen und 47 Etappen.
Die Route berührt nur EU-Staaten im Schengener Raum, außer Russland, in dem ein Visum erforderlich ist. Eine andere Währung als € gibt es in Polen, Russland, Schweden, Norwegen und Dänemark. Das nervt, wie das Visum.
Alle Staaten sind in der Nato, außer Russland. Mit der bereits gefahrenen Route „Rund um die Ostsee“ kreuzt sich diese Route nur in Litauen, in Vaasa (Finnland) und Trondheim (Norwegen) .
Es ist das 4. Jahr nach der Asien- und Afrika-Reise mit „nur“ einer weiteren Europatour. Damit war ich in den letzten 8 Jahren etwa 3 Jahre unterwegs. Der 3. Teil der Weltreise: 1 Jahr durch Süd- und Nord-Amerika, steht noch aus. Je länger ich damit warte, um so unwahrscheinlicher wird es diese noch zu realisieren.
Unterwegs bin ich immer noch mit dem als Camper selbst ausgebauten Toyota. Jetzt aber nicht mehr im alten Mr. „Hiace“, sondern der neue Typ heißt jetzt „Proace“, der Nachfolger aus der Toyota-Serie. Den Camper-Ausbau habe ich im Blog näher beschrieben (s. „In eigener Sache“). Das Fahrrad, das ich nur für kurze Ausflüge und für Fahrten in größere Städte nutze, hängt wieder hinten an der Kupplung.

In Polen halte ich mich, wie auch in Litauen und Lettland, nicht lange auf. Das Wetter kühlt ab und wird launisch. Ich fahre in die Sonne, die Wolken trotten hinter mir her. Nördlich von Chojnice finde ich an einem See ein Campingplatz am Hotel für mich allein.
 

Nahe Sztutowo, westlich von Danzig, gehe ich in der Ostsee baden und beobachte, wie schon am See in Chojnice, die Sonne beim Untergang.
 

In Elblag gibt es nahe der City einen netten Campingplatz, der relativ dicht mit Wohnwagen besetzt ist. Ich finde eine Werkstatt, die mir am Fahrrad einen neuen Mantel montiert, um in das nahe Zentrum zu fahren.

Nach meinem Erkenntnisstand ist die Einreise nach Russland über Weißrussland nicht erlaubt, weil dort die Grenze nicht kontrolliert wird. Nicht kontrolliert würde illegal eingereist heißen. Also wenn schon ein Visum für Russland, dann eins mit doppelter Einreise. So verlasse ich den Schengener Raum und fahre durch Kaliningrad, eine nach dem 2. Weltkrieg entstandene russische Enklave zwischen Polen und Litauen. Der Grenzübergang ist relativ entspannt. Gerade noch so viel Zeit, um mich mit einem jungen Radfahrer aus Deutsch zu unterhalten, der in Frankreich gestartet ist und auch nach Moskau und Sankt Petersburg will, mit dem Fahrrad. Da wird es leider schwierig sich wie meist ein zweites Mal zu sehen, obwohl er auch auf der Straße fahren muss, denn in Russland gibt es so gut wie keine Fahrradwege. Durch Deutschland zu fahren war für ihn eher langweilig (im Westen nichts Neues?) und er ist gespannt auf Osteuropa. In Russland ist es (noch) nicht üblich mit dem Wohnwagen zu reisen, deshalb gibt es auch so gut wie keine Campingplätze. Dass man nicht mehr in der Eurozone ist, merkt man auch sonst sofort: Ein anderes Preisniveau (umgerechnet in Rubel), keine aus dem Westen importierten Supermärkte, mit wenigen Ausnahmen wie Mac Donald z.B. Das Straßennetz ist gut ausgebaut, außer in Kaliningrad selbst. Ohne Navi wegen der vielen Baustellen unmöglich zu finden, erreiche ich den über Basecamp gefundenen Campingplatz am östlichen Stadtrand am Hotel Baltic (N54° 42.473′ E20° 36.942′), mit Blick auf einen kleinen See. Vorher ist es mir noch gelungen den zweiten Navi mit einer nicht Garmin konformen Software und mit einer Russlandkarte zu bestücken. Nach einem Missverständnis musste ich feststellen, dass der im Auto integrierte Navi keine Russlandkarte beinhaltet.


Da nur eine Autobahn ohne Fahrradspur in die nahe City führt, fahre ich vom Hotel Baltic mit dem Bus und nehme das Fahrrad mit.

Im Bernsteinmuseum wimmelt es nur so von Bernstein. Ganze Schiffe werden daraus geschnitzt. In der Nähe wird er im Tagebau tonnenweise abgebaut. Etwa 80% der Weltvorräte lagern hier auf der Halbinsel. Viel geredet wird vom Bernsteinzimmer, das noch immer verschollen ist. Mit Kaliningrad hat es nur so viel zu tun, dass es hier am Ende des 2. Weltkrieges von den Nazis im vom Krieg zerstörten Schloss ausgestellt wurde, wo das bis heute noch nicht fertiggestellte sowjetische Haus steht. Im dem von ihnen angefangenen Krieg handelten die Faschisten nach dem Motto: Geschenkt ist geschenkt (vom Fürsten an den Zaren), wiederholen ist gestohlen. Eine Kopie des kompletten Bernsteinzimmers steht heute wieder in Sankt Petersburg. In Deutschland gefundene Teile des Originals wurden an Russland zurückgegeben.

Sonntags wird, wie in Russland üblich, an den schönsten Plätzen geheiratet, wie hier am Dom. Auch die Matrosen sind hier ausgelassen und feiern abends mit ihren Familien im Hotel Baltic.

Auch in Kaliningrad bauten sich die Hohenzollern ihr Schloss. Im Krieg wurde es beschädigt und später gesprengt. Ende der 60er Jahre entstand an diesem Ort ein 21-stöckiges Hochaus, das berühmte Haus der Sowjets. Es galt als Ikone des Brutalismus, der sich weltweit ab den 50er Jahren verbreitete und architektonisch für Sichtbeton, klare Form und soziale Funktion steht. Das Vorurteil gegen die brutalistische Moderne speist sich sicher aus biederer Bürgerlichkeit, die lieber mittelalterliche Innenstädte, Kirchen und Schlösser rekonstruiert. Das Haus der Sowjets konnte während der gesellschaftlichen Transformation bis 1991 nicht fertiggestellt werden, und wurde so zum Symbol des Stillstands der späten Sowjetunion. Später wurde es mehrfach privatisiert und verkauft und verfiel weiter.
Inzwischen ein trauriger Anblick, steht es kurz vor dem Abriss. Noch ist unbekannt, was dort entstehen soll: Ein Shoppingcenter? Das wiederaufgebaute Schloss?
Auf dem Rückweg kurbelt mir die Pedale vom Fahrrad ab, das schon in die Jahre gekommen ist, aber für diesen Zweck noch gut genug ist. Zum Glück besteht die Möglichkeit mit dem Bus zurückfahren. Die Preise für die Öffentlichen sind auch noch aus sowjetischen Zeiten, also spottbillig. Nicht so wie im Auto-Deutschland, wo es mit dem Auto etwa so teuer wie mit den Öffentlichen ist. Da haben die Grünen noch nichts erreicht, wenn sie es denn wollten.
Richtung Norden fahre ich über die Kurische Nehrung, eine sehr schmale und über hundert Kilometer lange Halbinsel zwischen Kaliningrad und Klaipeda, welche jetzt unter dem Schutz des UNESCO-Weltnaturerbes steht. Einfach in der Natur mit dem Auto stehen geht gar nicht im Schutzgebiet. In einem Ferienobjekt lässt mich der Security durch und für ein paar Rubel direkt am Haff stehen.

Ganze Völkerwanderungen wollen z.B. den tanzenden Wald sehen. Alle stolpern über Holzstege mit Geländer, die den Wald vor ihnen schützen sollen.

Auf der Fahrt zur Grenze öffnet sich mal der Panoramablick auf das Haff, mal auf die stürmische Ostsee.

Unterbrochen wird das schmale Land nur durch die Grenze zwischen Russland und Litauen. Wieder sind es nur sehr wenige Fahrzeuge, die die Seite wechseln. Früher eine Grenze zwischen in einer Union verbundenen Bruderstaaten und nun zwischen sich feindlich gegenüberstehenden Ländern. Den Baltischen Staaten wurde der EU-Beitritt aus geostrategischen Gründen hinterhergeschmissen, den Russen würde er verwehrt werden. Die Ukrainer dagegen wollen in die EU, man lässt sie aber noch lange darauf warten. Entscheidend für den Westen ist erst mal nur, dass ihre Nato-Panzer bis kurz vor Wolgograd (ehemals Stalingrad) vorrücken, und sie derweil von der russischen Gefahr schwadronieren können.
Entsprechend verläuft die Grenzkontrolle: Die Russen machen Dienst nach Vorschrift besonders gründlich, im Schengener Raum werden EU-Bürger durchgewinkt. Dafür kostet der nochmalige Eintritt in das Naturschutzgebiet in Litauen gegenüber der in Russland das zig-fache. Die Natur berührt das nicht. Fuchs und Hase sagen sich hier nicht nur gute Nacht und werden geschützt, sondern wechseln auch ungehindert die Grenze.

Gleich hinter der Grenze mache ich in Litauen (Lithuania, LTU) Halt in Neringa. Ein netter kleiner Urlaubsort auf westlichem Niveau. Hier hat schon Thomas Mann sein Domizil aufgeschlagen. Der Campingplatz liegt im Kiefernwald nahe einer über 50 m hohen wandernden Sanddüne. Er ist nicht so überlaufen und fischgrätenartig angeordnet, wie sonst meist in Westeuropa. Hier bleibe ich ein paar Tage länger und würde auch immer wieder herkommen, in der Vorsaison. Ab Berlin bin ich der Sonne vorweggefahren und es wurde unangenehm kühl. Jetzt hat mich das Hochdruckgebiet mit seiner Wärme eingeholt und ich kann im kalten Wasser baden an dem herrlichen Ostseestrand, der auch nicht so überbelegt ist.

Auf dem Campingplatz stehen auch viele Westdeutsche mit ihren Wohnwagen. Für die ist hier das Ende ihrer Welt, auf der russischen Seite habe ich keinen gesehen. In das Reich des Bösen und zu Putin wollen sie nicht (lt. Stammtischgespräch am Biertisch). Im Jargon der Bildzeitung erwartet sie dort doch nur grauer, verrotteter Beton und Plattenbauten, igitt. Was zum Teil stimmt, aber eben wie meist in den Mainstream-Medien, nur die halbe Wahrheit ist. Ostdeutsche leiden weniger unter Russophobie, haben weniger Berührungsängste und machen sich ihr eigenes Bild von Land und Leuten.
Laut Rassenideologie der Faschisten waren Russen genauso wie Juden deklassierte Menschen und wurden entsprechend unmenschlich behandelt. Heute wird Russland mit Embargo belegt. Das hat beides miteinander nichts zu tun? Man kann zwar die Wut auf Muslime und Flüchtlinge zumindest in der Intensität nicht vergleichen mit dem Antisemitismus zur Zeit des Faschismus. Aber wieviel von diesem Rassenhass steckt noch heute in den Köpfen nicht nur der sog. Rechtsextremen im vereinigten Deutschland? Rechtspopulisten lenken die Verbitterung von Deklassierten auf Sündenböcke. Die Verbitterung der Verlierer kann aber auch zur Stärkung sozialstaatlicher Ideen führen, wie die Erfolge von Corbyn, Labour-Chef in England, oder von Sanders, Sozialist in den USA, zeigen, die von der marktreligiösen Vernebelung ablenken. Das starke Anwachsen der Deklassierten ist das Ergebnis von 30 Jahren neoliberaler Politik. Insofern hat auch die EU den Nationalismus gefördert, wenn auch ungewollt. Die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik und die Politik gegenüber Russland tun ihr Übriges. Sicher kommt noch einiges hinzu, wie das Verharren im Muster des Antikommunismus und des Kalten Krieges. Dass sich Moskau im Gebietspoker aller Seiten die Krim gesichert hat, ist die offizielle Begründung der Politik des Westens gegenüber Russland. Russland hatte zwar in Abstimmung mit den Krimrussen gehandelt, aber völkerrechtswidrig. Dass sich gerade der Westen darüber echauffiert ist angesichts seiner vielen Kriege (Afghanistan, Irak, Libyen usw.) jedoch nicht gerechtfertigt. In den USA wird täglich, noch stärker als in Deutschland, die antirussische Propaganda aufgefrischt. Kritik an der irrationalen Hass-Kampagne gegen Russland macht sich z.B. laut in einem 4-teiligen Film von Oliver Stone „The Putin Interviews“.

Nach einem letzten Strandbesuch auf er Kurischen Nehrung geht es mit der kostenlosen Fähre nach Klaipeda. Zwecks Ausbau der Handelsbeziehungen wurde vor der Implosion der sozialistischen Staaten eine Fährverbindung zwischen Saßnitz/Rügen und Klaipeda ausgebaut. Mit der Wende wurden diese Wirtschaftsbeziehungen fast völlig gekappt. Auch die Fährverbindung wurde 2013 stillgelegt, und fährt jetzt wohl ab Kiel.
Nördlich von Vilnius finde ich in Sudeikiu einen kleinen Campingplatz. Erst stehe ich allein, später landet dort noch ein fast 50-jährigen Fahrradfahrer aus Italien, bevor abends noch ein sehr finsteres Gewitter aufzieht. Der Radler hat beneidenswert gute Laune, trotz des sehr regnerischen Wetters.

Die Landschaft, die der mecklenburgischen Seenplatte sehr ähnelt, lädt eigentlich für einen längeren Aufenthalt ein. Schon seit Polen sieht man in jedem Dorf ein Storchennest.

Durch Lettland fahre ich nur durch. Ab hier beginnen längere Strecken, wie auch in Russland, die gerade ausgebaut werden. Hinter der Grenze nach Russland suche einen schon vorher ausgewählten Campingplatz. Das Problem: in Russland gibt es kaum Campingplätze. Und die vorher runtergeladene OSM- Russland-Karte für Basecamp ist unpräzise. Als Camping ausgewiesene Wegepunkte (Koordinaten) gibt es z.T. gar nicht. Erst spät finde ich daher ein Hotel an einem See, welches mir eine Bleibe im Auto auf dem Parkplatz mit toller Aussicht bietet. Auch ein Zimmer wäre preiswert gewesen, aber im Camper schlafe ich am besten.
Das Hotel bietet mir ein leeres Zimmer zum Duschen, wofür ich für einen kleinen Aufschlag zahle. Der Stellplatz kostet mich pro Nacht 100 Rubel (1 €=68 Rubel).
Wie schon in Afrika beobachte ich einen hohen Anteil an Dienstleistungskräften (Hotel, Küche, Bewachung usw.). Auch in Russland sichert es vielen ein Einkommen. Diesen Luxus kann und will sich Deutschland nicht leisten. Denn es ist Exportweltmeister (neben China) und lebt so auf Pump, bzw.  schmarotzt an der Wirtschaft der Staaten, die weniger Waren aus Deutschland einführen, als sie exportieren. Und Weltmeister ist Deutschland nur, weil es entsprechende Waren anbietet und deren Kosten reduziert. Insbesondere durch Verbilligung der Arbeitskraft, auf Teufel komm raus: Sinkende Lohnquote, Arbeitslosigkeit, Hartz 4, Erhöhung der relativen Armut usw.. Um die Euro-Zone zu einer Exportmaschine umzubauen, schließt die Währungsunion rund um die Welt im Eiltempo neue Freihandelsabkommen ab. Nicht nur Trump ist egoistisch, sondern vor allem die G20-Staaten sichern ihre Interessen, zuerst „natürlich“ jeder seine. Natürlich ist es nicht, sondern kapitalistisch. Da ist Russland nicht ausgenommen, nur eben anders.

Auch in Rzhev, eine Stadt an der Wolga, finde ich nicht den angeblichen Campingplatz. Dafür ein Platz mit Geschichte, der noch an Lenin und an den 2.Weltkrig erinnert. D.h. die Russen haben kein Problem mit ihrer Geschichte. Anders als in Ostdeutschland, wo allles, was mit der jüngeren Geschichte zu tun hat, durch die Bundesrepublik getilgt wird, soweit es nicht an finstere Seiten erinnert.
  Schon in der Nacht hat es nur geregnet. Größere, modernere Raststätten bieten für LKW-Fernfahrer Parkplätze mit Dusche und WC. Im Regen war ich froh, kurz vor Wolokolamsk überhaupt einen Stellplatz gefunden zu haben.  Moskau empfängt mich mit Starkregen. In Moskau gibt es einen Campingplatz. Den finde ich wegen der ungenauen Koordinaten aber auch nur im Schlepptau eines Russen mit niederländischer Autonummer, der mal in Deutschland gearbeitet hat, und mir freundlicherweise den Weg zeigt. Er ist ohne Familie wieder nach Moskau zurückgekehrt, weil nach Deutschland zu viele Ausländer gekommen sind, meint er. Hier betreibt er jetzt ein Campingwagen-Geschäft, kann aber in meinen Camper kein Fenster einbauen, weil er die auch erst in Deutschland bestellen müsste. Auf dem Campingplatz stehen einige Touristen, wie auch ein Radfahrer, der noch bis Irkutzk fahren will. Hut ab bei diesem Wetter. Ich hole mir ein 3-Tages-Ticket für alle Öffentlichen für 300 Rubel, also etwa 1,50 € pro Tag, inclusive Fahrrad. Dann noch eine Prepaid-Karte fürs Internet. Aber wegen meiner und der Unwissenheit der Dienstleister, sowie der Verständigungsschwierigkeiten kaufe ich eine Karte ohne Thethering, das Surfen im Internet über einen USB-Stick mit SIM-Karte ermöglichen soll. Den hier extra zu kaufen ist mir zu teuer, da einer zu hause liegt. Also bin ich weiter, wie immer, auf WIFI angewiesen.

Der Rote Platz ist ein Schmuckkästchen. Das Kaufhaus GUM grenzt daran an mit seinen bunten Blumenbeeten und Springbrunnen. Habe selten so ein tolles Center gesehen.

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Die nahe Christ-Erlöser-Kathedrale (ein orthodoxer Sakralbau) ist weiträumig abgesperrt. Sie ist weltweit die höchste orthodoxe Kirche.  Aus besonderem Anlass (irgendwelche besonders heiligen Gebeine können z.Z. angebetet werden) haben wohl nur Orthodoxe Zutritt. Diese kommen von überall her, und  stehen formiert und diszipliniert kilometerlang an, wie diese hier an der Moskwa, die nicht etwa auf den Dampfer warten. Warum mich der Einlass nur nach Gesichtskontrolle nicht durchgelassen hat, bleibt mir schleierhaft. Oder war es der Ausgang wo ich rein wollte? Na ja, nix versteeen.

 

Moskau hat in den vergangenen sieben Jahren einen rasanten Strukturwandel erlebt, der noch nicht abgeschlossen ist. Wie in allen westlichen Metropolen besteht die Gefahr, dass Geringverdiener in Außenbezirke verdrängt werden. Im Rahmen einer groß angelegten Sanierung will die Stadt über 50 Milliaden Euro ausgeben. Bei der „Renowazija“ sollen alte Wohnungen, die in den 50er Jahren zur Linderung der Wohnungsnot nach dem Krieg vielerorts in der Sowjetunion errichtet wurden (meist vierstöckige Häuser, sog. Chruschtschowkas) abgerissen werden. In diesem Zusammenhang sollen 1,6 Millionen der 11-Millionen-Einwohner-Metropole umgesiedelt werden. Gegen den Abriss ihrer Plattenbauwohnungen regt sich massenhafter Widerstand bei den Bewohnern, die Angst davor haben, in unaktraktive Wohngebiete ziehen zu müssen. Die Mehrheit ist für den Abriss, will aber Auskunft über die konkreten Bedingungen der Umsiedlung. Dabei gibt es ein 1991 noch vom damaligen Obersten Sowjet beschlossenes Gesetz zu berücksichtigen, wonach die meisten Bewohner der Chruschtschowkas, die in einer Wohnung gemeldet waren, sich gegen eine geringe Gebühr als Eigentümer registrieren lassen konnten. Ein Trostpflaster für das ehemalige Volk, welches zusehen musste, wie Zehntausende von sowjetischen Staatsbetrieben oft mit kriminellen Methoden an die neuen Eigner (an „Rote Direktoren“, an Komsomolsekretäre wie Choderkowski und an die „Neuen Russen“) überschrieben wurden. Die Wohnungseigentümer haben gegenüber Mietern natürlich heute die besseren Rechte und können Genossenschaften gründen und die Modernisierung des Hauses, in dem es seit Jahrzehnten keine Grundsanierung gegeben hat, selbst in die Hand nehmen. Allerdings bekommen sie von den Katasterämtern noch nicht ihre Grundstücksgrenzen benannt. Die Aufteilung der Grundstücke war zu sowjetischen Zeiten nicht erforderlich und wurde offensichtlich noch nicht nachgeholt. Rein rechtlich sind  Wohnungseigentümer auch Eigentümer des Grundstükes. Das hat die Stadtverwaltung bei ihrem Umsiedlungsprogramm wahrscheinlich nicht berücksichtigt.
Da tun sich Parralelen auf: Wohnungen in Plattenbauten wurden in der DDR zu Wendezeiten nicht wie in Moskau an Eigentümer übertragen. Die gingen an städtische Wohnungsbaugesellschaften und wurden z.T. nach Modernisierung zu hohen Preisen verkauft. Die noch DDR-Regierung hat es denen, die ihre Wohnhäuser auf Pachtgrundstücken gebaut haben, kurz vor der Abgabe ihrer Regierungsgeschäfte ermöglicht, die dazu gehörenden Grundstücke zu DDR-Preisen zu kaufen. Die z.B., die ihre „Datschen“ auf „volkseigenen“ Pachtland errichtet haben, „durften“ weit nach der Wende das mitunter zwischenzeitlich zu Bauland umgewidmete (aufgewertete) Grundstück zu BRD-Preisen von der Treuhand kaufen. D.h. die meisten Ostdeutschen gingen leer aus und mussten zusehen, wie das sog. „Volkseigentum“ an die Treuhand überging. Ach ja, da gab es ja noch das Begrüßungsgeld von 100 DM.

Die Innenstadt ist ein einziger Bauplatz, die Straßen hoffnungslos verstopft. Mit dem Fahrrad bin ich den innersten Ring abgefahren und musste teppauf, treppab durch Fußgängertunnel laufen, um dem Verkehr auszuweichen. Zu Fuß sind es Kilometer, bis man die Straßenseite wechseln kann. Wegen der Baustellen und der fehlenden Fahrradspuren muss ich zwischen die Füßgänger. Das Geschäft auf der anderen Straßenseite kann man kaum erkennen. Zu Stalins Zeiten wurde weiträumiger, monumentaler gebaut, als zu Zeiten des Zahren. Als Fahradfahrer, die es kaum gibt, ist man ein Fremdkörper, auf den Straßen und in der Metro. In die Stadt hinein konnte ich die Metro auch mit dem Fahrrad nutzen. Nach Feierabend strömten die Massen in die Außenstädte und ich hatte keinen Zugang mehr mit dem Fahrrad. Also besser zu Fuß, wer kann.

Hinter Moskau lege ich auf halber Streke noch einen Halt ein, auf einem 100 Rubel-Parkplatz mit Anschluss an ein Restaurant.

Kurz vor Sankt Petersburg sehe ich einen Unfall (Tanklaster mit abgeschnittener Fahrerkabine). Wenig Unfälle für die Fahrweise von Einigen, die ihr und das Leben Anderer riskieren, nur wegen ein paar Meter Vorsprung. Es gibt genug davon unter den Gewinnern (große, schwarze Karossen) und unter den Verlierern (alte, verrostete Ladas) der russischen Variante einer gesellschaftlichen Neuordnung, das zwischen Arm und Reich geteilt ist. Rasen ist hier noch ein Kavaliersdelikt, und noch nicht wie neuerdings in Deutschland und richtigerweise eine Straftat.

Sankt Petersburg (die Partnerstadt Hamburgs, das Venedig des Nordens, das Fenster Russlands zum Westen Europas) erobere ich mit dem Fahrrad, was Dank des relativ milden Straßenverkehrs und der nahen Lage des Camps möglich ist. Man sieht mehr Fahrräder als in Moskau. Die Stadt, in der Wasserflächen und Stadtarchitektur verschmelzen und in der auf morastigem Boden viel Historie glänzt. Unter Europas Metropolen ist dies mit 300 Jahren (2003) die Jüngste. Die Stadtstruktur wurde seit dem 17. Jahrhundert kaum verändert. Das unterscheidet das von Peter des Großen gegründeten Sankt Petersburg von der durch Stalins Gigantismus geprägten Hauptstadt Moskau, in die die russische Regierung 1914 zog. Nach der Oktoberrevolution wurde Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt. Nach dem Tod Lenins hieß sie Leningrad und bekam nach dem Ende der Sowjetunion wieder ihren alten Namen. Gemäß Dekret des Zaren sollte in Sankt Petersburg jeder Neubau unter der Firsthöhe des Winterpalastes bleiben. Daran hielt sich auch die Sowjetunion und so wurde die klassizistische Stadtkontur in rötlichem Granit erhalten.

So wie im Warschauer Pakt nicht an die Hungerjahre im Bürgerkrieg (Weiße gegen Rote Armee) nach der Okoberrevolution, sowie an die GPU-, KGB- und Gulag-Schrecken und Stalin-Terror erinnert wurde, so erinnert heute im hundertsten Jahr wenig an die Oktoberrevolution, die das 20. Jahrhundert prägte. Erinnert wird jedoch an die etwa eine Million zivilen Opfer, sowie an die sowjetischen Soldaten, die in der Zeit der faschistischen Belagerung fielen oder verhungerten. Auf vielen Denkmählern für die Gefallenen im 2. Weltkrieg (russisch: Große Vaterländische Krieg) liegen frische Blumen. Leningrad erlebte während der Belagerung eine unermesslich, grauenvolle Hungerkatastrophe, die in der Weltgeschichte ihresgleichen sucht. Nach dem Durchbruch der Blockade erlebte die Stadt eine zweite Auferstehung. Mit der Marktwirtschaft kamen dann die Ganoven (Mafia, Olligarchen) und mit ihnen die Korruption, Gawalt, Reichtum und Armut. Wie im Westen, mit dem Unterschied, dass es dort kaum noch schlammige Wege und Straßen gibt, oder vergraute Betonblocks, oder Bretterbuden auf dem Markt, oder alte Matruschkas, die ihr bisschen Obst auf Holzkisten, oder auf Zeitungen anbieten (müssen). Diese Bild wird die Marktwirtschaft schneller beseitigen und ist im Touristen-Zentrum auch nicht mehr zu sehen.
Der Blindschuss vom Panzerkreuzer Aurora auf das Winterpalais des Zaren war das verabredete Zeichen für den Beginn der Oktoberrevolution 1917. Heute ist das Schiff ein Museum und schießt weder auf Samsung, noch verhindert es, dass Tauben auffliegen. Und Lenin weist nicht mehr den Weg, wurde aber auch nicht abgerissen.

Bis heute wird Lenin in Russland verehrt, Er schrieb Geschichte, schuf eine neue Form von Staat, die später in fast der halben Welt übernommen wurde. Allerdings soll er einem Posten im Mausoleum anvertraut haben: „Ich muss zurück in die Schweiz. Wir müssen noch einmal ganz von vorne anfangen“.
Gleich hinter der Moschee steht die Villa, in der Lenin ein Büro hatte. Heute ist sie ein Museum der politischen Geschichte Russlands, in der die sowjetische Geschichte umgeschrieben (angepasst) wurde.

Strand vor der Peter Paul- Festung, aus der das Wahrzeichen des schlanken Turms der Kathedrale herausragt, sowie die mit Schiffsschnäbeln geschmückten, ehemaligen Leuchttürme an der Newa.

Zu den ersten Sehenswürdigkeiten zählen das Winterpalais und die in kaisergelb ins Licht gestellte Eremitage, die als Museum zu den größten Kunstsammlungen der Welt zählt. Von innen habe ich es schon vor etwa 10 Jahren gesehen.

Der Schlossplatz mit Alexander-Säule und einer alten Matruschka, die wohl fotgrafiert werden wollte.

Straßenmusikszene rund um die Christi-Auferstehungskirche „Auf dem Blute“, die dort errichtet wurde, wo einer der ermordeten Zaren und sein Attentäter verblutete.

SAM_3634Edelkarosse „Wolga“ aus sowjetischen Zeiten und entspannter Tag im Park, endlich wieder in der Sonne. Und Weltstadt-Rhythmus am Newski-Prospekt.

Feinkosttempel im Jugendstildesign, Kaufhauspassage, Wandelgang am Großen Kaufhof.

Die St.-Isaak-Kathedrale, eine der größten Kuppelkirchen der Welt mit ihren riesigen Säulen.

Eine fotogene Schönheit in rot vor der Kathedrale der Mutter-gottes von Kasan und ein Geländerdetail an einer der vielen Brüken.

Und immer wieder die Newa: Am oberen Fluss, am Stadtzentrum und an der Mündung in die Ostsee, bzw. Finnischen Meerbusen, wo ein Wolkenkratzer entsteht.

Zuletzt noch ein Besuch im botanischen Garten, dann geht es weiter nach Finnland.

Durch Finnland fahre ich im Prinzip nur durch und halte nur in Lappeenranta, Jyväskylä und Vaasa. Am 24. Juni, der längste Tag des Jahres mit der kürzesten Nacht, muss man auf den Sonnenuntergang hier im Norden besonders lange warten. Auch jetzt noch und weit vor dem Nordkap.

Alte Autos verrosten nicht, sondern werden ausgestellt. Hier eine Sammlung auf einem kleinen Campingplatz.

In Vaasa nehme ich die Fähre nach Umea und setze nach Schweden über. Die Fähre fährt einmal pro Tag und ist so voll, wie ich es bisher nur von Sudan nach Saudi-Arabien erlebt habe.



Nach der letzten Zoom-Aufnahme fährt der Fotoapparat nicht wieder zurück. Den hatte ich schon aus dem gleichen Anlass in Jordanien gekauft. Reparatur nicht möglich.

In Finnland erhält übrigens das Thema Grundeinkommen neue Dynamik. In diesem Jahr erprobt die Regierung ein Grundeinkommen in einem Modellversuch mit 2000 Arbeitslosen. Auch die gerade gebildete Jamaika-Koalition in Schleswig- Holstein will ein Grundeinkommen prüfen. Dort geht es aber noch um wesentliche inhaltliche Definitionen, wie „bedingungsloses Grundeinkommen“ (Grüne) oder „liberales Bürgergeld“ (Lohnsubvention für Geringverdiener, keine Einkommenssicherung für Arbeitslose, FDP). Selbst im Silicon Valley wird das Grundeinkommen von Leuten wie Zuckerberg und Musk diskutiert. Aus linker Sicht würde ein Grundeinkommen die Stigmatisierung von Sozialleistungsbeziehern beenden, andererseits kapitalistische Besitzverhältnisse nur verfestigen. Letzteres erklärt, warum neuerdings selbst Konzernchefs die Idee fördern. Forscher erwarten, dass infolge der Digitalisierung bis 2025 rund 1,5 Millionen Jobs allein in Deutschland frei werden. Wenn vielleicht auch etwa so viele durch Digitalisierung geschaffen werden, so sind doch harte soziale Brüche vorprogrammiert. Das Grundeinkommen wird somit praktisch unausweichlich. Wenn nicht, dann liegt es  nicht am Geld, denn Deutschland ist vor allem ein reiches Land, in dem der Reichtum nur ungleich verteilt ist. Ein Feldversuch in Namibia (s. auch in diesem Blog: Afrikareise) musste genau aus diesen Kostengründen vorzeitig abgebrochen werden, obwohl er positive Wirkungen vermeldete. Grundeinkommen sollte nicht ausgerechnet in einem Land eingeführt werden, dass noch nicht über die wirtschaftlichen Voraussetzungen verfügt, um es zu finanzieren.

Schweden
Das Leben in Schweden, wie überhaupt in den skandinavischen Ländern, gilt als sehr lebenswert und ist daher ein beliebtes Auswanderungsland, mit einer leistungsstarken Sozialversicherung. Es hat weltweit das 8-höchste Einkommen pro Kopf, entsprechend hoch liegen jedoch auch die Lebenshaltungskosten. Das Land hat eine faszinierende, oft unberührte Natur. Frische Luft, unzählige Gewässer, viel Platz, auf den Campingplätzen kein fischgrätenartiges Gedränge, wie z.B. an der Adria, keine Staus und keine Hektik.
Da ich mir einen neuen Fotoapparat aus Berlin einfliegen lassen muss, ab hier nur noch ein paar Bilder aus dem stehenden Auto von den schönen Aussichten auf den Campingplätzen. In den kleinen, eher langweiligen Städten im Norden Skandinaviens gibt es auch nicht viele Sehenswürdigkeiten. Ein Halt lege ich ein in Umea, Örnsköldsvik, Hamösand, Stöde (ein kleiner Ort hinter Sundsvall mit überraschend gutem WiFi), sowie Östersund und Järpen, ein Camp am Wasserfall Ristafalled, kurz vor der Norwegischen Grenze. Alles Campingplätze am Wasser und mit Natur pur. Jeden Abend ein anderes Bild als Fernsehersatz. Am Wasserfall nur ein rauschendes, einschläferndes Bild.



Norwegen
Die Lebenshaltungskosten liegen in Norwegen im europäischen Vergleich an der Spitze, mit fast 60% über dem Durchschnitt, noch über der Schweiz. Finnland und Schweden liegen dagegen mit etwa 25% fast noch im moderaten Bereich, obwohl aus deutscher Sicht immer noch um ein Viertel teurer.

Am 22. Juli dieses Jahres erinnerten Gedenkveranstaltungen an den schlimmsten Terror im Lande seit der NS-Besatzungszeit. Vor 6 Jahren ermordete der Rechtsradikale Anders Breivik 69 Menschen, die meisten davon Jugendliche, beim Sommercamp der sozialdemokratischen Nachwuchsorganisation auf der Insel Utoya, nordwestlich vor Oslo. Kurz zuvor hatte er mit einer Bombe im Osloer Regierungsviertel acht Menschen getötet. Sein Motiv: Die Arbeiterpartei für ihre Bereitschaft zu bestrafen, Menschen aus muslimischen Ländern aufzunehmen. Es gibt zwei Fraktionen von Überlebenden: Die, die mit der Politik völlig brachen und sich wegen Angstzuständen nicht aus ihren Wohnungen trauen, und andere, die sich noch mehr politisch engagieren und z.B. für einen Parlamentssitz kandidieren. Während sich Breivik über seine vermeintlich unmenschliche Isolationshaft beschwert, wird in der konservativen Regierung noch über das Denkmal „Wunde der Erinnerung“ gestritten. Wen wundert es: Die bürgerliche Regierung koaliert mit der rechtsnationalistischen „Fortschritts“-Partei, in der Breivik Mitglied war.

Mich begeistert Norwegen mehr wegen seiner faszinierenden Natur. Davon gibt es hier im Überfluss. Campingplätze an den schönsten Plätzen finden sich mehr als genug, und diese sind auch nicht überbelegt.
Ich übernachte im Storsand Camp kurz vor Trondheim. Die Stadt besichtige ich per Fahrrad. Weiter geht es in kurzen Etappen über Store, Dombas, Lom, und Skjolden.
Unterwegs ist wenig Verkehr. Es regnet viel, ab und zu scheint auch mal die Sonne. Es ist meist kalt und in 1.400 m Höhe liegt Schnee und es wird es richtig kalt.

 

Lom und Skjolden verbindet die Landschaftsroute Sognefjellet, eine der faszinierendsten Passstraßen (Passhöhe 1.434 NN) Nordeuropas. In Skjolden endet (d.h. für mich beginnt) auch der Sognefjord (UNESCO Weltnaturerbe), mit 204 km Norwegens längster und spektakulärster Fjord. An den bis 1.700 m hohen Berghängen sind unzählige Wasserfälle zu beobachten, die sich in türkisfarbenen Wasser spiegeln, das aus bläulichen Gletschern gespeist wird.

 

 

Von Sognedal geht es erst mit der Fähre über den Fjord und anschließend durch den mit 45 km längsten Tunnel der Welt direkt nach Aurland. Vom Camp schlängeln sich die Serpentinen durch 6 Nadelkurven 650 m hoch zum Stegastein. Wenn die Regenwolken nicht gerade alles vernebeln, kann man von einer Plattform eine traumhafte Aussicht über den Fjord genießen.

  


Bergen

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Steindals-Fossen

Inselspringen Kvandal – Utne

Hardangerfjord

Wasserfall (Fossen)

Hardangerfjord

Inselspringen Jondal – Torvikbygd

Hardangerfjorden

Fusa Camp

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Camp Lote

Von Bergen geht es am Steindalsfossen (Wasserfall) vorbei um den Hardangersfjorden über Haugesund in Richtung Stavanger. Wie beim Inselspringen sind dabei 4 Fährüberfahrten erforderlich:  Kvandal – Utne, Jondal – Torvikbygd, Venjaneset – Hatvik, Halhjem – Sandvikvak und Arsvägen – Mortavika.  Die Route haben wir gewählt, weil ich eine Fährkarte einer Fährgesellschaft von einem Paar erstanden hatte, die auf dem Camp in Sankt Petersburg standen. Sie waren auf dem Rückweg aus Norwegen froh, dass sie den „Rest“ los waren, wir waren froh nur die Hälfte des Fährpreises zahlen zu müssen. Um den Preikestolen zu sehen, nutzen wir noch 2 mal die Fähre: Stavanger – Tau und Oanes  – Lauvvik.
Der Preikstolen ist in der Fjordregion Ryflike die berühmteste Sehenswürdigkeit, vielleicht sogar ganz Norwegens: Ein Fels, der wie eine Kanzel 600 m über den hellgrün schimmernden Lysefjord ragt. Hochmotiviert erklimmen wir den 4 km langen, steilen und felsigen Aufstieg mit einem Höhenunterschied von 350 m, der nicht nur für uns eine kleine Herausforderung darstellt. Gut dass wir uns schon früh um 6 auf dem Weg machen, auf dem uns schon die Ersten auf ihrem Rückweg entgegen kommen, die noch Fotos von unberührter Natur machen konnten. Aber auf unserem Rückweg kommen uns die massen an Langschläfer entgegen. Da war es aus mit der unberührten Natur. Der für Westeuropa typische  Massentourismus setzte auf dem Camp schon am Vorabend ein, so dass man Angst haben musste, nicht wieder raus zu kommen aus dem Getümmel. Trotzdem, der Blick über den Fford bleibt ein unvergessliches Erlebnis.

Auf dem Rückweg lässt es das Wetter noch einmal zu, ins kalte Wasser der Nordsee zu springen. In Richtung Dänemark nutzen wir die Fähre Langesund – Hirtshals. Zur Diskusion stand auch der Landweg über  Schweden, um dort die kleine Fähre ab Helsingborg zu nehmen. Die Variante mit der Fähre ab Kristiansand wäre die Teuerste gewesen.

Dänemark

In Hirtshals sind einige der 7500 Bunker am Atlantikwall in Dänemark zu besichtigen, die die faschistische Wehrmacht während der Besatzung im 2.Weltkrieg ab 1942 baute. Im doppelten Sinne umsonst, denn erst bezahlten die Faschisten die Rechnungen mit Scheinen, die die dänische Nationalbank drucken musste und dann landeten die Alliierten am 6.6.44 in der Normandie. Gemessen an den Kosten (umgerechnet 12 Grosse-Belt-Brücken), stellen die Bunkeranlagen das grösste Bauwerk Dänemarks dar.
Nahe des Leuchtturmes, der 1863 errichtet wurde, steht ein Riesenschirmling, den ich besser allein zum Abendbrot verspeise. Bei Hanstholm erheben sich die in der letzten Eiszeit geformten Sandberge Bulbjerg und Hanklit über dem Skagerrak- und Limfjord-Strand. Auf der Halbinsel bei Ringkobing kann man den Strand vom Campingwagen aus genießen (baden, Kaffee kochen usw.). Je näher man nach Deutschland kommt, z.B. auf der Insel Romo, setzt dann auf den Campingplätzen leider wieder der Massentourismus ein.

Der Text wird ggf. ständig aktualisiert.

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Westeuropa Tour

Europa3 geplantb

Start 7.5.2016 ab Berlin, Ziel Berlin 17.8.2016.
72 Tage an 41 Standorten.
Geplante Route ca. 10.000 km. Gefahrene Route  ca. 7.610 km : Niederlande, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Irland.
Spanien und Portugal lasse ich weg. Die gefahrene Route befindet sich unten jeweils am Ende eines Landes.
Die Kosten betragen rd. 48,50 € pro Tag. Das ist wesentlich mehr als in Asien oder in Afrika und liegt an den hohen Kosten für Übernachtung auf den Campingplätzen und den Kosten für die Fähren, die etwa genauso hoch sind, wie die Kosten für Diesel.
Auf der Route liegen nur EU-Staaten im Schengener Raum, außer England und Irland. In keinem Land ist ein Visum erforderlich.
Eine andere Währung als € gibt es nur in Großbritannien (incl. Nordirland).

Mein erstes Ziel ist Limerick in Irland, welches ich in 6 Etappen mit jeweils 300 km erreiche. Am 3.Tag lande ich am Strand von Calais. Natürlich nicht mit dem Fahrrad, das ich nur für kurze Ausflüge nutze. Unterwegs bin ich immer noch mit dem als Camper ausgebauten Toyota Hiace.  Nur das Fahrrad ist ein neues altes, das andere wurde in Berlin geklaut. Die Anzeige bei der Polizei dient sicherlich nur der Statistik.
2409 CalaisStrand 2410 Calais

2414 CalaisRathaus2420 CalaisKüste

Das schönste Haus in Calais ist das Rathaus. In Les Erables finde ich ein Camp unweit des Cap Blanch-Nez. Dort erinnert ein Denkmal an die strategische Bedeutung dieses Punktes schon im 1. und 2. Weltkrieg. Hier an der Meerenge kann man bis zum ca. 40 km entfernten Dover sehen, wohin ich anderntags mit der Fähre übersetzen will. Die Überfahrt kostet 136,-€ für Auto und Fahrer. Das ist etwa die Hälfte der Fahrt durch den Tunnel per Bahn. Allerdings ist die 3-mal schneller. Der Liter Diesel kostet in England unter Berücksichtigung des schwachen Euro um 1,60 €. Das kann sich nach einem Brexid schnell ändern. Auf der Fahrt zum Hafen steht hinter mächtigen Stacheldrahtzäunen immer noch das Flüchtlingslager im Regen. Wenn ich den Menschen helfen würde, würde ich mich als Fluchthelfer strafbar machen. Deshalb wird beim einchecken auch das Auto gründlich durchsucht. Außerdem ist hier Ende des Schengener Raums.
2425 EnglandRegen 2428 WexfordEngland empfängt mich mit majestätischem Wetter, 2 Tage nur Regen. Das letzte Mal bin ich in Westafrika als Linksfahrer unterwegs gewesen. Auf die Geisterfahrt hat man sich relativ schnell eingestellt. Als Fußgänger muss man allerdings aufpassen, ein Schritt auf die Straße ohne nach rechts zu schauen kann fatale Folgen haben.
Von Fishguard setze ich mit der Fähre nach Rosslar über und schon bin ich auf der rauen und grünen Insel Irland. Für die Fähre, die 4,5 Stunden braucht, sind 230,-€ zu berappen. Wexford ist keine Vorzeige-Stadt, hat aber hat aber auf der einen Seite der Brücke ein Camp und auf der anderen 2 Pubs mit Livemusik. Die Musik kann in den beiden Pubs nicht unterschiedlicher sein, leider geht davon im Stimmengewirr viel unter. Aber beides gehört wohl zu einem Pub. Natürlich auch das Bier. Junge Leute stellen ein Likörglas mit Jägermeister in ein Bierglas, in welches sie Red-Bull schütten.
Auf den Camps finden sich fast nur Irländer ein. Diese sitzen den ganzen Tag im Wohnwagen. Vielleicht liegt es daran, dass es noch relativ kühl ist, vor allem nachts. Auffällig ist auch die Anzahl der relativ Beleibten. Sicher auch eine Folge von Fast Food. Das haben die Iren aus Amerika mitgebracht. Immerhin beträgt der Anteil der Iren in den USA bis zu 20 % seit der letzten Hungersnot in Irland Mitte des 18. Jahrhunderts. In dieser Zeit sind bis zu 400.000 jährlich aus Irland nach Nordamerika emigriert. Geflüchtet vor Hunger mit der Hoffnung ein lebenswertes Leben in den USA zu finden.
2430 EmegrantFlameWas wäre die USA ohne Irland? Auch die Präsidenten Kennedy und Clinten haben Vorfahren aus Irland. In New Ross halte ich an der „Emigrant Flame“, die an diese Zeit erinnert. Kennedy hat die Flamme hierher mitgebracht, nachdem er in Berlin den Leuten zurief, er sei ein Berliner.
Das Schiff Dunbrody z.B., welches hinter der Flamme steht, wurde in Quebec erbaut, weil in Irland dazu Holz fehlte. Als kleiner und primitiv ausgebaute  Frachter hat es auf der 6 bis 8 Wochen langen Überfahrt per Segel bis zu 300 Emigranten transportiert, wobei die Sterberate bis zu 50% Betrug. In Amerika wurden die Flüchtlinge integriert und nicht mit Stacheldraht und Militär an der Emigration gehindert. Die Welt hat sich geändert. Die Fluchtgründe sind heute andere, aber die Umstände und Dramatik sind geblieben. Geblieben ist Flucht vor Naturkatastrophen, heute kommen Flucht aus unterentwickelten Ländern infolge ungerechter Weltwirtschaft und Kriege hinzu. Im Westen kümmert sich Keiner um die Fluchtursachen, weil alle nur mit der Zurückweisung der Flüchtlinge und deren Abfangen vor den Toren Europas beschäftigt sind. Noch können Europäer froh sein, wenn sie in der Euro-Zone Visafreie Fahrt haben.

Irland hat eine Jahrhundert alte Tradition mit der Emigration. Nach einem bekannten irischen Werbespruch sind Fremde nichts anderes als Freunde, denen man noch nicht begegnet ist. Also könnte man ja meinen, dass Irland im Umgang mit Fremden großherzig und offen ist. Stattdessen hat die Regierung ihr Asylgesetz verschärft. Durch die Insellage am Atlantik und im Rücken des sich unsolidarisch abschottenden Großbritanniens genießt Irland einen natürlichen geographischen „Schutz“ vor unkontrolliert einreisenden Fremden. Die größte Flüchtlingskrise in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird auf der Insel kaum wahrgenommen.
Jedoch geht die Flüchtlingspolitik vieler Regierungen an öffentlicher Meinung weit vorbei. Nach dem Willkommens-Index für Flüchtlinge von Amnesty International würden 80 % der Menschen auf der Welt Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen. Deutschland (mit Ausnahme konservativer Politiker) liegt auf Platz 2 hinter China. In Irland wurde niemand befragt. Wenn jeder zweite Chinese Flüchtlinge bei sich aufnehmen würde, gäbe es keine mehr. Leider hilft die Umfrage hier nicht weiter.
Die Republik Irland zog es 1949 vor, nach über drei Jahrhunderten britischer Herrschaft aus dem Commonwealth auszuscheiden. Nordirland verblieb im Vereinigten Königreich. Damit ist Irland  zweigeteilt, wie einst Deutschland. Die Austeritätspolitik der vergangenen Jahre hat dazu geführt, dass der Süden der grünen Insel infolge des Kreditprogramms Geisel der Gläubigerinstitutionen der EU ist, und die Menschen im Norden unter einer feindseligen konservativen Regierung in London leiden.
Kurz vor Limerick nahe Tipperary gönne ich mir noch eine Pause. Die Caravan und Campingplätze verfügen über englischen Rasen und sind relativ teuer (bis zu 23,-€ pro Nacht für Wohnwagen mit Fahrer). Stelle ich mein Zelt auf, brauche ich mehr Platz, bezahle aber nur die Hälfte. Mit Logik hat das nichts zu tun.
2435 Camp

In den Bergen nahe Tipperary hat Cristus den Überblick und es scheint wieder die Sonne. Im Frühling ist es hier doch noch noch recht frisch.

2436Christus 2438Frühling Irland als „Insel der Heiligen und Gelehrten“, zieht eine große Anzahl von Studenten wegen seines ausgezeichneten Rufs für Bildung und Willkommenskultur (welche sich auf Studenten und Touristen beschränkt) an. Unterrichtssprache ist Englisch, was Irland sehr zugänglich für Studenten aus der ganzen Welt macht. Die Insel ist beliebt nicht nur für seine üppigen grünen Hügel, sondern auch für seine sehr freundliche Kultur und Menschen, für seine Kneipen mit charakteristischer irischer Musik und nicht zu vergessen für sein – Guinness. Die Arbeitslosigkeit ist gering und die Wirtschaft floriert. 2005 wurde Irland von der Economist als „Best Place in der Welt zu leben“ benannt. Nach der Rezession des Jahres 2008 sind die Lebenshaltungskosten in Irland zwar gesunken, sie zählen aber immer noch zu den höchsten in Europa. (s. auch im politischen Reiseblog „Europäische Union am Ende?“).

2439Tür Schule2444-1LimerickDoors Türen sind auch in Limerick etwas Besonderes, nicht nur in Dublin. Die rote Tür ist der Eingang zum „Limerick Language Centre“ (http://www.english-in-limerick.com/). Das ist mein Ziel in den nächsten 2 Wochen. Untergebracht bin ich bei einer Familie, die Studenten aufnimmt. Die Gastfreundlichkeit von Mike und June ist kaum zu übertreffen und die Versorgung ausgezeichnet. Ihre Tochter Aileen hat gerade ihre Schule abgeschlossen und beginnt ein Studium. Ihr Bruder studiert in den USA. Beim gemeinsamen Frühstück und Abendbrot kommt man sich schnell näher (Konversation nur in Englisch). Die 3 km zwischen Unterkunft und Schule fahre ich mit dem Fahrrad.
2440LimerickFahrrad2548LimerickKirche Ausleihen von Fahrrädern ist kein Problem, das sichere Fahren mit dem Fahrrad schon eher. Limerick ist eher keine Fahrradstadt.
2466 Barbiquiu 2472Barbiquiu2  Nach der Schule treffen sich die Studenten z.B. beim gemeinsamen Barbiquiu oder im Billiard-Pool.
Das Wochenende nutze ich für einen Ausflug zu den Cliffs of the Mohers. Auf der Hinfahrt regnet es wieder, aber an den Cliffs scheint wie bestellt die Sonne. Die etwa 100 m hohen Cliffs bieten ein tolles Panorama und ein eindrucksvolles Naturschauspiel.
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2488Cliffs 2495Cliffs2 Sie erstrecken sich über etwa 8 km. Man muss sich also nicht abzocken lassen am zentralen Parkplatz. Ich finde einen Privatparkplatz und schnalle mein Fahrrad ab.
2497Cliffs3 2507Cliffs4 Nahe den Cliffs finde ich in Doolin ein Camp mit Blick auf die Cliffs und übernachte dort. Obwohl es noch empfindlich kühl ist, ist der Platz voll von Touristen, die sich alle abends alle im Pub einfinden. Deren Geräuschkulisse übertönt leider die Musik.

2516Doolen 2519DoolenPub Anderntags fahre ich durch die Burren, ein weites Felsplateau, oder eine Karstlandschaft mit zerklüfteten Steinformationen. Der Poulnabrone Dolmen ist ein Zeugnis uralter Zivilisation und wurde etwa 1000 Jahre vor den Pyramiden errichtet.
2526BurrenStone 2542BurrenStone2 

2532Burren 2550 LimerickPferd Das ausgebüchste Pferd weiß zumindest, dass es links zu gehen hat.

2548LimerickKirche 2559LimerickCastle 2581Limerick Gasthaus

Die Schulzeit ist schnell um, aber ich habe noch Zeit für einen Besuch im Castle, dem Wahrzeichen von Limerick, in einer der großen Kirchen, sowie im Hunt-Museum. Ich nehme noch Abschied von meiner Gastfamilie, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe und das Auto sicher vor ihren Haus stehen konnte.

2557 LimerickPupKlein 2569LimerickPubDanz
Und natürlich bleibt noch Zeit für ein Bier. In dem einen kleinen Pab spielen 6 Musiker und die Einheimischen singen sogar mit, in dem anderen wird zur irischen Musik auch getanzt, von irischen Vortänzern.
Zuletzt heißt es Abschied nehmen von meiner Gastfamilie, die ich als sehr angenehme Gastfamilie in Erinnerung behalte. Das Fahrzeug stand sicher und wurde nur am Wochenende zu einem Ausflug zu den Cliffs of Moher bewegt. Zur Schule bin ich die 6 km hin und zurück über 3 Brücken täglich mit dem Fahrrad gefahren. Limmerick ist allerdings keine fahrradfreundliche Stadt, wie ganz Irland nicht. In Galway tobt das Leben. Die engen Straßen und vielen Bar sind voll. Viele Straßenkünstler geben ihr Bestes.
2587GalwayStrMusik 2591GalwayStrSport

2597GalwayPub 2606SligoStrandhillDüneStrandhill bei Sligo, Standplatz in den Dünen. Ein Sonnenuntergang, der mit Kanonen beschossen wird.  Abends der Beste Pup mit etwa 20 Musikern, die kommen und gehen und zeitweilig „mitmischen“.
2615SligoKanoneSonne 2623SligoPub

Im County Donogal, am Wild Atlantik Way, finde ich einen Stellplatz mit herrlicher Aussicht. Ganz in der Nähe die Slieve League, die zu den höchsten Meeresklippen Europas gehören und eine spektakuläre Landschaft bieten. Sie sind mit über 600 m fast dreimal so hoch wie die Cliffs of Moher.

2659Donegal 2670SlieveLeague

2678Panorama2SlieveLeague2672SlieveLeague2

2674GPanoramaSlieveLeague
2677SlieveLeague5 2686SlieveLeague4

2693Silberstrand2699AussichtWeiter ganz in der Nähe der Silver Strand, der zum Baden einlädt. Aber das Wasser ist noch empfindlich kalt. Auf der Weiterfahrt ins nächste Camp noch diesen Blick vom Glengesh Pass ins Tal vor Ardara. Auf der Weiterfahrt ins nächste Camp noch diesen Blick vom Glengesh Pass ins Tal vor Ardara. Der letzte Camp-Standort in der Republik Irland ist zwar schön gelegen (Badestrand hinter den Dünen), aber hinterlässt keinen nachhaltigen Eindruck. Von solchen Standorten gibt es eine Menge auf meinem Weg: Teuer aber wenig Service.

2712GiantsCauseway2726GiantsCauseway3 Die nächste Sehenswürdigkeit ist der Giant’s Causeway (Damm des Riesen, UNESCO-Welterbestätte) an der nördlichen Küste Nordirlands. Diese Steinformation besteht aus gleichmäßig geformten Basaltsäulen mit meist sechseckigem Querschnitt. In dem kleinen Städtchen Bushmills ganz in der Nähe befindet sich die Old-Bushmills-Whiskeybrennerei. Im Gegensatz zum schottischen Whiskey wird der irische einmal mehr destilliert. Da aus dem Bier das Wasser destilliert wird, ist der Alkoholanteil höher. Nichts für mich, meine Grenze liegt bei 30%.

2736BrückeDie Carrick-a-Rede Rope Bridge kann auch von oben bewundern, wenn man sich die Parkgebühren und den Eintritt sparen will.
2751BelfastTitanikDie Reise geht durch und vorbei an Orten, die mehr oder weniger bekannt sind. Z.B. Carrickfergus ist ein Vorort von Belfast. Das gleichnamige irische Volkslied, handelt von einer verlorenen und unerreichbaren Liebe. Es wurde von zahlreichen Musikern interpretiert, darunter Joan Baez. Lockerbie erinnert an einen Bombenanschlag auf ein Boing-Verkehrsflugzeug von Pan-Am im Dezember 1988, das bis heute nicht aufgeklärt ist. Als Urheber des Anschlages wurden Libyen und Iran ins Gespräch gebracht. Die Verschwörungstheoretiker haben das Wort.
In Belfast wurde die Titanic gebaut. Da diese sehr tief auf dem Meeresgrund liegt, kann man sie nicht mehr bewundern. Dafür aber das Titanic-Museum bestaunen. Wenn ich den Zustand der Gesellschaft heute sehe, denke ich oft an den Spruch: „Rauf auf die Titanik und ran an die Bar“.
Belfast war schon lange Schauplatz des Nordirlandkonfliktes. Der nordirische Bürgerkrieg von 1969 bis 1998 forderte 3500 Tote. Es war nicht nur ein Religionskrieg zwischen Protestanten und Katholiken, sondern der Krieg tobte auch zwischen den Nachfahren englischer und schottischer Kolonisten auf der einen Seite und irischen Ureinwohnern auf der anderen Seite, sowie zwischen „besitzenden Patriziern mit staatlichem Gewaltmonopol“ und einer „bäuerlich-proletarischen Unterschicht“. In Belfast-West  gingen die „Troubles“ 1969 los, als ein protestantischer Mob aus der „Shankill“ eine Straße nebenan in der katholischen „Falls“ abfackelte. Der „Peace Wall“, ein halber Kilometer Betonwand, der im Stadtplan der Tourismuswerbung fehlt, trennt Shankill von den Falls. „Unionisten“ und „Nationalisten“ leben auch 18 Jahre nach Friedensschluss und Wirtschaftsaufschwung noch segregiert. Die Belfaster Mauer des Friedens verhindert, dass sich „ehemalige“ Feinde ins Gesicht sehen müssen. An jeder freien Hauswand sind heroische Wandmalereien zu sehen, die in privater Initiative als Erinnerung an diese Zeit gepflegt werden.

2742BelfastWandbild2745Belfast Wandbild2

 

Route IrlandDas war die Route durch Irland

Von Belfast setze ich mit der Fähre über nach Schottland (Cayrnryan). Auf den Campingplätzen kann man sich auch über ausgedienten Wohnwagen mit Streber- oder Schrebergarten und Gartenzwergen wundern. Gruselig dort zu stehen als einziger Tourist.
2762CampGartenZwergIn England gibt es auch in kleinen Provinzstädtchen, wie hier im Vorort von Manchester, sehr gut gepflegte Kneipen (Pubs) mit Fernseher und Fußballfans, sowie Internet-Anschluss.
Übrigens die nordirische Fußball-Nationalmannschaft hat sich zum ersten Mal zu einer Europameisterschaft qualifiziert. Ich sehe in einer Kneipe in einem Vorort von Manchester das unentschiedene Spiel England gegen Russland. Am Tisch störend lärmende Frauen mit Kleinkindern bei Bier und Popcorn, die Ihren Männern beim Fußball „Gesellschaft“ leisten. An der Theke Fußball-Fans mit komischen Papphüten und englischen Wink-Elementen. Beim englischen 1:0 noch Gegröle, beim 1:1 der Russen in der Nachspielzeit Mucksmäuschen still. Ich halte mich als Außenseiter zurück. Das Endspiel am 10.7.2016 werde ich wahrscheinlich in Frankreich sehen können, aber nicht in Saint-Denis (Paris). Da fällt mir ein, dass bei jeder meiner Reisen um die Welt bisher Fußball ein Thema war. Auf der Asienreise 2010 waren es die Weltmeisterschaften, dessen Endspiel Spanien – Niederlande wir in Tscheljabinsk verfolgen konnten. Das Endspiel der EM 2012 in Südafrika habe ich auf der Reise rund um Afrika gesehen. Leider war ich erst in Südafrika, als die EM schon vorbei war. Bei der Reise um die Ostsee 2014 war es das WM-Endspiel Deutschland – Argentinien, welches wir in Finnland verfolgt haben.
Während sich das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland seit Beginn der 1990er Jahre um rund 40 % verbesserte, stieg der reale Nettolohn nur um sage und schreibe rund 1 %. Sozialrichter setzen ihren selbsternannten Feldzug gegen deutsche „Sozialschmarotzer“ entgegen des „Sozial“-Gesetzbuches fort, und ich ungeachtet dessen meine Reise durch Westeuropa. Die Kunst ist die, als Bugdet-Traveller mit den geringsten Mitteln, die weit unter Pauschalreisen liegt, viel zu sehen und zu erleben. Allerdings hat sich diesmal der Tagessatz bis jetzt fast verdoppelt durch die 4 Fährüberfahrten und die 14 Tage Englischschule mit fester Unterkunft in Vollverpflegung.
Über Berg und Tal geht es weiter in Richtung Liverpool.
2759berg+Tal22761Berg+Tal

2752Camp oldtaimer Unterwegs noch ein Halt am Ulswatersee, eine schöne Gegend im Nationalpark bei Pooley Bridge. Auf einem Camp treffen sich Fans mit ihren gut erhaltenen  Oldtimern.
Liverpool ist als Hafenstadt Unesco-Weltkulturerbe. Die Beatles, die größte Rock- Band aller Zeiten, die heute noch neue Fans findet, haben aus Liverpool die „Welthauptstadt des Pop“ gemacht. Das was die Pop-Musik noch heute ausmacht, wurde zwischen 1965 und 1975 komponiert. Alles was folgte waren Kopien. Die Musik der 60ér  hat nicht nur eine Musikrichtung bestimmt, sondern ein Lebensgefühl vermittelt, welches ich noch in geschneiderten Schlaghosen, die es nicht von der Stange gab, und im Blau-Hemd erlebt habe. In Liverpool im „The Beatles Story“ habe ich diese Zeit noch mal an mir vorbei ziehen lassen.

2765LiverpoolBeatlesUnd während ich in Erinnerungen schwelge, hat fast zeitgleich der erfolgreichste Komponist und unkaputtbarste Evergreen aller Zeiten, Paul McCartney, ein Konzert in der Berliner Waldbühne gegeben. Und seine Fans dachten: Ach, Paule! So einen wie dich hätten wir auch gerne! Aber wir haben nur den Udo, den Marius und den Herbert. Und die Jüngeren, die die Beatles für längst ausgestorben hielten, wunderten sich über den Opa mit dem alten Bubengesicht, dem man nicht abnimmt, dass er schon 74 ist.
In London wird viel gebaut. Auffällig sind die neuen Wolkenkratzer, die vor allem für die wenigen Superreichen gebaut werden. Appartements in diesen Wolkenkratzern kosten Millionen. Seit der letzten großen Finanzkrise sind diese als Wertanlage sehr gefragt. Zu den Leidtragenden gehört die Mehrzahl, die sich derart teure Wohnungen nicht kaufen können. Da mit den Kaufpreisen die Mieten steigen, werden viele an den Stadtrand gedrängt. Ob eine Wohnung teuer ist oder nicht, hängt davon ab, wie viel des verfügbaren Geldes (Einkommen) für Miete (Wohnkosten) ausgegeben werden muss. Dazu mehr unter politische Reise in: https://afrikatrip.wordpress.com/2015/02/18/zweiklassengesellschaft/ sowie „Wohnungsnot und Schweinezyklus“.

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2809London22813London

Ich stehe auch am Stadtrand in einem Camp. Von dort führt eine 7 km ausgeschilderte Rad-Route direkt in die City. Überhaupt führen durch die City imposante Spuren für Fahrräder (Autobahnen), die aber vor allem von Radlern mit Rennrädern genutzt werden. London war vielleicht das Vorbild für die vielen Berliner, die jetzt mehr Fahrradspuren in Berlin fordern. Kurz nach meiner Radtour durch London, demonstrieren Gegner und Befürworter des Brexit auf der Themse. Brexit-Anhänger bringen indessen ihr Kriegsschiff auf der Themse in Stellung.
2820LondonPanorama
Dazu mehr unter: „Ist die Europäische Union am Ende?“
Route EnglandDas war die Route durch England, hin und zurück.

Dann geht es mit der Fähre von Dover nach Dunkerque (Nachbarhafen von Calais) zurück auf´s Festland, oder Kontinent, wie die Briten zu Europa sagen. Ich nutze wieder den Nachttarif (früh um 4) und zahle ganze 45,-€ mit Auto. Diesmal ist die Fähre etwas voller. Polnische Fußballfans sind auf dem Weg nach Frankreich. Großbritannien war eines der ersten Länder, welches seinen Arbeitsmarkt für sie öffnete, nach dem Beitritt Polens in die EU. 850.000 polnische Auswanderer fragen sich nun, ob sie in Großbritannien bleiben können. Sie stellen fest, dass über die Hälfte der wahlberechtigten Insulaner sie zu keinem Zeitpunkt willkommen hieß, weil „polnische Migranten angeblich nur Sozialleistungen beziehen wollten“. Entgegen populistischer Angriffe waren sie jedoch ausgewandert, um hart zu arbeiten.
Die Brexit-Befürworter appellieren an niedere Instinkte, an Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Das werden nicht nur die Polen zu spüren bekommen. Plebiszite sind demokratische Mittel. Problematisch werden sie, wenn das befragte Volk sich der Tragweite seiner Entscheidung nicht bewusst ist, weil es uninformiert ist oder absichtlich in Unkenntnis der Folgen seiner Entscheidung gelassen wird.
Meine erste Station in Frankreich ist an der Somme an der Bucht bei Amiens. Auch ein geschichtsträchtiger Ort. Die Schlacht an der Somme von 1916 gilt als blutigste Schlacht des Ersten Weltkriegs. Bei der Offensive britischer und französischer Truppen gegen deutsche Stellungen starben in viereinhalb Monaten fast 1,1 Millionen Soldaten.
Etretat, ein kleines Städtchen am Meer kurz vor Le Havre mit der Felsenformation, die wie ein Elefantenrüssel aussieht. Abends wird sie angestrahlt und erscheint wie eine Theaterkulisse. In der Höhle steht auch in Deutsch, dass man bei überraschender Flut dort auf die nächste Ebbe warten kann.
2835EtretatHöhle2840Etretat1

2854Etretat22858Etretat3

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SAM_2859SAM_2829Übrigens, was macht ein Paar, wenn es sich lange Zeit nicht sehen kann, weil er oder sie weit weg studiert? Es kommuniziert virtuell täglich mehrmals, sagt der Jugendforscher Prof. Dr. habil. Kurt Starke. Spätestens nach viereinhalb Stunden fängt der Zurückgelassene oder der weit Entfernte an, sich Sorgen zu machen. Tagelanges quälendes Warten ist nicht mehr. Früher gab es dafür höchstens den Brief- oder Telefonkontakt. Heute ist es vor allem die SMS, sowie die Mail, soziale Netzwerke im Internet, oder Skype mit Bildkontakt. Und was passiert, wenn man die virtuelle Welt verlässt und sich körperlich trifft? Erst einmal nichts. Erzählt ist ja schon alles. Auch die Arbeitswelt hat ihre Gesetze und verlangt heute Flexibilität. Ein gemeinsames zu Hause mit Kindern wird auf später verschoben, und nicht selten wird ein Nie daraus. Langjährige Fernbeziehungen waren früher eher selten, sie wurden als nicht lebbar empfunden oder lösten sich einfach von selbst auf. Dies hat sich rapide verändert, dank der neuen Medien. Wie sich diese nichtleibliche Kontaktform auf die Beziehung und das Individuum Partner auswirkt, ist noch nicht erforscht. Weg vom (zuerst verliebten, später eingezwängten) Wir, hin zum Paar als eine Addition zweier ansonsten selbstständiger Individuen?
Gemessen an den Kneipen, in denen man im Land der Austragung der Fußballeuropameisterschaften auch mit Fans Fußball sehen kann, ist Frankreich keine Fußballnation. Nur Restaurants, in denen Muscheln geschlürft werden, die weder Fußball noch WiFi bieten. Auch in größeren Hotels nur verständnisloses Staunen über einen vom Mond, der nach Fußballübertragung fragt. Die Pizza mit TV, die man in der Provinz findet, muss man wie die Stecknadel suchen. Haben die Franzosen andere Sorgen (aktuell Abbau von Rechten am Arbeitsmarkt)?
Die Le Mont-Saint-Michel (Unesko Weltkulturerbe) ist eine kleine Insel, die von einer befestigten Abtei dominiert wird. Schon in der Vorsaison sind die kleinen Gassen vollgestopft, nicht auszudenken, was sich hier in der Saison abspielt. Ein gothisches Meisterwerk, das da aus dem Atlantischen Ozean ragt, aber total vermarktet (jährlich etwa 3,5 Millionen Menschen, bei 41 Einwohnern). Beliebt auch als Ziel beim Wattwandern. Die Kinder sehen entsprechend verschlammt aus und müssen erst mal abgespritzt werden. Der Weg über das Watt ist wegen der im Galopp kommenden Flut nicht ungefährlich.
2880MontSaintMichel 2884Wattwandern

2890Wattwandern2

 

Auf dem nächsten Camp am Abend und in der Nacht Gewitter und Dauerregen. Das Donnerwetter erinnert an die Front an der Normandie. Anschließend Sonnenschein, aber mittags am Strand kein Wasser zum Baden, nur Watt.
In Les Sables am Strand ein kleines Restaurant mit Livemusik zu zwei Gitarren beim Sonnenuntergang. Das ist die Stimmung, die für viele kleine Ärgerlichkeiten entschädigt.
SAM_2910LesSables SAM_2912LesSablesStrand

Am anderen Abend dann Fußball im Camp. Eine kleine Halle zwischen Rezeption und Pool, gefüllt mit etwa 50 Franzosen, denn es Spielt Frankreich gegen Irland. Als dann 2 Tore fallen und die französische Mannschaft das Spiel umdreht, fallen auch Gläser vom Tisch und die Halle bebt. Anschließend beim Spiel Deutschland – Slowakei ist die Halle fast leer, mit mir nur 3 deutsche Hanseln. Da wäre es doch praktischer, jedes Land führt nur mit seiner eigenen Mannschaft Meisterschaften aus. Müssen ja keine Europa- oder gar Weltmeisterschaften sein.
2917Grotte Regulus 2921Fanbus Bordoaux
Eine Karte  in Bordeaux war natürlich nicht mehr zu bekommen für das Spiel Deutschland gegen Angstgegner Italien. Auf dem Camp in Bordeaux steht der Fanbus.  Die Zitterpartie hielt an bis zum 9. Elfmeter.
Abschied vom wilden Atlantik am Strand bei Lit-et-Mixe. Ab hier beginnt der Rückweg. Meterhohe Wellen, die das baden gehen am bewachten Badestrand erheblich erschweren.

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2946Pyramide 2943Pyramide2

2942Pyramide1 2938PyramidePanorama
2932Fluss

2931Fluss2Weiter geht es in Richtung Clermont- Ferrand entlang am Fluss Garonne bis nach Cohors und des kleinen Flüsschens Lot bei Agen.

Zufällig kreuzt sich bei Polminhac die Tour de France mit den Europameisterschaften im Fußball. Ich bin schlecht informiert und komme ein wenig zu spät am Camp du Val de Cere an, um mir das Spektakel am Puy Mary anzusehen. Die Zielankunft sehe ich in unmittelbarer Nähe nur im Fernsehen. Ziel der 5. Etappe der Tour de France war am Berg Puy Mary (mit 1783 m zweithöchster Gipfel der Monts du Cantal), hier ganz in der Nähe. Von den Höhen dieser Vulkanpyramide eröffnet sich eine atemberaubende Panoramaaussicht auf die ganze Auvergne. Die Pyramide erinnert ein wenig an die Schneekoppe im Riesengebirge.

Am nächsten Abend steigt Deutschland als Favorit im Halbfinale aus. Ein zwar spannendes Spiel, in dem Deutschland aber nicht zum eigenen Rhythmus gefunden hat. Frankreich ist zwar im Finale, aber ansonsten haben sich die wirtschaftlichen Erwartungen, mit dem nach Weltmeisterschaften und Olympiade drittwichtigsten sportlichen Ereignis, nicht erfüllt.

Ein Jahr rund um Afrika, und ich habe nicht einmal einen Arzt gebraucht. Jetzt bin ich 2 Monate in Westeuropa unterwegs, und ich brauche ihn gleich zweimal. Zuerst war es in Irland ein Abszess am Zahn. Die Sprechstunde kostete etwa das siebfache der verschriebenen Antibiotika. Die Kosten habe ich erst einmal vorschießen müssen. Ob ich davon aus einer eigens dafür abgeschlossenen Auslandskrankenversicherung etwas wiedersehe, muss sich noch herausstellen. Dann war ich in einer französischen Ambulanz. Die haben mich gleich ins benachbarte Hospital überwiesen. Für 3 Tage tausche ich mein Schlafplatz im Auto auf dem Campingplatz gegen ein Krankenhausbett in Paray-Le-Monial ein. Die Verständigung mit den Ärzten ist eher mühsam, weil kaum jemand englisch spricht. Obwohl sich Englisch seit Jahrhunderten aus der lateinischen und französischen Sprache ableitet, ist mein Englisch meist besser, als das der Ärzte. Unter den Schwestern gibt es sehr wenige mit Englischkenntnissen. Diesmal erledigt sich die Kostenfrage mit dem Vorzeigen der deutschen Krankenversicherungskarte. Die Auslandskrankenversicherung braucht man wohl nur bei außergewöhnlichen Kosten, wie Rücktransport nach Deutschland. Gehört eigentlich nicht zu meiner Art gegen alles abgesichert zu sein. Meist verdienen dabei doch nur die Versicherungsgesellschaften.
Später stellt sich heraus, es ist eine Hepatitis E. Damit verbunden ist allgemeine Lustlosigkeit. Und ich hatte schon philosophiert, ob ich generell die Lust an dieser Art zu Reisen verloren habe. Es fehlte die Neugierigkeit, z.B. an neuen Standorten sofort erst einmal die Umgebung zu erforschen. Das kann auch damit zu tun haben, dass das Abenteuer keine tragende Rolle mehr spielt. Darin ist Asien oder Afrika nicht zu toppen, bzw. darin ist Europa eher langweilig. Desweiteren gehört allgemeine Appetitlosigkeit zum Krankheitsbild. Im Hospital zeigt die Waage nur noch 75 kg an. D.h. ich habe in den 2 Monaten 10 kg verloren! Das ist einerseits Idealgewicht, andererseits bin ich seit 30 Jahren nicht so tief gesunken. Das Abnehmen gehört zum Reisen, zumindest bei dieser Art des Reisens: Als Budgettraveller ohne Luxus. Das kannte ich schon seit der Asientour und rund um Afrika. Wenn man sich aus einer kleinen Kühlbox ernährt, isst man weniger. Ohne zu hungern wohlgemerkt. D.h. zu Hause oder im Luxushotel (all includet) isst man meist nicht weil man Hunger hat, sondern weil es schmeckt, also oft viel zu viel. Wenn dann noch wie hier Appetitlosigkeit dazukommt, geht es noch schneller mit dem Abnehmen.
Dann geht es geradewegs nach Hause. Im Elsas besuche ich noch alte Freunde Christiane und Gerad und in Karlsruhe Astrid und Loyal, die mich in Afrika „verfolgt“ haben. Astrid hat inzwischen ihr Buch „Afrika fernab erlebt“ veröffentlicht.

2957 Karlsruhe Nerds 2958 Camp Oberhof
Auf dem Schlossplatz in Karlsruhe auffallend viele Nerds, die in ihr IPhone verliebt sind. Die Letzte Station vor Berlin war dieser idyllische Platz bei Oberhof.
Route FrankreichRoute DeutschlandDas war die Route durch Frankreich und durch Deutschland, hin und zurück.

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Adria – Balkan- Karpaten

Route geplantGeplante Route ab Berlin vom 16.7.2015 bis zum 31.8.2015,
durch 9 osteuropäische Länder, sowie Österreich,
etwa 4.800 km in 46 Tagen und 26 Etappen.
Fast alle Länder sind in der EU, Bosnien-Herzegowina und Serbien sind Kandidaten.
Den Euro gibt es nur in Österreich, Slowenien und in der Slowakei.
Außer Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Rumänien sind alle im Schenger Raum, In den Ländern außerhalb des Schenger Raums genügt der PA zur Einreise.
Außer Österreich und Serbien sind alle in der Nato, Bosnien-Herzegowina ist Nato-Kandidat.
Das Bruttoinlandsprodukt beträgt zwischen rd. 5 Tausend € pro Einwohner in Bosnien-Herzegowina und rd. 50 Tausend € in Österreich.

Deutschland
Stimmt, man muss nicht weit fahren, auch in Deutschland findet man sehr schöne und lohnenswerte Reiseziele. Eins davon ist z.B. die Sächsische Schweiz im Elbsandsteingebirge nahe Dresden, unser erstes Ziel. Wir bleiben auf einem Campingplatz in Bad Schandau und machen eine Fahrradtour an der Elbe entlang zu den bizarren Felsenkuppen der 200 m hohen Bastei, die eine herrliche Sicht auf die sich windende Elbe bietet, sowie einen Ausflug mit der historischen Straßenbahn (der einzigen in der Welt durch einen Naturschutzpark) zum Lichtenhainer Wasserfall im romantischen Kirnitzschtal.

Basteibrücke

Bastei

Bastei

Tschechei
Die zweite Station ist Prag. An der Trojska Straße im Norden der Stadt bieten sich jetzt einige Autocampingplätze an. Wir schnallen die Fahrräder ab und touren mit Fahrrad vom Camp über die neue Fahrradbrücke direkt in die historische Altstadt mit Karlsbrücke und Blick auf die Prager Burg auf dem Hradschin.

City Prag

City Prag 1

City Prag

Im Süden der Tschechei finden wir einen Platz mit Blick auf einen Stausee.

Stausee im Süden Tschechei

Stausee im Süden

Stausee Panorama

Österreich
Der Hallstättersee bei Bad Ischel in der Welterberegion Dachstein Salzkammergut in den österreichischen Alpen liegt sehr idyllisch und bietet im klaren Wasser Abkühlung.

Hallstätter See, Alpen Östereich

Alpen

Hallstätter See

Auch wenn es schon ganz schön heiß wird, radeln wir bei Klagenfurt rund um Wörthersee, vom Camp am Keutschacher See aus. Wir wollten uns abkühlen im See, aber die Badestellen sind rar. Der See ist wahrscheinlich schon seit Kaisers Zeiten privat eingezäunt.

Rund um Wörthersee mit Fahrrad

Camp Keutscher See südlich Wörthersee

Camp Keutscher See südlich Wörthersee

Slovenien
Das erste Camp, welches wir im Navi hatten, war total ausgebucht. Wir weichen an einen romantischen Platz am Fluss aus. Auch der kleine Alpensee bei Bled, den wir mit dem Fahrrad umrunden, bietet noch freie Plätze. Eine Band aus Lateinamerika spielt abends auf der Bühne am malerischem See Salsa. Die Straße wird zur Tanzfläche. Anderntags setzen wir uns in den Bus und fahren zu einer Schlucht mit Wasserfall.

Rund um Blejske Jezero

Rund um Blejske Jezero

Rund um Blejske Jezero

Rund um Blejske Jezero

Busausflug zur Schlucht

Bled Schlucht

Busausflug zum Wasserfall

Bled Wasserfall

Die City der Hauptstadt Ljubljana erkunden wir wieder mit dem Fahrrad.

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Jubliana, Hauptstadt Slowenien

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Jubliana

Park Skocjanske jame (Naturwelterbe), Feuchtgebiet und unterirdischer Canyon in der Karstlandschaft, auf der Fahrt von Ljubljana auf die Halbinsel Istrien an der Adria.

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Canyon

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Canyon in Karstlandschaft

Kroatien
Camp bei Umag, Ausflug und Stadtrundfahrt mit Fahrrad. Ein Eisverkäufer in der Stadt hat in seinem Laden noch ein Bild von Josip Broz Titow hängen, bis 1980 Staatspräsident von Jugoslawien. Ich frage ihn, ob das Nostalgie sei. Aber er verehrt das Mitglied der kommunistischen Partei, wie viele seiner Landsleute noch heute, ist selbst noch Mitglied dieser Partei und beobachtet die wirtschaftliche und soziale Schieflage im ehemaligen Jugoslawien mit Sorge.

K Umag1706

Umag, Adria, Slowenien

K Umag1711

Umag

Buje, Groznjan (Ort der Künstler), Motuvun, Bergstädtchen auf einem 288 m hohen Hügel.

L Motuvun 1739

Motuvun, Kroatien

1726

Groznian

L

Motuvun Panorama

Vsar ist die Hochburg des kroatischen Campingtourismus. So schön wie die Adria, Istrien und die Kvarner Bucht mit dem kristallklaren Meerwasser auch ist, aber diesen Massentourismus muss man mögen. Auf den Campingplätzen stehen Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte dicht beieinander, sozusagen Tür an Tür, die Großstadt im Wald. Familien mit 2 Kindern und 3 Hunden, Dauercamper mit umzäuntem Vorgarten und Durchreisende. Mallorca-Fraktion (die, die schon vor dem Frühstück die Plätze am Pool mit Handtüchern katapultieren, um sie zu reservieren) und Baller-Männer (die, die die Nacht zum Tag machen) neben Ruhesuchende. Hier prallen die verschiedensten Interessenkonflikte aufeinander. Mehr als ein Tag halten wir es auf keinem dieser Plätze aus. Wir fahren nur kurze Etappen und finden als Durchreisende nur selten noch einen schönen Stellplatz mit Blick aufs Meer, obwohl wir wir schon früh eintreffen. Wer kann, sollte hier die Vor- oder Nachsaison nutzen. Auch wegen der Hitze. Ständig um die 36 Grad werden zur Belastung, wenn man keinen Stellplatz mit Schatten erwischt. Die Preise sind an die meist westlichen Touristen angepasst, die heimische Lebenshaltungskosten vorfinden. D.h. Einheimische können in den Touristenhochburgen kaum existieren.

M Vsar 1755

Vsar

M Vsar 1742

Vsar

Pula mit römischen Amphitheater (fünftgrößte der Welt) und Triumphbogen, Stadtrundfahrt mit Fahrrad.

Pula Amphitheater

Pula City

Istrien

Camp Pula

Camp Pula

 

O 1778

Camp Pula Panorama

Inselspringen mit Autofähre von Istrien zur Insel Cres, der herben Schönheit und Krk, der größten Insel in der Kvarner Bucht.

Inselspringen

Fähre Istrien – Insel Cres

Inselspringen

Fähre Cres – Krk

Q Camp Krk_1801

Camp Insel Krk

 

 

 

 

 

 

Abstecher von der Kvarner Bucht zum Plitvicka Jezera (Nationalpark seit 1949, auch bekannt als Seen, bei denen Karl May Filme gedreht wurden, und deren kristallklares, türkis-blaues Wasser stufenförmig im Urwald abfallen, über unzählige Wasserfälle).

1854

KarlMaySeen

1866

KarlMaySeen

 

1871

AuffahrRampler

1878

Panorama Fähre

 

Split, Stadtrundfahrt mit Fahrrad.

1868

Altstadt Split

1869

Split

Fähre mit Auto zur Halbinsel Peljesac, und von dort Ausflug mit der Fähre und Fahrrad zur Insel Korkula. Auf dem Weg über die Halbinsel kann man die Grenzen durch Bosnien, das hier eine 5 km lange Anbindung an das Meer hat, umgehen. Kroatien hat den Bau einer Brücke gestoppt und plant jetzt einen Tunnel für die Durchfahrt nach Dubrovnik. Auf der Fahrt nach Dubrovnik staut sich der Verkehr, weil ein Polizist den Verkehr regelt. Hinter mir rollt einer auf mein Fahrzeug. War es ein Versehen? Wohl kaum, denn er behauptet, ich sei rückwärts gefahren. Das ist ja dann die Höhe. Ich belass es wegen Geringfügigkeit dabei. Ich kann mir vorstellen, dass den Einheimischen die vielen Touristen auf die Nerven gehen. Viele sind schon durch aggressives Fahren aufgefallen. Andererseits leben sie vom Tourismus.

1888

Karkula

1890

Karkula

Ausflug vom Camp bei Orasac, den ich schon von der Rückfahrt aus Afrika kannte, zur Altstadt Dubrovnik. Da man in der touristisch völlig überlasteten Stadt kaum einen Parkplatz findet, schnallen wir wieder die Fahrräder ab. Die „Perle der Adria“ oder das „Kroatisches Athen“ ist als Weltkulturerbe und kulturelles Zentrum Kroatiens natürlich eine Reise wert.

1902

Dubrovnik

1903

Dubrovnik

 

1906

Dubrovnik, Abschied von der Adria

 

 

 

 

 

 

Bosnien
Nach Dubrovnik heißt es Abschied vom Meer und von der brütenden Hitze. Inzwischen frage ich mich, wie ich ein Jahr Afrika bei dieser Hitze überlebt habe. Aber auch dort gab es „normales“ Wetter und die angenehme Kühle in den Hochebenen.
Bosnien hat eine eigene Währung KM: die gegenüber dem € konvertible Mark. D.h. Bosnien würde zum Europäischen Währungssystem (EWS) gehören, wenn alle Eurostaaten ihre eigene Währung zurück bekämen und sich auf ein Wechselkursregime verständigen würden.

Mostar, Fahrradausflug zur Brücke über die Neretva, und Ausflug vom Hotel (in das wir uns wegen Wolkenbruch ausnahmsweise einquartiert haben) zum Dervish House (National Monument) und zur Quelle.

Von der wieder aufgebauten, berühmten und zum Weltkulturerbe zählenden Brücke, die der Stadt den Namen gibt und im Bosnien-Krieg zerstört wurde, springen gerade Red-Bull-Standmänner, die auch mal aus dem Weltraum im freien Fall springen. Sie brauchen 3 Sekunden bis sie nach 27 m mit 84 km/Std. auf die tiefe und kalte Neretva klatschen. D. h. Sie klatschen nicht, das wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich, sondern tauchen kunstvoll nach einigen Saltos ein. 2 Taucher schauen sofort nach dem Rechten. Die beim Einlass von den Securities durchsuchten Zuschauer klatschen noch Beifall, wenn der gesprungene Standman wieder auftaucht. Die Brücke verbindet katholische Kroaten mit den orthodoxen Serben. Man sieht aber weniger moslemisch gekleidete Gläubige, als in Berlin-Kreuzberg, gemessen an der Anzahl der Muslime an der Bevölkerung. Das ist wohl noch ein Erbe aus dem laizistischen Jugoslawien.

1918

Mostar, Brücke über die Neretva

1920

Red Bull- Sprung von der Brücke

Sarajevo
Zuerst fahren wir hinter Sarajevo in die Berge und finden die Bergbaude in Höhe von etwa 1.300 m. Den Tip haben wir von Astrid und Loyal erhalten, die uns vor der Abreise noch in Berlin besucht haben. Wir hatten viel zu erzählen, denn sie sind etwa die gleiche Route durch Afrika gefahren, nur etwas später. Astrid will jetzt ein Buch veröffentlichen, was sie über ihre Reise geschrieben hat. Vielleicht komme ich ja auch mal dazu nach Teil 3 der Weltreise durch Amerika.

Mostar Quelle

Mostar Quelle

Bergbaude über Sarajewo

Bergbaude über Sarajewo

Wie immer parken wir das Auto am Rand der Stadt und fahren mit dem Fahrrad in die City. Sonst kein Problem, aber nicht hier. Als wir zurückkommen sehen wir die Bescherung: Die Seitenscheibe ist eingeschlagen. Da aber vorsichtshalber alle Wertgegenstände nach unten verstaut waren, fehlte nicht viel: nur ein Rucksack mit Damenwäsche. Typen, die das tun, ist ein Menschenleben 50 € wert. Sarajevo nach dem Krieg ist noch ein schwieriges Pflaster. Die Polizei, die zwar den Diebstahl nicht aufklären kann, soll uns aber wenigstens ein Schein für die Versicherung ausstellen. Das dauert Stunden, da wir erst einen Übersetzer auf der Straße suchen und dann noch Stunden auf ein Stempel warten müssen. Eine junge Frau, die ihr Praktikum in Deutschland machen will, hilft. Ein junger Mann hat vorher abgelehnt für die bosnischen Polizei zu übersetzen, weil er Serbe sei, und die Polizei auf ihn nicht gut zu sprechen ist. Der private Besitzer eines kleinen Camps kann eine Firma organisieren, die uns am nächsten Tag gleich eine Acryl-Scheibe für 50,-€ komplett wieder einsetzt.
Am nächsten Tag haben wir nach der Reparatur noch Zeit. Ein Manager einer Finanzanlagenvermittlung erzählt uns, dass das Durchschnittsgehalt eines Bosniers etwa 500,-€ beträgt. Seine Kunden kommen daher wohl eher nicht aus Bosnien, sondern z.B. aus Deutschland. Wohl auch deshalb, weil die Wahrscheinlichkeit einem Betrüger aufzusitzen in Bosnien nicht höher ist, als in Düsseldorf. Neben einem großen 5-Sterne Hotel steht noch eine hässliche vom Krieg zerstörte Ruine. Das verwundert, weil in Sarajevo der Immobilienmarkt boomt. Aber die Eigentumsverhältnisse des Filetstückes sollen wohl ungeklärt sein. Sonst ist Bosnien auf den europäischen Immobilienmarkt vorbereitet. Es gibt Grundbuch- und Katasterämter und Sachverständige für Grundstückswertermittlungen.

Einbruch Sarajewo

Einbruch Sarajewo

Sarajewo

Sarajewo

Auf dem Weg nach und durch Serbien machen wir Halt in Tuzla und Novi Sad..

Sarajewo Ruine

Sarajewo Ruine

NoviSad

NoviSad

Serbien, Ungarn
Wir befinden uns jetzt ein paar hundert Kilometer von zu Hause entfernt auf der sogenannte Balkan-Route, auf der Bürgerkriegsflüchtlinge, meist aus Syrien, versuchen nach Westeuropa zu gelangen, um dort Asyl zu erhalten. In Sarajewo raten wir einem Motorradfahrer, der durch Europa tourt, Mazedonien nicht zu meiden, weil sich die vorerst nur polizeilichen Maßnahmen an der griechisch- mazedonischen Grenze ja nicht gegen Touristen richten, sondern „nur“ gegen ausländische Flüchtlinge, die man in Europa nicht Willkommen heißen oder Hilfe anbieten will. Um Europa gegen Ausländer zu schützen, baut Ungarn jetzt sogar eine Mauer aus Stacheldraht. EU-Anwärter Serbien steht unter doppeltem Flüchtlingsdruck. Einerseits steigt die Anzahl der Einwanderer. Andererseits werden aus Ungarn immer mehr Flüchtlinge in den Schengen-Vorhof zurückdeportiert.
Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien erinnert an den Krieg in der Ukraine. Mehr sazu, wie auch zum Thema Flüchtlinge hier im Blog unter politische Reise.

NoviSad

NoviSad

Y 2001

Camp Devin Slovakei

Slovakei
Die Hohe Tatra ist das kleinste Hochgebirge der Welt. Hoch ist ein Gebirge ab 2.000 m. Von den malerischen Touristenorten Strbske Pleso und Tatranska Lomnica aus kann man in die Berge wandern. Wir fahren mit der Seilbahn und dem Sessellift auf den Lomnice Selo (2.190 m). Von hier hat man eine atemberaubende Sicht ins Tal oder auf den Stift (2.600 m). Wir genießen den Ausblick und die wohl grenzenlose Freiheit über den Wolken.

Y 2003

Tatra Strbske Pleso

Y 2024

Lomnica

 

Y 2023

Lomnitcky Stit 2634 m

Y 2033

Tatra Lanova

Panorama Tara

Panorama Tara

Z 2036

slowakisches Bergdorf

Polen
Zakopane ist nicht wieder zuerkennen. Touristen ohne Ende und eine Einkaufsstraße so lang wie die Friedrichstr. in Berlin, allerdings fast nur Souvenir Läden. Interessanter ist da Krakow, wo auch die Massen an Touristen irgenwie hingehören. Wir fahren mit dem Fahrrad stundenlang durch die historische Altstadt, nach jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken. Leider ist unsere Zeit abgelaufen, sonst hätten wir uns noch Auschwitz-Birkenau oder das Salzbergwerk in der näheren Umgebung angeschaut. Wrozlaw ist unsere letzte Station.

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Krakow Altstadt

Z 2038

Krakow Burg

 

 

 

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Rund um die Ostsee

Vom 3.7. bis 29.8.2014 waren wir wieder on Tour: Rund um die Ostsee,  7.400 km im Auto in 2 Monaten. Es ist auch die Vollendung der Afrikatour, d.h. die Tour vom Süd- zum Nord-Kap.
Wieder für 2 Monate ein Leben auf der Fläche von 2 Matratzen, ohne Uhr, im Tagesrhythmus der Sonne. Der Toyota Hiace (Kleinbus) ist von der Asien und der Afrikatour schon ein wenig ramponiert, aber immer noch ein zuverlässiges Fahrzeug. Der selbst ausgebaute Schlafplatz entspricht der Mittelklasse zwischen Wohnmobil und Zelt. Nicht sehr komfortabel, aber völlig ausreichend, wenn man auf Komfort verzichten kann. Außerdem war ein Wohnmobil für eine Afrikaumrundung eher ungeeignet. Nur manchmal bauen wird auch das Zelt auf. Auf Campingplätze wollen wir nicht verzichten, da im Mobil eine Toilette fehlt. Die Wohnmobile auf den Campingplätzen sind sehr unterschiedlicher Größe und entsprechen manchmal rollenden Komforthäusern. Im Kontrast dazu ein zum Wohnmobil ausgebautes Tuk-Tuk (Dreirad nach indischer Bauart).

Mobiles Haus.jpg  Tuk-Tuk

Tuk Tuk
rollendes Komforthaus

Die geplante Route führt im umgekehrten Urzeigersinn um die Ostsee, wobei wir auch in Norwegen entlang des Atlantiks fahren. Sie entspricht im Großen und Ganzen der gefahrenen Route (nicht so weit nördlich und etwas mehr Norwegen um Alesund)

gefahrene Route
gefahrene Route (Stand 29.8.2014, nach Rückkehr)

Polen und die Baltischen Staaten haben wir relativ schnell durchfahren. Da wir auf den Stress der Visa-Einholung verzichten wollten, haben wir den Landweg über St. Petersburg abgekürzt und die Fähre Tallin – Helsinki genommen. Die Route führt durch 7 Länder (ohne Deutschland), alle im Schengener Raum, d.h. ohne Grenzkontrollen. Nur Finnland und Schweden sind nicht gleichzeitig Mitglied der Nato. 5 dieser europäischen Länder haben noch ihre eigene Währung. Lettland hat erst ab diesem Jahr den Euro eingeführt. Mit „Lat it be … Lat it be“, haben einige Letten scherzhaft ihrer Währung Lat nachgetrauert.

Die Campingplätze, auf denen wir auf der bisher gefahrenen Route übernachtet haben, sind mit roten Fähnchen gekennzeichnet. Das Netz der Campingplätze ist insbesondere in den skandinavischen Ländern sehr dicht gespannt. Das macht die spontane Planung des nächsten Tageszieles sehr einfach. Ein Kinderspiel im Vergleich zur Tour durch Afrika oder Asien. Man bekommt den Eindruck, alle Skandinavier sind mit dem Wohnmobil oder dem Wohnwagen unterwegs. Die Anzahl der Touristen aus Deutschland nimmt im Norden der skandinavischen Länder jedoch ab, sicherlich weil man für die längeren Strecken doch mehr als 2 Wochen Urlaub benötigt, und über den verfügen meist nur Rentner. Im Unterschied zur Asien- oder Afrikatour trifft man kaum auf weltreisende Traveller, fast „nur“ auf Touristen. Mit dem Wetter hatten wir bisher großes Glück, nur Sonnenschein, mit wenigen Ausnahmen kurzer Gewitterschauer. Im Unterschied zu Deutschland erreicht das Quecksilber aber nur etwa die 25°C-Marke. Anfangs hatte ich Befürchtungen, da der Siebenschläfer doch sehr durchwachsen war. Aber erstens ist es wohl doch nur eine Bauernregel und zweitens nimmt diese gen Norden stark ab, so wie der Salzgehalt der Ostsee. In Norwegen allerdings kippt das Wetter und es wird kalt und nass. Ein um die britischen Inseln drehendes Tief schickt immer wieder Wolken, lässt aber auch noch ausreichend Sonne durchblicken.
Das Fahren ist sehr entspannt. Wir haben noch nicht einen Unfall gesehen. Die Fahrer in den skandinavischen Ländern fahren sehr defensiv und diszipliniert, keine Raser, keine Drängler. Auch haben wir in den skandinavischen Ländern noch keinen Polizisten auf der Strecke gesehen. Blitzer gibt es zur Genüge, aber nicht einer hat uns geblitzt. Sie sind mit Vorwarnung so aufgestellt, dass sie offensichtlich nicht nur der Abzocke dienen. Zu meiner Überraschung ist der W-Lan Netzausbau auf den Campingplätzen Skandinaviens sehr durchwachsen. Eine gute Verbindung ins Internet kommt nur selten zustande.
Etwa 100 km vor dem nördlichen Polarkreis wenden wir. Wir verzichten auf die Fahrt zum Nordkap zugunsten eines Umwegs über Norwegen. Die Mitternachtssonne ist am Kap auch nur vom 12. Juni bis 1. Juli zu erleben. Aber auch am nördlichsten Punkt der Ostsee ist Ende Juli die Nacht noch sehr kurz, etwa nach 4 Stunden geht die Sonne schon wieder auf. Daran muss man sich erst gewöhnen, um Schlaf zu finden.

Polen

Die 1. Nacht halten wir auf einem Camp in Poznan. In Krutyn (Masurische Seenplatte) bleiben wir ein Tag, um Kanu zu fahren. Die Miete incl. Autofahrt mit Kanu-Anhänger zum Ausgangsort seiner Wahl ist sehr preiswert. Von dort kann man die Krutyn flussabwärts bis zum Ausgangsort fahren. Allerdings hat sich der Ort zum Eldorado der Kanufahrer entwickelt. Die Idee, Kanus zum gewähltem Start zu bringen oder vom gewählten Ziel wieder abzuholen, hat eine Marktlücke gefüllt. Heute leihen zig Anbieter hunderte Kanus aus. Einen Weg im Fließ durch die vielen ungeübten Kanufahrer zu finden ist nicht so einfach. So wird unser Ausflug mehr zur Rallye, statt dem gemütlichen Paddeln durch die schöne, ehemals unberührte Natur.

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Baltikum
Von den Balten will keiner Baltikum hören, denn sie sind Nationalisten geworden und halten nichts mehr von Staatenbünden. So ist es eigentlich ein Widerspruch, wenn sie, kaum dass sie sich aus dem Staatenbund der Sowjetunion verabschiedet hatten, wieder in die europäische Union wollten. Aber wer das Eine will, muss das Andere mögen. Kaunas ist so sehenswert wie die Hauptstadt Litauens. Viel ist es nicht.

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Hinter Kaunas kommt man auf dem Weg nach Riga an einem Hügel voller Kruzifixe vorbei, nördlich des Ortes  Šiauliai. Viele Litauer tragen ihr christliches Kreuz auf diesen Hügel. Insbesondere seit der polnische Papst als größter Antikommunist unter den Päpsten den Hügel geweiht hat. Entstanden ist diese Tradition nach dem Aufstand gegen Russen 1831 und 1863. Es war ein Zeichen des Widerstands gegen die Unterdrückung Litauens, Kreuze für gefallene Litauer. Heute ist dieser Ort vor allem ein Wallfahrtsort für Touristen. Und ein Ort, an dem Geschichte umgeschrieben wird und an dem ein Demokrat ins Grübeln kommen müsste, ein sozialistischer Demokrat sowieso. Mehr dazu in „Das Kreuz mit dem Kreuz“ in der politischen Reise.

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OLYMPUS DIGITAL CAMERAErst kurz vor Riga landen wir an der Ostsee am Strand von Jurmala. Den km-langen Sandstrand in Jurmala kann man mit dem Fahrrad entlang fahren. Auch Riga erkunden wir wie alle anderen größeren Städte mit dem Fahrrad, vom Camp in der Nähe der Stadt aus. Das als Symbol der Unabhängigkeit Litauens neu errichtete Denkmal (im Stil sowjetischer Monomentalarchitektur) ist so groß, dass es nur in der Diagonale aufs Bild passt.

 

 

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Von Riga ist es nur ein Katzensprung nach Tallin (Estland).

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Sowjetisches Ehrenmal auf dem Maarjamäe- Hügel

 Wir genießen noch die Aussicht auf Tallin mit Ehrenmahl und Fernsehturm im Hintergrund. Im Hafen wartet schon die Fähre nach Helsinki.
In Tallin hat vor 20 Jahren die Fähre Estonia abgelegt und ist auf halben Weg nach Stockholm 60 m tief gesunken. 700 Menschen sind dabei ertrunken. Verantwortliche konnten nicht zur Rechenschaft gezogen werden, weil die Ursache (defekte oder gesprengte Bugklappe) nie geklärt wurde. So haben Verschwörungstheoretiker wieder freien Raum, diese im Zusammenhang z.B. mit illegalen, schwedisch-russischen Militärgütertransporten auf dieser zivilen Fähre zu stellen. Tallin war quasi die letzte Station für viele Menschen auf der Estonia.
Wir haben Glück und erreichen ohne Unglück den Hafen von Helsinki.

Skandinavien
Finnland

Die finnischen Hauptstadt Helsinki liegt lt. Rangliste der „The Economist“ auf Platz 8 der Top Ten der lebenswertesten Städte. Dabei werden die Themen Gesundheitswesen, Bildung, Stabilität, Kultur, Umwelt und Infrastruktur beurteilt. Aus der Sicht der Radfahrer können wir das bestätigen. Was Radwege und Rücksicht auf Fahrradfahrer angeht, liegt Berlin wohl weit dahinter.

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SAM_0765 HelsinkiAussicht SAM_0766HelsinkiOlympia
Helsinki, Aussicht vom Olympiaturm           Denkmal Olympiadeläufer 1952

Nach den Großstädten endlich wieder in die Natur, von der wir auf dem Camp nahe Turku reichlich finden. In dem kleinen Ort Pargas gibt es nahe dem Camp ein Pub mit großem Fernseher. Dort können wir das Endspiel Deutschland gegen Argentinien sehen. Das letzte Fußball-Weltmeister-Endspiel haben wir in Tscheljabinsk (Asien Tour) verfolgen können. Auch dort waren wir wohl die Einzigen in dem Spiel gegen Spanien, die für die Tore der deutschen Mannschaft gejubelt haben.
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SAM_0719SonnenuntergandSAM_0787 Panorama

Wir bewundern das Panorama der Ostsee und genießen die vielen Sonnenuntergänge.

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Schweden
Lulea, Norsjö Seilbahn, Tarneby

Schilder, die vor Elche warnen, gibt es wesentlich mehr als Elche. Wir bekommen erst wElche zu sehen, als wir Schweden von Finnland in Richtung Norwegen durchqueren.

SAM_0772 Elch-Schild SAM_0835 Elch

SAM_0776MerikarviaCamp SAM_0780KokkollaCamp

SAM_0824Lulea Camp SAM_0825LuleaCamp2

SAM_0840NorsjöSeilbahn SAM_0844NorsjöCamp

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Norwegen

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Fiskumfossen (so viel wie Wasserfall für Fische, ganz frei übersetzt)

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Trondheim Aussicht                                                            Trondheim Cafe

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Trondheim Dom                                             Wolken am Camp bei Trondheim

SAM_0886FähreTrondheim-Kristiansund SAM_0942Wasserfall
Fähre nach Kristiansund                             Wasserfall

SAM_0901KristiansundKanone SAM_0897Kristiansund Haus
Kanone auf Kristiansund                                                     Kristiansund Häuser

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Atlantic-Straße schönste Autofahrt der Welt, „Bauwerk des Jahrhunderts“ in Norwegen

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Camp Bud                                                                                   Fähre nach Alesund

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Alesund Aussicht

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Begrünte Dächer

SAM_0947Mandalen Camp SAM_0940MandalenBerg
Mandalen in den Bergen und Camp am Romsdalsfjörd

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Trollstiegen einer der bekanntesten Touristen-Strecken in Norwegen

SAM_0987Wasserfall SAM_0994Wasserfall2

Wasserfälle nahe Trollstiegen

SAM_0997Fähre SAM_1003Geiranger

Fähre nach Geiranger                                                           Geirangerfjord Weltnaturerbe

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Geiranger Stellplatz                                                               Geiranger Schiffsverkehr

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Geiranger Schiffsausflug                                                     Geiranger Dorf

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Letzter Blick auf Geiranger                                                Letzter Gletscher

Oslo ist die teuerste Stadt der Welt (ohne Berücksichtigung der Mieten, dann wäre es New York), nach einem Preis- und Lohnvergleich einer Schweizer Bank. Oslo ist aber nicht gleichzeitig Spitzenreiter bei den Löhnen, so dass es zur teuersten Stadt wird. So gesehen bestätigt es unseren Eindruck, dass Norwegen, wie auch die anderen skandinavischen Länder sehr teuer im Vergleich zu Deutschland sind. Bei Lebensmitteln z.B. zahlen wir fast das Doppelte. Gefragt danach hören wir solche Antworten wie: „Einfach ist es nicht, man muss sich eben einrichten“. So viel zum Thema Wohlstand in diesen Ländern. Alles ist relativ. Am meisten fällt das Missverhältnis zwischen Lebenshaltungskosten und Lohn in den Schwellenländern auf, wie z.B. in der angolanische Hauptstadt Luanda (siehe hier im Blog-Teil Afrika). Finnland, Schweden und Norwegen gehören zu den zehn wohlhabendsten Nationen der Welt. Lt. Wohlstandsindex ist Deutschland seit 2008 auf den 14. Platz abgerutscht. Das Ranking ermittelt das britische Legatum Institute aus 89 Faktoren, wie Wirtschaft, soziales Kapital, Gesundheitssystem, Sicherheit usw..

SAM_1085 OsloCamp SAM_1087 OsloAussicht
Camp Oslo mit Blick auf Oslo

SAM_1092 OsloOper SAM_1105 OsloStraßenkünstler
Oslo Oper                                                             Oslo Stadt der Straßenkünstler

SAM_1102 OsloSchlossSAM_1099 SchlossWache
Oslo, Schloss und Wachablösung


Mittel- und Süd-Schweden

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Camp Orje                                                          Camp Villingsberg

SAM_1118MoritzburgRomantik SAM_1119Moritzburg
Schloss Gripsholm, Inbegriff der Romantik

SAM_1142Stockholm SAM_1163StockholmCamp
Stockholm, Blick vom „Balkon“                                          und von der Brücke auf das Camp

SAM_1157StockholmSchloss SAM_1154StockholmWachablösung
Stockholm, Schloss und Wachablösung

SAM_1172 Norrköping SAM_1185 Kalmar Schloss
Norrköping                                                                              Kalmar Schloss

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Von Öland nach Kalmar                                                      Karlskrona

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Malmö                                                                  Malmö

SAM_1228 Malmö4Wahl SAM_1227Malmö3
Schweden wählt  eine rot-rot-grüne Mehrheit, wie hier in Malmö

SAM_1242 Malmö Sonnenuntergang SAM_1247 Fähre Warnemünde
Malmö Sonnenuntergang  hinter Kopenhagen           zurück in Warnemünde

SAM_1210Wie immer nach einer Reise verbleiben nur die schönen Erinnerungen an einige der vielen neuen Eindrücke.
Am Ort bleiben nur die Schatten unserer Selbst.

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