Süd-Afrika

Tansania 17.2. – 22.3.2013

Grenzübergang Malawi-Tansania ist bei Kasumulu. Auf der malawischen Seite geht die Abfertigung schnell und unkompliziert. In Tansania sind 25 Dollar im Zusammenhang mit dem Carnet in harter Währung fällig. Wechselgeld in harter Währung hat der pick-fein gekleidete Beamte angeblich nicht. Typisch, kein afrikanischer Mensch hat Wechselgeld. Weitere 100 Dollar sind fällig für die Auto-Versicherung für die Länder bis einschließlich Ägypten. Auch die Länder Malawi und Sambia sind inklusiv. Der Versicherungsverkäufer hatte mich schon auf malischer Seite abgefangen. Gezahlt werden kann in 163.640 tansanische Schilling. Ein ATM (Bankautomat) befindet sich auf der Grenzstation (welch ein Fortschritt). Visum für Tansania hatte ich mir ja schon in Lusaka (Sambia) besorgt. Gefahren wird immer noch auf der linken Seite, der Elt-Stecker ist immer noch 3-polig, aber mit eckigen Polen, anders als z.B. in Südafrika, der Anteil der muslimischen Bevölkerung nimmt ab hier wieder stark zu.
In der nächstgrößeren Stadt in Mbeya finde ich ein Camp-Site. Am Morgen um 5 haben diesmal die Hähne keine Chance gegen den Lausprecher, der Allah ruft. Unweit vor der Stadt wird mir bei Mbalizi die Utengule-Coffe-Farm empfohlen. Auf der Suche nach einer Telefon-Karte komme ich mit Evarist ins Gespräch, ein Versicherungskaufmann, der mich in sein Büro einlädt, als er erfährt, dass ich mit meinem Gefährt rund um Afrika fahre. Er ist voll auf begeistert, was in Afrika doch eher die Ausnahme ist. Eine Afrika-Rundtour halten Afrikaner gewöhnlich für eine verrückte Idee. Wenn Afrikaner hier auf Safari gehen, was auch eher die Ausnahme ist, dann aber nicht um Tiere zu sehen, oder um Fahrrad zu fahren. Über derartige Anwandlungen von Touristen können sie sich nur wundern.
Evarist meint, mit meiner Afrika-Erfahrung bekomme ich in Afrika jederzeit Arbeit (na da schau´n wir mal). Allerdings braucht ein Berufs-Einsteiger einen Einheimischen, meint er.
Die Coffee Farm ist ein, von einem südafrikanischen Paar geführter, very nice Place mit Camp-Site am Hubschrauberlandeplatz z.B. für Kofi Anan. Ich ziehe um und die Sachen aus. Es ist Waschtag. In der Sonne ist es bis zu 40° heiß. Im Pool findet man Erfrischung. Nachts braucht man eine Decke, in etwa 1.600 m Höhe wird es doch recht kühl, ist aber eher angenehm. Außerdem regnet es nachts stark. Also werde ich wohl auf meinem Weg nicht weit von der Asphaltstraße abweichen. Auf dem Weg über das Hochland fährt man fast unmerklich auf eine Höhe bis zu 2.200 m.
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Schul-Kinder haben meist einen langen Weg und sind aus allen Richtungen zur Schule unterwegs.

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Zur Versorgung mit Lebensmitteln und Diesel muss ich nach Mbeya fahren. Nach dem Tanken fängt der Motor wieder an zu stottern. Evarist empfiehlt mir die Werkstatt seines Freundes. Werkstatt kann man das eigentlich nicht nennen, aber unter dem Meister arbeiten etwa 5 Lehrlinge. Sie diagnostizieren Wasser und Schmutz im Diesel. Wie schon in Nigeria wird der Filter gewechselt. Ich zahle etwa 70,-€. Das ist zwar mehr als in Nigeria, aber immer noch doppelt so viel, wie hier normal, wie ich hinterher erfahre. Evarist hat sich als Freund angeboten, aber diesen Begriff sollte man in Afrika nicht so ernst nehmen, weil es doch immer nur um das Geld der Touristen geht. Ich fahre noch mal zur Tankstelle, und der indische Betreiber zahlt mir anstandslos das Geld für das Diesel zurück. Der Tanker mit dem schlechten Diesel steht noch da. In Äquatornähe soll es öfter zu Kondensationen in Tanks kommen. Zudem ist der Diesel oft verunreinigt. Die Reparatur zahlt mir der Tankstellen-Betreiber auch zurück, aber nicht in der Höhe, die ich zahlen musste. Am nächsten Tag fängt der Motor an, wieder schwach zu werden. Ich entschließe mich wieder den kompletten Tank in der Werkstatt entleeren zu lassen. Evarist darauf angesprochen, verhält sich nicht so kulant wegen des zu hohen Preises für den Filterwechsel. Aber offensichtlich hat er mit der Werkstatt gesprochen, denn der Meister übernimmt die weitere Leistung kostenlos. Anschließend kann ich weiterfahren und komme noch bis zum Camp hinter Mafinga. Am Tag darauf  hat der Motor nach etwa 60 km wieder keine Leistung mehr. Mehr als 20 km/h sind nicht drin. Auf einer abschüssigen Straße lasse ich das Fahrzeug rollen, und werde auf der 50er Strecke gefilmt. Orte, die kaum zu sehen sind, gibt es auf Grund der hohen Zersiedlung viele. Geschwindigkeitsbegrenzungen sollte man ernst nehmen, weil es in diesem Land sehr viele Polizei- und Verkehrskontrollen gibt. Dem Polizisten gegenüber behaupte ich, nicht so schnell fahren zu können, wie ich gemessen wurde. Der Polizist setzt sich ans Steuer und überzeugt sich. Er lässt sich erweichen und mich fahren. Ich komme gerade noch bis zu dem Camp River Village, etwa 15 km hinter Iringa. Am Tor muss ich halten und der Motor springt nicht mehr an. In Iringa gibt es eine Toyota Werkstatt. Ich lasse mich am nächsten Tag mit einem Auto aus dem Camp in die Stadt mitnehmen und fahre mit einem Taxi und einem Monteur aus der Werkstatt zurück. Der Monteur findet wieder Wasser im Tank, kann das Auto aber auch nach Austausch des Diesels im Filter nicht starten. Abends werde ich abgeschleppt in die Toyota Werkstatt und muss im Hotel schlafen.  2 Tage braucht die Toyota Werkstatt, um verunreinigten Filter und Injektor instand zu setzen. Dann fahre ich bis zum Camp www.tan-swiss.com , welches durch einen Schweizer geführt wird. Am nächsten Morgen fahre ich ganz Früh durch den Nationalpark Mikumi. Ohne Eintritt, weil die Straße nach Dar es Salam durch den Park führt. Erst dachte ich, keine Tiere sehen zu können, aber die lassen sich durch die vielen Tracks offensichtlich nicht stören, solange sie nicht halten. Fotos mache ich ab hier nicht mehr mit meinem Handy, was sein Geist nach dem letzten Regen  aufgegeben hat, sondern mit der Videokamera. Eine Uhr habe ich aus diesem Grund auch nicht mehr. Eine neue Brille hatte ich mir schon in Lusaka anfertigen lassen.

Schild giraf 00m 05s  giraf 13s

Und nach dem Park hat Mr. Hiace plötzlich wieder keine Leistung und dann auch keinen Start mehr. Ich prüfe das Diesel im Tank und im Filter, ohne Ergebnis. Ich habe dazugelernt, aber das bekomme ich allein nicht hin. Ich organisiere Hilfe aus der 53 km entfernten Stadt Morogoro. Die Werkstatt in Iringa ist behilflich. Ich versuche exakte Angaben zu meinem Standort durchzugeben, aber Afrikanern den zu vermitteln, ist ein sehr schweres Unterfangen. Es hapert nicht an der Sprache (Swahili und manchmal Englisch), sondern daran, dass Landkarte oder gar Navigator keine Grundlage für eine Verständigung ist. Die erfolgt hier irgendwie anders. Jeder weiß wie er wo hinkommt, aber es anderen zu erklären ist nicht möglich. Beim Warten kommen 2 Swahili aus dem Busch. Er kommt mit seinem Stock auf mich zu ……. , um mir die Hand zu geben. Ausdruck besonderer Freundlichkeit ist der anschließende Daumenschlag. Sie lassen mich fotografieren und ich teile mit ihnen meine Melone. Bei nur etwa 500 m Höhe ist es wieder unerträglich heiß. Und dann kommt endlich Hilfe. Ich hänge an meinem Seil und lasse mich nach Morogoro abschleppen. Nahe der Toyota-Werkstatt wird mir ein katholisches Gästehaus empfohlen, mit einer Berg- Kulisse wie in der Schweiz, nur ohne Schnee. Ich kann mich ein wenig vom Stress erholen.

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Das Gästehaus ist ein modern eingerichtetes Haus mit deutscher Vergangenheit, gelber Fassade und mit begrüntem Atrium, welches mit afrikanischem Business geführt wird. Das geht etwa so: Die Schwester Oberin ist der Manager. Das Passwort für WiFi in dem mit Air-Kondition gekühltem Raum kennt sie nicht, das Internet-Kabel für meinen Laptop rückt sie nicht raus. Beim Dinner, wo ich der einzige Gast bin, postiert sich die Bedienung so, dass sie mich beim Essen gut beobachten kann. Wechselgeld hat weder der Empfang, wo es zu Trinken gibt, noch die Küche. Entweder man bringt es mit, oder man bezahlt eben dazu. Oder man vermittelt zwischen beiden. Schaut man über diese Kleinigkeiten hinweg, ist es ein sehr gutes und vor allem preiswertes Gästehaus. Mit der Nicht-Auslastung hat das Haus sicher kein Problem, da es aus dem Römertopf gesponsert wird.
Die Toyota-Werkstatt scheint professionell zu sein. Aber auch sie diagnostiziert immer noch (oder wieder?) Schmutz und Wasser im Tank und im Filter. Das ist zum Verzweifeln. Ich lasse hier Geld, Zeit und Nerven ohne Ende. Die letzten beiden Werkstätten waren völlig umsonst. In Morogoro wird wieder der Filter gewechselt. Angeblich ein mit Schaumstoff gefülltes Original, nicht das mit Pappe gefüllte Imitat aus China oder Korea. Für den Filter verlangt die Werkstatt das Doppelte wie in Deutschland, als Stundenlohn werden mir 120 USD vorgerechnet. Dienstleitung ist hier teuer, die sich bestimmt 95 % der Bevölkerung nicht leisten kann. Ich handele den Preis um 100.000 Schilling (etwa 48 €) herunter, was auch wieder Durchsetzungsvermögen kostet. Es ist Samstag, der Meister verteilt Geld bar an seine Mannschaft. Mich würde interessieren, wie viel von seinem an Europa orientierten Stundenlohn für seine Mitarbeiter übrig bleiben. Das Diesel-Problem ist in Tansania ein echtes, das bis zum Präsidenten vorgedrungen sein soll. Tansania entpuppt sich für mich als das Land, welches Touristen schröpft, wie Kongo-Kinshasa. Das Gefühl stellte sich schon an der Grenze ein. Wobei es hier das verschmutzte Diesel ist und in Kongo ein menschenverachtendes System.
Für die Schlaumeier sei gesagt, dass es auch nichts nützt, wenn man sich das Diesel an der Tankstelle zeigen lässt. Wenn ich es tue bedarf es Durchsetzungsvermögen, denn der Wunsch hinterlässt offene Münder und Augen die fragen, ob man vom Mond kommt. Durchsetzungsvermögen brauche ich auch, wenn ich mir das Geld zumindest für das verschmutzte Diesel von den Tankstellen zurückhole. Nicht dass ich mich gern streite, aber es gibt Grenzen für Zahlemann und Söhne.
Eine Alternative ist die Fahrt mit dem Bus. Die Mobilität ist zum großen Teil abhängig vom Bus. Beim Halt auf dem Busterminal in Morogoro ist auch die Versorgung gesichert, bequem über das Busfenster.

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Dar es Salam wird die Stadt, wo ich Geld dazu verdienen will, und zurückholen muss. Dazu richte ich mich auf einen längeren Aufenthalt im Camp Mikadi ein, wenige Kilometer südlich von Dar Es Salam, gleich hinter der Fähre. Ein herrlich gelegenes Camp, direkt am Meer mit weißem Sandstrand und klarem Wasser.

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Das Wasser zum Duschen und Waschen wird aus dem Meer gepumpt. Aber sonst hat das Camp alles was ich zum Arbeiten am Computer brauche, und Camp-Site kostet nur 10.000 tansanische Schilling (4,75€) pro Tag. Sauber ist der Platz auch. Hier ist ein Afrikaner bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen: Wald fegen.

Camp Mikado2 09s  Wald fegen 18s
Ich fahre in die Stadt zur Botschaft. Die paar Kilometer zur Fähre und in die Stadt fahre ich mit dem Fahrrad. Anders als z.B. die Bedienung in Gaststätten, können die Afrikaner auch sehr schnell sein. Sie rennen aus der Fähre.

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Die Autofähre ist spottbillig. Aber mit dem Auto würde ich lange warten müssen, außerdem macht das Fahren in der Stadt kein Spaß. Hier zahlt sich das Fahrrad wieder mal aus, obwohl man auf der Hut sein muss. Der Stau ist endlos, entsprechend aggressiv wird gefahren, wenn man mal fahren kann.
Das Visum für Kenia bekomme ich fast im Vorbeigehen. Hier kostet es ungerechnet 48,- Dollar in Landeswährung, fast so viel wie an der Grenze. Die Sudan-Botschaft meint, ich bekomme ein Visum erst im letzten Land vor der Grenze, warum auch immer.
Ich werde zu einem Manager der Tankstellen-Kette Total vorgelassen, und beschwere mich über verschmutztes Diesel. Der aber ist nicht kulant und lässt mich abblitzen. Ich sollte erst mal beweisen, dass das Wasser im Diesel aus seinem Tank kommt.
Im Camp stürze ich mich auf meine Arbeit. Ein Auftrag aus Deutschland gibt mir die Chance, meine Reisekasse etwas aufzufüllen. Ein „fliegendes Büro“…durch den heißen Draht von Berlin nach Afrika“. An so einem Strand, im weißen Sand, strahlend blauer Himmel, Sonne ohne Ende, sollte man besser auf der faulen Haut liegen. Das Wasser ist warm wie in der Badewanne. Das Salzwasser kann ich nur abspülen im Regen. Zum Arbeiten sind die Bedingungen weniger geeignet. Mal fällt das Internet aus, mal der Strom. Ständig läuft der Notstrom, oder besser das Netzersatzaggregat, (hallo Joachim). Neue Gäste kommen und gehen und stören. Aber man lernt, wie ein Alzheimer, ständig  neue Leute kennen. Z.B. Paul aus Deutschland, Paula aus Schweden/Italien, eine gemischte Gruppe aus Finnland , die hier das Projekt Hausbau für gekündigte Hafenarbeiter realisieren usw.
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Bei Ebbe kann man fast bis zur Insel vor dem Camp laufen, oder das Camp vom Wasser aus sehen, ohne zu schwimmen.

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Nachdem mein Auftrag aus Deutschland soweit erledigt ist, wechsele ich auf das Silver-Sand-Camp wenige Kilometer nördlich von Dar Es Salam. Ein toller Name, aber ein ziemlich runtergekommenes Camp. Auf dem Weg dorthin verschluckt in einer Mall der ATM meine Kreditkarte. Nicht auszudenken, wenn die verloren gehen würde. Natürlich war die Bank schon geschlossen. Also muss ich am nächsten Tag dort noch mal vorbei und kann erst spät aufbrechen. Die Fahrt endet im Stress, weil das auf meinem Navi verzeichnete Camp in Tanga nicht mehr existiert. Es ist dunkel und die Straße zum nächsten Camp ist nur ein übler Schotterweg. Ein Tag, wie ich ihn gar nicht liebe. Aber dafür entschädigt das Camp Peponi-Beach-Resort südlich von Tanga ein wenig. Man steht direkt am Meer unter Palmen. Ab und zu fällt auch mal eine Kokosnuss herunter. Besser ist, man stellt sich nicht darunter. Weiter geht die Fahrt an einfachen Hütten und fröhlichen Kindern vorbei, die sich über ein paar Bonbons echt freuen.

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Auch die Fahrt zum nächsten Ziel endet im Stress. Östlich von Moshi, an der Grenze zu Kenia wurde mir das Lake-Chala-Campsite empfohlen. Die letzten Kilometer führen über eine Sandstraße. Es stürmt und der Staub hüllt alles in Rot. Dann fängt es an zu regnen, es ist Regenzeit. Sofort verändert sich der abschüssige Weg in eine gefährliche Rutschbahn. Vor mir sehe ich ein Traktor, der sich auf der Schmierseife um seine Achse dreht. Hier habe ich keine Chance. Zufällig vorbei kommende Jungs schieben mich 10 Meter zurück aus dem Schlamm. Mit eigener Kraft kann ich rückwärts den Berg wieder hochfahren. Noch mal Glück gehabt.

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Auch das nächste Camp auf meinem Navi, Honey Badger am Fuße des Kilimanjaro, kurz vor Moshi existiert nicht mehr. Dafür steht gleich dahinter das Kilimanjaro-House. Für ein Camp ist das von Roland aus Deutschland gut geführte Grundstück zu klein. Es ist mehr geeignet für Overländer, die einen Platz zum Langzeit-Parken suchen (www.dt800.de). So wie Felix und Sandra aus Deutschland. Sie haben in Namibia Arbeit und sich selbst gefunden. Nach 3 Jahren haben sie ihre Zelte dort wieder abgebrochen und sind seit 7 Monaten in Afrika unterwegs.  Nach überstandener Malaria haben sie genug von Afrika und wollen versuchen in Deutschland wieder zu ankern. Für ihren Overlander haben sie einen Käufer gefunden. Auch Christoph ist hier um seinen Overlander in die Garage zu stellen. Er fliegt nach Hause und kommt im nächsten Urlaub wieder, für die nächste Tour durch Afrika. Dann kommt noch Michael mit seinem Zelt aus Deutschland geflogen. Er hat in Südafrika gelebt. Als seine Eltern vertrieben wurden und wieder zurück nach Deutschland gingen, war er 14. Wie er Deutschland erfahren hat, bringt er so auf den Punkt: In Afrika werden die Tiere geschlagen und die Kinder verwöhnt. In Deutschland ist es umgekehrt. Sicher etwas zugespitzt. Jetzt sucht er Abstand vom Stress zu Hause. Wir haben uns alle beim selbst gemachten Essen eine Menge zu erzählen.
Der Kilimanjaro ist der höchste freistehende Berg der Welt. Leider ist er ständig in Wolken gehüllt. Aber früh um 6 erhasche ich vom Stellplatz einen Blick zum verschneiten Gipfel.

Kilimanjaro2 16s  kilimanjaro 05s

Ursprünglich wollte ich noch zum Serengeti-Nationalpark und zum Kraterhochland des Ngorongoro. Der erkaltete Vulkan beeindruckt mit einem ganzen Mikrokosmos der afrikanischen Tierwelt. Aber in Ostafrika sind die Preise für die Nationalparks einfach zu hoch. Es gibt genug Pauschaltouristen, die bereit sind, die überhöhten Preise zu zahlen. Ich gehöre nicht dazu. Weiter geht es nach Nairobi, Kenia.

Gefahrene Route (GPS-Tracks per 22.3.13)

TansaniaGPS

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Malawi 4.2. – 17.2.2013

Der Grenzübergang Sambia-Malawi hinter Chipata verläuft reibungslos: keine korrupten Beamten, unkomplizierte Abfertigung, keine Kosten. Warum kann Reisen nicht immer so einfach sein? Die Hauptstadt Lilongwe, die in den 50er Jahren auf dem Reißbrett entstand. bietet, wie die meisten Städte Afrikas, kaum Sehenswürdigkeiten. Überhaupt zeichnet sich Malawi für Touristen, wie die meisten Länder Afrikas, vor allem durch seine Naturreichtümer aus.
Das Backpacker Mabuya Camp in Lilongwe ist fast wie das in Viktoria-Falls, nur wesentlich ruhiger. Von hier aus geht es zum Malawi-See, der zu den größten tropischen Süßwassermeeren der Erde zählt. Teilweise kann man bis zu 20 Meter tief sehen, und es werden 1.500 Fischarten geschätzt. Südlich des Malawi-Sees liegt Monkey Bay, eine kleine Hafenstadt, mit einer großen Affenpopulation. Der Lake Malawi National Park zählt seit 1984 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Das Backpacker in Monkey Bay liegt in einer romantischen Bucht, ein wirklich schöner Platz. Auch der Präsident hat hier eine „Datsche“, an der Bucht dahinter, in der auch Hippos zu beobachten sind. Allerding gibt es im von einem Engländer geführten Backpacker kein Strom. Abends sitzt man bei Kerzenlicht an der strohgedeckten Strandbar.

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Anfangs dusche ich mich nach dem baden, bis ich mitbekomme, dass das Wasser eimerweise aus dem See in den hohen Wasserbehälter geschleppt wird.

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Am Cape Maclear campiere ich in der Lodge Fat Monkeys, wieder direkt am Wasser. Im angrenzenden Ort kann man die Fischer beobachten. Mit ihren kleinen Holz-Booten haben sie es nicht leicht gegen die großen Fischerboote. Der Ertrag ist mitunter sehr spärlich, meist nur kleine Fische. Zum Grillen gibt es aber immer noch einige große Fische auf dem Markt am See.

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Nach dem Abstecher zur Halbinsel Khumba geht es zurück nach Lilongwe. Im Backpacker sehe ich das Endspiel der Afrikameisterschaft im Fußball, was in Deutschland nur in den Randnotizen Beachtung findet.  Nigeria gewinnt gegen Burkina Faso. Die Mannschaft Malis hat für Frieden in ihrem Land gekämpft, ist aber vor dem Endspiel ausgeschieden. Überhaupt haben die Mannschaften aus Ostafrika den Ton angegeben.
In nördliche Richtung schaffe ich es bis nach Ngala, in das Beach Lodge. Auch wieder ein sehr schöner Platz, direkt am Badestrand. Da es im Lake Malawi auch Flusspferde und Krokodile gibt, ist es eigentlich kein Badesee, mit Ausnahme bestimmter Orte, die ich suche. Ich habe den Platz für mich allein. Der Nachteil: Das Restaurant macht abends zu. Also setze ich mich an den Strand, trinke Bier aus meinem „Kühlschrank“, zähle die Sterne in der Milchstraße, und beobachte die Blitze in der Ferne.

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Am Morgen donnert es wieder sehr bedrohlich. Wenn es regnet, dann nur kurz und intensiv. Am nächsten Tag staubt der rote Sand wieder. Zum Glück sind die Straßen mit wenigen Ausnahmen geteert.

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Auch das nächste Camp, das Kande Beach, liegt wieder an einem herrlichen Strand. Es ist Treffpunkt Touristen, die aus Südafrika mit Bussen anreisen und dort zelten. Jugendliche, die kreischend auf Tischen tanzen. Ich zähle an diesem Tag 5 solcher Busse und suche am nächsten Tag schnell das Weite.

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In nur kurzen Tagesabschnitten erreiche ich auch das Flame Tree Lodge in Chintheche. Der Malawi-See ist eine Reise Wert, ein Strand schöner als der andere.

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Nkhata Bay ist ein kleines Fischerdorf, nicht schön und übel nach Fisch riechend. Fotogen ist aber mehr die Logde, ……..  , in der sich die Backpacker treffen. Mit dem Camp-Car kann man unweit davon an der Mayoka Village Lodge stehen.

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Die kleinen getrockneten Fische, die auf dem Markt angeboten werden, sehen von weitem aus wie Silberschmuck. Und weiter geht es über Berg und Tal.

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Gefahrene Route (GPS Tracks per  13.2.13)Malawi13.2.13

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Sambia 23.1. – 4.2. 2013

Der Grenzübergang war wieder sehr einfach. Am längsten dauert der Aufenthalt auf der Grenzlinie, d.h. auf und an der Viktoria-Falls-Brücke, mit einem letzten Blick auf den Viktoria Fall. In Sambia sind Gebühren für Visa, Insurance-Motor und Road-Transport fällig (zusammen 95,-USD). Nach der Carbon-Taxe fragt mich niemand, erst die erste Polizeikontrolle hinter der Grenze. Die lässt mich ziehen, hoffentlich auch die noch kommenden. Auch der Grenzer, der mich zur Polizei bringen will, weil ich auf der Brücke anhielt, um den Fall zu fotografieren, lässt mich ziehen. „Keep your temper“, meint er und nimmt mein „sorry“ an. Ich fahre nur auf der anderen Seite des Viktoria Falls in Richtung Livingstone. Am River mit Blick zur Fontäne des Falls  macht mich ein mit Maschinenpistole bewaffnete Soldat darauf aufmerksam, dass das hier ein Danger- Area sei, in dem nicht nur Krokodile und Hippos frei rumlaufen, sondern auch Killer, die es auf Touristen abgesehen haben. Er wird mir doch keinen Bären aufbinden wollen?
Kurz vor Livingstone finde ich das Waterfront-Campsite ( http://www.madbookings.com/victoria_falls_deutsch/budget_camping/the_waterfront_campsite.htm ). Trotz der Warnungen fahre ich die paar Kilometer vom Camp in die Stadt, um einzukaufen. Abends wird gegrillt, auf dem Camp, im Wald gleich neben dem Pool, unweit des Sambesi

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Auf der Weiterfahrt nach Lusaka ist das Angebot an Gemüse gleich durch das Auto-Fenster verlockend. Vor dem nächsten Camp „Eureka“ unweit vor Lusaka wird man gleich von Zebras und Giraffen empfangen, die erst das Weite suchen, wenn man das Fenster öffnet. Nur Internet gibt es mal wieder nicht.

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Auf dem Camp treffe ich 2 deutsche Fahrzeuge: ein Pärchen, dass „nur“ den Süden Afrikas mit dem verschifften Auto erkundet, ein Traveller, der schon 4 Jahre in Afrika unterwegs ist, und ein Rentner-Paar aus den Niederlande, die nur im nördlichen Frühling hier im Süden unterwegs sind. Die Frau aus dem ersten Auto meint zu ihrem Mann: Das ist die Gelegenheit (mit mir?) in Richtung Norden zu fahren. Der hat aber keine Lust auf komplizierte Länder.
In Lusaka gibt es ein Embassy für Tansania und Kenia. Die kenianische Botschaft meint, ich bekomme hier kein Visum, sondern erst an der Grenze. Ist mir auch lieber, dann brauche ich mich noch nicht bezüglich des Datums für Entry festzulegen. Das Visum in der tansanischen Botschaft kostet 50,-USD, an der Grenze das Doppelte. Der Pförtner meint am Freitag, die Botschaft ist erst wieder am Montag geöffnet. Für Malawi brauche ich kein Visum, Eintritt frei.

Gefahrene Route (GPS Tracks per  6.2.13)

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Simbabwe 7.1. – 23.1.2013

Ein Visum nach Simbabwe beantrage ich am Grenzübergang hinter Musima. Immigration und Costum sind relativ schnell erledigt. Der Custom-Beamte fragt mich nicht nach dem Carnet de Passage und ich drängle mich auch nicht um einen Stempel. Weiterhin fallen Gebühren für ein „Permit for Visistors Vehicle“ an. Zwischen Simbabwe und Südafrika gibt es ein Wohlstandsgefälle. Der Drang über die Grenze ist entsprechend groß. Ich stelle mich an die lange Schlange der Wartenden vorn an. Mit dem Argument, ich sei Tourist hat der Vorsteher ein Einsehen. In Simbabwe steht in Richtung Südafrika dann eine Kilometerlange Auto-Schlange. Nicht auszudenken, wenn die nicht alle sehr diszipliniert bei 40° im Auto anstehen würden. Dann wäre Chaos, wie z.B. an der Grenze zwischen Senegal und Mali. Hier herrscht relative Ordnung.

Die Straßen sind gut, ich schaffe es wieder auf der linken Straßenseite bis nach Bulawayo, in den Caravan Camp im Zentralpark. Außer Rumpelstilzchen, ein Zeltler, der dort lebt und nachts um sein Feuer rennt, steht dort niemand.

Am Victoria Falls finde ich ein Stellplatz bei den Bagpackers im Shoestrings. Dort ist zwar nicht sehr ruhig, dafür tobt dort aber das Leben und der Stellplatz ist relativ billig. Auf dem Camp bezahlt man gut das Vierfache.

Mit dem Fahrrad mache ich eine Tour u.a. zum Baobab- Baum „The Big Tree“. Der hat ein geschätztes Alter von 1.500 Jahren. Schon auf der Fahrt hierher waren solche Riesen zu bestaunen.

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Mit Martin mache ich einen Ausflug zu einer Krokodilfarm. Beim Fotografieren komme ich ausversehen mit der Brust an den mit Strom geladenen Zaun. Mich haut es gleich auf den Boden, wahrscheinlich nur vor Schreck. Seitdem läuft aber das ein wenig aus dem Rhythmus gekommene Herz wieder soweit normal. So spart man sich den Defibrator, den mir der Arzt vor der Abfahrt noch verpassen wollte. Aber freiwillig würde ich das nicht noch einmal tun.

Martin ist aus Sachsen Anhalt und mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Süden Afrikas unterwegs und versucht gelegentlich Arbeit zu finden, um die Reise zu finanzieren. Mit ihm kann ich nach langer Zeit wieder mal Schach spielen und in Deutsch ausgiebig über Gott und die Welt reden. Wir besuchen unterwegs eine simbabwische Familie in einem Dorf, in dem man sich selbst versorgt, d.h. nicht im teuren Supermarkt einkaufen geht.

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Schüler tragen eine ordentliche Uniform, außer der, der auf der Straße von den anderen abschreibt. Macht er es für sich, weil sich seine Eltern den Schulbesuch nicht leisten können? Die Hütten auf dem Land sind sehr einfach und spartanisch, haben aber eine ausgezeichnete natürliche Lüftung und Kühlung.

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Der Victoria Fall war das Ziel meiner Route über Simbabwe. Er ist einer der 3 großen Wasserfälle der Erde und ist mindestens ein genauso spektakuläres Naturwunder, wie der Niagara Fall, den ich schon gesehen habe (hallo Stefan). Der Viktoria Fall fällt mit gut 100 m fast doppelt so tief, wie der Niagara Fall, führt aber im Mai (Hochwasser) nur halb so viel Wasser mit sich.

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Die Wasser Fontaine ist weithin sichtbar und spendet am Wasserfall ständig Regen. Aber auch ohne Fall regnet es jetzt jeden Tag. Wer ständig unterwegs ist, sieht viel Natur. Nur wenn man an einem Standort etwas länger steht, lernt man Menschen mitunter näher kennen. Ich werde von einer Familie in Viktoria Fall zum Abendessen eingeladen. Vor dem Essen zeigt man mir in der Mietwohnung das Waschbecken um mir die Hände waschen zu können. Beim Essen wird mir klar warum: es essen alle alles von einem Teller mit der Hand. Na ja, aber lecker war es: Shima, der wie Kartoffelbrei oder -Mus aussieht, dazu Chicken oder Pork, und ein wie Grünkohl aussehendes Gemüse. Eine Mietwohnung mit Bad und Küche ist hier schon Luxus, der aber mit dem normaler Wohnungen in Deutschland nicht vergleichbar ist. Sie schenken mir Ten Billion Dollar, in Form einer Banknote aus Zimbabwe. Die hat natürlich nur noch Erinnerungswert an Zeiten der galoppierenden Inflation, die mit der Einführung des US-Dollars gedämmt wurde. Entsprechend teuer ist aber alles. In Sambia, meinem nächsten Ziel, hat man wegen der Inflation Anfang dieses Jahres mit einer Währungsreform 2 Nullen aus der Währung gestrichen. Da heißt es aufpassen. In den USA wollte man dieser Tage gar eine Billion Dollar Münze in Platin prägen, um einen Gegenwert zu den hohen Schulden zu schaffen. So viel zu Währungs- und Finanzproblemen in dieser so schönen Welt.

Sonst muss man lange nach den Schweinen mit dem Horn (Warthog) suchen, in Viktoria Falls laufen sie einem über den Weg.

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Der Weg in die Stadt ist nicht weit. Also nutze ich für die kleinen Strecken mein Fahrrad, dass ich mühsam am Leben erhalte, da es doch sehr mitgenommen aussieht: kein Licht, Bauten Zug gerissen, Lenker mehrmals verbogen usw.. Auch der Fahrradständer ist gebrochen, weil ich beim Rückwärtsfahren ständig anecke. Der Monteur, welcher einen Warmwasserspeicher auf dem Dach montiert, kann ihn schweißen. Hier bekomme ich mit dem Auto keine Probleme, in Deutschland keinen TÜF mehr.

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Wenn ich Rentner bin und Zeit habe (!?), habe ich mir vorgenommen mit Holz zu arbeiten. Ein Tischler in der Stadt lässt mich in seiner Werkstadt mein Gesellenstück drechseln (hallo Phil).

IMAGE_194 IMAGE_186 Vielleicht kann man sich ja mal als Tischler verdingen. Nach Sambia muss ich nur über die Brücke fahren. Inzwischen habe ich mich auf Afrika eingestellt und anfängliche Schwierigkeiten in und mit dem Kontinent überwunden. Aber die etwas schwierigeren Länder liegen noch vor mir. Für Äthiopien brauche ich wieder ein Visum aus Berlin.   Vorsorglich schicke ich meinen zweiten Pass (der Dritte ist inzwischen voll) nach Hause. Zufällig lerne ich im Bagpacker einen deutsch sprechenden Schwarzen kennen, der zufällig am nächsten Tag nach Berlin fliegt. Ich drücke ihm den Pass in die Hand. Ein wenig riskant, aber meine Menschenkenntnis gibt mir nach Bangen Stunden Recht: der Pass kommt an. Ich tanke noch Dollar, und weiter geht die Reise.

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Südafrika 8.12.2012 – 7.1.2013

Der Grenzübergang nach Südafrika bei Violsdrif war perfekt: Kein Visum erforderlich, Immigration und Costum in modernen Gebäuden nacheinander und übersichtlich angeordnet, freundliche Beamte, professionelle Abfertigung, kein Geld. An das links-Fahren habe ich mich soweit gewöhnt, Adapter für 3- gliedrigen Stecker dabei. Erste Station ist ein Camp in Springbok mit allem was man braucht, außer Internet. Da schon wieder Unruhe im Fahrwerk ist, tausche  ich die alten Reifen aus und warte nicht bis Montag in dieser langweiligen Stadt. Wie schon in Windhoek werden hier am Abend und am Wochenende die Bürgersteige hochgeklappt. Ein Überbleibsel (heute alte Gewohnheit?) aus der Apartheid, als alle Schwarzen abends die Stadt verlassen mussten, und sich in ihre Townships zurückzogen. Ich fahre an die Küste nach Saldanha, ca. 120 km nördlich von Kap Town, auf der Straße vorbei an Weinfeldern, und von dort ohne weiteren Aufenthalt nach Kap Town.

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Der Tafelberg ist schon von weitem zu sehen. In der Wasserfront erinnert ein künstlicher Baum an Weihnachten.

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Südlich von Kapstadt hinter Simons´s Town stelle ich mich auf den vielleicht schönsten Campingplatz, mit einer sehr guten Aussicht. Der Wind bläst hier oben aber fast orkanartig in Böen, so dass ich befürchte, das Auto wird den Abhang hinunter geblasen. An Schlafen ist nicht zu denken. Ich suche mir einen ruhigeren Platz unten an der Küste. Morgens werde ich von Lauten geweckt, dir mir fremd waren. Ich hatte mich im Dunkeln unwissend auf den Platz vor der Bucht gestellt, wo man unweit mit den Pinguinen baden kann. Diese haben eine geschützte Felsen-Bucht gefunden, allerdings umgeben von der Bebauung des Ortes.

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Am Kap Point (km Stand rd. 21.500, Halbzeit nach 213 Tagen) bläst immer noch ein Wind, gegen den man sich lehnen kann. Am Leuchtturm steht ein Wegweiser, der den Weg zurück nach Berlin (Luftlinie 9.575 km), aber vielleicht auch die Städte zeigt, die ich auf Teil 3 der Weltreise sehe.

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Am Cape of Good Hope finde ich einen Platz, wo ich beim Frühstück Möwen und andere Vögel sowieso, aber auch Strauße, und gehörntes Wild beobachten kann.

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Am Kap bin ich guter Hoffnung, dass ich den Weg zurück auch gut überstehen werde. Bisher hatte ich keinen Unfall, keine Krankheit, keine Panne und bin nicht ausgeraubt worden usw., usw.. Das Glück scheint mit mir zu reisen.

In Agulhas, an der südlichsten Spitze Afrikas, trifft man sich. Zum einen treffen der Atlantische und der Indische Ozean aufeinander. Der Indische Strom führt weitaus mehr Wasser mit sich und ist auch wärmer (23°). Auf dem sehr schön am Wasser gelegenen Camp treffe ich außerdem Juliane und Dieter, mit denen ich Reiseerfahrungen austauschen kann. Sie fahren die entgegengesetzte Route. Er ist Autor zahlreicher Reisebücher (www.dieter-kreuzkamp.de ). Igl-Östereicher waren gestern noch hier. Der Igl ist immer schon da (gewesen). Nur Internet trifft man selten hier.

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Weiterhin treffe ich dort Nikos und seine Frau aus Griechenland, die wir schon in Marokko trafen. Sie haben hier Gelegenheitsarbeit gefunden, bis sie an der Ostküste in Richtung Norden weiterfahren.
In kurzen Etappen geht es weiter auf das Camp Mount View in George. Unterwegs wechsele ich noch ein Reifen, für die Hälfte des Preises gegenüber in Namibia. Das nächste Camp Tsitsikamma Plaza ist gleich an der höchsten Brücke Afrikas. Von der Bloukranns-Brücke stürzen sich Jumper 216m in die Tiefe, am Bungy-Seil, bis zu 19x in der Stunde! Zum Frühstück auf dem Camp, wo ich als Einziger stand, ist diesmal eine Möwe zur Stelle. Die Camps am Wasser sind alle ausgebucht. In Südafrika sind Schulferien, die Saison hat begonnen, alle wollen an den Strand.

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Auch im Camp bei Grashamstown stehe ich allein am See. Im Reservat Thomas Baunes gibt es ein WC und Wasser, sonst nichts, auch kein Licht nachts und natürlich wieder kein Internet. Dafür aber Natur pur. Was will man mehr? Abenteurer, die die Gefahr suchen, kommen hier etwas kurz, wenn man mal die Anfahrt von etwa 30.000 km auf dem Landweg hierher vernachlässigt. Südafrika-Pauschal-Urlauber bekommen am Western Cape, und hier insbesondere an der Garden-Route zwischen Mossel Bay und Knysna, viel geboten für ihr Geld, vor allem Strand soweit das Auge reicht.

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Weiter geht es an Hamburg und Berlin vorbeinach Kidd´s Beach, vor East London. Auf dem gleichnamigen Camp stehe ich in umkämpfter und bester Lage an der Lagune mit Blick aufs Meer.

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Auf der Rückfahrt, weiter nördlich, werde ich diesen Strand vermissen. Auf dem Camp sind nur weiße Südafrikaner zu sehen. Die machen gern ein Feuer, setzen sich aber nicht in den Qualm. Den überlassen sie anderen. Lästig, wie die Russen mit ihren Lautsprechern in Russland, kann ich mich erinnern

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Weihnachten verbringe ich bei herrlichstem Sonnenschein, blauen Himmel, weißen Wolken und klarem Wasser am wunderschönen Strand auf dem Camp „Cremorne“ in Port St. Johns. Weihnachtsstimmung will da nicht so richtig aufkommen. Eine Familie aus Süddeutschland lädt mich „heilig Abend“ zum Bier ein. Die Eltern besuchen ihre Söhne, wovon der eine sein Jahr Praktikum in einer NRO macht.
So richtig heilig ist der Abend hier nicht. Nachmittags ist der Strand voll, der Markt in der Stadt geht bis spät abends. Am Strand bade ich mit vorwiegend schwarzen Afrikanern.

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Die große Hafenstadt Durban erinnert ein wenig an Cape Town, aber auch an Luanda. Die wenigen Einkaufsstraßen sind weihnachtlich geschmückt. Gut besucht sind aber vor allem die riesigen Malls und großen Supermärkte an den Hauptstraßen.

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Vor allem Schwarze bevölkern den Strand, hier mehr als in der Hauptstadt oder entlang der Garden-Straße. Hier am Strand führen Männer einen Volks-Tanz vor und werden von Frauen umjubelt.

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Mankies suchen am Vormittag das Camp „Bluff-Eco-Park“ nach Essbaren ab. Affen sind scheu. Wenn sie was zu fressen sehen, werden sie auch frech. Nachts lassen sie sich aber nicht sehen, sonst müsste ich die Türen beim Schlafen verschließen.

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Weiter geht es in kurzen Etappen nach Richards Bay. Meine Nachbarin auf dem „Caravan Camp“ lebt schon 40 Jahre in Südafrika mit ihrem Mann aus dem ehemaligen Rhodesien. Jetzt leben beide schon ein Jahr auf diesem Platz. Ihr Haus haben sie verkauft. Sie macht sich auch Sorgen um die Kriminalität in ihrem jetzigen Land. Die Ursache sieht sie aber nicht in neuen Rassenkonflikten, die vor allem von Schwarzen ausgeht, sondern in dem großen Unterschied zwischen Arm und Reich.
Auf dem Camp in St. Lucia beginne ich mich wieder vor Malaria zu schützen, mit Netz und Tabletten, die ich in Angola ausgesetzt habe. Gefährlich wird mir aber ein viel größeres Tier, als die Mücke. Bisher habe ich in Afrika relativ wenige Tiere gesehen. Außer im Park in Benin, wo die freie Wildbahn auch von Zäunen begrenzt ist, wie in einem Tierpark. Am Tag vor Sylvester dann ein Abenteuer, das man mit höchster an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur in Afrika erlebt: Mir läuft eines der 800 Hippo in diesem Park über den Weg! Sie gehören zwar nicht zu den Big Five, aber verursachen die meisten Todesfälle in Afrika.
Abends fahre ich etwas leichtsinnig mit dem Fahrrad ohne Licht in den etwa 3 km entfernten kleinen Ort, um beim Bier in einem Restaurant Verbindung in Bild und Ton mit der Heimat aufzunehmen. Auf dem Campingplatz gibt es leider kein WiFi, wie auf dein meisten dieser Plätze. Auf der Rückfahrt, es ist gegen 22 Uhr Ortszeit schon dunkel, sehe ich in einer Kurve das Pferd, das dem Fluss entstiegen ist. Mein Glück war, das es im Lichtkegel eines dahinter fahrenden und mir entgegenkommenden Autos noch rechtzeitig zu sehen war. Wie ich das Pferd sehe, hält es an wie ich, und sabbert vor sich hin. Ich aber kehre lieber um, kurz hinter mir war ein bewachter Eingang. Dort warte ich auf ein Fahrzeug, das so freundlich ist und langsam hinter mir her fährt und Licht spendet. Das Tier war weg, gestört von inzwischen hupenden Autos. Unten am Fluss stehen einige Fahrzeuge, aus denen  man auch Krokodile beobachten kann, von denen es hier 1000 geben soll, wie ich aber erst hinterher aus der „Visitor´s Information“ erfahre. Von solchen Momenten gibt es leider wie immer  kein Foto. Darauf war ich nicht vorbereitet. Und das Schild steht auch wie immer nicht da, wo es stehen müsste.

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Anderntags höre ich von einem Camp-Nachbarn, dass vor ein paar Tagen ein Fußgänger getötet wurde, der den Hippopotamus offensichtlich nicht rechtzeitig gesehen hat. Wahrscheinlich hat sich das Flusspferd auf der engen Straße bedroht gefühlt. Übrigens, mein schon arg angerostetes Fahrrad stand vor dem Restaurant nicht angeschlossen. So hoch ist die Kriminalität nun auch wieder nicht. Außerdem: Die wirklichen Gefahren kommen immer aus einer ganz anderen Ecke, als aus der vorhergesagten (Auto von rechts, statt von links für den Fußgänger, usw).

Sylvester in St. Lucia. Letzter Strand, ab hier geht  es wieder ins Landesinnere. Sylvester in diesem Ort ist eher langweilig. Im Küstenort Swakamund (Namibia) haben die weißen Südafrikaner noch ein drauf gemacht, hier war die Sylvester Party eher ruhig. Dagegen waren die Schwarzen am Sylvester Morgen doch sehr ausgelassen. Sicher verbinden sie Hoffnungen mit dem  neuen Jahr.

Ein Arzt aus Süddeutschland fragt mich auf dem Camp, ob ich bis hierher gefahren bin. Er lebt schon über 40 Jahre hier. Seine Frau kommt für 4 Monate nach Südafrika, er besucht sie 5 Monate im Jahr in Deutschland. Vor 40 Jahren meint er, war Südafrika noch ein Paradies. O.k. sage ich, aber nur für die weiße Minderheit. Ja meint er, und das war auch gut so. Ohne die Weißen wäre auch in Südafrika nur Chaos. Gegen so viel Offenheit fehlen mir die Argumente. Ein sympathischer Mann, aber ich muss ja seine politische Meinung nicht teilen. Bestätigung bekommt er sicher aus Schriften von Sarrazin, für den auch Muslime schon von Natur aus unterentwickelt sind. Aber ein Schwarzer, der z.B. Medizin studiert hat, ist kein schlechterer Arzt, als ein Weißer.
Auf dem Weg zum Krügerpark fahre ich durch Swasiland und erreiche am Neujahrstag das Camp im National-Park Hlane, in dem sich alle Big Five befinden. Hier ist anzufügen, dass die Bezeichnung „Big Five“ historisch aus der so genannten Safari, der kolonialen Form der Großwildjagd, stammt. Für ein Spaßvogel eines Resort sind es gar 6, incl. des Herings. Der Grenzübertritt war kurz und schmerzlos. Lediglich knapp 5 € für Custom waren fällig. Am Camp gibt es ein Wasserloch mit Hippos. Ein Nashorn geht auf mich los, das Gelb meines T- Short reizt ihn wahrscheinlich. Aber ich kann ruhig bleiben, uns trennt ein Elektrozaun. Ich bin jetzt sensibilisiert für Schilder, die auf mögliche Gefahren verweisen.

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Auch dem Elefanten komme ich offensichtlich zu nah. Als er auf mich zukommt, überfallen mich Zweifel, ob für den Riesen der kleine Zaun wirklich ein Hindernis ist.

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Am Neujahrstag fahre ich Richtung Krügerpark Alle Camp-Plätze sind angeblich belegt, in Südafrika sind noch Schulferien. Ich schlage einen riesen Bogen um den Park und lande auf einem Parkplatz in White River. Spreche mich mit dem Security ab und kann ruhig schlafen. Erst an der dritten Einfahrt bekomme ich Einlass für 10 Dollar pro Tag, ohne Camp. Gleich eingangs des Krügerparks wartet ein kleines Krokodil auf seine Beute.

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Ich bleibe jeweils eine Nacht auf den Camp´s Pretoriuskop, Satara und Punda Maria und bekomme auf der Fahrt durch den Park eine Menge Tiere zu sehen, auch die Big Five ´s, Außer  Löwen und Tiger, die lassen sich selten nur im Vorbeifahren aufspüren.

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Im Auto besteht keine Gefahr, aussteigen ist nicht gestattet. Es gibt auch Parkplätze, wo man wie hier eine tolle Aussicht hat und Tiere mit dem Fernglas beobachten kann. Ich beobachte von dort 7 Giraffen, die sich von den Autos kaum stören lassen. Erst als eine geführte Gruppe zu Fuß kommt, flüchten sie.

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Im Krügerpark überfahre ich den Tropic of Capricorn. Dort am südliche Wendekreis hat am 21. Dezember die Sonne bei 23° 26` 18„ wieder ihren Weg in Richtung Norden begonnen.

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Vor Musima an der Grenze nach Zimbabwe mache ich noch mal Halt und finde aber nur einen Parkplatz an einer Autobahnraststätte. An der Grenze herrscht Andrang und Chaos, deshalb will ich es erst am nächsten Tag das Visum beantragen.

Gefahrene Route (GPS Tracks, ca. 4.100 km Südafrika)

Südafrika Tracks

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Namibia 11.11. – 8.12.2012

Der Grenzübergang nach Namibia bei Ruacana verfügt über neue und moderne Gebäude, denen die Pisten-Anfahrt von Angola nicht in etwa entspricht. Als einziger Tourist werde ich in aller Gemütlichkeit abgefertigt. Ein Carnet de Passage habe ich in Angola nicht benötigt, d.h.  außer Spesen nichts gewesen. Zwischen den beiden Grenzübergängen schaue ich mir den Ruacana-Wasserfall an. Meine erste Station ist das Airport-Lodge vor Ondangwa und bleibe dort 2 Nächte. Dann fahre ich in das Onguma-Camp bei Namutoni im Etosha-Nationalpark, der einer der wichtigsten Naturschutzgebiete Afrikas und die wohl bekannteste Attraktion Namibias ist. „Etosha“ heißt „großer weißer Platz“, und ist eine flache Senke, früher mal ein See, mit stark salzhaltigem Boden, den Tiere als Lecke benutzen. Namutoni ist ein altes deutsches Fort aus dem Jahre 1903. Künstlich angelegte Wasserlöcher stehen den Tieren als Tränke zur Verfügung und dienen den Touristen als Beobachtungspunkte.

 

Sogar Giraffen waren vom Camp aus zu sehen, aber für eine Nahaufnahme noch zu weit weg.

 

Das Abenteuer Afrika habe ich für die nächsten 3 Länder (Namibia, Südafrika, Botswana) verlassen. Vieles entspricht hier europäischem Standard. Funktionierende Müllabfuhr, ausgebaute Infrastruktur, große Supermärkte, saubere WC, auch heißes Wasser aus Wand, touristisch erschlossene Sehenswürdigkeiten usw.. Namibia ist das Land für Camper schlechthin mit einem dichten Netz an Campingplätzen. Hier sind viele mit Camping-Fahrzeuge unterwegs. Aus Europa fliegen sie hierher und leihen sich ein Camper aus. Der eigene Camper ist für eine Anfahrt bis hierher eher ungeeignet (hallo Klaus) und den meisten fehlt dafür ja auch die Zeit und wahrscheinlich auch der Mut.
2 kleine Geschichten vom Driver: Kurz hinter der angolanischen Grenze auf einer sehr guten Teerstraße mit wenig Verkehr kommt mir einer auf meiner Spur entgegen. Ich denke noch, was ist das für ein Idiot, bis mich Alzheimer daran erinnerte, dass ich der Idiot bin. Hier ist ja Linksverkehr! Aber ich hatte noch genügend Zeit, um meinen Irrtum zu korrigieren, erwische mich aber noch des Öfteren beim Rechts-fahren
Schon hinter einer der letzten harten Pistenfahrten war wieder eine Unruhe im Fahrwerk zu spüren. Aber nichts zu sehen. Also weiterfahren und beobachten. Hinter dem Onguma-Camp nach einigen hundert Km wird die Unruhe bei 110 Sachen stärker. Vor einer Kreuzung halte ich an, um nachzuschauen. Jetzt ist der Reifenschaden sichtbar. Aber bis zur nächsten Werkstatt werde ich es sicher schaffen, denke ich. Mitten auf der Kreuzung und beim rechts abbiegen auf der linken Spur platzt plötzlich der Reifen mit lautem Knall. Also muss ich bei 40 Grad im Schatten das Reserverad wechseln.

 

Aber es hätte schlimmer kommen können, z.B. plötzlicher Druckverlust in der Kurve mit 100 Sachen! Also suche ich mir einen Campingplatz in der nächsten Stadt, in Tsumeb und lass dort 2 Reifen wechseln. Hinter Grootfontein liegt der Hoba-Meteorit. Mit ca. 60 Tonnen ist er der schwerste und größte Meteorit der Welt und besteht aus 82% aus Eisen. In Otjiwaronga treffe ich Uwe und Jabril mit ihrem WV. Nach einer Nacht auf einem Resort-Standplatz kurz hinter der Stadt besuche die Krokodilfarm.

 

Anschließend fahre ich zum Waterberg-Plateau-Park. Auf einer kleinen Wanderung laufen mir einige Affen über den Weg. Sie sind zwar scheu, aber die Größeren suchen auf dem Camp auch im Auto nach Essbarem, wenn man nicht aufpasst.

Ein junges Filmteam ist dort auf den Spuren der Hereros und deren Missionierung. Ein Teil der Geschichte, an die nicht nur in Deutschland wenig erinnert, sondern auch hier in Namibia. Die jetzige Gaststätte auf dem Camp war eine deutsche Polizeistation. Der nahe Friedhof wird von der deutschen Kriegsgräberfürsorge gepflegt.
Mehr dazu unter „Meine Weltsicht“: „Namibia“.

Auf dem Weg nach Okahandja nehme ich 3 Abiturientinnen aus Süddeutschland mit, die Ferien vom Praktikum bei der GEW machen. Im Internet zähle ich über 120 Hilfsorganisationen (NGO´s). Im Country-Hotel stehe ich einsam 2 Nächte auf der Camping-Site.
In Swakopmund, ein Badeort an derAtlantikküste, treffe ich Uwe und Jabril (1.Treff in Kinshasa, DRC), sowie Susanne und Karl (1.Treff in Lome, Togo) wieder.

 

Im Norden von Swakopmund führt die Salzpiste durch die Wüste im Dorob Nationalpark vorbei an gestrandeten Schiffen zur Robben- Bank am Cape Cross. Früher hatten die Gestrandeten keine Überlebenschance ohne Trinkwasser und durch die Wüste getrennt vom Hinterland.

 

 

 

Über den Bosua Pass (1.580m) führt die staubige Sandpiste nach Winhoek (hier die Christuskirche und der Garden of Tintenpalast, bzw. Parlament).

 

Im www.urbancamp.net nehme ich mir Zeit für einen Putz- und Waschtag, koche Mittag mit meinem neuen Gaskocher für die kleinen Steckkartuschen und grille abends. Und das Fahrrad muss noch repariert werden.

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In Richtung Lüderitz mache ich in Keetmanshoop stop und stelle mich auf die Camp-Site des Schützenhauses. Heute ein Hotel eines deutschen Eigners. Dort kann man im Club ein Bier bei deutscher Musik trinken. Viele Bilder an der Wand des Restaurants erinnern kommentarlos an die deutsche Kolonialzeit. In der Vitrine stehen viele Pokale, die der Kaiser  „in Anerkennung … der Teilnahme am Kampf gegen die aufständischen Eingeborenen in Südwestafrika „1907verliehen hat. In Deutschland zeigt derweil ein kleiner Knabe, welcher sich Historiker nennt und heute über das Stasi Gefängnis in Hohenschönhausen herrscht, in seinem blinden Hass auf alte Feindbilder die Leute an, die an einem Hotel vor den Toren Berlins mit einer kommentarlosen Inschrift daran erinnert haben, dass dort einstmals das „Wachregiment“ residierte. Nun kann man sagen, Namibia ist weit weg. Oder Deutschland, je nach dem von wo man schaut. Aber die Welt ist klein, wenn man sie sich ansieht. Und interessant wird das Thema der Erinnerung an Geschichte erst dann, wenn man sich jeweils anschaut, wessen Geistes Kinder da erinnern.
Vor mir fährt wie ein Pfeil ein Wagen über die staubige Piste. Es sind Anne und Mathias aus Brandenburg, die sich in ihrem kurzen Urlaub hier ein Auto gemietet haben. Im Quiver tree Forest schauen wir uns die Köcherbäume an, die eigentlich gar keine Bäume sind, sondern Aloe. Sie stehen sonst nur vereinzelt in der sehr heißen Region. Buschleute und Hottentotten (Sammelbezeichnung für die in Südafrika und Namibia lebende Völkerfamilie der Khoi Khoi, der Begriff wurde während der Kolonialzeit diskriminierend, also rassistisch verwendet) nutzten die faserigen und schwammigen Äste als Köcher für ihre Pfeile.

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Dann bestaunen wir noch die Giants playground, uhrige Steinformationen.

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Weiter fahre ich durch die unendlichen Weiten mit wechselnder Natur (Steppe, Sand- und Steinwüste) in die Bucht von Lüderitz. Es bläst ein frischer Wind an der Atlantikküste. Die Temperatur fällt von 40 auf 25 Grad. Das empfinde ich als kalt, kein Wunder, dass die Afrikaner hier mit Kapuze und Winterkleidung laufen.

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Der Campingplatz liegt allerdings auf einem sehr spektakulären Felsen an der Spitze der Halbinsel Shark Island vor der Stadt, die als solche weniger interessant ist, aber ein sehr eigenes, raues Atlantik- Flair hat und von der christlichen Kirche überragt wird.

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Wer steht schon auf dem Camping-Platz? ….. Susanne und Karl, die Österreicher. Ich bin schon da, sprach der Igl zum Hase und stellt mich Manfred aus Hamburg vor. Er ist auch allein unterwegs, aber nur im Südteil Afrikas, kommt aber gerade aus Amerika, wo er 3 Jahre unterwegs war. Wir trinken in seinem Mercedes Wohnwagen, der auch keinen Allradantrieb hat, ein Bier. Also es geht auch ohne, … Allradantrieb meine ich.
Ich bade im Atlantik, das Wasser ist durch die Strömung hier doch sehr kalt (ständig um die 13°). Also nur mal kurz eintauchen und ab in die Sonne. Ich hole mir einen Sonnenbrand auf dem weißen Kulturstreifen, mit der Badehose habe ich den nackten Kopf bedeckt. Abends trinke ich wieder mit meinem Namensvetter ein Bier. Ich staune immer wieder, welche unterschiedliche Sichtweise die wiedervereinigten Deutschen auf ihre gemeinsame Geschichte haben. Dass es notwendig gewesen sei, unter Adenauer in der alten Bundesrepublik vielen alten Nazis die Geschicke Deutschlands bestimmen zu lassen, es auf der anderen Seite nach der Wende aber notwendig gewesen sei, die komplette Elite der DDR auszutauschen, halte ich dann aber doch für eine sehr einseitige und inkonsequente Meinung.
Anderntags schaue ich von Agate Beach aus auf die Dünen in der Namib Naukluft- Wüste, in der sich die höchsten Dünen der Welt befinden. Dann beobachte ich mit dem Fernglas Pinguine auf dem nahen Halifax Island. Vor dem Diaz Point springen Delphine lustig hinter einem kleinen Fischerboot her.

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In der Ferne auf dem Atlantik sprudelt die Wasser-Fontaine eines Wahls. Im Diamant-Sperrgebiet weiter südlich finde ich keine Diamanten, die werden jetzt im Meer geschürft. Die Rechte dazu haben andere, Namibia erhält wohl 40% des Ertrages.
In der Großen Bucht genieße ich bei einem selbstgemachten Café die absolute Stille und Einsamkeit in dieser Mondlandschaft am Meer. Kein Mensch weit und breit, nur Möwen und Flamingos.

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Und wen finde ich da? …… Anne und Mathias. Sie laden mich auf ein Bier in ein Fischrestaurant in Lüderitz ein. Sie fahren weiter in den Norden Namibias, ich in Richtung Südafrika. Wenn wir uns noch mal sehen sollten, dann wohl erst in Berlin-Brandenburg. Die Welt ist doch klein.

Dann übernachte ich im Namuskluft Rest Camp 15 km hinter Rosh Pinah in den Bergen, allein, nachts ohne Licht, nur die Sterne und der Mond  leuchten. Morgens bei der Rückfahrt zieht mich das Vorderrad beim Ausweichen vor dem Waschbrett in den Pisten-Sand am Rand. Ich schaufle den ganzen Tag, schleppe Steine, hebe den Wagen mehrmals an, trinke Unmengen Wasser bei 45 Grad im Schatten. Aber nichts geht mehr, hier fehlt 4 x 4 Drive. Am späten Nachmittag gebe ich auf und hole mit dem Fahrrad Hilfe. Im Nu bin ich frei, aber der Tag ist gelaufen und ich bleibe im Gasthaus Amica (www.wheretostay.com.na) in Rosh Pinah.

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Von Aus bis Rosh Pinah bester Asphalt. Dann geht’s weiter  auf sandiger Schotter-Piste. Hinter mir nur Staub. Gott sei Dank wie überall, aber hier besonders wenig Gegenverkehr. Die Heckklappe habe ich komplett zugeklebt. Aber der Staub findet jede Ritze nach innen.

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Ich denke, nur hier nicht steckenbleiben. Da kommt mir Jochen B. aus Ulm (www.johnson.jaegerstueble.net ) entgegen. Er ist bis hierher mit dem Fahrrad gefahren, seit Januar ab Ägypten an der Ostküste entlang. Er fährt weiter in Richtung Süden.
In Ai-Ais (Thermalbad, mit 60° „ganz heiße“ Quelle) kann ich im Pool und im Spa ausgiebig baden. Beim Frühstück beobachten mich die Schwarzen wieder und setzen sich sogar auf den Frühstückstisch, während die Affen in den Müllkübeln stöbern.

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Am 5.12.12 erreiche ich den Fish River Canyon, eines der größten Naturwunder Afrikas, im äußersten Süden Namibias. Die gewaltige Fischfluß-Schlucht ist 95 km lang und bis zu 550m tief und wird in seiner Großartigkeit nur vom Grand Canyon in den USA übertroffen. Hier der beeindruckende Blick auf den „Höllenbogen“:

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Das Roadhouse Camp nahe dem Canyon hat beinahe Kultstatus (www.gondwana-collektion.com ). Das Canon-Erlebnis-Restaurant erinnert an die „gute alte Zeit des Automobilbaus“. Davon findet man in der Wüste noch einige Exemplare und im Roadhouse sind einige ausgestellt.

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Dann am dritten Tag im Roadhouse Camp die Begegnung der 3.Art mit einem alten Bekannten, den Traveller Karl Heinz Benemsi mit seinem Hund (dambeck20jan@yahoo.de, 1. Treff am Canyon in Kasachstan hinter Almaty 9/2010 s. www.asien.blogger.de/Zentralasien). Wie klein ist doch die Welt. Er ist immer noch, d.h. schon Jahre auf Weltreise. Er fährt mit seinem schwerem Allrad Strecken, die ich nicht fahren kann.

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Es ist sicher, dass am 21. Dezember 2012 um 12.12 Uhr der astronomische Sommer am südlichen Wendekreis seinen Einzug hält. Der Tag ist der längste des Jahres, wenn nicht wie im Maya-Kalender vorausgesagt, wegen der besonderen Sternekonstellation der Weltuntergang stattfindet. Die Sonne beendet ihre Süd-drift und strebt wieder nach Norden, wie ich. Wegen der leicht gekippten Erdachse und der elliptischen Umlaufbahn um die Sonne erfolgt am südlichen Wendekreis der späteste Sonnenuntergang schon am 12., der früheste Sonnenaufgang jedoch erst am 31. Dezember. Am nördlichen Wendekreis ist es genau anders herum. Der Winterpunkt im Norden liegt im Sternbild Schütze, zum Beginn des Tierkreiszeichens Steinbock. Komisch, den großen Wagen habe ich hier noch nicht gesehen. Vielleicht sollte ich den mal im Kopfstand suchen.

Realisierte Route (GPS-Tracks) per 6.12.12

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Angola 20.10. – 11.11.2012

In aller Frühe geht es hinter Songololo über die Grenze nach Angola. Gustav mit seinem grünen Bus und ich stehen als Erste an der Schranke.
Außer lange Wartezeiten gibt es keine Probleme weiter. Der Custom- Beamte in Angola rät mir einen Stempel ins Carnet eintragen zu lassen, obwohl Angola gar nicht auf der Liste steht. Er deutet an, dass ich sonst Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen würde. Meint er es gut, oder geht es nur wieder ums liebe Geld? Kosten umgerechnet 64,-USD für einen lumpigen Stempel. Auf der DRC-Seite spricht mich ein Anhalter an. Es ist Kenji (der zweitgeborene gesunde Sohn) aus Japan, Shiga. Er spricht mehr Deutsch, als ich Japanisch. Er hat Physik studiert und eine Abschlussarbeit über die Atmosphäre der Venus geschrieben. Jetzt studiert er die irdischen Atmosphäre in Afrika und ist als Weltreisender schon 2 ½ Jahre unterwegs, per Auto-Stop, oder anderen Verkehrsmitteln, die sich bieten. Wir fahren zusammen bis ans Meer nach N´zeto. Unterwegs, in einem kleinen Ort, essen wir in einem der typischen Straßen-“Restaurants“, in dem verschiedene Fleischsorten angeboten werden. Wie schon mit Jean-Louis taste ich mich langsam ran an die fremden Speisen, die nach meinem Geschmack nicht gerade hygienisch angeboten werden.

In N´zeto gibt es eine katholische Mission, in der man sicher steht. Kenji bekommt ein Missions- Zelt. Wir fahren am nächsten Morgen weiter in Richtung Luanda. In Ambriz versuche ich einen Standplatz zu finden. Kenji steigt aus, er muss weiter, weil er in Matadi nur ein Transitvisum bekommen, also nur 5 Tage für Angola hat. Und das als Tramper! In Ambriz gibt es aber nur eine Bank, in der ich endlich Geld abheben kann. Eine Tankstelle oder ein annehmbares Hotel gibt es auch hier nicht. Nur gut, dass ich beide Kanister voll Diesel hatte. Ein trostloser Ort, also fahre ich weiter. Kenji ist leider schon weg.
Zwischen Kinshasa und Matadi ist guter Asphalt. Ich fahre etwa 40 km vor Matadi über die Grenze. Ab Songololo die 10 km bis zur Grenze Laterit-Piste. Ab da bis N´zeto bester Asphalt durch eine schöne Gegend. Von dort bis kurz vor Luanda wieder Laterit (z.T. Waschbrett) und Umwege über chinesische Baustellen- Piste. In und um Luanda wieder Asphalt. Dank Barbara habe ich beim Fahren auch wieder Hilfe durch den Navigator, den ich in Kinshasa noch bei der deutschen Botschaft abholen konnte.

Luanda ist eine große Stadt, mehr ein Moloch. Die Straßen sind hoffnungslos überfüllt. Wie überall in Afrika finden die Märkte auch am Rand der großen, mehrspurigen Straßen statt. Dort geht gar nichts mehr. In den Außenbezirken der Stadt vollkommen vermüllte Slums, aber auch moderne Wohnhäuser. Die City ist fast modern. Es wird noch viel gebaut. Es soll die dritt-teuerste Stadt der Welt sein, hinter Oslo und Tokio. Berlin steht in dieser Liste auf Rang 49. Ein Zimmer im Mittelklassehotel ab 100,-USD aufwärts. Ein Kaffee und ein Wasser in der Hotellobby 10 USD, damit wird das dort genutzte inklusiv- Internet teuer. Auch Gaststättenessen ist sehr teuer, wie Lebensmittel. Kein Einkauf unter 10 USD. Ich finde einen Stellplatz zuerst in der Nacht auf einem Hotel-Parkplatz und dann in einem Camp, etwa 30 km südlich von Angola, mit Blick aufs Meer. Endlich wieder baden.

Dann stehe ich eine Nacht im Club Nautiko (Yachthafen), gleich eingangs der Halbinsel im Zentrum. Von dort erkunde ich das Zentrum per Fahrrad.

An den ersten Präsidenten Agostino Neto erinnert ein Mahnmal, was eher wie eine Rakete auf der Startrampe aussieht. In Luanda steht auch die größte Mall (Belas Shopping) Afrikas.

Den Tipp zum Calandula Fall (etwa 400 km östlich von Luanda) zu fahren, habe ich von Barbara. Internet ist in Angola unterentwickelt, und so ist es für mich immer schwierig, mich zu informieren.
Unterwegs esse ich Mittag an der Straße und beobachte, wie Kinder gerade dem nächsten Tier das Fell über die Ohren ziehen.
 

Eine gepanzerte Hinterlassenschaft aus dem fast 30-jährigen Bürgerkrieg, der eine halbe Millionen Menschenleben forderte und das Land in den Ruin trieb, ist zum Spielplatz geworden. Mehr dazu in der „politischen Reise“ in diesem Blog.
Das einzige Hotel in Calandula wollte mich nicht haben, und das Internet sei nur für Gäste. Das miese Abendbrot in der einzigen Gaststätte des trostlosen Ortes kostete 15 Dollar!! Aber 2 Fernseher liefen mit verschiedenen Sendern, und zur Werbung laute Musik. Ich war bedient. Der Tag begann in 1000 m Höhe mit Nebel und Nieselregen. Ich fahre zum Wasserfall und baue mein Frühstück auf. Dauert nicht lange und 8 Augen glotzen mich an, wie immer und an jeder Stelle in Afrika. Ich fühle mich rundum beobachtet und wechsele den Standort.

Calandula Falls am Lucala River, ist der mit 108 m dritthöchste Wasserfall in Afrika.
Ich fahre weiter nach Mussende und finde dort ein Hospital, wo ich sicher stehen kann. Wieder so eine „Stadt“ in der es nichts gibt: kein Hotel, kein Internet, keine Dusche usw. Die WC im Krankenhaus sind gefliest haben aber kein fließend Wasser. Ich bekomme sogar ein „Kantinen“-Essen umsonst (Spagetti mit etwas Hühnerfleisch, lecker), dass ich aber den Frauen bezahle. Der Mitarbeiter, der mich dort stehen lässt, setzt sich mir gegenüber und …. glotzt mich an. Beobachtung überall zu jeder Zeit, rundum. Ist es Neugier, Staunen, Wundern über die seltsamen Touristen, die einfach so nur durch die Gegend fahren,  oder einfach nur glotzen (aufdringliches anschauen), oder was? Aber ich lass ihn diesmal gaffen und esse einfach nur mein Essen.

Am nächsten Morgen habe ich keine Lust beim Frühstücken angeglotzt zu werden und fahre nach dem Aufstehen weiter in Richtung Meer. Als wenn ich noch nicht genug habe, nehme ich den kürzeren Weg, mitten durch den Urwald, wo es lt. Karte keine befestigte Straße gibt. Aber es hat nicht geregnet und somit besteht keine Gefahr. Dann eine Brücke, die ich mir erst ansehe, bevor ich darüber fahre. Sicher ist sicher. Die Nachbarbrücke ist schon eingestürzt.

Manche Schüler haben einen weiten Weg bis zur Schule ins Nachbardorf. Einige bringen außer ihrem Lehrbuch für Portugiesisch gleich einen Stuhl mit. Aber nicht alle gehen zur Schule. Was Mädchen oder Frauen an Lasten frei auf dem Kopf tragen, während ihre Männer lastenfrei vorweg laufen, ist wirklich erstaunlich.

Was mich ein wenig wundert: auf der ganzen Fahrt über tausende Kilometer habe ich kaum Tiere gesehen, außer im Reservat in Benin. Aber hier überqueren Ameisen die Piste. Was tun? Ich kann nicht warten, bis alle drüben sind. Hoffentlich bekomme ich keine Schwierigkeiten mit Tierschützern. Nach 40 km und 2 Stunden (3 mit Frühstück) sehe ich wieder Asphalt am Horizont.
Nicht nur die Straße ist gut, auch die Gegend sehenswert. Die Kinder freuen sich, fotografiert zu werden.

Wieder 3 Tage ohne regelmäßiges Essen, keine Toilette, kein fließend Wasser, kein Internet, keine Steckdose. Jetzt zahlt sich meine solarbetriebene Batterie aus: Ich kann wenigstens Laptop und Fotoapparat (Handy) aufladen. So ist es, das Traveller-Leben: „Und gießt es auch aus Kannen, alles Gute ist nie beisammen.“ (von mir)
In Sumbe, eine Stadt, die vom Krieg verschont wurde, finde ich das Kalunda-Hotel, wo ich als Camper stehen darf und auch wieder Internet habe. Hinter dem Berg des Hotels eröffnet sich dann dieser Blick auf das Meer.
Not macht erfinderisch. Kinder schlittern auf einem Brett, und ich ins Meer, hinter dem sich bald die Sonne versteckt.

Ich fahre nach Lobito und finde zufällig ein Grundstück, nahe dem Hotel Restinga, bewacht, aber noch nicht ausgebaut. Kein WC, Dusche oder so. Aber ich kann frei stehen. Nur die Straße auf der langgestreckten Halbinsel, der Restinga, trennt mich von einem herrlichen Strand, mit tollen Gaststätten direkt am Strand, den ich mit dem Fahrrad abfahre.

 

Fast wie auf Sylt, oder Mallorca. Dort treffe ich abends die angolanischen Motor- Biker, die ich unterwegs angesprochen habe www.amigosdapicada.com. Sie laden mich auf ein Bier ein. Das ist das andere Angola. Ein Land voller Widersprüche, wie ich es noch nicht in Afrika kennengelernt habe. Hier treffen sich die, die es sich leisten können. Die neue, aufstrebende Mittelschicht.
Vorbei an Benguela, einst Zentrum des Handels mit Sklaven nach Brasilien und Kuba, fahre ich nach etwa 200 km durch eine Felsenschlucht hinunter zu dem kleinen Fischerdorf Lucira. Dort zeigt mir ein in Angola geborener Portugiese das Gehöft der Fischer, wo ich direkt am Strand campen kann (ohne Wasser, Toilette oder gar Internet). Hier kann ich die Fischer beobachten, die ihren Fang bergen. Die Fische werden zum großen Teil in Salz-Bottichen gelagert.

 

Da ich 20.000 km von zu Hause entfernt feststelle, dass mein Primus-Kocher (hallo Stefan) nur an die Kartuschen mit Bajonett-Verschluss passen, koche ich Mittag auf einer kleinen Feuerstelle, um Festbrennstoff zu sparen, von dem ich nur probeweise mitgenommen habe. Der mitgebrachte Adapter für Stechkartuschen passt aber nur an einen Kocher-Aufsatz mit Lindal-Gewinde, der gleichzeitig auch an Kartuschen mit Schraubgewinde passt. Von den kleinen Stechkartuschen habe ich genügend dabei. Stechkartuschen haben weltweit die größte Verbreitung und den geringsten Preis (www.ruhrcacherblog.com). Aber den Nachteil, dass sie nicht vom Kocher getrennt werden können, bevor sie leer sind.


Kocher und Gaskartuschen, die nicht passen, sind wie ein Steg, an dem man nicht anlegen kann, oder wie ein gestrandetes Boot, was nicht schwimmt. Schlauberger  höre ich jetzt sagen, dass ich zu Hause hätte prüfen müssen, ob die Teile kompatibel sind. Stimmt, aber denen muss ich auch erwidern, dass ich, wenn ich könnte, ein System wählen würde, dass für Kompatibilität der Produkte, und sich nicht nur um den eigenen Profit sorgt. Kartuschen oder Kocher kann man hier nicht kaufen, da es in Afrika kein Bedarf, und damit natürlich auch kein Markt für Camper gibt. Der mittlere Teil von etwa 160 km, der insgesamt 490 km Küstenstraße zwischen Lobito und Namibe ist noch nicht asphaltiert, sondern baustellenbegleitende Piste chinesischer Bauart.

 

Namibe ist ein kleiner verträumter Küstenort mit sagenhaften Stränden zum Baden, Tauchen und Fischen. Verträumt ist auch das Internet und klein die Möglichkeiten zum Einkaufen. Groß und neu sind wie in ganz Angola vor allem die Banken und Telefongesellschaften.

 

Für Angola, dass exorbitant hohe Lebenshaltungskosten hat, war im Google ein monatliches Durchschnittseinkommen von umgerechnet etwa 850,-€ angegeben. Solche statistischen Werte sagen nicht viel, da sie Äpfel und Birnen in einen Topf werfen. Auch hier lebt die große Masse der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Für sie ist das sehr hohe Preisniveau nicht bezahlbar. Sie leben anders, vor allem auf dem Lande, und sehen die teuren Supermärkte nicht von innen.

Auf der Fahrt nach Lubango passiere ich den atemberaubenden Leba- Pass, welcher sich auf wenige Kilometer bis zu einer Höhe von 1845 Meter den Berg hochschlängelt. Hier oben herrscht semi-tropisches Klima, in der auch Mango Bäume wachsen.

Die Stadt Lubango befindet sich in einem grünen tropischen Tal und wird von einer Christusstatue auf den hohen Klippen über der Stadt, eine Kopie des Originals von Rio de Janeiro „beschützt“. Von dort bietet sich ein umfassender Blick auf die sich modern gebende Stadt, die reich an Architektur aus der Kolonialzeit ist, die mit afrikanischer Tradition und portugiesischen Wurzeln gemischt ist. Ich finde einen Stellplatz im www.kimbodosoba.com , auf dem ich mir den Platz mit Strauße teilen muss.

Zwischen Lubango und Xangongo sind etwa 150 km Baustellen-Piste. Von Xangongo, wo ich nur übernachte, bin ich südwestlich zu den Ruacanda-Fals gefahren, zur Grenze Angola- Namibia bei Caluqua. Unterwegs treffe ich 1 deutsches Pärchen auf Motorrädern (Katharina und Ingmar: www.kating.org ), die ein Ausflug nach Angola machen, und Weihnachten wieder in Südafrika? sein müssen. Vielleicht trifft man sich ja noch mal. Dann ist da noch ein Schweizer Pärchen im Landcruser (Ascot.swiss@sunrase.ch ), die auch nach Angola wieder in Richtung Süden wollen. Im Süden Angolas sind noch Stammesangehörige zu finden, die abseits der Zivillation und sehr spartanisch leben.
Hier reitet eine Himba- Frau mit ihrem Kind über die Piste in Richtung Namibia. Mehr als 130 km schaffe ich an dem Tag nicht, da die Piste zu hart ist. Daher übernachte ich auf dem angolanischen Hof der Grenze.

Ich suche einen Wasserfall der zur Grenze nach Namibia im Niemandsland aus zu erreichen, und nur wenig spektakulär ist, weil er durch den Staudamm und dem fehlenden Regen nur sehr wenig Wasser führt. Trotzdem laufe ich die 530 Stufen hinab und auch wieder hinauf, mit anschließendem Muskelkater.

Zu meiner Überraschung sind mir in Angola wenig Bettler und korrupte Polizisten über den Weg gelaufen. Die 2 Polizisten, die Geld haben wollten, weil ich falsch geparkt habe, brauchte ich nur nach einem Beleg fragen, dann wurden sie kleinlaut. D.h. sie wissen wo ihre Grenzen sind, die ihnen das Gesetz zeigt, im Gegensatz zu denen in der DRC, die keine Grenzen bei der Korruption kennen. Aber auch in Angola finde ich keinen Platz, an dem ich unbeobachtet stehen kann. Dagegen interessieren sich die hier portugiesisch sprechenden Weißgesichter, wie auch die zahlreichen Chinesen, nicht für Touristen.
Seit die Uhren in Deutschland auf Normalzeit umgestellt wurden, gibt es keinen Zeitunterschied zur MEZ mehr. Ab Namibia geht meine Uhr wieder eine Stunde vor. Ich folge der Sonne bis zum südlichen Wendekreis und darüber hinaus. D.h. die Sonne steht für mich jetzt seit Beginn der Reise in Afrika immer im Zenit. Entsprechend heiß ist es schon die ganze Zeit und bleibt es auch auf der Rückreise ab Südafrika. Die Tage waren in Äquatornähe immer relativ kurz, also nicht wie im Juni in Deutschland relativ lang.

Neueste Nachrichten über Traveller, deren Weg den meinen gekreuzt haben:

–          Nikos aus Griechenland sitzt an der südlichsten Spitze in Afrika fest. Er braucht einen neuen Pass, da er ausgeraubt wurde. Wir hatten uns in Marokko gesehen. Sie haben sich ab Ghana verschiffen lassen, um Nigeria und Kongo zu umgehen.

–          Jan und Mariska aus den Niederlanden hoffen auf eine Weiterfahrt nach Angola. Sie hatten einen Unfall vor Matadi (DRC). Wir haben uns in Lome im Ches Alice kennengelernt.

–          Die Österreicher, die mit Jan und Mariska unterwegs und auch im Ches Alice waren, müssten durch Angola durch sein.

–          Jean-Louis, der Franzose aus New York, sitzt noch in Brazzaville fest. Er braucht ein Visum für DRC und Angola. Wir haben eine gute Zeit in Brazza im Hippocampe verbracht.

–          Uwe hofft in DRC auf ein Visum für Angola. Er hat sein Visum mehrmals verlängern müssen, um in Kinshasa sein VW-Camper instand zu setzen, der auf der Piste nach Lumbumbashi Motorschaden hatte. Ohne Angola-Visum muss er den Umweg wieder machen.

–          Kenji ist in Richtung Windhoek und Botswana unterwegs. Ihn habe ich in Angola ein Stück mitgenommen.

Treffe ich einen von Ihnen wieder?

–          Doro und Jupp (www.monster-worldtour.de/afrika/afrika/berichte/ber_2012-10_1_angola.html), die in entgegengesetzte Richtung fahren, habe ich leider verpasst. Sie hatten keine Schwierigkeiten, mit einem nicht in Deutschland ausgestelltem Visum in die DRC einzureisen. So unterschiedlich ist das. Kurz nach meiner Abfahrt sind sie in Brazzaville gewesen und haben im Hippocampe Jean-Louis getroffen.

Die realisierte Strecke durch Angola:

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Kongo Kinshasa 12.10. – 20.10.12

Die Fahrt über den Fluss nach Kinshasa ging schnell. Auch die Immigration verlief ohne Zwischenfälle. Bekannte Gesichter sehe ich nicht. Ein Beamter, den ich nicht darum gebeten habe, holt mir den Eintrittsstempel und verlangt Geld. Inzwischen muss mein kommentarloses „No“ sehr überzeugend klingen, denn er beharrt nicht darauf. Aber dann geht die Odyssee weiter, denn ich erfahre, dass der Freitag kurzfristig wegen der Konferenz aller französisch sprechenden Nationen in Kinshasa (Frankophonie) zum Feiertag erklärt wurde. Natürlich arbeiten die Beamten im Hafen nicht, im Gegensatz zum Rest der Nation. Hätte mir das „Mr. DeVito“ gesagt, ich wäre noch in Brazzaville geblieben. Das heißt, ich stehe in der brütenden Hitze, vollbepackt mit schweren Taschen auf der Straße und bin ziemlich am Boden zerstört. Ich versuche im Procure Sainte Anne (gegenüber der amerikanischen Botschaft), Treffpunkt der Traveller, ein Hotelzimmer zu bekommen, aber die sind auch dort wegen der Konferenz ausgebucht. Dort steht Uwe, ein deutscher Traveller aus Bayern mit seinem VW-Bus. Er hat Motorschaden und versucht diesen selbst zu beheben. Ohne Angolavisum weiß er nicht, ob und wie er weiterkommt. Das DRC-Visum hat er schon verlängert. Er musste sich hunderte Kilometer abschleppen lassen und hat hier schon ein Vermögen bezahlt. Die Kongolesen hätten ihn zum Rassisten gemacht. Solidarität in der Not kennen sie nicht,  jedenfalls nicht mit Weißgesichtern. Ich nehme mal an, er meint nicht alles so ernst, aber ich kann ihn sehr gut verstehen und weiß, was er meint. Es ist die Mixtur aus Korruption und Demotivation, die das Leben in vielen Ländern Afrikas lähmt, und manchen Touristen zur Weißglut bringen kann.
Der Bayer kennt jemand, der kennt ein Hotel mit freiem Zimmer. Der nennt sich Professor und bringt mich zum Hotel. Er will 20 Dollar für seine „Hilfe“. Er bekommt ein Viertel, dann schmeiße ich ihn raus. Das mittelmäßige Zimmer handele ich auf 65,-USD runter. Um etwas Anderes zu suchen, fehlte mir die Kraft. Das Zimmer ist auf 25°C gekühlt, d.h. ich schwitze nachts das erste Mal seit Monaten nicht. Und ich habe Internetanschluss. Die zusätzlichen Kosten muss ich wohl oder übel als Kollateralschäden infolge der unberechtigten Ausweisung aus diesem Land abschreiben.
In Brazzaville stand bei der Immigration neben mir Gustav, ein schwarzer Österreicher, der ebenfalls nach Kinshasa wollte und beim Übersetzen half. Er gab mir seine Tel. Nr. Die habe ich, nach dem Kauf einer neuen Telefonkarte in Kinshasa angerufen und siehe da, innerhalb von 20 Minuten war er im Hotel und fragte, wie es mir geht. Er rief noch beim Zoll an, aber inzwischen war es Nachmittag. Aber er hatte eine Tel.Nr. bekommen, die er am Samstag anrufen sollte. Er erzählte mir, dass er gerade in Deutschland war und einen Bus gekauft hat. Den wollte er mir zeigen. Also fuhren wir mit seinem Auto durch die Stadt zu ihm. Es war ein riesiger Gefangenenbus, den er hierher verschifft hatte, um ihn weiterzuverkaufen. Anschließend gingen wir essen und es kamen noch einige seiner Mitarbeiter mit. Er erklärte mir, dass die Kongolesen alle Brüder sind. Man isst gemeinsam und anschließend zahlt immer einer alles. Das geht die Reihe um. Ich war gerade nicht dran. Er sagte noch, dass ich in der DRC  sicher sein kann, die Kriminalität ist relativ gering. Anschließend brachte er mich wieder zum Hotel, und ……., er war beleidigt, als ich ihm Geld anbiete. Am nächsten Morgen, kurz nach acht, rief er an und sagte, wir fahren zum Hafen. Trotz Feiertag waren eine Menge Leute da, aber nicht die entscheidenden mit Stempel. Aber ich habe mein Auto gesehen, gut untergestellt, und weiß, bei wem ich es an Montag wo abholen kann. Er stritt mit den Immigration-Beamten, der meinem Pass in der Hand hielt.  Ich sah schon schwarz. Wie immer stritten sie lautstark, eine Menge Leute, bei denen man nicht ausmachen konnte, wer jetzt das Sagen hat. Aber Gustav stritt für mich und sagte ihnen, dass sie einen Fehler bei meiner Ausweisung gemacht haben! Sie könnten nicht davon ausgehen, dass Deutsche nur Vertreter des Großkapitals, oder z.B. der Deutschen Bank sind. Unter politisch links verstehen sie z.B. Solidarität mit den Mittellosen, die auch hier den überwiegenden Teil der Bevölkerung ausmachen. Gustav, ein weltoffener Kongolese, mit österreichischem Pass, der keine 2 Staatsbürgerschaften haben darf, erweist sich als echter Freund.
Nach 4 Wochen Odyssee bekomme ich am Montag nach etwa 10 Büro-Stationen und etwa 2 km Fußweg in glühender Hitze endlich mein Auto zurück. Aber….. die Fähr- Firma schuldet mir noch rd. 350,-USD, die ich im Voraus zu viel an „Mr. DeVito“ gezahlt habe. Aber der hat wohl die Kontrolle darüber verloren. Die liegt jetzt im Verkehrsministerium, dem das Transportunternehmen ONATRA untergeordnet ist. Das hat den Vorteil, dass mir im Hafen keiner mehr auf der Tasche liegt, um weitere Hafen-Kosten (Desinfektion, Nachwiegen usw.) einzufordern. Andererseits muss das zurück zu zahlende Geld alle Instanzen im Ministerium durchlaufen, und das kann dauern.
Über Jean-Louis höre ich, dass Mr. DeVito Probleme in seiner Firma bekommen hat. Er bringt einen Teil des Geldes nach Kinshasa, wo ich es abholen kann. Dort bekomme ich den Vorgang auch schriftlich, d.h. 195,-USD sind noch offen. Aber ich habe keine Zeit darauf zu warten, weil ich lt. Visum spätestens am 21.10. in Angola eingereist sein muss. Also schicke ich Jean-Louis eine Vollmacht nach Brazzaville, um das Geld in Empfang nehmen zu können. Wir hoffen uns in Angola noch mal zu treffen.
Ich bleibe 3 Nächte im Hotel und übernachte dann wieder im Auto im Procure Sainte-Anne. Inzwischen schaue ich mich in Kinshasa etwas um. Dabei mache ich die Erfahrung, dass Überfälle und Raub nicht von der Straße, sondern die Kriminalität von der Polizei selbst ausgeht. Von der werde ich z.B. gestoppt, weil ich keinen Gurt umhabe. Soweit so gut, aber dann geht es schnell und ich werde auf einen Abschleppwagen gehievt. Wenn nur alles so gut funktionieren würde. Nachgeholfen wird mit Griff ins Lenkrad. Je mehr Protest angemeldet wird, desto handgreiflicher werden die Schlägertypen. Der Polizeihof ist nicht weit, und wenn ich meinen Schlüssel wiederhaben möchte, muss ich zahlen. Erst wollen sie 150,-, dann begnügen sie sich mit 20,- USD. Der, der den Schlüssel hat, will auch noch mal Money, Money. Und um nichts anderes geht es. Sie nutzen ihre Macht, um den Leuten über irgendeinen Vorwand direkt in die Tasche zu greifen, und alles geht ohne irgendwelchen Beleg über den Tisch.
Weiteres Beispiel: Als ich mit Uwe zu Gustav fahre, springt ein Polizist auf sein vor mir fahrendes Auto und will einsteigen. Grund unbekannt. Als noch 2 weiter Polizisten nachhelfen, hat Uwe keine Chance mehr. Erst als er zahlt, steigt der Polizist wieder aus. Aber es waren nur Kleinkriminelle in Uniform, die sich mit wenig zufrieden gaben. Den Vorgang zu fotografieren unterlasse ich lieber. Hier geht man für weiniger ins Gefängnis. Über Politik in der DRC werde ich deshalb auch erst schreiben, wenn ich das Land verlassen habe (s. im Blog „Afrika und korrupte Staatschefs“).
Obwohl das Fahren wegen der aufdringlichen Polizei kein Vergnügen ist, mache ich einen kleinen Ausflug in die nähere Umgebung zu einem See (Lac de Ma Vallee) und beobachte das Leben der Fischer.

Am Freitag den 19. treffe ich mich vor der Abfahrt in Richtung Angola noch mit Uwe und Gustav in der Stadt. Gustav will über seine Beziehungen versuchen, dass Uwe und sein Begleiter Jabril (ein junger Discjockey aus Marokko) ein Transitvisum in Matadi bekommen. Uwe könnte sich dann den Umweg über Lubumbashi um Angola herum sparen. Gustav hatte am Vortag über eine Bekannte ein Transitvisum bekommen. Er fährt über Angola nach Lubumbashi, weil es über die DRC nur sehr schlechte Pisten gibt. Mit Gustav verabrede ich mich und fahre voraus bis zur Grenze hinter Songololo. Im Grenzhof (Jamerie) übernachte ich und schaue mir noch das chaotische Treiben auf dem Markt an, der vor der Grenzstation jeden Freitag stattfindet.

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Kongo Brazzaville 14.9. – 12.10.12

Hinter der Grenze Ngongo ist die Sand- bzw. Lateritpiste nicht mehr gut befestigt, sondern recht zerwühlt. Im Schlamm hätte ich ohne Alllrad keine Chance gehabt. Aber die Regenzeit ist hier im Süden Kongos erst wieder im November. So hatte ich wenigstens die Chance, es ohne Hilfe durch die „Wüste“ zu schaffen. Glück im Unglück. Das Unglück bestand jetzt darin, dass der bis zu knöcheltiefe, sehr feinkörnige Sand staubte, dass man die Hand nicht mehr vor den Augen sehen konnte. Manchmal der eigene Staub, wenn der Wind von hinten stand. 520 km von Ndende bis Mindouli Staub, der durch alle Ritzen zog. Die Hecktür schließt zudem seit dem Unfall in Usbekistan nicht mehr richtig. Der komplette Innenraum z.T. voll eingestaubt. Das geht an die Substanz. Ab Dolisie kam dann noch LKW- Verkehr hinzu. Die LKW´s bretterten über die Piste, dass ich einige Minuten gar nichts mehr sah. Nicht ganz ungefährlich.  Und dann ist mal wieder auf der katastrophalen Strecke ein LKW samt Last umgekippt.

Außerdem habe ich mit meinem Blechgehäuse das Tempo drosseln müssen, sonst hätten sich auf der Wellpiste alle Schrauben gelöst. Ich selbst war natürlich auch eingestaubt. Meine relative Verelendung nimmt zu. Ich kann irgendwann wieder nach Hause fahren, aber die, die hier leben müssen, kommen nicht raus aus dem Staub oder dem Schlamm. Ein recht unwürdiges Leben. Erstaunlich, wie Viele dabei ihre Würde behalten. Es ist gerade im Kongo ein sehr ärmliches Leben, und die Menschen haben nie eine Chance, da raus zu kommen. Hier einige Weggefährten, wenn auch nur für wenige Augenblicke. Sie erwarten von mir kein Geld, sondern nur etwas zu Essen.

Mehr Informationen s. dazu im Blog-Artikel „Hunger und kannibalische Weltordnung“ (s. unter „Meine Weltsicht“).
Für die 520 km habe ich 3 volle Fahr-Tage gebraucht. Ein Schnitt von 20 km/h. Ab Dolisie wird die Straße in Richtung Brazzaville gerade von den Chinesen gebaut. Die schütten auf der Umgehungsstraße Gestein und darauf diesen Sand, der sich entweder zu unerträglichem Staub oder Schlamm verwandelt. Es ist zwar nur ein Provisorium, trotzdem frage ich mich: Wie kann man Mensch und Maschine diesem Zustand aussetzen? Zwischen Mindouli ist die befestigte und geglättete Sandpiste fertig. Ab Kinkala bis Brazzaville ist dann wieder Asphalt.
Übernachtet habe ich in dem kleinen Dorf Kibangpu an einer katholischen Kirche (ehemals Mission). Früh um 6 bin ich fast aus dem Bett gefallen vom Läuten. Ich hatte übersehen, dass die Autofelge, an die mangels Glocken geschlagen wird, genau neben meinem Auto hang. Dann konnte ich dem Gesang lauschen, der dem Gospel entlehnt schien. An dem Halleluja und Amen schloss ich, dass der Text dem zu Hause glich. Aus der Fröhlichkeit war zu schließen, dass diese Gläubigen hier nicht mehr missioniert werden müssen. In Loudima ließ mich die Ordensschwester im Hof des sehr gepflegten Klosters (Monastere) stehen.

Sie bot mir ein sauber eingerichtetes Zimmer an, in dem ich auch duschen konnte. Ich habe versucht mich vom Staub zu befreien und im Auto geschlafen. Wieder früh um 6 läuteten zärtlich die Glocken. Zuerst lauschte ich im Auto dem Gesang der Schwestern. Anschließend kamen einige Ortsbewohner zur Sonntagsmesse.
Als Atheist habe ich Respekt vor dem Glauben, und kann mir vorstellen, dass der Glaube für Viele eine wichtige Richtschnur ist, um sich im Leben zurecht zu finden. Rational eingestellte Menschen, die die Dinge logisch erklären, finden nicht so schnell zu Gott, als Menschen, die aus dem Bauch entscheiden. Aber der Rationale kann seine Erkenntnisse durch die „Logik des Herzens“ vervollkommnen, denn „das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ Mein Respekt vor dem Glauben macht kein Unterschied zwischen Christen, Muslimen oder Juden. Das neueste islamfeindliche Mohammed-Video, wahrscheinlich aus religiös-fundamentalistisch-christlichen Kreisen, dient lediglich dazu, friedliches Miteinander von Menschen unterschiedlichen Glaubens zu verhindern. In der islamischen Gesellschaft wird diese Beleidigung kollektiv erlebt und erlitten, weil dort das Leben des Individuums stärker vom Kollektiv abhängig ist. Westliche Menschen haben die Renten-, Kranken-,  und Arbeitslosenversicherung. Sie sind weniger auf die Familie angewiesen als die Menschen im Islam, wo es solche sozialstaatliche Sicherungen nicht gibt. Das Individuum dort benötigt in Krisenzeiten die Unterstützung der Familie zum Überleben. Das verbindet. Und da unterscheiden sich auch die Schiiten nicht von den Sunniten. Wenn die Kanzlerin meint, Gewalt sei kein legitimes Mittel als Antwort auf Provokationen, sollte sie das aber auch bei kriegerischen Einsätzen der Bundeswehr im Ausland.
In Mendouli habe ich mich zum einzigen Hotel bringen lassen. Bevor ich die „Stadt“ erreicht hatte, war es schon dunkel. Auf der Baustelle habe ich auf einer aufgeschütteten Erd-Welle aufgesetzt, o Schreck. Konnte mich aber noch mal befreien. In der Nachtbar des Hotels habe ich mit den Afrikanern getanzt, jeder für sich vor einem Wandspiegel. Nach nur 2 Bier war mir so schlecht, dass ich flüchten musste. Das lag wohl nicht an dem Bier, sondern an der Anstrengung ohne richtiges Essen. Wasser und Diesel hatte ich ausreichend getankt. Unterwegs einkaufen ist eher schwierig, Tankstellen gibt es an der gesamten Strecke (Baustelle) nicht.
Nach 3 Tagen Kampf gegen Staub und superschlechten Pisten bin ich froh in Brazzaville gleich das unter Travellern bekannte Hotel „Hippocampe“ zu finden. Der Betreiber, Olivier, ist ein Franzose, der hier mit seiner vietnamesischen Frau  und Kindern lebt und selbst vor nicht langer Zeit mit dem Fahrrad um die Welt gefahren ist. Er hat Sein Herz für Traveller, die hier umsonst stehen können. Am 2. Abend stellt er mir den Franzosen Jean Louis vor, der gerade mit seinem Ural-Motorrad-Gespann angekommen ist.

Jean hat etwa die gleiche Strecke hinter sich, ist aber schon 18 Monate unterwegs. Er fährt um zu reisen, nicht umgekehrt. Wahrscheinlich braucht man diese Einstellung, gerade hier in Afrika. Es war gut, sich wieder mal auszutauschen zu können. Er lebt jetz in New York und hat mal in Deutschland gelebt und spricht daher ein gutes Umgangsdeutsch, wenn auch mit typischen Akzent. Ich fahre am 19.9.12 zum Beach (Port), um nach Kinshasa überzusetzen. An der 1. Einfahrt zum Personenhhafen sind die Formalitäten zu erledigen (Immigration, Custom). An der 2 Einfahrt erhält man das Ticket für die Lastenfähre. Mein Auto wird per Kran auf ein Pontom geschaukelt.

Die Überfahrt dauert nicht lange. Ich genieße den Blick zum anderen Ufer nach Kinshasa und zurück nach Brazzaville.

Am Nachmittag legen wir im Hafen Kinshasa an. Leider wird das Auto noch nicht entladen. Wir klettern über 4 Pontons und an der Kaimauer hoch. Ein Schwarzer hat Mitleid mit einem alten Mann und nimmt mich an die Hand und lässt sie aber nicht wieder los. Das Bild zweier Männer Hand in Hand sieht man in Afrika oder in Arabien oft. Aber kein Grund um auf schiefe Gedanken zu kommen. Dann fragt mich ein Beamter, warum ich mein Visa nicht in Berlin, sondern in Togo beantragt habe. Ich bekomme noch keinen Eingangsstempel sondern werde nur wie schon hunderte Male in ein Buch eingetragen. Ich kann mich frei bewegen und gehe in Kinshasa essen und ziehe am Bank-Automaten zu meiner Überraschung Dollar Noten. Ich beschließe auch im Dunkeln wieder über die Pontons zu klettern, um im Auto zu schlafen. Ich verbringe die Nacht schwimmend auf dem Congo, dem wasserreichsten Fluss Afrikas. Morgens mache ich Frühstück und esse zum Kaffee meine eiserne Ration aus Zwieback zwischen Kinshasa und Brazzaville.

So begann der Tag eigentlich ganz gut für mich und ich ging zum Immigrationsbüro ohne zu ahnen, dass ich das Auto lange nicht wider sehen werde. Die Grenzbeamten bespannen in einer riesigen Halle die fast schwarzen Wände ihres Büros mit Stoff. Als erste Dekoration hängt schon das Bild des Präsidenten Joseph Kabila, der das Amt vom Vater übernahm, dann aber durch Wahlen bestätigt wurde. Die Beamten lassen mich warten und nach Rücksprache mit ihrem Chef eröffnen sie mir, dass ich nicht einreisen kann, weil ich das Visum nicht in Berlin, sondern in Togo bekommen habe. Das sei nicht korrekt. Ich gehe in die Halle, um den Chef zu sprechen. Für diesen Alleingang werde ich hinter Gitter gesperrt. Dann begleiten mich 4 Männer in ein Auto. Sie lassen mich im Glauben, dass die Angelegenheit geklärt wird. In Wirklichkeit fuhren sie zur Abfertigung in Richtung Brazzaville. Da ich nicht freiwillig auf die Fähre ging, drohten 2 Schlägertypen mit Fäusten und wurden handgreiflich. Mir wurde klar, dass jeder Widerstand zwecklos ist und fragte noch, was mit meinem Auto wird. Man versicherte mir, dass es hinterhergeschickt wird. Dann wurde ich auf ein Boot bugsiert und nach Brazzaville zurück abgeschoben, getrennt vom Auto und von allen persönlichen Sachen. Mir verbleiben nur die Sachen auf dem Leib und meine Umhängetasche mit dem Pass. Das Visum DR Kongo wurde 3-mal mit „Annule“ gestempelt.
Werden die Afrikaner, die vor Repressionen flüchten, auch so von europäischen Ländern abgeschoben? Dann brauche ich mich nicht zu wundern. Andererseits kocht die Wut in mir, denn von vielen Lösungen war das die Mieseste, die mir die Behörden angedeihen ließen.
Die Behörden in Brazzaville machten kein Problem und setzten ihren Ausreisestempel wieder außer Kraft. Das begriffen nun aber die Polizisten nicht, die mich kontrollierten. D.h. sie wollten nicht begreifen. Alle die dort angehalten wurden, geben freundlich die Hand mit Schein. Zum Glück war Jean Louis im Hotel. Er fuhr mich am nächsten Tag zum Hafen. Natürlich war mein Auto nicht da und ich begriff langsam, dass ich mich selbst um den Rücktransport kümmern und bezahlen muss. Als erstes verlängerte ich bei der Immigration in Brazzaville mein Visum um 3 Monate (50,-€).  In Angola muss ich lt. Visum, welches Barbara in Berlin eingeholt und nach Kinshasa geschickt hat, bis zum 21.10.12 einreisen. Ich habe also Zeit die Frage zu klären, wie ich dahin komme. Wie schon in Dakar stehe ich wieder vor dem Scheideweg: Ein neues Visum beantragen und auf dem Landweg weiterfahren, oder die Rückreise antreten über den Seeweg ab Pointe-Noire? Die Alternative über die Fähre bei Luozi oder über die Brücke bei Matadi verwerfe ich, weil die Anfahrt ohne Allrad nicht möglich sein wird. Ich vertraue mich der Fa. ONATRA an. „Mr. DeVito“, so nenne ich ihn mal, will sich kümmern, natürlich erst als ich im Voraus bezahlt habe. Ich habe aber keine große Wahl. Der Rücktransport des Autos verzögert sich von Tag zu Tag und ich habe nicht einmal eine Zahnbürste.
Am Sonntag gehe ich in die Basilika Sant Anne. Ein beeindruckendes Gebäude, das innen eine göttliche Ruhe ausstrahlt.

Da gerade die Messe beginnt, bin ich wieder beeindruckt von dem stimmgewaltigen afrikanischen Chor. Ich muss als Atheist nicht an der Zeremonie teilnehmen, und bin überrascht, als mir die Banknachbarn die Hand reichen. Das Haus ist gut besetzt. Was mich mit den Menschen dort verbindet, ist der Wunsch nach Harmonie und Geborgenheit, abgeschirmt von der rauen Außenwelt. Der Ausgang mündet in eine der typischen unbefestigten, schmutzigen Straßen, in denen das Leben auf der Straße stattfindet, das Markttreiben brodelt, gekocht und gegessen wird. Das teure Zentrum dagegen ist abends und am Wochenende fast leer. Bis auf ein Café mit europäischem Ambiente.
Im Hotel bereitet sich ein junger Mann auf die Weiterfahrt mit seinem Fahrrad vor. Er ist schon 3 Jahre in Afrika unterwegs und verdient sich als Computer-Spezialist das nötige Reisegeld.

An die deutsche Botschaft in Kinshasa, die für Brazzaville mit verantwortlich sein soll, richte ich folgende Fragen: Die DR Kongo erklärt die Forderung, dass Visum nur im Heimatland zu beantragen sind, mit Fragen um die Sicherheit. Das Visum habe ich in Togo (Lome) von der Botschaft der DR Kongo auf der Grundlage eines Residenz-Zertifikates erhalten. Auch wenn das Zertifikat von der Polizei  und nicht von Immigration ausgestellt wurde, bleibt die Verantwortung ein unkorrektes Visum ausgestellt zu haben, bei der DR Kongo. Für eine Rundreise durch Afrika benötige ich etwa 1 Jahr und für etwa 14 Länder ein Visum. Bei meiner Abfahrt am 15.5.12 waren mir 3 Länder bekannt, die ein Visum nur im Heimatland vor Abreise ausstellen. Die DR Kongo war nicht dabei. Ein Visum ist bis zur Einreise i.d.R. 3 Monate gültig. Bis zur DR Kongo habe ich auf dem Landweg etwa 5 Monate gebraucht. Damit ist es unmöglich ein Visum vor der Abfahrt im Heimatland zu beantragen. Außerdem ist es unmöglich 1 Jahr im Voraus für etwa 26 Länder Einreise- und ausreisedatum zu planen und sich zeitlich festzulegen. Mit unerfüllbaren Forderungen wird das Reisen auf dem Landweg zur Unmöglichkeit. Das Visum für Angola z.B. wurde in Berlin ausgestellt, obwohl ich nicht persönlich in Berlin war. Damit wurden alle Sicherheitsbestimmungen wieder außer Kraft gesetzt. Das gleiche trifft auch auf ein in Berlin ausgestelltes Visum für die DR Kongo zu, das ich nicht persönlich beantragt habe. So wird meine Ausweisung wegen eines lächerlichen Formfehlers, für das das Land selbst verantwortlich ist, zur reinen Farce. Auf meine Fragen erhalte ich von den Diplomaten natürlich keine Antwort.
Zuerst versuche ich ein Transitvisum für DR Angola zu bekommen und hoffe dabei auf ein Einsehen der Behörden der DR Kongo, die einen Fehler gemacht haben Aber von einem restriktiven Staat kann man kein Entgegenkommen erwarten Die deutsche Botschaft schickt mir eine Empfehlungsschreiben, das für das Nigeria-Visum sehr nützlich war. Das in Togo von der Polizei ausgestellte Residenz-Zertifikat bleibt dagegen reine Makulatur. Zwischenzeitlich beauftrage ich Mr. de Vito damit, mir Unterlagen und den Laptop als meine hier dringend erforderliche Kommunikationsmöglichkeit aus dem Auto zu holen. Dazu muss ich ihm den Auto- Schlüssel aushändigen. Als ich mir das schriftlich geben lassen will erklärt er, dass das Vertrauenssache ist. Aber was bleibt mir übrig, ich kann nicht wie er auf die andere Seite des Flusses fahren.
Jean Louis begleitet mich zur Botschaft der DR Kongo in Brazzaville und erläutert mein Anliegen, was mir ohne französisch zu sprechen, nicht möglich gewesen wäre. Die Behörde gibt mir zu verstehen, dass ich ein Transitvisum erhalte, wenn die deutsche Botschaft beim Außenministerium der DR Kongo anruft. Aber wie die Behörde der DR Kongo lässt mich auch die Deutsche Botschaft im Regen stehen. Keiner will sich nur wegen eines Touristen nass machen. Darüber sollte sich jeder Traveller im Klaren sein: Reisen ist Privatsache, Hilfe ist nicht zu erwarten, obwohl die Deutsche Botschaft dazu, lt. Aussage des Auswärtigen Amte in Berlin, verpflichtet wäre.
Interessant in diesem Zusammenhang ist vielleicht, wie die Visa- Erteilungspraxis in Deutschlands aussieht. Auf ein Visum nach Deutschland muss man lange warten. Die Wartezeit etwa in Shanghai und Kairo beträgt 9, in Moskau, Novosibirsk oder Peking 5 und 6 Wochen. In Kiew sind es sogar 11 Wochen bei normalen Besuchsreisen. Lange Wartezeiten schrecken ab, wenn ein großer finanzieller und zeitlicher Aufwand mit fraglichem Ausgang betrieben werden muss. Die Erteilungspraxis ist überaus streng. Bei den Hauptherkunftsländern von Asylsuchenden und afrikanischen Staaten gibt es Ablehnungsquoten von einem Drittel bis über 50 %. Familienbesuche und der wichtige zivilgesellschaftliche Austausch werden durch diese restriktive Visapraxis behindert. Aber auch die wirtschaftlichen Beziehungen werden erschwert. Die Teil- Privatisierung des Visumverfahrens ist für die Betroffenen mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Die Bundesregierung setzt nicht genügend Personal in den Botschaften ein. Die Beseitigung der Visumspflicht wäre die beste Erleichterung. Diese Forderung aber stellt in Deutschland nur eine der Oppositionsparteien, die Linke. Wenn Deutschland Angst vor Asylsuchende hat, sind die Motive durchsichtig. Wenn aber die DR Kongo mit Touristen so verfährt, bleiben mir deren Motive völlig im Dunkeln. Vor wem oder was haben die Angst?
Nachdem ersichtlich wurde, dass ein Transitvisum am Unwillen der deutschen Behörde und der der DR Kongo scheitert, entschließe ich mich, ein Visum für DR Kongo aus Berlin einzuholen, was mit erheblichen Mehrkosten und Zeit verbunden ist. Allein die Versendung mit DHL kostet 200,-€ hin und zurück. Das Visum kostet noch einmal 85,-€. Da ich mit der DR Kongo nichts mehr zu tun haben will, ist ein 30 Tage-Visum viel zu viel, aber ein Transitvisum ist nicht zu haben. Die ca. 800 km für eine Durchfahrt werden damit die teuersten der ganzen Reise und sind zugleich kürzesten für ein Land. Aber es gibt dazu keine Alternative, wenn ich nicht die Rückreise antreten will.
Zum Glück gelingt es mir mit Hilfe von Mr. DeVito und natürlich mit Hilfe von Jean Louis, zu verhindern, dass mein Auto nach Brazzaville zurück verschifft wird, wie ich es ursprünglich wollte. Aber nun lebe ich schon 3 Wochen getrennt von meinen persönlichen Sachen, nun kommt es auf eine Woche auch nicht mehr an. Damit spare ich mir auch den nochmaligen Transport des Autos nach Kinshasa, verbunden mit dem ganzen Behördenrummel und lästigen Beamten, die sich nur auf Kosten anderer profilieren wollen.
4 Wochen mit Androhung von Gewalt getrennt von allen persönlichen Sachen. So werden nicht einmal Kriminelle behandelt, wenn sie ins Gefängnis müssen, oder? Aber der Mitarbeiter der Deutschen Botschaft meinte nur, dass ist ebenso hier, die DR Kongo hat in allen Fragen das Hoheitsrecht. O.k., auch dann wenn es Unrecht ist? Aber daran scheint sich hier niemand zu kratzen.
Wir vertreiben uns derweil die Zeit in dieser zum Zeitvertreib ungeeigneten Stadt. Wenn Jean Louis mit seinem Motorrad mit mir auf dem Gespann durch die Stadt fährt, gibt es immer ein großes Hallo. Die Polizei hält uns sehr oft an, nur um das Motorrad-Gespann zu bestaunen. Wir gehen ins Kino, wo ich nicht viel verstehe. Wir beteiligen uns einmal die Woche am Buffet im Hotel und essen uns so wieder Kraft an. Jean Louis, der ebenfalls auf sein in den USA beantragten Visum wartet, schläft auf dem Hof des Hippocampes in seinem Zelt und ich in einem eigens herbeigeholten Bett, was in einem großen Abstellraum gleich neben dem Biergarten des Hotels steht. Das Hotel war gerade voll ausgelastet. Das war mir trotz aller Einschränkungen ganz recht, weil so wenigstens keine weiteren Hotelkosten entstehen. Wir dürfen als Touristen hier kostenfrei stehen, auch ich, nachdem ich ohne Auto zurückkam. In dem Hotel sind viele Weißgesichter zu sehen. Keine Traveller wie wir, sondern Geschäftsleute. Z.B. Schweden, die hier in einem in die Luft gegangenes Munitionslager nach Resten scharfer Munition suchen. Oder die russische Fliegerstaffel, die hier mit ihren Hubschraubern auch Minister der DR Kongo fliegen. Das sind wohl die Überbleibsel aus der Zeit, als es zwischen dem 1. sozialistischem Land in Afrika und der Sowjetunion gute Beziehungen gab. Die Russen waren begeistert von Jean Luois Ural-Motorrad. Aber meist sind es Franzosen, die hier beruflich unterwegs sind. So z.B. das ältere Pärchen, das hier archäologisch tätig ist und Seminare vor Studenten des Kulturministeriums hält.
Da ich meinen Laptop wieder habe, kann ich lesen, auch ohne Buch, z.B. von Juli Zeh, Juristin und Schriftstellerin und in beiden Rollen hochpolitisch: „Ein mündiger Bürger der Aufklärung ist, wer die Freiheit hat herauszufinden, was man möchte. Dazu gehört eine bestimmte innere Haltung. Also nicht: Ich will geführt werden, die Welt ist zu groß, ich möchte mich am liebsten in meinem Zimmer verbarrikadieren. Nein. Es muss heißen: Ich bin neugierig, die Welt ist groß und das ist schön, ich habe viele Möglichkeiten und möchte die gern nutzen“. Es gibt so viele kluge Leute, die viel zu sagen, aber leider nicht das Sagen haben.
Das Visum für die DR Kongo, das Barbara für mich in Berlin eingeholt hat, kommt rechtzeitig im Hotel an.
Inzwischen habe ich in Kinshasa bei der Post telefonisch jemand gefunden, der meint, er wüsste wo meine Post (Angola-Visum) jetzt  ist. In dem Glauben, wir hätten Zeit, haben wir diese nicht mit DHL geschickt, was sehr riskant war. In Kinshasa bleibe ich vielleicht ein bis zwei Nächte und fahre dann in 2 Tagen bis zur angolamischen Grenze. Vielleicht warte ich auf Jean Louis und wir fahren zusammen bis zur Grenze. In Angola muss er sich sputen, weil er für die ca. 2.000 km nur ein Transitvisum hat, also 5 Tage. Ich kann mir ab Einreise 30 Tage Zeit lassen in Angola. Danach beginnt wieder die visafreie Zone, in Ländern, in denen man auch Urlaub machen kann.

Am Freitag den 12. Lasse ich mich ohne weitere Probleme auschecken und bezahle für 15 Dollar eine Schnellfähre. „Mr. Devito“ managt das Ganze. Und ab geht es über den Fluss. Ich hoffe, das Abenteuer kann nach einer Zwangspause weiter gehen. Endlich wieder auf der Piste!
Nach Kongo (Brazzaville) verlasse ich auf meiner Afrikareise den von Frankreich seit der kolonialen Unterdrückung beeinflussten Teil Afrikas. Einige Länder haben ihre Unabhängigkeit vom Kolonialismus erst vor wenigen Jahren erlangt. In anderen Ländern, wie die Elfenbeinküste, besteht der „zivile“ Kolonialismus weiter. Von Ali Bongos Vater, der sich in Gabun mit Frankreichs Hilfe mehr als 40 Jahre an der Macht gehalten hatte, stammt der Slogan: „Afrika ist wie ein Auto ohne Fahrer, aber Frankreich ohne Afrika ist wie ein Auto ohne Sprit.“
Korruption ist für Touristen auf dem Landweg ein ständiger Begleiter, insbesondere an den Grenzen, wie aber auch bei Kontrollen von Polizei und Armee im Landesinnern. Wenn die Landesfürsten es ihren Staatsdienern vormachen braucht man sich nicht zu wundern. Mehr Informationen s. dazu im Blog-Artikel „Afrika und korrupte Staatschefs“ (s. unter „Meine Weltsicht“).

Das war die Route von Benin bis Kongo Kinshasa

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Gabun 12.9. – 14.9.12

Der Grenzübergang von Kamerun nach Gabun (Brücke zwischen Aban Minkon und Eborg) verläuft ohne Probleme. In Gabun verteilen sich Immigration, Duane, Polizei und Militär-Kontrollpunkte auf mehrere Stellen, mit einigen Kilometern dazwischen. Das Carnet de Passage wird wieder gestempelt, obwohl es angeblich nicht vorgeschrieben ist. Eine Zolldeklaration mus ich nicht ausfüllen, obwohl es angeblich Plicht ist. An dieser Grenze fallen keine weiteren Gebühren an. Was mir in Gabun auffällt, dass niemand, auch nicht die Beamten, betteln oder gar Geld fordern. Auch die sonst übliche Neugierigkeit hält sich in Grenzen. Ich brauche für die über tausend Kilometer gerade einmal 2 Tage. Die Straße ist fast durchgängig bis Ndende (kurz vor der Grenze zu Kongo) asphaltiert, selbst der Grenzübergang nach Gabun. Es ist ein sehr angenehmes Fahren mit nur sehr wenig Verkehr.

 

 

 

 

 

Bald habe ich den Äquator erreicht.

Es ist ein unspektakulärer Ort, aber ich bin das erste mal in meinem Leben auf der südlichen Halbkugel und stehe mehr als „4 Wochen mit den Beinen nach oben“ (Granin). Eigentlich ein Grund zum Feiern, aber ich habe keinen Sekt dabei und auch niemand zum anstoßen. Ab hier läuft das Wasser anders herum aus dem Abfluss, nicht mehr entgegen dem Urzeigersinn. Aber im Waschbecken funktioniert das nicht, mangels Masse. Und Badewannen gibt es hier so gut wie nicht. Ich komme an diesem Tag noch bis Ndjole, ein Ort, den man nicht gesehen haben muss mit einem Hotel, dass man noch weniger gesehen haben muss. Ich bin froh, mein eigenes Bett zu haben. Früh stelle ich fest, dass mir Luft fehlt (auf dem Reifen). Besser hier als unterwegs. Bis zur „Werkstatt“ ist es nicht weit. Sieht zwar nicht wie eine aus, aber der junge Mann scheint sein Handwerl zu verstehen, zieht den Nagel raus und flickt den Reifen sehr schnell. Wie alles in Afrika findet auch die Reparatur auf der Straße statt.

Ich fahre bis Ndende. Dort gibt es nur ein Hotel, was mit Car-Camp nichts anzufangen weiß. Ein Mann bietet mir an, auf seinem Hof zu stehen. Dort kann ich duschen und mich mit seinen Kindern beschäftigen. Er will kein Geld, schlägt aber vor, dass ich ein Bier ausgebe. Er zeigt mir seine Bar. Wir sind die einzigen Gäste, später kommen noch 2 seiner Freunde, Polizisten in zivil. Sicher wäre ich in Gabun länger geblieben, aber ich will die Ausreise aus der DR Kongo nicht verpassen und habe lt. meiner Karte ein schlechte Strecke vor mir. Hinter Ndende endet der Asphalt und es beginnt eine Sandpiste, die bis zur Grenze aber noch relativ gut befestigt ist.

 

 

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