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Wird Mali jetzt demokratisch?

(Fortsetzung meines Blog-Themas: Mali zwischen Spaltung und Krieg)

Frankreich hat in Mali mit militärischem Angriff einseitig Fakten geschaffen. Die ehemalige Kolonialmacht hat damit Erfahrung. Sie verfuhr in Tschad Anfang 2008 nach dem gleichen Muster. Bei dem folgenden „EU-Einsatz“, stellten die Franzosen den Kommandeur vor Ort und entsandten rund 2100 Soldaten. Polen und Irland assistierten damals mit jeweils 400. Deutschland unterstützte den Einsatz mit Offizieren im Brüsseler Stab und 20 Millionen Euro. Aus Deutschland ist jetzt zu hören, dass in der malischen Wüste auch „europäische Interessen verteidigt“ werden, dass „wegducken falsch“ sei, dass man „Frankreich nicht im Stich lassen“ dürfe. Mali sei „ein altes französisches Interessengebiet“. Die EU betont, die islamistischen Kämpfer aus dem Norden könnten Mali zu einem Gottesstaat und damit zu einem Stützpunkt neuen Terrors machen, von dem aus Europa bedroht werde. Reichen diese Parolen für einen Krieg, oder geht es Frankreich und dem Westen um spezifische Interessen?

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS bereitet unterdessen die Entsendung einer rund 3300 Mann starken Kampftruppe nach Mali vor. Unter anderem haben Niger, Burkina Faso, Senegal, Togo, Nigeria und Benin die Entsendung von jeweils mehreren hundert Soldaten angekündigt. Der UNO Sicherheitsrat hatte den ECOWAS Militäreinsatz am 20. Dezember einstimmig gebilligt.

Algerien, das der „arabischen Frühling“ noch nicht erreicht hat, strebt seit Jahren eine Führungsposition im nordwestafrikanischen Raum an und lehnt daher ausländische Einmischung seitens der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich oder der NATO ab, wie 2011 in Libyen. Der Westen war auch diesmal nicht der treibende Partner bei Friedensverhandlungen, die vor allem von Algerien und Burkina Faso ausgingen.

Ansar al-Dine ist die malisch dominierte Rebellenbewegung, die mit der algerisch dominierten AQMI und der mauretanisch geprägten Mujao (Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika) gemeinsame Sache machte, oder sich durch militärische Drohungen dazu gezwungen sah, hat sich von Letzteren getrennt.

Anfangs war der Norden faktisch dreigeteilt: Ansar al-Dine kontrollierte Kidal, die Mujao die Stadt Gao und der Al-Qaida-Ableger AQMI Timbuktu.  Die säkulare Tuareg-Bewegung MNLA und die malischen Islamisten von Ansar al-Dine um Iyad Ag Ghali saßen bereits am Verhandlungstisch. Nur die dem Al-Qaida-Netzwerk zugerechneten AQMI und Mujao mit algerischer respektive mauretanischer Prägung waren nie an Verhandlungen interessiert. Es sind „Terroristen“, weil sie keine Hemmungen haben, auch Zivilisten zu opfern. Ob diese Klassifizierung auch für die Ansar al-Dine, die sich aus den Verhandlungen zurückgezogen hat, zutrifft, ist nicht bewiesen. Das 2003 in Aussicht gestellte Entwicklungsvorhaben, den Tuareg in ihrem traditionellen Lebensraum neue Perspektiven zu eröffnen, wurde nicht realisiert.

Vor dem Hintergrund des Konfliktes zwischen den islamistischen Bewegungen und den säkular ausgerichteten Separatisten im heutigen Mali gewinnt der historische Roman „Die Mauern aus Lehm“ (2012 neu aufgelegt) auf tragische Weise an Aktualität. Es ist, als wiederhole sich die Geschichte des Reiches der Bambara.

Nach den Luftangriffen Frankreichs haben sich die Rebellen auch aus den Städten weitgehend zurückgezogen, um mit ihrem „Heiligen Krieg“ zu antworten. Nach der Intervention Frankreichs werden die Rebellen die Angreifer als Ungläubige deklarieren, sich in die Wüste zurückziehen und einen Guerillakrieg beginnen, meint der Tuareg-Experte Georg Klute. Für den Ethnologie Professor der Universität Bayreuth ist das Eingreifen Frankreichs eine Art „Neokolonialismus“. Unstrittig ist, dass die malische Regierung unfähig war, die Probleme im Norden selbst zu lösen und hat Frankreich um Hilfe gebeten. Legitimiert das zum Eingreifen? In diesem Zusammenhang kann ich mich an das Hilfeersuchen der Tschechoslowakei 1968 erinnern Das Geschrei war groß, als die Sowjetunion dem nachkam und in das Geschehen um den Prager Frühling militärisch eingriff.

Die Büchse der Pandora in Mali wurde doch erst durch den Krieg in Libyen geöffnet. Von dort kommen die vertriebenen Tuaregs samt umfangreichem Waffenarsenal. Das Ergebnis: Nach Angaben des UN Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind bisher etwa 150 000 Menschen in benachbarte Länder geflohen. Mit dem militärischem eingreifen wird sich diese Situation wesentlich verschlimmern.

Frankreich verfolgt in Mali klare Eigeninteressen: Zum einen wolle die „Grande Nation“ ihre Stellung in der Region ausbauen und zum anderen gibt es konkrete materielle Interessen: die Sicherung der Wirtschaftsinteressen der AREVA-Gruppe, des französischen Industriekonzerns, der seit 40 Jahren in Mali und im benachbarten Niger Uran für den europäischen Atomstrom abbaut. Die militärische Intervention ist nur dann juristisch und moralisch legitim, wenn sie keine imperialistischen Fernziele hat, wenn sie zeitbeschränkt ist und die Souveränität Malis wieder herstellt.

Mali gehört wie Niger zu den ärmsten Ländern der Welt, obwohl sie mit die größten Uranvorkommen der Welt haben. Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler schreibt in seinem Buch „Wir lassen sie verhungern – Die Massenvernichtung in der Dritten Welt“: Die Beziehung Frankreichs zur Regierung in Bamako ist eine neokoloniale Ausbeutungsbeziehung. Erst wenn es einen absoluten Bruch mit der neokolonialen Erbschaft gibt und z.B. der französische Konzern AREVA einen vernünftigen Preis für das dort abgebaute Uran zahlt, gibt es in Mali keinen Hunger mehr. Dass Länder wie Mali ihre reichen Bodenschätze nicht selbst veredeln können, ist auch eine Folge der Kolonialisierung.

62 Prozent der malischen Bevölkerung sind schwer unterernährt. Seit der Kolonisierung erleidet Mali Hunger, obwohl es als großes Bauernland eine lange landwirtschaftliche Tradition hat. Dennoch muss Mali 71 Prozent seiner Nahrungsmittel importieren, weil die Regierung wegen der Auslandsverschuldung keine Investitionen in die Landwirtschaft tätigen kann. Seit infolge der Börsenspekulation die Preise für Grundnahrungsmittel explodiert sind, und Rohstoffbörsen astronomische Profite z.B. mit Getreide machen, können Länder wie Mali nicht mehr genug Nahrungsmittel importieren. Daraus entstand die politische Instabilität, die der Westen in keiner Weise militärisch lösen kann. „Das schärfste Schwert gegen Extremismus ist die Entwicklungspolitik“, das sind starke Worte aus dem Munde des deutschen Entwicklungsministers zur Krise in Mali. Allein es fehlt die Bereitschaft des Nordens für eine wirklich andere Welthandelspolitik. Das würde ja bedeuten eigene Vorteile aufzugeben, wie z.B. Dumpingexporte von Nahrungsmitteln oder das Leerfischen afrikanischer Küsten. So bleibt die Massenarmut als Nährboden für Terrorismus erhalten und Niebels schöner Satz nur graue Theorie.

Selbst wenn Frankreich im Norden den Status quo wieder herstellen sollte, wird doch nur der Zustand hergestellt, der erst zur malischen Krise geführt hat. Eine Konzeption, wie weiter nach dem Krieg, hat Frankreich nicht. Und der malischen Regierung fehlt jede Legitimität im eigenen Land. Sie wurde in den letzten Monaten mehrmals putschartig ausgetauscht, ist schwach und von der Armee abhängig. Sie hat den Ausnahmezustand ausgerufen und Meinungs- und Versammlungsfreiheit abgeschafft.

Die ECOWAS hat mit ihrer Militäroperation das Ziel, bis Mitte des Jahres 2013 Voraussetzungen für Wahlen zu einer demokratisch legitimierten Regierung zu schaffen. Demokratie durch Krieg schaffen? Das war bisher noch nie so richtig erfolgreich. Die ECOWAS will den malischen Norden von den Rebellen befreien, die säkularen Tuaregs wollten alle Menschen im Norden, unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit befreien.  Wer hat wen eigentlich zur Befreiung legitimiert?

Die afrikanischen Staaten stehen anders als im Fall Libyen geschlossen hinter Frankreich, weil der französische Präsident sie diesmal, wie noch nie zuvor, von seiner Operation vorher informiert hat. Sie sehen darin eine andere Gangart Frankreichs. Der gut gemeinte Ansatz: „Afrikanische Lösungen für Afrikanische Probleme“ ist in Mali jedoch gescheitert, weil Afrika allein zu schwach ist. Auch fehlt es an durchsetzungsfähigen Institutionen, die innerafrikanische Lösungen umsetzen könnten.

Wie sehen es die Franzosen, die nicht vorher gefragt wurden? Umfragen zufolge stehen bis zu drei Viertel der Franzosen hinter der Entscheidung ihres Präsidenten. Auch der Sprecher der Linksfront, Asensi, meint, man könne   das Volk nicht der Barbarei von Fanatikern überlassen. Der mittelalterliche und mit den Terroristen von Al Qaida verbündete islamistische Fundamentalismus sei eine „neue Form des Faschismus“ und instrumentalisiere den Islam. Aber die Linksfront hat auch Vorbehalte hinsichtlich der militärischen Operation, ihrer Form, ihrer Bedingungen und ihrer Ziele. Die Intervention bringe Mali weder Stabilität noch die Demokratie. Der Krieg sei immer die schlechteste aller Lösungen und die unsicherste. Sie kann auch eine Kaskade von Explosionen in der ganzen muslimischen Welt auslösen, wie sich schon in Algerien andeutet. Auch die französische Friedensbewegung  weist die Argumentation zurück, dass diese Aktion unausweichlich war.

Auch In Mali rührt sich Widerstand gegen ein Eingreifen von außen. Die Vereinigung der malischen Abgeschobenen (AME) plant seit Monaten einen Friedensmarsch der Zivilgesellschaft, und ruft jetzt zum „Marche Blanche“ auf. Sie weist alle Formen der Einflussnahme, insbesondere militärische Interventionen zurück und ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich aus den geostrategischen Kalkulationen herauszuhalten und sich für eine politische Lösung der Tuareg- Problematik einzusetzen. Der Marsch fordert die Integrität des Territoriums und Unterstützung für die malische Armee, um die Bevölkerung vor den Dschihadisten zu schützen.

Nord-Mali ist ein aktuelles Beispiel dafür, dass Unterentwicklung den Staatszerfall befördert. Die zentralen entwicklungshemmenden Faktoren kommen nach wie vor von außen. Für internes Politikversagen gibt es Beispiele mehr als genug, aber sie verschärfen das Problem lediglich. Eigentliche Ursachen bleibt die seit Kolonialzeiten kaum veränderte Rolle Afrikas als Rohstofflieferant in der Welthandelsordnung, oder der noch vor der Unabhängigkeit liegende Ursprung der Auslandsverschuldung. Wenn der Norden an diesen Strukturen nichts ändert, bleibt Afrika auf der Verliererseite der Globalisierung.

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Kamerun 5.9. – 14.9.12

Die Beamten auf der anderen Seite der Brücke  hatten von der Auseinandersetzung um den Stempel für das Carnet in Nigeria Wind bekommen und wollten zuerst prüfen, ob ich in Kamerun auch ein Stempel für das Carnet brauche. Hier gab es zwar einen Custom- Beamten, aber der war wohl  nicht zuständig. Zum Telefonieren ging er über die Brücke nach Nigeria. Letztendlich gaben sie mir zu verstehen, dass ich in Eyumojok stehen bleiben sollte, bis sie mit dem Carnet an der nahen Grenzstelle Etok den für Kamerun erforderlichen Stempel mit dem Moped eingeholt haben, weil die Strecke dorthin mit dem Fahrzeug nicht befahrbar ist. Wenn ich den Umweg von Calabar zur Grenzstelle Etok gemacht hätte, wäre ich vom Regen in die Traufe gekommen, was die Streckke betrifft. Der freundliche Beamte der Botschaft Kamerun in Calabar erzählte mir, er kommt gerade aus Kamerun, die Strecke sein befahrbar. Welche Strecke er meinte, bin ich nicht mehr gekommen zu fragen. Ich hatte „Wichtigeres“ zu tun: Ich musste Geld für das Visum nachtanken.
Also fuhr ich in Richtung Mamfe. Ich dachte, ich kann ganz gut ohne Kamerun- Stempel im Carnet leben. Wieder eine Fehlkalkulation. Da es schon 17 Uhr war, kam erst mal was kommen musste. Es war fast dunkel, als ich vor einer Steigung stehen blieb, weil ich sah, dass ich dort keine Chance hatte durch den Schlamm zu kommen. Ich habe mich auf eine Nacht mitten im Urwald, weit vom nächsten Dorf eingerichtet. Dann kamen mir Mopedfahrer entgegen, und meinten, sie kommen zurück. Sie kamen auch, und einer meinte, er sei Driver und er fährt mich raus.  Ich überließ ihm das Steuer und er zeigte mir, wie man es macht. Im Schlamm braucht man eine ganz andere Technik, als z.B. im Sand. Im Schlamm wird keine Luft abgelassen, weil darunter fester Boden ist. Er fuhr volle Power, die Räder drehten mit 3 bis 4.000 Umdrehungen durch und der Gummi fing an zu qualmen und zu stinken. Bis zur Mitte kam er, dann war auch er am Ende. Sie sagten, sie kommen mit einem Fahrzeug wieder. Und dann kam wer:? Mein Driver, und er wollte die andere Hälfte seines Geldes. Diesmal gab ich sie ihm gleich, ich hatte eine schlechte Verhandlungsposition. In ihrem Dorf Otu, konnte ich übernachten, diesmal aber nicht als Gast. Er hat mich am nächsten Morgen durch die nächste Gefahr geschleppt und sich dann verabschiedet. Er brachte Bananen nach Nigeria. Er meinte noch im Ernst, ich solle ihm mein Fahrrad schenken, er hätte mir geholfen. Ich blieb ruhig und sagte, es war ein gutes Geschäft für ihn, nebenbei, weil es sonst eine Leerfahrt für ihn gewesen wäre. Sein Beifahrer, der beim Abschleppen immer auf meinen Beifahrersitz saß, wollte noch, dass ich Fotos mache, aber ich fand meinen Fotoapperat nicht. Er umarmate mich noch beim Abschied. Sollte er den Fotoapperat gestohlen haben? Vielleicht habe ich ihn auch verloren. So oder so, ich kann keine Bilder von der Schlammschlacht zeigen.
Ich fuhr weiter und wer kam mir entgegen?: Der Beamte, der mir meinen Stempel holen wollte. Er hätte in Eyumojok auf mich gewartet. Er fuhr mit seinem Moped voraus und fing er mich dort an einer Polizeistelle ab. Ich ließ ihn noch unterschreiben, dass er mein Carnet hat. Er fuhr nach Etok und ließ mich ganze 6 Stunden warten. Und dann kam nicht er, sondern ein anderer Mopedfahrer und wollte Geld für den Transport des Papiers. Da ist mir der Kragen gerissen. Dem Beamten habe ich lautstarkk zu verstehen gegeben, dass er mir das Carnet übergeben möchte. Den Mopedfahrer habe ich negiert. Sie zogen beide los zum Chefbeamten. Es verging eine weitere Stunde. Wieder zurück, gab der Mopedfahrer dem Beamten das Carnet und der gab es mir. Also, es geht doch. Geld hat der Mopedfahrer von mir natürlich nicht bekommen, wenn dann vom den Beamten, wie es sich gehört. Zum Verhalten gegenüber Korruption gibt es unterschiedliche Meinungen unter Travellern. Ich bin bisher immer gut gefahren, sie zu ignorieren. Dazu braucht man Nerven und machmal Ausdauer. Es kann auch mal schief gehen. Die Immigrationsbeamten an beiden Grenzstellen wollten Geld für ihre Stempel. Dem einen musste ich noch erklären, wo das Visum seines Landes im Pass ist. Letztendlich haben sie mich ohne ziehen lassen. Wofür soll ich zahlen, für ihre Überheblichkeit, oder ihre Dummheit? Der Anteil der Analphabeten ist hier groß, wofür die Meisten nichts können. Die Beamten schließe ich dabei aus.
Die 40 km Piste zwischen Eyumojok und Mamfe war zwar in einem angsterregendem Zustand, aber auch für mich befahrbar. Irgendwann reiße ich mir den Tank auf. Aber die schlimmsten Stellen waren wenigstens provisorisch befestigt. Und zu meinem Glück hat es 2 Tage nicht mehr geregnet. Und die Chinesen haben angefangen eine riesige Schneise in den Wald zu schlagen. Vor Mamfe hat es geregnet. Ich frage an einer Kreuzung nach dem Weg und folge einem alten Trottel auf dem falschem. Der zieht mit seiner Schrottkiste durch den nächsten, knöcheltiefen Schlamm. Ich bleibe stecken und ziehe zurück, aber da stehen Mopedfahrer. Ich muss stoppen und dann geht gar nichts mehr, 2 km vor Mamfe, im Dunkeln. Zwei Jungs mit Moped wollten helfen. Aber die Verständigung war schlecht und sie waren keine Profis, was wiederum gut für meinen Geldbeutel war. Irgendwann kam einer auf die Idee, Kies vom Straßenrand unter die Hinterräder zu streuen. Und irgendwann war ich raus, mit Power, man lernt ja dazu. Aber das ist eine Materialschlacht ohnegleichen. Ich erreiche mein Ziel im Data Hotel, wo ich gut stehen und schlafen kann. Ab hier mache ich Bilder mit dem Handy, und wir müssen Einschränkungen in der Qualität hinnehmen..

Und ich habe Internet und Verbindung mit Zuhause. Ich lebe, aber 2 Tage ohne Geld, ohne Essen, ohne Waschen. Meine Eigenversorgung ist völlig zusammengebrochen. Ich bleibe einen Tag in Mamfe, der kleinen Stadt am Fluss. Ich lass Wäsche waschen und entferne den Schlamm aus dem Auto. Bilder mache ich ab hier mit Handy.
Aber eigentlich habe ich keine Zeit, denn ich muss Ende des Monats aus der DR Kongo (Kinshasa) ausreisen, lt. Visum. Eine Fehlkalkulation? Und ein Visum für Kongo (Brazzaville) habe ich auch noch nicht. Wer holt mich hier raus, aus dem Urwald?
Und weiter geht’s in Richtung Yaunde, der Hauptstadt Kameruns. Aber ich komme nur bis Bamenda. 80 km feinster Asphalt und eine herrliche Gegend. So macht reisen Spaß.

Ganz ist die Straße aber noch nicht fertig. Um einen Berg muss noch auf einem Waldweg drum herum gefahren werden. Einige Stellen machen mir wieder Angst hängen zu bleiben. Die Bilder vermitteln einen kleinen Eindruck von der Schlammschlacht, die vor und nach der Grenze Nigeria-Kamerun erforderlich war. Leider sind mir die Bilder samt Kamera abhanden gekommen.

Aber der Schlamm ist hier nicht tief. Und bald ist die Straße wieder erreicht.

In Bamenda mache ich Halt und kann auf dem Hof eines guten Hotels stehen und schlafen. Aus Ermangelung an anderen Informationen ist das Übernachten an (nicht in) Hotels die sicherste Variante, auf die ich mich jetzt spezialisiert habe. Das ist aber auch verbunden mit einigen Nachteilen. Man erwartet, dass ich im Hotel esse, d.h. die preisgünstigere Selbstversorgung funktioniert fast kaum noch.

Am nächsten Tag fahre ich durch bis Yaunda. Durchgehend guter Asphalt. Die Natur hat sich verändert. Der Urwald ist nicht mehr so dicht und es öffnen sich herrliche Sichten auf Berge und Flüsse.

Da nicht alle an der Rezeption der Hotels immer kooperativ sind, spreche ich diesmal nur mit den Sicherheitsleuten und gebe ihnen das Geld für den Standplatz. Ich bin jetzt 120 Tage und etwa 17.000 km unterwegs und habe noch nicht eine Nacht im Hotelbett geschlafen. Solange ich im Auto gut schlafen kann, will ich das auch beibehalten. Das spart Geld und Ärger für teure und zugleich schlechte Hotelbetten – und -zimmer. Früh nach 8 finde ich die Botschaft Kongos (Brazzaville) und habe schnell meinen Antrag abgegeben. Von dort fahre ich auf den Mont Febe und genieße beim selbstgemachten Frühstück eine herrliche Aussicht auf die Haupstadt. Im nahen Hotel gleichen Namens habe ich Internatanschluss. Auf dem Berg gibt es auch ein Kloster mit Parkplatz, auf dem oft Treveller stehen sollen. Ich habe schon lange keine mehr gesehen.

Bis zur Grenze Gabun müsste gut zu fahren sein. Aus anderen, älteren  Berichten weiß ich, dass etwa 1.000 km durch Gabun zu fahren sind: davon 250 km gute und 50 km schlechte Teerstrasse, 600 km Buschpiste und wieder 100 km Teerstrasse. Andere haben für die Strecke 5 Tage gebraucht. Mir sitzt die Zeit im Nacken. Ende des Monats mus ich lt. Visum aus DR Kongo raus sein. Mit meinen Erfahrungen stimmt überein, dass eine gute Buschpiste besser als eine schlechte Teerstraße zu befahren ist. Vorausgesetzt, es hat nicht in Strömen geregnet. Bei schlechter Teerstraße hat man bei Schritttempo die Wahl, durch welches Loch man manövriert und ggf. aufsetzt. Wenn selbst die Botschaftsmitarbeiter Gabuns kein Wissen vermitteln können, wie die Straßenverhältnisse sind, ist das ein Armutszeugnis, was für Afrika Typisch ist. In Afrika ist nichts vollkommener, als die Unvollkommenheit.
Mit Nigeria habe ich Westafrika verlassen und bin jetzt in Zentralafrika. Mit Kamerun werde ich auch die Welt des Islam verlassen.Von Senegal bis Kongo-Brazzaville bin ich mit Ausnahme von Nigeria in der Westafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion. Währung ist der CFA-Franc, der zum festen Wechselkurs zum Euro (Franc) steht. Kolonial unterdrückt waren diese Länder von Frankreich, mit Ausnahme von Togo, Benin, Nigeria. Kamerun war bis zum 1. Weltkrieg Kolonie Deutschlands,, aber ich habe hier noch kein deutschsprechenden Afrikaner kennengelernt. Komisch. Mit Ausnahme von Marokko und Mali war ich bisher in Präsidentielle Regierungssysteme, wie in den USA.

Die Schulferien sind vorbei, in den Städten und Dörfern sind wieder viele Schüler unterwegs. Da sie wie hier in Kamerun gleiche Kleidung tragen, sind sie weithin sichtbar. Bildung ist auf dem Kontinent aber keineswegs normal. 33 Millionen Kinder gehen in Afrika nicht zur Grundschule, 156 Millionen Erwachsene sind Analphabeten. Die Ursache kann man vor allem in regionalen Konflikten sehen. In Bürgerkriegsländer wie Südsudan können nur 27 Prozent lesen und schreiben, in Somalia sind es 35 Prozent.

Das ist die geplante Route von der nigerianischen Grenze bis vor Kongo- Brazzaville. In Google ist die Route an einigen Stellen unterbrochen, was auf eine schwierige Piste schließen lässt. Hinter Loubomo gibt es wohl 3 Möglichkeiten den Congo-River zur DR Kongo (Kinshasa) zu überqueren : Mit der sehr chaotischen und teuren Fähre ab Brazzaville, oder die Brücke bei Boma oder Matadi, oder über die Fähre bei Luozi. Letztere haben eine sehr schwierige Anfahrt, die Brücke soll wohl weggespühlt worden sein. Aber ich kann nur eins: Recherchieren oder fahren. bis 27. 9.12 mus ich die Grenze nach DR Kongo erreicht haben. das wird sehr eng, bis unmöglich. In der Botschaft DR Kongos sagte man heute, dass ich nur ein neues Visum beantragen, nicht aber verlängern kann. Andere sagen wieder, es gibt kein neues Visum.

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