Ost-Afrika

Europa zurück 2.6. – 20.6.2013

Griechenland 2.6.2013
Von der Fähre fahre ich durch Athen und von dort aber direkt auf dem freien Stellplatz 50 km nördlich von Athen bei Nea Palatia, am Mittelmeer. Nachts werde ich geweckt, weil das Auto schaukelt. Aber ich bin zu müde, um auszusteigen und nach dem Rechten zu sehen. Sonst war die Nacht ruhig und ich kann wie immer gut schlafen, in meinem kleinen Apartment. Am nächsten Tag stelle ich einige Kilometer weiter fest, dass mir 2 kleine Riemchen fehlen, die die Räder vom Fahrrad halten. Also war es doch kein großer Hund, der an meinem Auto rüttelte. Bei dieser kleinen Begebenheit fällt mir ein Gespräch mit einem „erfahrenen Weltreisenden“ ein, der mich vor Afrika warnte, weil dort vor allem Kinder an „allem herumdrehen“.  Ich mache diese Erfahrung nicht in Afrika, sondern erst in Europa.

NeaPalitia149

In Stylida, nahe dem Campingplatz am Mittelmeer östlich der kleinen Stadt, nehme ich mir Zeit die weitere Strecke zu planen. Ich fahre westlich ins Landesinnere nach Kalambaka.  Damit ist auch die nächste Entscheidung naheliegend, nicht die kürzere Schnellstraße über Serbien zu nehmen, sondern weiter in westliche Richtung an der Adria-Küste entlang zu fahren

Stylida152  Stylida153

Am Morgen nach der Übernachtung auf dem Campingplatz Philoxenia bei Kalambaka erlebe ich eine böse Überraschung: Das Auto startet nicht, die Batterien sind leer. Hilfe ist sofort da, aber die Batterien müssen aus der nächsten größeren Stadt mit einem Aufpreis beschafft werden. Das dauert. Also nehme ich das Fahrrad und besuche die schwebenden Klöster von Meteora (Weltkulturerbe, für die Griechen das 8.Weltwunder). Die Rundtour beträgt zwar nur etwa 15 km, aber mit 400 m Höhenunterschied und mit einem alles andere als fahrtüchtigem Fahrrad. Für mich ist es ein kleiner Ausgleich zum Velothon, dem Fahrradrennen in Berlin, an dem jeder teilnehmen kann, nur ich dieses Jahr wieder nicht. Die Fahrt durch die Sandsteinfelsen, die grandiose Aussicht und der Blick auf die Klöster entschädigt für die Anstrengung. Gegenwärtig sind noch 6 Klöster erhalten und bewohnt, davon vier mit Mönchen und zwei mit Nonnen. Bis weit ins 20. Jahrhundert mussten die Mönche mit Strickleitern hochklettern, heute haben sie z.T. eine kleine Seilbahn (Pater-Noster). Dort übernachte ich auf einem freien Standplatz an der Burg. Aber ich fahre nicht in den Himmel und stehe am nächsten Morgen immer noch dort.

Meteora177  IchFahrrad198

Meteora164  Meteora162

Meteora193  Seilbahn188

Metedoa185 HinterMeteora219

Der  Campingplatz Limnopoula in Ioenia am See ist die letzte Station in Griechenland.

LimnopoulaCamp am See220

Albanien 9.6.13
In Albanien sind Campingplätze erst im Entstehen. Ich finde das Camp Paemer am Mittelmeer südlich von Dorres.

AlbanienCampPaemer222  AlbanienCamp Paemer223

Von der Burg Razafa in Shkoder bekommt man den nötigen Überblick und kann über die Stadt und den See bis zum Camp Resort am Lake Shkodra nördlich der Stadt schauen.

AlbanienShkoders233  AlbanienCamp225

Montenegro 11.6.13
Die kurze Küstenstraße am Mittelmeer in Montenegro ist mindestens genau so herrlich, wie die in Kroatien. Vielleicht noch ein wenig eindrucksvoller, da die Küste geprägt ist von vielen Buchten mit kleinen bebauten Inseln. Ich übernachte auf einem freien Platz neben dem Camp Donji Morinj.

Bar Montenegro240  Montenegro246

Kroatien 12.6.13
Kroatien ist ein Urlaubsland, in dem die Infrastruktur für Camper sehr gut entwickelt ist. Und die Altstadt von Dubrovnik. ist eine Perle an der Adria (UNESKO Weltkulturerbe).

Dubrovnik256  Dubrovnik273

Dubrovnik270  Dubrovnik264

Auf dem nicht so überlaufenen und naturbelassenen Camp Pod Maslinom in Orasac, 11km nordwestlich von Dubrovnik, sitze ich mit Blick aufs Meer unter Oliven Bäumen, bei Staropramen und Grill-Würstchen.

CampMasliam289  Camp Maslinam286

Bosnien-Herzegowina 12.6.13
Die Fahrt an der Küstenstraße ist hinter Dubrovnik durch 2 Grenzübergangsstellen unterbrochen. Aber Transitreisende durch Bosnien-Herzegowina haben auf den etwa 10 km nur kurz eine Passkontrolle über sich ergehen zu lassen.
In Griechenland habe ich vergessen Euro zu bunkern. Auf meiner Route durch Europa sind nur Zypern, Griechenland und Slowakei EU-Mitglieder mit € als gesetzliche Währung (€-Zone). Ungarn und Tschechien sind ebenfalls EU-Mitglieder, aber mit freiem Wechselkurs zum €, d.h. mit eigener Währung. Nicht EU-Mitglieder mit eigener Währung sind Albanien, Kroatien und Slowakei. Mazedonien und Bosnien-Herzegowina sind auch keine EU-Mitglieder, Erstere nutzen aber den € als Landeswährung („unilaterale Fremdwährung“) und Zweite haben eine eigene Währung mit festem Wechselkurs zum €. Kroatien kann nach Ratifizierung durch alle EU-Mitgliedsländer am 1. Juli 2013 der 28. Mitgliedstaat werden. Mazedonien und Montenegro sind Beitrittskandidaten, Albanien und Bosnien Herzegowina sind potentielle Beitrittskandidaten. Ein wenig Chaos. Hier scheint mir ein kleiner Rückblick in die jüngste politische Vergangenheit angebracht, auch zu meiner eigenen Verständigung (s. politische Reise „Jogoslwien und die NATO“).
Die vielen Grenzen, die heute zu überwinden sind, stellen sich für europäische Touristen nicht als Problem dar. In den Ländern mit eigener Währung kann € getauscht, z.T. mit € eingekauft, oder Landeswährung am ATM abgehoben werden. Ansonsten sind auf der Route durch das zerfallene Jugoslawien keine Visa erforderlich und es fallen auch keine Gebühren an den Grenzen an. In Griechenland und Kroatien sind für mich umgerechnet etwa“ nur“ 50,- € Maut-Gebühren angefallen, da ich weite Strecken nicht die schnellen Maut-Straßen genutzt habe.

Vor und nach dem Camp in der Stadt Voice noch ein letzter Blick auf die glitzernde Adria Kroatiens mit den mehr als 1.100 Inseln. Abschied von der mediterranen Landschaft und mittelalterlichen Städten, sowie den tiefgrünen Wäldern mit duftenden Pinien, den abgeschiedenen Buchten mit sauberen Kiesstränden und dem wohl klarsten Wasser im Mittelmeer. Istrien (die neue Toskana) kann ich auslassen, dort habe ich vor Jahren mal Inselhüpfen gemacht. D.h. ich habe mich mit dem Fahrrad von einer Insel auf die andere übersetzen lassen.

Bosnien296  Bosnien291

Ungarn 15.6.13
Nahe dem Camp Termal in Zulakaros, kurz vor dem Balaton, wird getanzt.

Ungarn303  Ungarn305

Am nördlichen Ufer des Balaton mache ich noch mal Station auf den gepflegten Camps nahe der Stadt mit dem unaussprechlichen Namen Vonyarcvashegy, sowie bei Alsoörs auf dem Camp Europa. Ich lasse es mir nicht nehmen, das Afrika-Museum zu besuchen. Hätte ich auch sein lassen können, weil es den Namen nicht verdient hat. Es ist mehr eine Ausstellung eines ungarischen Sammlers und Jägers, der in Tansania ab 1958 im Auftrag von westdeutschen Tiergärten als Wildfänger seinen Unterhalt verdient hat.

Balaton306  Balaton Jagd310

Die allerletzte Station auf der Rückreise ist in Prag. Vom Camp Dana Troja aus mache ich die letzte Fahrradtour durch die Stadt.

Prag330  Prag318

ENDE :

s. Auswertung, Statistik (in Arbeit)

Geplante und gefahrene Route durch:
Griechenland, Albanien, Mazedonien, Kroatien, Ungarn, Österreich, Slowakei, Tschechien, Berlin.

Griech-Berlin   Europa übe Adria

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Israel 18.5. – 30.5.2013

30 Länder habe ich bisher auf dieser Tour besucht, 30 mal die Grenze gewechselt. Das Schärfste habe ich mir zum Schluss aufgespart: An der israelischen Grenze ist der komplette Inhalt des Autos auszuräumen und durch den Scanner zu schleusen. Aber die Prozedur hatten wir vor 2 Jahren hier schon mal durch, war also keine Überraschung. Nach 2 Stunden war alles erledigt, da ich mich vorbereitet hatte. Auf jordanischer Seite waren noch mal 35,-JD fällig, und für Israel noch mal knapp 100,- € umgerechnet für die Auto-Versicherung fällig. Wegen der vielen Stempel im Pass werde ich im Hochsicherheitstrakt noch interviewt, und muss solche Fragen beantworten wie, was ich im Iran und in Syrien vor 2 Jahre zu suchen hatte. Da gibt es nicht viel zu erklären, ich bin Tourist und das ist Teil 2 meiner Weltreise.
Gleich hinter der Grenze liegt Elat. Ich stelle mich zwischen Aqaba und Elat ans Rote Meer.

Eilat DSCF0008  Kibbuz DSCF0009

Hier muss ich die Frage klären, wie ich zurück nach Europa komme? Die Möglichkeit auf dem Landweg durch Libanon und Syrien zu fahren scheitert nur daran, dass Libanon keine Einreise von Israel aus gestattet, so die Antwort der libanesischen Botschaft in Berlin. Die Durchfahrt durch Syrien an der Küste entlang zur Türkei wäre wahrscheinlich nicht das Problem, da dieses Gebiet, in dem vor allem die Religionsgemeinschaft der Alawiten lebt, von Assad kontrolliert wird, der zunehmend in dem Bürgerkrieg an Hoheit zurückgewinnt. Auch der Landweg über Libyen schied von vornherein wegen ungeklärter staatlicher Verhältnisse aus. Für beide Wege bekommt man wohl auch kein Visum. Also werde ich die Fähre nehmen müssen, um Europa zu erreichen. Nach unseren Recherchen gibt es folgende Möglichkeiten mit einer RoRo- Fähre ab Israel:

  1. Haifa – Iskenderun (Türkei),          660,-USD, Elif Göndem von Clipper Shipping, Fähre SISA.
  2. Ashdod – Monfalcone (Italien) , 1.600,-€, Manfred Franz von Mafratours, Fähre Grimaldi.
  3. Ashdod – Salerno (Italien),         1.025,-€*, Richard Hellyer von Pathfinder , Fähre Grimaldi.
  4. Haifa – Lavrio (Griechenland),   1.310,-€, Alicia Rozner von A. Rosenfeld Shipping, Fähre Salamis Lines.

Da ich Griechenland noch nicht kenne, tendiere ich zur letzten Variante. Außerdem ist Salamis Lines unkompliziert bei der Reservierung. Während Clipper Shipping 3 Wochen Vorlaufzeit voraussetzt, genügt bei Rosenfeld Shipping auch 1 Woche. Im Preis für die Fähre nach Griechenland (1.020,-€) sind die Hafengebühren in Lavrino enthalten. Die für Haifa kommen noch hinzu und sind mit rd. 290,-€ doch recht happig. *Ich nehme an, dass die bei Salemo auch noch hinzukommen. Wie ich im Nachhinein höre, soll die Fähre nach Iskenderun ganz weggefallen sein.
Aber bis zur Abfahrt der Fähre habe ich noch ein paar Tage Zeit, mir Israel anzusehen. Zuerst fahre ich vom Roten-an das Mittel-Meer, durch die Nagev-Wüste, vorbei an einem Kibbuz – Dorf und durch den Ramon Krater. Ein Museum erinnert dort auch an den israelischen Astronauten Ilan Ramon, der bei einer Columbia-Mission ums Leben kam. Er war einer der Piloten der israelischen Luftwaffe, der beim Angriff gegen den Iran beteiligt war.
In Ashdod gehe ich erst mal baden und beobachte bei untergehender Sonne ein jüdisches Hochzeitspaar. Südlich von Ashdod stelle ich mich auf einen Campingplatz, direkt ans Meer. Hier sind es „nur“ noch 30 Grad im Schatten, die große Hitze ist überstanden.

Ramon Crater DSCF0014  Hochzeit DSCF0020

Auffallend in Ashdod sind die vielen russischen Läden. Russischsprachige Juden sind momentan die größte Minderheit in Israel.
In Israel unterwegs sein, heißt auf den Spuren von Jesus zu sein. In der Old City von Jerusalem befinden sich gleich 3 religiöse Heiligtümer, die der Christen, der Moslems und der Juden. Israel das Land der Bibel, des Glaubens und Wiege der monotheistischen Religionen. Vor etwa 2.000 Jahren prägte hier die Geburt Jesus die menschliche Geschichte.

Jerusalem DSCF0026Vom Ölberg, bietet sich das Panorama auf die Altstadt Jerusalems mit der vergoldeten Kuppel des Felsendoms.
Zwischen Europa und Afrika war dieses strategisch wichtige Gebiet stets umkämpft. Etwa 1.000 Jahre vor Christus wurde in Jerusalem der erste Tempel der Christen errichtet und mehrmals zerstört. 632 wurde Jerusalem von den Moslems erobert. Sie bauten den heutigen Tempeldom über den Tempel der Christen, von dem nur die Klagemauer westlich des Tempelberges übrig bleib.

Jerusalem DSCF0058  Jerusalem DSCF0057

Heute ist die Westmauer der Wallfahrtsort der Christen, wo sie die Zerstörung ihres Tempels beklagen, und Zettel mit Wünschen hinterlassen, Dankgebete und Wünsche für eine glückliche Ehe, für ein gutes Geschäft, eine gelungene Prüfung, oder auch um geheilt zu werden. Selbst Atheisten haben dort Zutritt, auch ohne Kopfbedeckung. Es soll ein Ort der Religionsfreiheit sein. Der neue Papst hält sich an die biblische Botschaft, wonach jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, Gläubige ebenso wie Ungläubige. D.h. die Religion hat nicht das Recht Ungläubige zu verurteilen, wie umgekehrt auch nicht.
Ich sehe den Heiligenschein über der Grabeskirche, aus der Jesus als Sohn Gottes auferstanden sein soll.

Jerusalem DSCF0049 Jerusalem DSCF0052

Der größte Teil der Historiker des neuen Testamentes nimmt an, dass Jesus von Nazareth tatsächlich existiert hat. In Jerusalem bekleidete er ein geistliches Amt. Für den, der nicht an Wunder glaubt, fängt mit dessen Auferstehung die Sage an.

Der Theologe Eugen Drewermann, der bekannteste Vertreter der Bibelexegese, sieht das sinngemäß so: Das kirchliche Dogma leitet aus Aussagen, die in der Geschichte des Menschen selbst ihre Begründung haben, die Wahrheit Gottes ab. Die Kirche als Institution maßt sich an, über das, was die in der Bibel niedergeschrieben ist, sich als Mittler zwischen Gott und den Menschen zu erheben.
Über der Klagemauer (der übriggebliebenen Stützmauer des Tempels der Christen) befindet sich das drittgrößte Heiligtum der Moslems, die El-Aqsa-Moscheee, dem Felsendom. Wie schon in Saudi Arabien habe ich als Nicht-Moslem keinen Zutritt. Der Tempel der Moslems wurde auf die Mauern des Tempels der Christen errichtet. Für die Moslems ist ihr Felsendom heilig, weil nach ihrer Tradition von hier aus Mohammed auf seiner geflügelten Stute in den Himmel fuhr. Mohammed war „nur“ Prophet, nicht Sohn Gottes, von dem gibt es für Moslems nur den Einen. Für die Juden wiederum ist es unmöglich zu glauben, dass Gott zulassen würde, dass sein Sohn gekreuzigt (hingerichtet) wird.
Vom Ölberg aus soll Jesus in den Himmel gefahren, und seine Mutter, die Jungfrau Maria in einen ewigen Schlaf gefallen sein. Das Wunder, eine Jungfrau Mutter werden zu lassen, konnte nur Gott selbst vollbringen, glauben die Christen.
Für einen Atheisten kann so eine Visite ins Allerheiligste Bildungslücken schließen, um sich z.B. Bilder mit biblischem Hintergrund zu erschließen, oder aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Mir ist mein Fahrrad heilig. Inzwischen mehr ein Schrotthaufen, erfüllt es aber auch hier immer noch seinen Zweck.

Fahrrad DSCF0043  Jerusalem DSCF0044

Von der Ostseite des Ölbergs bietet sich auch ein Blick auf die Schattenseiten dieser Stadt und dieses Landes: Auf die Mauer mit der sich der jüdische Staat Israel gegen die Palästinenser abschottet. Eine Mauer, die zumindest rein äußerlich an die Berliner Mauer erinnert.

Jerusalem DSCF0035Mauer68

Jerusalem ist eine geteilte Stadt. Die Palästinensergebiete sind eingeschlossen und werden von der israelischen Besatzungsmacht bewacht. In Richtung Totes Meer passiere ich ohne Probleme die Grenzanlagen (Waffenstillstandslinie) und fahre durch das von Israel besetzte Westjordanland, welches von den Palästinensern zu 40% selbst verwaltet wird.
Das Jordantal ist mit 420 m unter dem Meeresspiegel die tiefste Stelle der Erde. Hier unten staut sich wieder die Hitze. Es gibt Pläne, nach denen das Tote Meer mit dem roten Meer durch eine Pipeline verbunden werden soll, um das Tote Meer mit Wasser nachzufüllen. Dagegen laufen Naturschützer Sturm.
Vor dem Toten Meer, welches wir bereits von der jordanischen Seite aus gesehen haben (s. www.asien.blogger.de ), biege ich zum See Galilee ab. Am Berg, wo Jesus seine Bergpredigt hielt, steht auch die Kirche der Seeligpreisungen. Die Bergpredigt ist einer der Gründe, warum einige Linke Christen sind, oder vielleicht auch umgekehrt.

Bergpredigt76   Kirche Seeligpreisung73

Hier hat Jesus von Nazareth als historische Person, einen großen Teil seines Lebens verbracht. Geboren wurde er in Betlehem (Weihnachten), ganz in der Nähe. In Jerusalem wurde er gekreuzigt und ist wiederauferstanden (Ostern) und zum Himmel gefahren (Himmelfahrt). Die Geburt Jesu und seien Fahrt zum Himmel wurde bestimmten Personen jeweils über Engel „verkündet“. War Jesus von Nazareth, soweit es ihn tatsächlich gab, bewusst, dass er Sohn Gottes war, oder wurde ihm das nachgesagt, also angedichtet?
Das Boot auf dem See Genezareth und Kirche der Apostel

ApostelKirche84  SeeGalilee71

In Haifa bezahle ich zuerst mein Ticket für die Fähre nach Europa und schaue mir dann noch die Stadt ein wenig an. Das Büro von A. Rosenfeld Shipping liegt unmittelbar am Gate 5, am Fuße des Berges Karmel. Die vergoldete Kuppel des Bahai-Tempels ist von persischen Gärten umgeben. Von ganz oben hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und den Hafen. Leider haben zerstreute Touristen, soweit sie nicht im Rudel mit dem Bus anreisen, kaum Zutritt, wegen fehlender Sicherheitskräfte!

Haifa89  Haifa96

Auch in Haifa steuere ich einen Standplatz an, direkt am Meer, allerdings unbewacht. In Jerusalem war es ein großer Parkplatz mitten in der Stadt, auf dem die Polizei spät abends meinen Pass sehen will um mir dann eine gute Nacht zu wünschen. In Israel kennt man leider keine Campingplätze für Campingautos, nur für Zelte. Auch Hotels findet man nicht, die einen Car-Camper akzeptieren würden. Aber es ist kein Problem und es besteht auch keine Gefahr, öffentliche Plätze zu nutzen. Findet man einen ruhigen Platz, kann man in Frieden schlafen. Oft findet man in der Nähe solcher zentralen Plätze in der Stadt auch eine Toilette. Aber ein öffentlicher Platz bleibt immer ein öffentlicher Platz, mit all seinen Nachteilen. Die Interessen von Nachtschwärmern kollidieren mit denen, die nachts Ruhe suchen. Freies Internet zu finden, ist dagegen in Israel überhaupt kein Problem, das gibt es z.T. auch auf den öffentlichen Plätzen.  An Erreichbarkeit und Schnelligkeit des Internets war auf der gesamten Reise Israel Spitze.
In Haifa fährt unmittelbar von meinem Stellplatz am Meer eine Seilbahn zur Stella Maris.

Haifa101

  Haifa99

Haifa98

In Tel Aviv stelle ich mich auf einen Parkplatz direkt in der Altstadt von Jaffa, den ich mit Markus-Koordinaten schnell finde. Vor der Skyline der Neustadt befinden sich helle Sandstrände. Hier gab es bis kurz nach 1900 nur Palmen. Und die Stadt verspricht, was man ihr nachsagt: sie schläft nie.

TelAviv115  TelAviv107

Im Park der Altstadt beobachte ich wieder ein Hochzeitspaar und einen Rabbi.

TelAviv109  TelAviv105

Seefahrt 30.5.- 2.5.13

Wieder in Haifa zurück beginnt am Freitag um 15 Uhr die Einschiffung. Diesmal zwar keine Kontrolle des Fahrzeuges aber wieder endlose Fragen, wie: Warum und zu welchem Zweck in Israel, warum schon mal im Iran und in Syrien, warum vorher in Sudan und Saudi-Arabien gewesen, was ich dort wollte, ob ich Waffen mit mir führe usw. Außer mir sind nur noch 2 Passagiere auf dem Boot: Bram & Lore aus Belgien: www.offexploring.com/bramlore. Sie sind von Südafrika auf dem Weg nach Hause über Ägypten gefahren, steigen aber am nächsten Morgen in Zypern schon wieder aus. Sie haben an den ägyptischen Grenzen keine schlechten Erfahrungen machen können.

Fähre121  Fähre125

Mir gibt der Kapitän meinen Pass für eine Stippvisite mit dem Fahrrad in Limassol. In der Zeit werden einige LKW zugeladen. Ich mache auf Zypern, was ich ein Jahr nicht mehr gemacht habe: Ich lasse mir am ATM € auszahlen! Zypern ist geteilt, wie einst Deutschland. Mit dem Unterschied, dass sich an der Mauer in Zypern nicht zwei Machtblöcke gegenüberstehen, sondern „nur“ zwei Volksgruppen auf einer Insel. 1960 wurde Zypern von der britischen Kolonialherrschaft in die Unabhängigkeit entlassen. Weil sich die türkischen Zyprer nicht als Minderheit behandeln lassen wollten, spitzte sich der Konflikt der beiden Volksgruppen 1964 zu einem Bürgerkrieg zu. Als 1974 griechisches Militär gegen den zyprischen Präsidenten Makarios putschte, griff die Türkei militärisch ein und besetzte im Norden 37% des Territoriums Zyperns. Seitdem ist Limassol die Hauptstadt der griechischen Süd-Zyprer, und Nikosia die der türkischen Nord-Zyprer. Die letzte Volksabstimmung 2004 brachte noch keine Wiedervereinigung. Sie ist an den griechischen Zyprern gescheitert.
Zypern ist nach Griechenland, Spanien, Portugal und Italien ein weiterer Krisenherd im Süden Europas. Auch dort schrumpft die Industrieproduktion, bricht die Investitionstätigkeit ein und steigt die Arbeitslosigkeit. Nach der letzten Finanzkrise ist Süd-Zypern im Prinzip pleite.
Auf dem Schiff lädt der Kapitän mit seinen 1, Offizieren in zivil zum Grillen auf Deck, sowie auf die Brücke ein. Am nächsten Tag passieren wir gegen 19 Uhr Rhodos. Am Sonntag früh legen wir in Lavrio an. Nebenbei kuriere ich ein Infekt aus, den ich mir wahrscheinlich bei ständigem Wechsel zwischen Air Kondition und Hitze schon in Sudan zugezogen habe. Ansonsten genieße ich die 3 Tage und Nächte auf dem Schiff, bei voller Verpflegung und einem ruhigem Zimmer mit Meerblick. Ich lege eine große Strecke zurück, ohne mich selbst um das Fortkommen kümmern zu müssen. So spare ich 1.900 km, die ich hätte selber auf dem Landweg fahren müssen. Ich spare auch an Zeit, denn für diese Strecke hätte ich etwa 12 Tage gebraucht bis auf gleiche Höhe, wenn ich vom Durchschnitt der bisherigen Reise ausgehe. Ich spare aber nicht an Geld, denn für die 12 Tage hätte ich etwa nur 620,-€ ausgegeben. Auf dem Schiff zahle ich also mehr als das Doppelte, um 9 Tage zu sparen. Aber die Frage stand ja so nicht.

Cyprus136Rhodos141

Die Seefahrt war relativ ruhig, nur ein wenig Wind von vorn. Vorbei an Rhodos erreiche ich nach 3 Tagen das rettende Festland in Lavrio, Griechenland. Auch das Ausschiffen ging reibungslos, kein Visum, keine Immigration, kein Custom. Wäre echt schade um Europa, wenn es wegen ein paar Finanz-Zockern und ein paar regierenden Sparschweinen kaputt gehen würde.

Geplante und gefahrene Route in Israel

Israel

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Saudi Arabien, Jordanien 11.5. – 18.5.2013

Saudi-Arabien 11.5. – 13.5.13

Der Grenzübergang, bzw. das Ausschiffen in Jiddah zieht sich in die Länge, da die Autos vor Herausgabe durch den Zoll/ Custom müssen. Meine Aufkleber mit dem weißen Kreuz auf rotem Grund verursacht Rückfragen in Saudi Arabien. Warum, wird mir erst später klar. Die Saudis verwechseln jede Art von Kreuz mit einem christlichen. Das Rote Kreuz (die Umkehrung der Schweizer Flagge) hat das religiöse Empfinden der Soldaten im osmanischen Reich schon verletzt. Darum wurde an die Stelle des Roten Kreuzes der Rote Halbmond gesetzt. Ich muss mit dem Zollbeamten zu seinem Chef. Der scheint, wie es Chefs so an sich haben, die Situation etwas schneller zu erfassen und lässt mich laufen. Gegen 14 Uhr kann ich endlich weiter fahren. Die Warterei macht mich nervös, da ich ja für über 1.000 km nur Transit-Visum habe. Das ist wie ein Marschbefehl: Durchquere die Wüste in 3 Tagen. Wenn nicht, dann …….
Das sind die behördlichen Auflagen, die einem das Reisen vermiesen können. Wenn ich dann die Schlaumeier höre, dass das nun einmal zum Reisen dazu gehöre; das sind die Krönungen, die ich so liebe. Reisen sei doch dazu da, höre ich dann, um Land und Leute kennenzulernen. Stimmt, aber wie soll ich das tun in 3 Tagen?
Keine Ahnung, was passiert, wenn ich zu spät an der Grenze ankomme.  Will ich auch gar nicht wissen, aber ich muss es ernst nehmen, da ich schon zu viel schlechte Erfahrungen gemacht habe. Die kriegen es fertig und schicken mich zurück in die Hauptstadt, um das Visum zu verlängern. Die Straßen (6 bis 4-spuriger Asphalt, durchgehend) sind nicht das Problem, auch das Diesel ist spottbillig. Aber was ist wenn z.B. das Auto stehen bleibt?
Und wie ich so darüber nachsinne und „Km schruppe“ (sagt der Tracker so?) mit bis zu 140 Km/Std., fällt doch tatsächlich der Motor aus. Er springt aber noch mal an. Mr. Hiace, der auch viel schlucken musste, schafft es gerade so bis zum Radisson Blu Hotel in Yanbu. Da der Tank noch keine Reserve anzeigt, ist für mich klar: Ursache ist wieder, oder immer noch, schlechter Diesel, den ich zuletzt in Sudan getankt habe. Ich lasse mich auf den Hotel-Parkplatz schieben und der Manager hat auch nichts dagegen, dass ich dort im Auto übernachte. Ich gehe noch in die Sauna (seit einem Jahr mal wieder) und in den Pool. Am Morgen springt der Motor noch mal an, die Toyota Werkstatt ist nicht weit. Aber die weisen mich ab mit der Begründung, dass deutsche Fahrzeuge nicht in ihre Werkstatt dürfen und dass der Toyota-Typ in Saudi nicht in ihrem Sortiment sei, also sie dafür keine Technik und Ersatzteile hätten. Das ist die Höhe! Ich suche also eine kleine Werkstatt, d.h. ich bin auf freundliche Menschen angewiesen, die mich dort hin schleppen. Nach dem 3. Anlauf finde ich eine Diesel-Mechanik-Werkstatt. Aber inzwischen ist es 14 Uhr, Allah ruft und das Werkzeug wird fallen gelassen, bis halb vor Fünf. Aber der Meister scheint Profi zu sein. Nicht lange und er hat die Ursache gefunden: Kein Benzin im Tank!! Oh wie peinlich. D.h. die Tankanzeige ist bei den letzten Reparaturen verstellt worden. Ich höre schon die Schlaumeier: Man hätte ja mal tanken können. Habe ich aber ganz bewusst nicht, weil ich davon ausging, dass der Tank wieder geleert werden muss.  Aber letztendlich bin ich froh, dass ich nach dem Tanken weiterfahren kann und so billig davon gekommen bin. Der Meister will kein Geld! Das muss ich ihn aufdrängeln, verkehrte Welt. Weit komme ich an dem Tag nicht mehr, nur bis Al Wajh und stelle mich dort vor ein Apartment direkt vor dem Roten Meer. Für die letzten 800 km habe ich am nächsten Tag noch genug Zeit und bin rechtzeitig an der jordanischen Grenze hinter Haql. Die Saudis sind gut sortiert, es geht schnell. Auf der jordanischen Seite geht es durcheinander und es sind umgerechnet noch mal fast 100,-€ für die Auto-Versicherung fällig, gültig für 1 Monat, obwohl ich nur 7 Tage lt. Visum habe. Diskussionen werden nicht zugelassen. In Aqaba stellt sich das beruhigende Gefühl ein, hier schon mal gewesen zu sein, also nach Hause kann es nicht mehr weit sein. In Aqaba kreuzen sich die Wege der Asienreise (www.asien.blogger.de) vor 2 Jahren mit der Afrikareise.

Jordanien 13.5. – 18.5.13
Auf dem Bedouin Moon Village, 11 km südlich von Aqaba, lasse ich mich nieder. Und dann ist Schnorcheln angesagt, mit Sebastian + Martin, die hier her geflogen sind und Jordanien mit dem Mietwagen erkundet haben (Petra, Wadi Rum usw.). Wir waren vor 2 Jahren schon dort und ich habe in Aqaba meinen Tauchschein gemacht. Unter Wasser eine Welt wie im großen Aquarium: Fische zum Anfassen im Roten Meer am Korallenriff.

schnorchel DSCI0056  Schnorchel2 DSCI0079

Schnorchel3 DSCI0066  Schnorchel4 DSCI0111

Schnorchel6 DSCI0127  Schnorchel 5 DSCI0082

Ansonsten nutze ich die 7 Tage, die ich laut Visum habe, zum Faulenzen. Der Stellplatz selbst hat keinen Schatten, aber am Pool oder im Roten Meer kann man es aushalten. Dann muss ich durch den Hochsicherheitstrakt der israelischen Grenze, die im Länderviereck von Jordanien, Israel, Saudi und Ägypten nicht weit entfernt ist.

Route Saudi, Jordanien

     Saudi

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Sudan 19.4. – 11.5.2013

Der Grenzübergang Äthiopien – Sudan bei Metema ist relativ schnell abgewickelt. Lediglich ein geringes Entgelt ist für die Immigration auf der sudanesischen Seite fällig. Camp-Sites gibt es auch hier keine. In Al-Cadarif sind auch die Hotels nicht auf Camper eingerichtet. Also beschließe ich, schon spät abends, die Nacht durchzufahren. Ein Halt auf offener Strecke bietet sich auf einem LKW- Stellplatz, um ein wenig zu schlafen. Ein alter Mann legt sich auf seinem Bettgestell gleich neben dem Auto und erwartet natürlich ein Entgelt für seine Bewachung.
In Karthum gibt es nach meiner Kenntnis 2 Camps. Den Blue Nile Sailing Club im Norden am blauen Nil und das Camp International im Süden der Stadt. Beide sind nicht sehr schön und eigentlich keine Car-Camps. Aber der im Norden verlangt 10 Dollar in harter Währung, obwohl es mehr ein Parkplatz ist. Und dann merke ich, dass ich in eine böse Falle getappt bin. Es gibt zwar eine Menge ATM (Bankomat), die akzeptieren aber keine Visa -Karten. Zum Glück hatte ich noch ein paar Dollar in Äthiopien gebunkert und ein Rest an Birr in sudanesische Pound an der Grenze getauscht. Die hin und her Rechnerei macht einen kirre. Ich hätte auf die Schlepper an der Grenze hören und noch mehr Dollar tauschen sollen.
In der Wall-Waha-Mall im Zentrum der Stadt gibt es air condition und kalte Softdrinks. Dort bereite ich die Heimreise vor. Die Variante über Wadi Halfa (Ägypten) mit der Fähre habe ich verworfen. Die Brücke ist noch nicht fertig, d.h. der Landweg nach Ägypten noch nicht durchgängig möglich, hat mir ein Reisebüro in Karthum Midhat.Sudan@gmail.com bestätigt. Es gibt zwar eine kurze Strecke direkt über den aufgestauten Nil mit Ponton-Fähre, aber wohl zum doppelten Preis. Außerdem habe ich auch keine Lust auf Grenz-Stress mit ägyptischen Behörden und Schleppern. Eine Verschiffung Port Sudan – Mersin habe ich auch verworfen, da zu den Fähr- noch die Flugkosten kommen (rd. 2.000,-USD zusammen), und ich lange auf das Auto warten müsste. Hatte auch die Variante über Saudi nach Dubai im Auge, aber von dort müsste ich wieder mit der Fähre nach Iran, um nicht über Irak zu müssen. Über Ägypten oder Dubai hätte ich mir auch eine Verlängerung meines Carnet de Passage aus Deutschland holen müssen. Habe mich daher entschlossen die RoRo-Fähre Port Sudan – Jiddah (Saudi Arabien) zu nehmen. Für Saudi-Arabien erhält man lediglich ein 3-Tage-Transitvisum. Die Saudis heißen Mekka-Touristen willkommen, andere sind nicht gern gesehen. Wer mit Frau einreist, muss mit dieser verheiratet sein. Von Aqaba (Jordanien) fahre ich rüber nach Eilat (Israel). Dann mit der RoRo-Fähre von Haifa nach Iskenderun (Türkei), oder nach Italien, um Syrien zu umgehen. Dann über Bulgarien, Serbien, Ungarn, Tschechei zurück nach Berlin. So der Plan.
Sudan ist eine Islamische Republik mit einer Militärregierung. Staatsreligion ist der Islam und es gilt die Scharia. Der Präsident wird alle fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. Die Oppositionsparteien boykottieren die Wahlen. In den USA gilt der Sudan seit Osama bin Laden, der 1991 in den Sudan floh, als Terrorstaat. Bin Laden investierte 50 Millionen USDollar, unter anderem finanzierte er die Straße von Khartum nach Port Sudan im Osten des Landes. Die USA verhängte ein Embargo, an dem auch Barak Obama festhält. Durch die Sanktionen ist Sudan der Weg zu multilateralen Krediten beim Internationalen Währungsfonds und Weltbank verbaut. Zudem boimbardierten US-Kampfflugzeuge im August 1998 die asch-Schifa-Arzneimittelfabrik in der Nähe von Khartum wegen angeblicher Verwicklung in Chemiewaffenproduktion. Der Internationale Gerichtshof (ICC) stellte 2009 einen Haftbefehl gegen Präsident al-Bashir (zum ersten mal gegen ein Staatsoberhaupt überhaupt) wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Darfur aus. 13 Ethnien leben in Darfur, die größten sind die Fur, die Massalit und die Zaghawa. Eine schwer überschaubare Zahl von Milizen und Rebellengruppen kämpft gegeneinander und die sudanesische Armee mischt kräftig mit. Seit dem Doha-Dokument vom März 2012 ebbt der Konflikt ab. Inzwischen steht Sudan für Stabilität in einer Krisenregion, was von den USA aber bisher nicht honoriert wird.
Daher ist das Verhältnis Sudans zum Westen also mehr als gespannt. Daher funktioniert auch keine Visa-Karte bei den Banken, und der Aufenthalt ist auf 14 Tage beschränkt. Ich muss mir also als erstes Geld aus Deutschland schicken lassen, was über Western Union funktioniert. Dann fahre ich zur Botschaft der Saudis. Die verlangen zuerst ein Visum für das Folgeland (also Jordanien), sowie eine Empfehlung der deutschen Botschaft. Also ziehe ich unverrichteter Dinge wieder los und suche die deutsche Botschaft. Die aber ist abgebrannt. Nach dem Anti-Schmähvideo von Fanatikern im Oktober 2012 wurde die Botschaft wie die amerikanische von ebensolchen Fanatikern gestürmt. Auch die Botschaft Jordaniens ist nicht dort, wo sie auf meiner digitalen Karte zu finden ist. Der Weg dorthin wird zur Odyssee, weil es keinen Stadtplan, kaum Straßenschilder und keine Straßennummern gibt. Selbst Googl-Map findet keine Ortsangaben. Hat man sich mal eine Adresse auf Arabisch aufschreiben lassen, können selbst Taxifahrer keine Auskunft geben.
Hinzu kommt, dass Khartum eine der heißesten Metropolen der Welt ist. Die Temperatur beträgt im Mai durchschnittlich! 42° (Nachts 27°). Die Luft ist trocken (Luftfeuchtigkeit 14%!) und heiß. Heiß hat für mich jetzt einen neuen Ort: Khartum. Holz schwindet ungewöhnlich, selbst Sperrholz um Zentimeter. Das Thermometer schlägt im Auto bei 60 Grad an. Meine dicke Entfernungs-Überbrückungs-Plastikkarte (mein Glücks- und Engelbringer) verbiegt sich auf dem Armaturenbrett wie Wachs. Da werden auch kleine Behördengänge zur Qual. Eine Versorgung mit Essen aus der Kühlbox im Auto ist nicht mehr möglich. Nachts liegt man schweißgebadet. Oh wie schön war die frische Luft in den Bergen von Äthiopien oder das kalte Wasser im Atlantik.
Meine Stimmung sinkt dem Tiefpunkt entgegen. Ich habe schon den halben Tank in der Stadt verfahren, aber zum Glück kostet der Liter Diesel hier nur 25 Cent. Bei so viel schlechter Energie kommt was kommen muss. Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit in der Western Union Ecke im Stadtzentrum nutzt ein Profi zum gezielten Handgriff: Navi und Kamera sind gestohlen aus dem Fahrerhaus! Die Warnung des Auswärtigen Amtes war insofern berechtigt: „Die Kriminalität in Khartum nimmt – auf für afrikanische Verhältnisse niedrigem Niveau – zu (insb. Einbrüche in KFZ)“.
Unweit der jordanischen Botschaft frage ich einen Einheimischen, der die Sorgen eines Ausländers erahnt, was hier ganz, ganz selten ist, und mich zur Botschaft Jordaniens begleitet. Anschließend hilft er mir noch beim Kauf einer sudanesischen Telefonkarte. Barbara schickt mir einen Engel und der stellvertretende deutsche Konsul eine Wege-Skizze, nachdem ich ihn dazu aufgefordert hatte. Unweit der deutschen Botschaft treffe ich zufällig einen deutschen Architekten und frage nach dem Weg. Als wenn wir uns schon lange kennen würden, hatte ich nach 3 Minuten eine Einladung zum Bier am Abend. Im ganzen Land gibt es kein Alkohol zu kaufen! Inzwischen kenne ich mich aus in der Stadt und finde auch ohne Navi sein Haus. Nach 2 Bier meint Bernd ich sehe schon etwas besser aus und solle mich erst einmal erholen. Ich bin Gast in seinem Haus und bekomme auch einen Schlüssel. Erstaunlich, auf was für tolle Menschen man auf so einer Reise trifft. Und wie der Zufall es so will, sucht der Architekt mit vielen Ideen und Objekten gerade Mitstreiter. Jedenfalls gibt es erst einmal eine Menge zu erzählen. Khartum ist wie ganz Afrika eine Goldgrube für Leute mit Ideen. Die Stadt ist noch im Entstehen und hat ein riesen Potential an Wachstumschancen. Der Westen hat den Zug nach Afrika verpasst. Auch hier haben die Chinesen das Rennen gemacht. China ist der wichtigste ausländische Investor im Sudan.
Ich schlafe gut in einem gekühlten Zimmer, und habe die nächsten Tage Zeit und sammle neue Kraft für Behördengänge. Für das Sudan-Immigration-Register sind 250,- Pound fällig. Zudem braucht man dafür einen Sponsor. Witziger weise meint der Beamte, sein Helfer könnte den Sponsor spielen. Macht er gerne und nimmt dafür 250,- Pound Da die 14 Tage im Sudan Visum schnell um sind, brauche ich eine Verlängerung: für 260,- Pound. Die deutsche Botschaft berechnet für die Verbalnote (Empfehlungsschreiben), die die Saudis verlangen, 175,- Pound. Der offizielle Umrechnungskurs beträgt 4,5 Pound auf 1 €, auf dem Schwarzmarkt erhält man bis zu 7,5 Pound. Durch das westliche Embargo besteht eine sehr hohe Nachfrage (Abhängigkeit) nach harter Währung. Das erinnert sehr an DDR-Zeiten.
Auf dem Dach des Goethe-Institutes schaue ich mir den neuen deutschen Film „Das Knistern der Zeit“ über Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso an. Auf meiner Reise hatte ich ja Gelegenheit mir das Objekt selbst anzusehen. Ausländer benötigen außerhalb Khartums eine Reisegenehmigung. Ich bringe Bernd in die Stadt und er zeigt mir das Büro, wo ich ein travel permit bekomme.
Bernd lebt und arbeitet schon 5 Jahre hier. Sein Haus nahe am Zentrum steht offen für gern gesehene Besucher, so auch für mich. Ich lerne Ozcan kennen, der für Bernd arbeitet und mit mir zur Immigration geht. Er kennt auf jedem Amt eine Frau, die alles für ihn macht. Dann lerne ich dort noch Patric von der humanitären Hilfe der Schweiz kennen.
Bernds Arbeitsfeld erinnert mich an mein 1. und 2. Arbeitsleben. Allerdings wird hier inhaltlich vieles auf den Kopf gestellt. Ich versuche auszuhelfen und befasse mich mit der angelsächsischen Sicht der Bewertung von Immobilien und Investitionen, sowie mit dem Immobilien-Markt in Khartum, der noch nicht transparent ist. Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzung?

Die Saudis, die die Büroarbeiten aus der Botschaft ausgelagert haben, brauchen viel Zeit für die Ausstellung meines Visums. Mal fehlt eine Originalunterschrift und dann ist es wieder Donnerstag und das islamische Wochenende beginnt. Zum Glück habe ich mir Zeit zum Verbleib erkauft und bin gut untergebracht, so dass mich das nicht sonderlich aufregt. 5 Tage bevor das Carnet de Passage ausläuft, bekomme ich Donnerstag 16 Uhr das Saudi-Visum. Ich fahre die Nacht durch und halte für einen kurzen Schlaf auf einem LKW-Parkplatz. Die Straße über Atbarah ist durchgängig asphaltiert. Um 9 Uhr erreiche ich die Hafenstadt Suakin und kaufe ein Ticket für die Baaboud-Fähre nach Jeddah: umgerechnet etwa 220,- € für 1 Person, PKW, Hafengebühr (in Pound: 425+1.005+235). Da die Fähre regelmäßig dienstags, freitags und sonntags fährt, braucht man vorher keinen Kontakt. Man muss auch nicht nach Port Sudan. Ich habe genug Zeit für die Formalitäten im Hafen. Die Abfertigung beginnt erst ab 12 Uhr und die Fähre legt erst gegen 18 ab. Nach stundenlangem Warten bin ich durch Immigration und Custom durch (ohne weitere Kosten). Ich habe keine Kabine und keine 1. Klasse gelöst, wäre auch der Einzige gewesen. Erst dachte ich, dass ich Platz habe auf dem schon etwas in die Jahre gekommenen Kahn. Aber er füllt sich bis auf den letzten Platz mit weiß bekittelten Moslems. Wahrscheinlich allesamt Wanderarbeiter. Auch die Gänge sind im wahrsten Sinne des Wortes belegt, man muss über zig Leibern steigen. Neben meinem Platz bildet sich eine Gruppe Kartenspieler, die das Spiel sehr ernst nehmen. Es wird laut, an Schlaf ist nicht zu denken. Ich suche mir zwischen den Gestellen abmontierter Sessel einen Schlafplatz auf dem Boden, bzw. auf meinem Laptop. Den mitzunehmen war keine gute Idee. Aber das Auto wurde auf den Kahn gefahren, und man hat keinen Zugang mehr zum Auto. Aber es gelingt mir, ein paar Stunden zu schlafen. War es die Müdigkeit, habe ich mich verändert, oder bin ich noch der Alte?
Wie ich so zwischen zig Muslime schlafe, geraten in Deutschland gerade wieder Islamhasser und verknöcherte konservative Islamisten aneinander. Letztere vertreten vielleicht 20% der Muslime. Die schweigende Mehrheit ist eher liberal und säkular eingestellt. Grade sie haben aber keine Interessenverbände, weil der Islam im Grunde keine Organisation kennt. Mit ihnen könnte man darüber reden, wie der Islam zur Weltlichkeit des Rechtsstaates, oder zum Pluralismus der Weltanschauungen, zur Demokratie, zur Stellung der Frauen in der Gesellschaft steht. Oder darüber, dass nichtmuslimische Minderheiten in muslimisch dominierten Ländern bis aufs Messer bekämpft werden. In den existierenden Verbänden sind eher die traditionell-orthodoxen Muslime organisiert. Mit denen kann man über solche Fragen nicht diskutieren. Die Muslime, die sich kritisch mit den Gottesbildern auseinanderzusetzen, und die die Gesetzestexte des Koran als zeitgebundene Texte bezeichnen, die in einem modernen Rechtsstaat einer zeitgemäßen Interpretation bedürfen, werden mundtot gemacht. Zumindest so die Situation in Deutschland, meint eine Abgeordnete der SPD mit muslimischen Glauben im deutschen Bundestag.

Gegen 8 Uhr morgens legen wir in Jeddah auf der arabischen Halbinsel an. Die Reise ist zwar noch nicht zu Ende, aber ich habe es geschafft: In einem Jahr auf dem Landweg rund um Afrika.

Route Sudan
SudanTrack+Route

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Äthiopien 4.4. – 19.4.2013

Der Grenzübergang Kenia – Äthiopien in Moyale verläuft ohne Probleme und es fallen keine weiteren Kosten an. Visum hatte ich in Berlin einholen müssen. An der Grenze zu Äthiopien müssen die Spuren gewechselt werden. Fast 5 Monate war das Steuer auf der falschen (?) Seite und ich bin etwa 16.000 km auf der linken Spur gefahren. Die Grenzstation auf der äthiopischen Seite ist nicht zu erkennen. Im Ort drehe ich um und suche den Grenzposten, um nicht ohne Stempel weiter zu fahren. Dort erfahre ich, dass es im Ort keine Visa-Geldautomaten (ATM) gibt. Also fahre ich auf die andere Seite Moyale-Kenia zurück, obwohl ich ja schon ausgescheckt hatte, um kenianische Schilling abzuheben, und diese dann in Moyale-Äthiopien in Birr auf der Straße zu wechseln. Noch mal schnell nach Kenia zu fahren ist problemlos möglich und wohl die beste Variante, um bis Addis Abeba flüssig zu sein. Tanken ist unterwegs kein Problem. Für die Nacht bleibe ich in Moyale, auf dem Stellplatz des Bekele Molla Hotels. In einem anderen Hotel trinke ich noch ein Bier mit einem Guide, der sehr erfahren mit Touristen aus Europa ist, was einiges vereinfacht. Abends werden Stühle vor eine Leinwand (nicht mehr ganz weißes Bettlaken) gestellt. Man schaut Musikvideos, auf denen das äthiopische Militär von der besten Seite gezeigt wird. Die Musik hört sich mehr orientalisch an. Einiges ist hier anders. Wahrscheinlich auch daher, weil es als einziges afrikanisches Land nie unter europäische Kolonialherrschaft gefallen war. Nur die Armut  ist hier wieder gravierend. Wie schon in Westafrika gesehen und erlebt. Auf den Straßen sind viele Menschen unterwegs, ganze Völkerwanderungen. Kaum Autos, dafür unzählige störrische Esel und träge Kühe.

Straße3 00s  Straße 14s

Radfahrer2a 00sAuch einen Fahrradfahrer aus England treffe ich. Er ist schon fast 70. Ein Halt auf offener Strecke geht nicht ohne Zuschauer ab. Wenn ich die Kamera zücke, ergreifen sie die Flucht.
Was bin ich froh wieder festen Boden unter den Reifen zu haben. Wenn es regnet wird es ungemütlich: alles Land unter. Bis Yabello, wo ich in einer Pension einen Stellplatz finde, ist die Straße noch zum Teil im Bau. Nicht mehr lange, und die Chinesen haben eine Spur des Asphalts rund um Afrika gelegt.

Straße2 05s  Regen 01s

Ein paar Kilometer weiter ist es zwar wieder trocken, aber am Rand hat sich ein LKW im Straßengraben festgefahren.

LkW im Schlamm 04s  Baustelle 05s

Da ich in Dilla keinen Stellplatz finde, fahre ich weiter bis Awassa. Die Rezeption im Hotel Oasis findet kein Verständnis für Traveller, die nur einen Stellplatz suchen. Nach Kenia ist Camp-Site wieder ein Fremdwort. Also arrangiere ich mit dem Hotel-Security, und siehe da, es ist kein Problem. Ich habe einen Stellplatz mit Blick zum Lake Awassa, eine persönliche Nachtwache und der Security freut sich über 100 Birr (etwa 4,50€).

Am Lake 09s   Stadtl 00m 05s

Nicht viel weiter mache ich noch mal Halt am Lake Langano. Dort gibt es ein Kargoro Beach Camp Site. Dort stehe ich mutersehlenallein. Ein schöner Platz am See, aber keine motorisierten Touristen.

Am Lake2 09s   Am Lake3 07s

In Addis Abeba gibt es das Wilm´s Holland House Camp Site, unweit des Busbahnhofes und des Bahnhofes, vor dem der Löwe steht. Wilm ist Holländer und lebt hier mit seiner Frau, eine Äthiopierin. Für Traveller gibt es hier nur wenig Platz und es sind auch hier einige Overlander langzeit-geparkt.
Am Frühstückstisch finden sich immer 2 Hunde ein. Nachts steigt mir eine Maus aufs Dach und durch das etwas geöffnete Fenster des Fahrerhauses und verzehrt Brötchen und Banane. Das Holland Haus ist Freitags alle 2 Wochen Disko-Treff der hier in der Hauptstadt und Umgebung lebenden Europäer. Die Nachtruhe ist dann sehr kurz. Internet ist teuer und gibt es nur vom Stick. Strom und Wasser ist knapp. Die Nächte sind in 2.300 m Höhe empfindlich, aber angnehm kühl.

wilms holland house 02s addis löwe 02s

Somalia wollte 1977/78 das heutige äthiopische Ogaden besetzen. Äthiopien unter Mengistu wurde von der Sowjetunion unterstützt, worauf sich Somalia an die Seite der USA schlug. In diesem Zusammenhang wurden kubanische Soldaten aus Angola nach Äthiopien verlegt. Daran erinnert das Friendship Memorial, das zugleich an sowjetische Monumentalarchitektur erinnert. Auch ein afrikanischer Konflikt, der sich zum Stellvertreter-Krieg ausweitete und bis heute nachwirkt. Studenten vor ihrem Camp sind wie die Schüler einheitlich gekleidet. Ob sie sich an den Krieg erinnern? Mehr zur Kuba-Hilfe siehe hier im Blog unter Angola, politischen Reise.

addis friendship memorial 02s Studenten 05s

portugiesische Brücke 00sNördlich unweit von Addis Abeba liegt Debre Libanos mit der Äthio-German Lodge, von der man einen grandiosen Blick auf einen Canyon hat und eine portugiesische Brücke aus dem 16. Jahrhundert bewundern kann.

 

 

  Debre Libanos2 04s Debre Libanos 07s

Auf dem Weg nach Norden durchquert man das 2.000 m tiefe Tal des Blauen Nil.

24s  nilbrücke 01s

Behausung 02s  Aasgeier 3s

Von Bahir Dar aus erreicht man über ein paar Kilometer Schotter den Blue-Nil-Falls, der z.Z. nur wenig Wasser mit sich führt. Vorher lass ich mir einen reifenwechsel. Ist wohl schon der 4. auf dieser Reise.

Reifenwechsel 00s  Wasserfall Kinder 00s

Nil fall 06s  Wasserfall2 02s

Gondor 04sIn Gonder finde ich als Stellplatz das Forgera Hotel. Unweit der Stadt liegt die Quelle des Blauen Nils, die lange als Nilquelle galt. Die Stadt mit vielen Schlössern aus der Kaiserzeit war einstmals Hauptstadt Äthiopiens. Inzwischen umranken Bäume die hohen Schloss-Mauern. Die Märkte sind wohl noch aus der Zeit.

 

 

Schloss2 00s Schloss 02s

 

SchlossBaum 00s  Markt 04s

Ich finde einen sympathischen Begleiter, der sich in der Touristenstadt auf Touristen eingestellt hat und mir die Stadt zeigt.
SchlossBaum2 02s
Route Äthiopien (GPS-Tracks mit Stellplätzen)

Äthiopien19.4.

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Kenia 22.3. – 4.4.2013

Der Grenzübergang Tansania- Kenia bei Namanga geht reibungslos. Visum hatte ich in Dar Es Salaam bekommen, in Kenia fallen noch mal 40 Dollar für das Fahrzeug an. Gefahren wird immer noch links, der Elt-Stecker ist immer noch 3-poolig. Über einwandfreien Asphalt erreiche ich das Camp Jungle Junction in Nairobi, dank genauer Koordinaten im Navi auch im Dunkeln. Auch die Straßen sind völlig überlastet, nur Stau. Die 3. Ankunft hintereinander im Dunkeln. D.h. 350 km ist zu viel für ein Tag, oder man muss früh los und mehr als 8 Stunden fahren.
Nairobi liegt in etwa 1.800 m Höhe und ist damit eine der höchsten Hauptstädte der Welt. Es gibt wesentlich schönere Plätze, aber das Jungle Junction ist Treffpunkt aller Traveller, die nach Ostafrika kommen, und somit auch ein Platz, auf dem Informationen ausgetauscht werden können. Zugleich ist es auch ein Abstellplatz für Overlander. Einige Fahrzeuge stehen hier bis zu 2 Jahre, bis ihre Besitzer wieder hierher kommen, um den Urlaub für eine Fahrt durch Afrika in ihrem Auto zu nutzen.

Overländer 05sIch warte im Camp auf mein Visum für Äthiopien, welches (wie DRC und Angola) in Berlin eingeholt werden musste (hallo und danke an Barbara). DHL ist sehr zuverlässig, die Sendung braucht gut 3 Tage, bis sie an Ort und Stelle ist. Im Moment sind hier sehr wenige Traveller, meist Backpacker. Das kann daran liegen, dass die meisten abwarten, wie die Entscheidung der Wahlkommission in Kenia ausfällt. Die Übertragung läuft den ganzen Tag live im Fernsehen. So lange darüber diskutiert wird gibt es Hoffnung, dass keine Gewalt ausbricht. Vor 5 Jahren mündeten die Streitigkeiten nach den Präsidentschafts-Wahlen an den Rand eines Bürgerkrieges. Inzwischen hat sich an der politischen Lagerbildung entlang ethnischer Linien wenig geändert, im Heimatland des Vaters des amerikanischen Präsidenten. Den hauchdünnen Wahlsieg des superreichen Kenyatta zweifelt die Opposition an. Er ist nach Sudans Präsident Omar al Bashir der zweite amtierende Staatschef, gegen den ein Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof anhängig ist, wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Ich lebe inzwischen ohne Uhr. Die Abwesenheit der Uhr ist Voraussetzung, um das Leben mehr zu genießen. Wer sich den Rhythmus der Uhr aufdrängen lassen muss, bekommt Probleme. Die Uhr ist die Basis der Industriegesellschaft, in der diese benötigt wird, um Zeit in Geld zu verrechnen. Wie z.B. Banken nach dem Motto: Zeit ist Geld. Das ist in der Ökonomie noch sinnvoll, aber nicht im menschlichen Leben. Ohne Uhr wäre der Kapitalismus nicht denkbar, meint Karlheinz A. Geißler in seinem Buch: „Enthetzt Euch! Weniger Tempo – mehr Zeit“. Meine Uhr hat ihren Geist aufgegeben, sie tickt nicht mehr richtig. Ich habe keine neue gekauft, weil ich zurzeit nicht nach der Uhr lebe, sondern jetzt schon 320 Tage mit dem Rhythmus der Sonne. Eine Uhr brauche ich, z.B. wenn ich ein Ei koche, oder wenn ich schauen muss, wie viel Zeit ich noch habe, um rechtzeitig ans Tagesziel zu kommen. Und dann zeigt mir die Zeit notfalls auch das neue Handy (lediglich Basismodell) an. Natürlich kann man sich nicht von heute auf morgen entschleunigen, auch das braucht seine Zeit. Besser heißt es wohl: enthetzen, also weder die Schnelligkeit verteufeln, noch die Langsamkeit feiern. Ich habe keine Zeit ist der Satz derjenigen, die sich im Büro wichtigmachen. In Afrika, wie in der übrigen so genannten Dritten Welt, hat man immer noch Sensibilität für natürliche Abläufe. Man orientiert sich an der Zeit, die die Natur vorgibt. Ich habe inzwischen ein gewisses Verständnis für die augenscheinliche Langsamkeit der Afrikaner entwickelt. Aber auch die werden sich der Zeit anpassen müssen, wenn sie es nicht schon getan haben. Ihnen sitzt die Zeit im Nacken, die Entwicklung überrennt sie. Der Westmensch im Norden dagegen lebt frei nach dem Motto: Immer mehr Spaß erleben, immer mehr in der gleichen Zeit schaffen, und immer mehr konsumieren. Das nennt er dann Wohlstand. Aber anders als diese Ansprüche wächst der Körper nicht. Dieser Konflikt zwischen Natur und kapitalistischer Ökonomie, die immer weiter auf Wachstum zielt, macht auch  unzufrieden und unglücklich. Über Zeit nachdenken, heißt über sich selbst nachdenken. Über das Leben und den Tod. Jeder Tag ist einer weniger. Mit zunehmendem Alter hat man den Eindruck, die Zeit vergeht schneller, denn im Zeitgedächtnis bleiben nur die erstmaligen Ereignisse. Auch deshalb wollte ich noch mal ganz was anderes machen. Wenn täglich immer nur das Murmeltier grüßt, hinterlässt die Zeit keine Spuren, sondern nur eine Leere. Auf Reisen erlebe ich Vieles neu.  Damit meine ich nicht Pauschalreisen, denn die bestätigen nur die Regel. Zeit soll man sich nicht nehmen, man muss sie haben.

Nehme ich jetzt den kurzen Weg, weil das Jahr um ist, und weil ich nach Hause will, oder habe ich noch Zeit? Hier die Varianten. Wer mir die zweckdienlichsten Hinweise dazu geben kann, wie weiter, für den habe ich Zeit und gebe ein Bier aus.

Variante1 Fähre Türkei

  Variante2 Fähre Saud   Variante3 Fähre Oman

Variante 1                                                      Variante 2                                       Variante 3

Variante 1: von Nairobi nach Alexandria über die sehr abenteuerliche und teure Fähre über den Nil bei Wadi Halfa nach Aswan, Ägypten. Von Alexandria mit der Fähre z.B. nach Mersin, Türkei. Die kürzeste Variante, bei der ich kein neues Carnet brauche, weil ich innerhalb eines Jahres wieder in Europa sein kann.
Man kann diese auch erweitern zu Variante 1a: Am Mittelmeer entlang über Libyen, Tunesien und Algerien. Von Tunis z.B. besteht eine sehr kurze Fährverbindung nach Sizilien.

Variante 2 : Von Port Sudan mit der Fähre nach Jeddah, Saudi Arabien. Weiter über Jordanien und Irak in die Türkei. Knackpunkt Visa für Irak?

Variante 3 : Sehr abenteuerliche Fähre mit einer Dau von Djibutti nach Kismaayo, Oman. Weiter über Dubai, Saudi-Arabien, Irak in die Türkei. Oder Variante 3a: Fähre von Dubai nach Bandar-e Abbas, Iran und von dort in die Türkei. Die weiteste, aber sicher auch die spannendste Variante, für die ich auch mehr Zeit brauche.

Im Jungle Junction nutze ich die Zeit für Internetrecherchen, um die letzte Etappe vorzubereiten. Zwischendurch fahre mit dem Fahrrad 30 km durch Nairobi, eine der wenigen Städte in Afrika, die sich ein wenig weltstädtisch zeigen. Man muss nur aufpassen, dass man nicht vom Bus gestreift wird. Als Fahrradfahrer ist man hier eher Fremdkörper.
Auf dem Weg nach Äthiopien halte ich im Kongoni Camp bei Nanyuki. Kurz zuvor passiere ich zum 2. Mal den Äquator, der Breitengrad, der Nord wie Süd gleich Null ist. Meine 2. Äquatortaufe (hallo Klaus).

  Äquator3 01s Äquator2 14s

Die Sonne passierte diese Linie schon vor 8 Tagen, am 21.3. Fast ein Jahr fahre ich jetzt schon mit der Sonne. Immer im Sommer. Frühling Herbst und Winter habe ich ausgelassen. Jetzt bringe ich die Sonne mit nach Deutschland. Aber erst mal habe ich ab hier bis zur Grenze nach Äthiopien Sandpiste in Wellblech vor mir. Abseits der neuen Asphaltpiste noch ein sehr ärmliches Leben. Man sieht große Gewächshäuser und große Getreidefelder. Die Kleinbauern bewirtschaften den Straßenrand, der ihnen nach Landgrabbing der großen, meist ausländischen Agrarfirmen bleibt.

AmRandderPiste 01s  Landgrabbing 02s

Kamel 03s   Straußen 10s

Asphalt3 01s  BergEsel 03s

Als Viehhirten arbeiten hier sehr viele Kinder, die meist nicht um Geld betteln, sondern um Wasser. Die hier freuen sich über eine Flasche. Aber auf der Strecke sind mehr Kinder, als ich Flaschen dabei haben könnte. Die, die dursten müssen, werden auch böse.

WasserKinder2 00s  Hütten 03s

Die hier lebenden Ethnien lassen sich ungern fotografieren. Foto und Geld, sonst gibt es Ärger. Die Frauen gehen sogar mit dem Stock auf mich los.

3Männer 00s  Mädchen 00s

2 Frauen 01s  Feauen mitStock 01s

Nach Nairobi sind inzwischen etwa 440 km asphaltiert, mit finanzieller Hilfe der EU. Nach dem Ende des Asphalts sieht die Piste erst mal nicht schlecht aus. Im Durchschnitt ist die Strecke mit 30 km /Std. befahrbar. Aber was nützt mir der Durchschnitt, wenn solche Stellen dazwischen sind. Etwa 30 km vor Marsabit ist ein LKW im Schlamm stecken geblieben. Da hier nur LKW´s fahren, bilden sich tiefe Spurrillen. Ich setze auf der Ausweichspur sehr oft auf, da mir die Rad-Höhe fehlt. Das erinnert mich sehr an die Schlammschlacht zwischen Nigeria und Kamerun. Aber ich habe großes Glück, weil es lange nicht geregnet hat. Sonst hätte ich null Chance gehabt, hier zu passieren. Die Jungs in ihrem LKW sitzen hier schon 7 Tage fest. Aber sie sind noch erstaunlich guter Dinge. Mir würde es nicht so gut gehen.

AspahltEnde 05s  Schlamm 02s

Schlamm3 10s  Schlamm2 07s

Knapp vor Dunkelheit erreiche ich Henris Camp vor Marsabit, am gleichnamigen Nationalpark. Henri ist Schweizer. Das Camp ist sehr einfach eingerichtet, ohne Rezeption, Gaststätte oder gar Internet. Aber ich habe Wasser (aus der Regentonne), Strom und Kühlschrank mit Bier. Erst mal bin ich gerettet. In der Nacht dann gewittert es gewaltig. Stundenlang, in mehreren Wellen donnert und blitzt es. Mir wird klar, dass ich hier einige Tage warten muss, bis der Lehmboden wieder einigermaßen trocken ist. Ich fahre mit dem Fahrrad in die 3 km entfernte Stadt. Stadt kann man eigentlich nicht dazu sagen. Ein paar Hütten und Alles steckt tief im Schlamm. Ein fürchterlich trostloser Anblick. Auch in der folgenden Nacht nieselt es. Aber am 2. Tag schaut endlich die Sonne aus den Wolken. Wetterbericht gibt es hier nicht, meint Henri. Wenn ich morgen weiterfahre, dann auf gut Glück.

HenrisCamp 03s  OsternFrühstück 00s

Am Ostersonntag gibt es zum Frühstück auch ein Ei, vorgekocht aber unbemalt. Man sieht, hier fehlt eine Frau, die den Tisch entsprechend dem Anlass deckt.

Ostern ist Jesu gekreuzigt worden und auferstanden. Als Atheist könnte ich sagen, dass mir das Allerheiligste am Allerwertesten vorbeigeht. Aber so einfach will ich mir es nicht machen. Interessant in diesem Zusammenhang die Bücher von Gerd Lüdemann, bis 2011 Theologie Professor. In seinen wissenschaftlichen Untersuchungen wies er nach, dass die Auferstehung „weltgeschichtlicher Humbug“ ist. Zu dieser Erkenntnis sind 50% der Theologie-Professoren gekommen, die es aber nur ihren Studenten erzählen. Die andere Hälfte schweigt aus Gründen der Opportunität. Lüdemann ist der Einzige, der seine Erkenntnisse öffentlich macht. Dafür wurde er von der Kirche kaltgestellt. Der letzte Papst Ratzinger, schrieb, es gehe bei der Auferstehung nicht um das „Mirakel einer wiederbelebten Leiche“, sondern um ein überirdisches Mysterium. Das ist zugleich bemerkenswert, wie auch inkonsequent. Er drückt sich um die 2000 Jahren alte Frage: Fand das Ereignis statt oder nicht? Der Kirche geht es nur um Dogmen, an der Wahrheit ist sie nicht interessiert. Das Bundesverfassungsgericht entschied, dass Theologie eine „bekenntnisgebundene Glaubenswissenschaft“ sei, also keine Wissenschaft. Einige bekannte Linke gehören der katholischen Kirche an, wegen der katholische Soziallehre, die Bergpredigt, oder des Pazifismus Jesu. Lüdemann ist nicht aus der Kirche ausgetreten, um weiter das frühe Christentum zu erforschen. Die Frage nach Gott, hält er nach wie vor für legitim. „Wissen ist relativ und macht auch unsere Weltsicht relativ“. Die Kirche orientiert sich aber an einem Erkenntnisstand, der seit Jahrhunderten überholt ist. Relativismus kann keine Kirche ertragen, weil dieser absolute Wahrheiten ablehnt, die die Kirche nicht aufgeben will. Stattdessen hält sie am Fundamentalismus fest, von dem eine diktatorische Denkrichtung ausgeht, obwohl jeder halbwegs aufgeklärte Mensch es mittlerweile besser wissen müsste. Für einen großen Teil der Kirchgänger ist Auferstehung Kirchenfolklore, die halt dazugehört wie Kerzen und Orgelmusik. In seinem jüngsten Buch „Der älteste christliche Text – Erster Thessalonicherbrief“ weist Lüdemann christlichen Antisemitismus nach, den die Kirche auch nicht thematisiert.

Ostermontag ziehen die Christen durch Marsabit und lassen sich auch von den Pfützen am 2. Tag nach dem Regen nicht die Freude verderben. Es sind meist Frauen, Männer schauen höchstens zu. Die „Geschäfte“ kennen keinen Feiertag.

Marsabit 03s  Marsabit2 00s

Am 3. Tag nach dem Regen ziehe ich in dem Glauben weiter, dass es weitgehend abgetrocknet ist. Ich fahre an einem Krater vorbei und nehme einen alten Mann mit, der zwar saubere Kleidung trägt, aber trotzdem einen nachhaltigen Geruch seiner Ziegen hinterlässt, die sicherlich neben seinem Schlafzimmer hausen.

alter Mann 00s  Krater 02s

Glauben reicht nicht, Wissen wäre besser. Aber einen Wetterbericht gibt es nicht, sagte Henri noch. Den Abend davor sah ich noch das Wetterleuchten, weit weg im Norden. Da ich aber nach Osten muss, sei alles gut, dachte ich. Typischer Fall von Denkste. 100 km weiter, nach 5 Stunden, dann das Aus, da es hier letzte Nacht geregnet haben muss. An etwa 5 LKW und Bussen, die alle im Schlamm stecken, komme ich noch mit Vollgas vorbei. 3 Businsassen nehme ich mit, die mich rauspuschen, so der Deel. Aber nach 2 km hinter dem letzten Bus, schaffen sie es nicht mehr. Sie fahren mit einem anderen Allradfahrzeug weiter. Ich stehe im Schlamm, in der Mitte aufgesetzt und unter den Rädern Schmierseife. Keine Chance. Die Sonne geht unter und ich beschließe dort auf der Straße zu übernachten.

Bus stak 01s  schlamm 00s

Da ich bei offener Tür schlafe, lege ich sicherheitshalber Messer zurecht. Es ist eine weite Ebene, rundherum flacher Horizont, wie auf einem Teller. Weit und breit keine Ortschaft. Und trotzdem kommt aus dem Nichts im Dunkeln eine Gestalt. Am Geruch erkenne ich aber, es ist nur ein Viehhirte mit seinem weißen Baumwolltuch, gebunden als Rucksack. Er setzt sich vor die Tür. Ich verstehe ihn nicht und er mich nicht und zieht irgendwann weiter. Am nächsten Morgen mache ich im Matsch in aller Ruhe Frühstück, als ein Radfahrer des Wegs kommt. Es ist kevin aus Irland. Er ist schon einige Monate unterwegs, in entgegengesetzter Richtung. Ich koche ihm einen Kaffee und wir plauschen und tauschen Informationen aus. Er fährt weiter und ich lasse Luft aus den meinen Hinterreifen. Da kommt mir ein Allradfahrzeug entgegen. Es ist ein Weißer und ich frage natürlich, ob er mich rauszieht. Für ihn überhaupt kein Problem. Er meint dann, ich kann bis nach Moyale ohne Probleme allein fahren.

Kevin 02s  Abschleppen 00s

Aber so einfach ist es nicht. Die Odyssee ist noch lange nicht vorbei. Ich muss mich noch von etwa 5 weiteren freundlichen Fahrzeugen schleppen lassen. Durch solche Pfützen fahre ich selbst, wenn kein Schlamm zu vermuten ist. An Stellen, wo ich meine, dass ich es nicht schaffe, warte ich lieber auf Hilfe, bevor ich wieder mitten im Schlamm stecken bleibe, wie dieser LKW. In Isosolo mache ich noch mal Halt in einer einfachen Lodge, um am nächsten Tag Richtung Äthiopien zu fahren.

SchlammWasser2 02s  LKW im Schlamm 01s

Für die 450 km vom Kongoni Camp kurz hinter dem Äquator bis zur Grenze Äthiopien in Moyale brauche ich geschlagene 6 Tage!

Gefahrene Route in Kenia (GPS-Tracks)

Kenia Tracks

Kategorien: Ost-Afrika, Reiseberichte | Schlagwörter: | 8 Kommentare

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